Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 08.11.2010, 01:06
ulphin ulphin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.08.2010
Beiträge: 140
Standard Reise - ohne Wiederkehr

Reise – ohne Wiederkehr

Ihr Lieben alle,

seit einigen Monaten lese ich dies und das und habe auch weniges gepostet. Dies liegt zum einen daran, dass ich nicht zu denjenigen gehöre, die per se das Herz auf der Zunge tragen und zum anderen mein persönliches Umfeld (Familie, Freunde) mir sehr sehr geholfen haben. Danke an Euch alle.

Nun habe ich für mich das Bedürfnis, darüber zu schreiben, warum ich überhaupt ins Forum gekommen bin.

Vor mehr als zwei Monaten starb meine Mami (Lebermetastasen nach Aderhautmelanom). Sie war so....o tapfer! Und wir vermissen sie soo....o sehr!

Enukleation Nov. 2007, Lebermetastasen April/Mai 2010, ihr Tod im August, ca. 4 Monate später.

Mami hat sich bewusst auf die Enukleation eingelassen, obwohl es auch über Bestrahlungen gesprochen worden war (Tübingen). Die OP war gut verlaufen, sie hat sich auf die Einäugigkeit eingestellt und ist wieder Auto gefahren. Regelmäßig hat sie ihre Nachsorge-Untersuchungen machen lassen, die Ergebnisse waren immer ok. Mein Papi schwört Stein und Bein, dass die Ärzte über mögliche Lebermetastasen NICHT gesprochen haben, und auch nicht darüber, dass sie im Ultraschall nicht gut zu diagnostizieren sind (US ist aber wohl die übliche Folgediagnostik...). Aber das ist nun müßig

Ich selbst dachte damals: Auge weg = Krebs weg = alles gut
und habe nicht im WWW nach Fragen und Antworten gesucht – leider.

Sie war sodann in Behandlung und es wurden insgesamt von Mitte Mai bis Ende Juli 3 Chemoembolisationen (Cisplatin) durchgeführt. Die erste davon war durchaus vielversprechend, die weiteren brachten keine Verbesserungen (mehr) sondern Nierenprobleme. Dennoch wurde Mami eine Therapie mit Ipilimumab im Rahmen eines individuellen Heilversuchs vorgeschlagen; dem sie zu einem Zeitpunkt, an dem es ihr bereits nicht gut ging, zustimmte.

Fakt ist, dass sie zu jeder Zeit über das Ausmaß ihrer Erkrankung informiert war. Alles andere wäre für sie unerträglich gewesen.

Zu der Behandlung mit Ipilimumab kam es dann nicht mehr

Die ganze Zeit war mein Papi bei ihr, wir, d. h. meine Geschwister und ich, wir haben telefonisch und über Besuche zu Hause und im KH Kontakt gehalten (ca. 400 km )

Tumorschmerzen hatte Mami – GOTT SEI DANK – die ganze Zeit nicht. Dafür setzten ihr hämorrhidale Probleme massiv zu, die ließen sich nicht mit den üblichen Schmerzmitteln beheben.

Einige Tage vor ihrem Tod haben wir (sie, Papi, ich) noch einen sehr sehr guten Tag miteinander verbracht, uns gesagt, dass wir einander sehr lieb haben, dass wir eine gute Zeit miteinander haben /hatten etc. und ich bin in den Urlaub gefahren. Mami wollte es so, darüber hatten wir auch gesprochen. Dabei waren wir alle davon ausgegangen, dass wir uns nach meinem Urlaub wiedersehen - aber dem war nicht so

Ich vermisse sie so so so …. sehr! Aber ich bin froh, dass sie erlöst und gelassen auf die Reise gehen konnte, auf die ohne Wiederkehr, denn Mami hat sich einen Tag vor ihrem Tod noch mal ihre Lieblingskleidung und -schmuck anziehen lassen.
So wollte sie es.
Papi war, wie so viele lange Jahre zuvor, dabei, als Mami in die andere Welt ging.
Ich nicht.
Ich weiß bis heute nicht, ob ich es mir wünschen sollte.
Was ich weiß, ist, dass Mami mir ausdrücklich sagte, fahr in den Urlaub. Und es war richtig, dass ich diesem ihren Wunsch entsprochen habe. Weil nur so konnte sie loslassen.

