Reha ja oder nein

[Annegret1]

Hallo zusammen,

ich bin 38 Jahre wurde am 29.05.06 brusterhaltend operiert. Ergebnis pT1cN0M0G3, "leider jedoch" Hormonrezeptoren negativ", so dass ich aufgrund dieser Diagnose und aufgrund meines Alters PROFILAKTISCH (?) 6 x FEC und 36 Bestrahlungen verschrieben bekommen habe. Die Chemos habe ich bislang eigentlich sehr gut mit extrem wenig Beschwerden hinter mir gebracht. Gerade gestern die 3. überstanden also HALBZEIT!!! Wie gesagt, sehr wenig Beschwerden, das Einzige ist andauernde Müdigkeit , Vergesslichkeit, Konzentrations- und Schlafprobleme, und das "Chemo-macht-dumm-Syndrom" also eigentlich "Peanuts".

Jetzt zu meiner eigentliche Frage: Ich weiß nicht ob ich eine Reha beantragen soll. Da es mir eigentlich so gut geht, und die ganze Therapie ja nur "profilaktisch" gemacht werde, habe ich Angst davor dass es eigentlich nicht nötig ist und ich ggf. sogar einen Platz von jemandem der es mehr braucht wegnehme. Ich gebe ich ehrlich zu keine richtige Vorstellung davon zu haben, was eine Reha für mich bedeutend könnte und habe sogar Angst davor dass diese mich noch mehr runterzieht wenn ich mit viel schwereren Schicksalen konfrontiert werde.

Was ist eure Meinung hierzu? Gibt es vielleicht jemand in der gleichen Situation bzw. mit den gleichen Zweifel?

PS. das Wort profilaktisch macht mich Kirre!!! Kommt mir so vor alsob ich meine Situation nicht Ernst nehmen soll, da ich ja nur "ein bisschen Krebs habe" oder "hatte". Habt Ihr auch solche Erfahrungen?

Viele Grüße
Annegret

[Heike 1963]

Liebe Annegret,

Du hast Brustkrebs und eine sehr heftige Therapie zu durchstehen! Das allein ist Grund genug, um Dir eine Anschlussheilbehandlung zu gönnen. Auch wenn es Dir gutgeht, so unterschätze nicht, was in Deinem Inneren abgeht. Am Ende der Therapie wirst Du merken, wie sehr Dich das alles geschlaucht hat und das Gedanken aufkommen etwas verändern und ein 'besseres' Leben führen zu wollen, damit das ja nie mehr passiert. Da tut es wirklich gut in einer AHB sich nur um sich allein kümmern zu müssen, Input für einen neuen Lebensweg zu bekommen und den geschundenen Körper zu verwöhnen und aufzubauen. Ich finde, das haben wir uns verdient!

Übrigens bin ich auch eine 'Negative'. Mein Tumor war 8 mm mit einem Grading 2. Hormone und Her2neu negativ. Auch ich hatte 6x FEC und 'nur' 30 Bestrahlungen. Seit März 2006 bin ich mit der Therapie fertig und ich war zur AHB in Scheidegg im Westallgäu, fernab der Heimat und unerreichbar. Das hat mir sehr sehr gut getan. Wann hat frau mal so viel Zeit für sich allein?

Heute geht es mir nach einigen Höhen und Tiefen, die ich durch das 'Neufinden' erlebt habe, sehr gut. Ich fühle mich gesund, aber nicht geheilt.

Nur das Beste für Dich wünscht Dir,
Heike

[Dodsche51]

Hallo
ich kann Dir nur empfehlen die Kur zu beantragen. Bin auch brusterhaltend
operiert. Ich hatte allerdings hinterher erhebliche Probleme mit meinem
rechten Arm. Konnte nichts mehr heben und den Arm nicht mehr nach
oben strecken. An diesem Bereich hat mir die Kur unglaublich viel gebracht. Auch hatte ich die notwendige Lymphdrainage vor Ort und das
war prima. Es gab Gespräche mit einem Psychologen und eine Selbsthilfegruppe. Also mir hat das alles geholfen und ich habe sehr viele
nette Leute kennen gelernt die auch Brustkrebs hatten. Da ich frisch erkrankt war haben mir die alle sehr viel geholfen die schon zur 2. Kur waren, welche uns ja nach einem Jahr zusteht. Habe soviele Tips erhalten
von Sachen die einem kein Arzt sagt. Alles was uns zusteht um was wir
kämpfen sollen. Lass Dir das nicht nehmen. Wenn es Dir supergut geht
dann sehe es als Urlaub an. Toi Toi Toi für die weiteren Behandlungen.

