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  #136  
Alt 22.01.2009, 17:09
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Lieber Tom,
es tut mir sehr leid, dass Du deine Frau verloren hast!
Still habe ich Eure Geschichte verfolgt.
Auch meiner Meinung nach hat es etwas mit "Loslassen" zu tun, oder der Betroffene sucht sich häufig den Zeitpunkt des sterbens selber aus, wie auch immer.
Man muss nicht für alles physische Ursachen suchen, oder meinen sie zu kennen. Es gibt bei uns auch so etwas wie ein "Bauchgefühl" und nur darauf sollte man sich verlassen.
Meine Mutter erkrankte auch an Lungenkrebs und hat sich meiner Meinung nach ihren Zeitpunkt des gehens selber ausgesucht.
Obwohl es ihr körperlich noch nicht sooo schlecht, aber auch nicht gut ging, sagte sie einen Tag vor ihrem Tod (bis dahin hatte sie sich noch teilweise selbst versorgt), dass sie einfach nicht mehr mag. Sie wollte DIESES Leben so nicht mehr. Wir hatten alles besprochen, für sie war alles geregelt und in der selben Nacht fiel sie einfach um. Wenige Stunden verstarb sie.
Für mich ist das kein Zufall.
Ich denke, dass Deine Gedankengänge bezüglich Deiner Frau die richtigen sind.

Ich weiß, wie Ihr gelitten und gekämpft habt und die Leere in Dir, nachdem der Kampf beendet ist, kann ich mir gut vorstellen.
Ich wünsche Dir alles Gute!
Liebe Grüße
Sanne
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  #137  
Alt 23.01.2009, 22:13
Tinuviel Tinuviel ist offline
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Standard @Stefan

Hallo Stefan,

sorry, jetzt habe ich mir ziemlch viel zeit gelassen....


Zitat:
Zitat von Stefans Beitrag anzeigen
Hallo Mia,


Sorry, ich meinte damit: vom Zeitpunkt des "rasselnden" Atems, an dem die Lunge nicht mehr richtig funktioniert, bis zum letzten Atemzug.
Das war bei meiner Mutter gar nicht. Sie hatte allerdings ein Lungenemphysem und musste in den letzten Wochen Rund um die Uhr Sauerstoff zuführen. Das Emphysem, aber auch der Krebs haben die Atemnot ausgelöst. Und das Wasser in der Lunge...



Zitat:
Zitat von Stefans Beitrag anzeigen
Vorher konnte ich bei meiner Frau keine genauen "Phasen" ausmachen. Noch 12 Stunden vor ihrem Tod habe ich nicht geahnt, dass sie so schnell sterben wird (OK, im nachhinein bilde ich mir das manchmal schon ein - aber was daran Legende und was Wirklichkeit ist, kann ich nicht sagen).
Ich denke, es sträubt sich alles in einem. Bei mir war es jedenfalls so! Obwohl ich natürlich gesehen habe, dass es ihr zunehmend schlechter geht und die Ärzte es immer wieder ganz direkt aussprachen, wollte ich es nicht wahrhaben. Sie hat ja auch nicht darüber gesprochen, dass ihre Zeit abläuft, dabei bin ich heute überzeugt, dass sie es wusste!

Als ich zwei Tage vor ihrem Tod zu ihr kam, lag sie mit offenen Augen und offenem Mund. Später habe ich gehört, dass das bei vielen Sterbenden am Ende so aussieht. Ich wusste das nicht und war geschockt sie so zu sehen. Sie sprach nicht mehr und man wusste nicht, wie viel sie noch mitkriegt. (Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, wir nerven sie mit unserem Gequassel.)

Am Tag darauf waren sich die Schwestern sicher, dass sie jetzt bald stirbt, aber sie hat sich noch Zeit gelassen. Wir waren den ganzen Tag bei ihr und Nachts hatten wir eine Sitzwache damit wir auch ein bisschen schlafen konnten. Gestorben ist sie erst am kommenden Morgen und nur meine Schwester war bei ihr. Sie hat einfach aufgehört zu atmen. Nach all der Plagerei war das ein Geschenk.

Und nach all dem, was ich mittlerweile über das Sterben erfahren habe, danke ich dem Universum, dass sie so leicht gehen durfte!