Nun ruht sie in einem Friedwald, so wie meine Eltern es gemeinsam nach einem langen gemeinsamen Lebensweg entschieden haben, unter einer aufrechten, alten Buche. Ein wunderbarer Ort, so ihrer, denn sie war immer gerne im Wald, so überhaupt.

Danke für's Zulesen und für etwaige Antworten.

Ulphin
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 08.11.2010, 05:59
Bremensie Bremensie ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.11.2007
Beiträge: 758
Standard AW: Reise - ohne Wiederkehr

Guten Tag Ulpin,
zu dem Tot deiner Mutter mein herzliches Beileid. Ich meine es ist OK dass du in den Urlaub gefahren bist. Deine Man wollte es so. Nur darum konnte sie los lassen und über die Regenbogenbrücke gehen.
Traurige Grüße von Erika.
__________________
Jeder Tag ist der Anfang des Lebens.
Jedes Leben der Anfang der Ewigkeit.
(Rainer Maria Rilke)
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 08.11.2010, 12:22
Linestraum Linestraum ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.10.2010
Beiträge: 34
Standard AW: Reise - ohne Wiederkehr

Hallo, ich möchte Dir mein Mitgefühl und meine aufrichtige Anteilnahme aussprechen...ich kann das, was Du schreibst, den Schmerz des vermissens, unendlich nachfühlen...seit mein Pa gegangen ist, fühlt sich alles nur halb so gut an in meiner Welt. Er fehlt mir entsetzlich...Alles Liebe für Dich, Lines
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 09.11.2010, 23:08
ulphin ulphin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.08.2010
Beiträge: 140
Standard AW: Reise - ohne Wiederkehr

Ihr Lieben,

danke für Eure Zeilen, für Eure Anteilnahme. Mir hat es sehr geholfen, einfach mal runterzuschreiben was so passiert ist...

LG ulphin
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 27.11.2010, 00:20
ulphin ulphin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.08.2010
Beiträge: 140
Standard AW: Reise - ohne Wiederkehr

Ihr Lieben alle,

es liegt schon einige Tage zurück, dass ich in „meinem“ Thread gepostet habe, aber ich finde es nun an der Zeit, mich mal wieder zu melden.

Am vergangenen Wochenende haben wir die Kleidung von Mami gesichtet, meine Schwester, unser Papi und ich, weil unser Papi wollte es schwersten Herzens so. Und das war sooooo schwer. Jedes Teil, das wir in die Hand nahmen ließ uns intensiv an Mami denken, aber wie brachte es meine Schwester passend auf den Punkt, die Erinnerung hängt nicht im Kleiderschrank...


Nun werden wir bei nächster Gelegenheit en famille überlegen, wer welche Kleidungsstücke „forttragen“ mag in dem sicheren Wissen, dass Mami es gut fände.

Gerne erwähnen möchte ich auch, dass ich nun – nach langen Jahren einer intensiven und sehr offenen Beziehung zu Mami, aus der Papi teilweise ausgeschlossen war – eine völlig andere neue spannende positive ++++ Beziehung zu Papi finde. Das tut sooooooooooooooo gut! Wir lachen und weinen zusammen, wir reden anders und – ja – machen's bewusster.

LG ulphin
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 27.11.2010, 15:57
Linestraum Linestraum ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.10.2010
Beiträge: 34
Standard AW: Reise - ohne Wiederkehr

Hallo Ulphin, mir fällt grad spontan was auf das ich mit dir teilen möchte:...
ich erlebe das, was Du schreibst (was du dir mit deinem Pa jetzt wünscht) genau umgekehrt...seit mein Vater verstorben ist, haben meine Ma und ich ein sehr viel innigeres Verhältnis bekommen. Wir telefonieren fast täglich und sie freut sich darüber, sie weint im Moment noch fast immer am Telefon, was ja auch vollkommen ok ist- ich höre ihr oft einfach nur zu und versuche "da zu sein"-dann lachen wir aber auch gemeinsam wenn bei uns so manche Erinnerung hochkommt...ja, das geht sogar schon, an manchen Tagen. ich muss wirklich sagen, dass das eine ganz neue und schöne Erfahrung ist für mich. ich kann mit meiner Mutter zusammen FÜHLEN und weinen, das wäre vorher für mich gar nicht denkbar gewesen (warum?, ich weiß es nicht...)-wenn Papa das wüßte, es würde ihn sicher freuen. Das wünsche ich Dir mit deinem Papa auch...
Herzliche Grüße und weiterhin Kraft, Lines
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 20:38 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55