[sonnenstrahl]

Hallo Annegret,

ich kann meinen Vorrednerinnen nur zustimmen, beantrage auf jeden Fall die AHB, sie steht dir zu und du wirst sehen, es geht dir danach sicher viel besser, auch wenn du der Meinung bist, es geht dir jetzt gut. Eine chemo und Bestrahlung sind eine hohe Belastung für den Körper. Bei so einer AHB lernst du auch viel darüber, was du alles tun kannst für dich und deinen Körper, welche Rechte du hast und und und. Ich kann nur positives von meiner AHB berichten. Habe dort nette Frauen kennen gelernt und wir hatten zusammen viel Spaß. Wann hat man schon mal Zeit nur für sich, keinen Haushalt, keine nichts, nur Du selbst. Außerdem fand ich die sportliche Betätigung prima, zu Hause rafft man sich doch kaum selber auf, ich jedenfalls .
Habe dann voriges Jahr meine Reha beantragt, wollte ein Jahr nach der AHB fahren. Habe eine Ablehung bekommen, leider sehr oft üblich, habe aber gekämpft und nach 7 Monaten hatte ich die Zusage, war wieder sehr schön. Also lass dir das nicht entgehen, du profitierst sehr viel davon.

Liebe Grüße Anett

[Brigitte A.]

Hallo Annegret,
mein Tumor und Behandlung sind fast genauso wie bei Dir.

Prophylaktisch heißt doch eigentlich nur, daß man nicht sicher sein kann, ob noch irgendwo in Deinem Körper Krebszellen herumschwirren und deswegen vorsichtshalber das komplette Programm gefahren wird. Bei mir war es genauso und ich war immer dankbar dafür, daß alles getan wird, um eventuelle Reste abzutöten. Ich glaube nicht, dass irgendeiner derjenigen, die von "Prophylaxe" sprechen meint, daß Du nur ein "bißchen" Krebs hat...eher im Gegenteil, deine Diagnose wird ernstgenommen und deswegen bekommst Du die Therapie.

Überleg Dir doch vielleicht mal, ob Du Dir noch begleitend einen Psychoonkologen suchst. Da kannst Du genau diese Dinge, die Dich rasend machen artikulieren und loswerden. Ich hatte auch gedacht, das sei nicht nötig, da ich kaum Nebenwirkungen hatte (siehe auch mein Blog, Adresse unten), aber mittlerweile seh ich das anders...

Alles Gute,

BA

[Tina ST.]

Hallo Annegret,

ich kann den anderen nur Recht geben.
Mir ging es mal abgesehen von meiner Chemo erst nach den Therapien schlecht.
Ich war dann 4 Wochen in der AHB und die hat mir richtig gut getan.
Ich bin auch negativ,HER2 *** positiv,befallene Lymphknoten, alles in allem
keine so gute Prognose und in der Reha dachte ich oft den hat es ja noch schlimmer getroffen.
Deshalb hab keine Angst sondern gönn Dir die Erholung.

Gruß Martina

[Annafried]

Hallo Annegret,
ich habe ganz genau die gleiche Klassifikation wie du. Bei mir war es allerdings aufgrund irgendwelcher Probleme im Labor (Fixierungsprobleme) nicht möglich festzustellen, ob Hormon pos. od. neg.
Der Onkologe (ein guter Bekannter unserer Familie) hat mir dann geraten keine AHT zu machen, da die Nebenwirkungen ja auch nicht immer so ohne sind. Und nur auf den Verdacht in...... Es wurde noch einmal versucht da etwas genaues zu erreichen, aber wieder mit dem gleichen Ergebnis. Ich habe dann 4 x EC u. 36 Bestrahlungen bekommen. Das alles ist jetzt 3 Jahre her.
Eine AHB habe ich nicht gemacht. Hatte ähnliche Bedenken wie du. Und eigentlich ging es mir auch nicht so schlecht. Ich wollte unbedingt sofort wieder mein normales Leben haben. Also auch sofort wieder in meinen Job. Rückblickend (also jetzt wo es mir wieder richtig gut geht) kann ich sagen, dass es mir in der Zeit eigentlich doch gar nicht so gut ging. Ok, die Nebenwirkungen haben sich wirklich in Grenzen gehalten, aber eigentlich ist man doch ganz schön fertig. Vielleicht will man es auch nicht wahr haben. Ich hatte auch Bedenken/Angst, Frauen zu sehen denen es viel schlechter ging als mir. Also so 3 Wochen einfach nur ausspannen, gar nix tun, vielleicht austauschen mit anderen Frauen........wäre -jetzt mit dem Abstand- auch nicht schlecht gewesen.
Liebe Grüße und alles Gute
Annafried