Viele Grüße, Mia
__________________
Die meisten Fehler, die wir im Leben begehen,
entstehen daraus, dass wir denken, wo wir
fühlen sollten und fühlen, wo wir denken sollten.
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  #138  
Alt 24.01.2009, 07:40
Dani T Dani T ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Liebe Mia,

da kommt mir so vieles bekannt vor... das mit dem nicht-Wahrhaben-wollen kenne ich auch, hatte auch die Hoffnung bis zum Tag vor ihrem Tod nicht aufgegeben... aber zuletzt hoffte ich, dass sie bald erlöst wird, was dann auch passierte... und die Schwester sagte zu mir "sie hat es geschafft". Da war ich dann froh und dankbar - meine erste Reaktion- Ist alles noch nicht so lange her, dass sie noch so lebendig war... und ging alles so schnell... sie ist quasi noch da, irgendwie... seltsames Gefühl. Ich habe Momente, in denen ich herzzerreißend weinen muss, wobei ich denke, die Trauer aus Verlust, jemand nicht mehr zu haben, der so lange ein wichtiger Teil im Leben von einem war, hat doch egoistische Wurzeln, kann aber auch wieder lachen und leben. Gott sei Dank. Ein seltsames Gemisch von Gefühlen...

Daniela
__________________
22.12.2008 Mama
In Liebe und Dankbarkeit...
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Lass vergehen, was vergeht
Es vergeht, um wiederzukehren
Es altert, um sich zu verjüngen
Es trennt sich, um sich inniger zu vereinen
Es stirbt, um lebendiger zu werden
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  #139  
Alt 24.01.2009, 07:51
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gitti gitti ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Guten Morgen!

Mir geht und ging es genauso.

Circa 2 bis 3 Wochen vor dem Tod meiner Mutter habe ich auch mit ihr geschimpft,weil sie nichts essen wollte.Ich sagte auch zu ihr,dass sie alles ablehnt,was ich ihr Gutes tun möchte.

Aus heutiger Sicht weiss ich,dass das alles schon sterben war,sie konnte einfach nicht anders.

Nun ist meine Mama schon 3 Wochen tot und manchmal denke ich,es war alles nur ein Traum.

Heute werde ich wieder zum Haus gehen,noch etwas aufraeumen,der Beerdigungskaffee war dort am Montag.

Und dann,dann ist es wieder so endgültig.

Mein Vater starb auch an Krebs vor 3,5 Jahren,also müssen wir das Haus leer raeumen und verkaufen...

Irgendwie ist das alles so unwirklich...
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  #140  
Alt 25.01.2009, 14:27
Geske Geske ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Dieser Thread wurde mit der Frage eröffnet, ob denn „alles“ so genau beschrieben werden müsse. Durch nachfolgende Beiträge wurde klar, dass hier der Ablauf des physischen Sterbens gemeint sein musste. Nach zahlreichen Beiträgen ist mir (erstaunt) aufgefallen, dass sich irgendwie zwei Gruppen von Hinterbliebenen bebildet haben, die hier zum Teil gegeneinander argumentieren: diejenigen, deren Liebsten zu Hause verstorben sind und die anderen Angehörigen, welche ihre Liebsten im Krankenhaus oder im Hospiz begleitet haben.

Die Hinterbliebenen, die ihre Liebsten in einer öffentlichen Einrichtung begleitet haben, konzentrieren sich offensichtlich stärker auf das Danach, auf das geistige Loslassen, auf Fragen, wie werde ich mit dem Verlust zurechtkommen. Von diesen Fragen und Gedanken handeln die meisten Threads im Hinterbliebenenforum des KK, zum Teil schon mit dem Hinweis auf Eigentumsrechte an den Texten (Copyright).

Die anderen, die ihre Liebsten zu Hause im Sterben begleitet haben, sind wohl doch stärker mit der Situation des physischen Übergangs in „eine andere Welt“ befasst: hier wurde einmal klar beschrieben, wie das psychische Sterben verlaufen kann – und gerade für Angehörige, die ihre Lieben nicht in der Obhut von Krankenhaus- oder Hospizpflege verloren haben/ verlieren werden, können diese Schilderungen eine wertvolle Hilfe sein: für die, die es schon erlebt haben, das Wissen, hier ist etwas Normales abgelaufen – für die, die es noch vor sich haben, können die Schilderungen des physischen Sterbens dazu beitragen, die aufkommende Angst vor dem Ungewissen aus Unkenntnis zu reduzieren.

Dieses Thema scheint unbeliebt zu sein und einem Verdrängungsmechanismus zu unterliegen. Dafür hat dieser Thread Sterne aberkannt bekommen, während die Threads mit der Trost-Thematik mehr Qualitätsterne erhalten. Das zeigt zumindest mir, dass Sterben in seiner wahren (körperlichen) Form mit großer Akzeptanz verdrängt wird. Die Angehörigen, die sich dem aber stellen müssen, haben leider nur ein geringes öffentliches Forum.

Freundliche Grüße von
Geske

PS: ich verzichte auf den Copyright-Hinweis

Geändert von Geske (25.01.2009 um 14:32 Uhr)
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  #141  
Alt 25.01.2009, 16:58
Benutzerbild von AndreaS
AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Zitat:
Dieses Thema scheint unbeliebt zu sein und einem Verdrängungsmechanismus zu unterliegen.
für mich hat es nichts mit Verdrängung zu tun, sondern damit, die Würde meines Mannes nicht zu verletzen, indem ich hier haarklein über sein Sterben erzähle. Wem sollte es nutzen? Mir? Ich war dabei, meine Kinder waren dabei, die Menschen also, die er geliebt hat, die ihn geliebt haben. Euch? Warum sollte es euch weiterbringen, zu erfahren, wie er gestorben ist. Mir hätte es auch nicht geholfen, hätte es den Thread vor seinem Sterben gegeben, denn ich hatte gar keine Zeit, mich länger im Internet zu beschäftigen und außerdem keinen Gedanken daran, mich kundig zu machen, WIE er wohl sterben könnte. Ich wollte ja, dass er lebt, ich habe gehofft bis zuletzt. Und selbst wenn, sein Sterben war seine ganz persönliche, private Angelegenheit, so wenig austauschbar wie er selbst. So individuell wie er gelebt hat, so individuell ist er gestorben.

Für mich macht es einen riesen Unterschied über meine persönlichen Gefühle als Hinterbliebene zu reden, zu erzählen, was mich im Alleinsein belastet, welche Wege es für mich gibt, damit klar zu kommen. Das macht für mich Sinn, denn auch beim Lesen kann ich Hilfe erfahren, eventuell neues auszuprobieren. Zu lesen, wie sich bei anderen Angehörigen das Sterben angekündigt hat, hätte mich zu keinem Zeitpunkt weitergebracht. Was hätte es geändert? Es hätte höchstens meine / unsere Unbefangenheit genommen, die Normalität, mit der wir meinem Mann bis zur letzten Sekunde begegnen konnten. Es hätte ihm das Sterben erschwert.

LG
Andrea
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  #142  
Alt 25.01.2009, 17:24
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condesa condesa ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo,

habe gerade diese beiden Beiträge gelesen.
Finde es ein wenig sinnfrei darüber nachzudenken, da jeder Mensch eine andere individuelle Einstellung zur Thematik "sterben" und "Tod hat
Meiner Meinung nach kann man keine Vergleiche oder Unterschiede ziehen/ erkennen mit Menschen die ihre Angehörigen selbst begleiten oder begleiten lassen (Hospiz e.t.c).
Wir haben unsere Mutter "selbst begleitet". Da wir bis zum Tod meiner Mutter an eine Heilung und/ oder verlängernde Lebenszeit geglaubt haben, habe ich mich nicht für das "wie stirbt sie", "was sind Anzeichen fürs Sterben" grossartig interssiert. Hätte wohl auch niemanden geholfen, und erst recht wohl nicht dem Schwerkranken
Habe irgenwie das Gefühl ich habe das "Thema verfehlt" - trotzdem war es gut es mal loszuwerden...
__________________
In endloser Liebe, tiefer Dankbarkeit & ewiger Verbundenheit!
Deine Töchter Elisabeth & Katarina


Diagnose CUP Syndrom im August 2008

* 26.03.1953 + 25.12.2008 3:53h

Frage nicht, welche Krankheit der Mensch hat, sondern frage, welcher Mensch die Krankheit hat...
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  #143  
Alt 25.01.2009, 18:18
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo Andrea,

Zitat:
Zitat von AndreaS Beitrag anzeigen
für mich hat es nichts mit Verdrängung zu tun, sondern damit, die Würde meines Mannes nicht zu verletzen, indem ich hier haarklein über sein Sterben erzähle.
Wenn du darüber nicht sprechen möchtest: Kein Problem, muss ja niemand.