Hallo Mädels,

ich muß das hier mal wieder von einer ganz anderen Seite zum Ausdruck bringen, wie wichtig die AHB, bzw. die Reha-Maßnahmen sein können.
Wenn man so jung ist, wie viele von Euch, dann denkt man natürlich
nicht an später, z.B. an die Rente, die die Eine oder Andere von Euch
möglicherweise gerade aus gesundheitlichen Gründen eher beantragen
muß und dann kann sich die "Nichtinanspruchnahme" oder die eigene Ablehnung der AHB oder Reha als nachteilig für die Betreffende erweisen.
Deshalb rate ich jeder Frau, die AHB und die nachfolgenden Rehamaßnahmen
auch zu beantragen und anzutreten, auch, wenn manche Frauen der Meinung sind, das brauchen sie nicht, weil es ihnen ja relativ gut geht. Es kann auch so sein, daß man erst nach 1 oder 2 Jahren nach der eigentlichen Erkrankung in eine Ermüdungsphase fällt, deshalb sollte man seinem Körper jegliche
Erholungsphase gönnen, die er kriegen kann.

Das sollte jetzt von mir "Alten" nur ein Denkanstoß für alle jungen Frauen
sein und ich hoffe, es hilft der Einen oder Anderen von Euch, sich darüber
nochmal Gedanken zu machen und dann erst die Entscheidung zu treffen
ob AHB und Reha oder nicht.

Alles Liebe und Gute für alle und

[Heidi O.]

Liebe Annegret,
auch ich wollte keine AHB, weil es mir soooo gut ging und ich große Angst vor "meinem Heimweh" hatte. Tja, und dann sollte ich noch ganz allein in die Ferne......
Alle haben mir geraten diese AHB bloß zu machen.
Ich war dann April/Mai 2006 für vier Wochen in St. Peter Ording und es war richtig.
Dort habe ich sehr nette Menschen kennengelernt, zu denen ich per Mail noch ganz lieben Kontakt habe.
Habe versucht mir von dort so viele Anregungen wie möglcih mitzunehmen und das Gefühl gehabt nach all den Therapien endlich auftanken zu können. Mir und meinem Körper wurde nur Gutes angetan und manchmal hatte ich das Gefühl richtig verwöhnt zu werden.
Außerdem hat es auch meinen zwei Männern daheim gut getan sich mal kümmern zu müssen - auch eine positive Erfahrung für mich. Sie haben sich durch meine Abwesenheit auch verändert und unterstützen mich noch mehr.

Ich habe mir in der AHB und danach hier daheim Unterstützung bei einer Psychologin geholt. Mein Leben soll sich ändern - ich will mich ändern und das schaffe ich nicht allein. Vor allen Dingen, was die Arbeit angeht.
Seit Juni arbeite ich wieder und es geht mir ganz gut dabei.

Werde ganz sicher im nächsten Jahr eine weitere Reha beantragen.

Alles Gute für dich und herzliche Grüße, Heidi

[Annegret1]

Vielen Dank an alle für euren tollen Anregungen und Meinungen.Ihr habt mich schon überzeugt. Ich glaube ich werde die AHB beantragen, je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr bin ich mittlerweile auch davon überzeugt, dass es mir gut tun wird. Ich habe tatsächlich soviele Sachen im Kopf die mal geordnet werden müssten... Ist schon nicht ohne, was so ab geht. (die letzte Chemo hat mich voll erwischt).

Außerdem klappt das mit dem Sport, so gut es mir auch geht, hier gar nicht :-(, so fest wie ich mir das auch vorgenommen habe.
Vielleicht ist es tatsächlich eine Möglichkeit sein Leben neu zu strukturieren und als neuer und vor aller gestärkter Mensch aus dieser Geschichte raus zu kommen.

Alles Gute und vielen Dank
Annegret

[loli]

Hallöchen,

ich war 34J. habe meine Chemo (6XTAC)im April 06 beendet und bin danach mit meinem Mann 2 Wochen nach Tunesien gefahren!! Das hat mir mal richtig gut getan!!!

Danach kam die Bestrahlung, die ich jetzt 35J. am 28. Juni beendet habe. Im August fahre ich für 3 Wochen nach Spanien, zum entspannen.

Ich habe während der gesamten Zeit 20Std. die Woche gearbeitet und es ging mir wirklich gut. Warum muss ich zur Kur???

Wenn es mit doch gut geht und ich mit der Krankheit gut um gehen kann, Warum muss man zur Kur??????? Kann ich mir diese nicht für eventuell Später aufgewahren??

Habe ich denn dadruch wirklich nachteile bei der Rentenversicherungsanstallt??

[Birgit64]

Hallo Loli,

da steht nirgends etwas von 'zur Reha müssen'. Wenn du der Meinung bist, du brauchst keine Reha und ein 'normaler Urlaub' ist für dich ausreichend, dann ist das doch okay. Die meisten Frauen unterschätzen jedoch die Langzeitfolgen der Therapien und stellen nach einigen Wochen 'Normalleben' fest, dass es eben doch nicht geht. Dann eine Reha durchzusetzen wird ungleich schwieriger und viele sind schon den Weg von Widersprüchen und Gutachten gegangen nachdem sie dann einen ablehnenden Bescheid erhielten.
Eine Reha ist auch kein Urlaub, sondern du mußt dort schon an dir arbeiten und auch mitarbeiten. Du bekommst jede Menge Tips die Erkrankung betreffend, evtl. Verhaltensregeln, soziale Informationen etc. etc. Du triffst dort auf auf Frauen mit derselben Erkrankung, die für dich auch den einen oder anderen Tip haben. Und ich glaube viele von uns haben dort auch neue Freunde gewonnen. Ich habe bislang nur wenige Frauen getroffen, denen die Reha nicht gutgetan hat.
Aber letztendlich ist es deine eigene Entscheidung. Eine Reha aufsparen für spätere (schlechte) Zeiten ist zwar eine nette Idee , aber funktioniert leider nicht.

Liebe Grüße

[susaloh]

Hallo Birgit -

zu deinem Beitrag noch mal konkret: Die AHB findet doch direkt im Anschluss an die Therapie statt, so unterscheidet sie sich von der Reha, oder? Es gibt aber wohl auch viele Frauen zumindest hier im Forum, die eine Reha machen und keine AHB, oder meinen die eigentlich eine AHB und Reha ist nur der Oberbegriff? Darf man denn sagen wir mal auch erst 3 Monate nach Ende der Therapie die Reha machen? Das würde mir aus verschiedenen Gründen nämlich tatsächlich eventuell besser passen - ja nach den Umständen! Und gehört die Antihormontherapie zeitlich gesehen eigentlich noch mit zur Therapie oder ist die offiziell mit der Bestrahlung und dem Verschreiben der Pillen zu Ende? Tut mir leid wenn das alles hier schon x-Mal im Forum diskutiert wurde - bin gerade zu schlapp/faul um gezielt zu suchen, muss ich gestehen!

Liebe Grüße
Susanne

[Birgit64]

Hallo Suzanne,
unter AHB versteht man eine Reha-Maßnahme, die direkt im Anschluß an die Therapie erfolgt. Wobei Therapie steht für OP und/oder Chemo und/oder Strahlen. Wenn deine Therapie also nur aus der OP bestehen würde, könntest du auch eine AHB machen. Ebenso, wenn deine Therapie mit der Chemo ihren vorläufigen Abschluß findet. Du mußt aber nicht mit einer AHB warten, bis du mit der AHT durch bist, denn die dauert ja in der Regel Jahre.
Du mußt auch nicht unbedingt eine AHB direkt im Anschluß an die Chemo/oder Strahlentherapie machen. Ich hab meine Diagnose im Januar 03 bekommmen und war mit OP, Chemo, Antikörper und Strahlen bis November 03 beschäftigt. Eine Reha habe ich aber erst im Feb 04 beantragt und im März 04 angetreten. Eine AHB direkt im Anschluß an die Therapien habe ich auch nicht gemacht, zum einen weil ich keine Weißkittel mehr sehen konnte und zum anderen weil ich nicht im Winter und über Weihnachten weg sein wollte.
Liebe Grüße

[susaloh]

Vielen Dank, das beantwortet genau meine Frage. Mir geht es nämlich ähnlich, was die Termine angeht. Ich bin auch wohl zu November fertig und würde lieber im Februar fahren, aus ähnlichen Gründen wie du, und auch weil ich gerne erstmal probieren würde, wieder ins normale Leben einzusteigen. Vorausgesetzt natürlich, dass es mir zum Ende der Therapie gut geht, wenn nicht, werde ich wohl die Chance nützen, in der Reha erstmal wieder fit zu werden.
LG
Susanne