Was ich mich bei solchen statements nur immer wieder (bisher vergeblich) frage: inwiefern verletzt es die Würde eines Verstorbenen, wenn über seinen - mitunter vielleicht etwas "unschönen" - Sterbeprozess geprochen wird? Auch dein Mann hat als Kind geschrien, gekotzt, sich eingekotet, gestunken usw. Empfindest du / empfand er diesen Teil seines Lebens jemals als "würdelos" ???

Nee, sicherlich nicht. Aber wieso ist es plötzlich "würdelos", wenn sowas beim Sterben passiert und darüber gesprochen wird? Verstehe ich nicht. Darf das Sterben nicht etwas genau so Physisches sein wie das Leben?

Zitat:
Wem sollte es nutzen?
Wenn man die Rückmeldungen in diesem thread liest, scheint es wohl doch einigen Menschen zu "nutzen". Das bleibt jedem selbst überlassen.

Zitat:
Es hätte höchstens meine / unsere Unbefangenheit genommen, die Normalität, mit der wir meinem Mann bis zur letzten Sekunde begegnen konnten.
Was bei dir Unbefangenheit war, ist für andere ein schwerer Schock, auf den sie sich bessere Vorbereitung gewünscht hätten...

Zitat:
Es hätte ihm das Sterben erschwert.
Über diesen Satz denke bitte noch mal ganz in Ruhe lange nach. Und wenn du ihn dann immer noch so stehen lassen kannst, sage ich was dazu.

Viele Grüße,
Stefan
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  #144  
Alt 25.01.2009, 19:01
Geske Geske ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Zitat:
Zitat von AndreaS Beitrag anzeigen
für mich hat es nichts mit Verdrängung zu tun, sondern damit, die Würde meines Mannes nicht zu verletzen, indem ich hier haarklein über sein Sterben erzähle. Wem sollte es nutzen?
Über die Auffassung wann die Würde eines Menschen verletzt wird, lässt die Moral einen großen Freiraum zu, wir werden hier wohl kaum einen Konsens finden.
Ich habe von meinem Mann eine klare Stellungnahme bekommen: er hat die Beiträge über das Sterben, die ich ihm erst sehr zögerlich zeigte, als Betroffener ganz und gar nicht als entwürdigend empfunden, eher als einen Trost und Beweis dafür, das er mit seinen körperlichen Qualen durchaus keine Ausnahme ist.

Ich denke sehr häufig darüber nach, ob wir mit unseren Kranken wirklich liebevoll umgehen, wenn wir gegen das Sterben „anhoffen“. Die ständigen Trostzusprechungen wie z.B. „wir werden dagegen kämpfen, wir werden stark sein, die Hoffnung stirbt zuletzt“ können auf Kranke auch belastend wirken. Wenn die Ärzte klare Aussagen zum Krankheitsbild gemacht haben, Laboruntersuchungen diese Aussagen bestätigen, wir als Angehörige aber blindlings meinen, wir werden es der „sch. Krankheit“ schon zeigen, so kann dies ein Verdrängungsmechanismus sein, der auf die Betroffenen lieblos wirkt.

Ich habe auch ich gern zu solchen verbalen Ausflüchten gegriffen, meinem Mann war das äußerst unangenehm, er wollte seine Situation annehmen, das fiel ihm schon schwer genug, da waren meine „Hoffungen“ nicht gerade hilfreich, ich habe diese Mutzusprechungen dann auch, wenn nur mühselig, unterdrückt. Die klaren Beschreibungen über das Sterben fand er dagegen ehrlich und er hat auch gesagt, dass ich über ihn ruhig schreiben kann, nur mir fällt das sehr schwer und die hier im Thread gemachten Schilderungen haben ja schon genug kontroverse Reaktionen ausgelöst. Eigentlich hätte ich gerade etwas anderes Wichtiges zu schreiben, deshalb sitze ich auch vor dem PC, aber mir ist dieses Thema noch wichtiger!

Noch zum Abschluss: mir haben die Beschreibungen bei der Begleitung sehr geholfen, ich glaube ohne jedes Wissen, wie Sterben verlaufen kann, wäre ich in Panik ausgebrochen und das hätte meinem Mann nicht geholfen, sondern geschadet. Und für das Leben danach ist es für mich wichtig, dass ich mich der Situation dann klar stellen konnte als es notwendig war (mit kleinen Abstrichen).
Der Hausarzt hat auch nur etwas Unklares gemurmelt und mir dann hinterher gesagt: „Sie haben es doch gewusst“. Auch bei ihm war offensichtlich ein Unwohlsein dabei. –

Viele Grüße
Geske

Geändert von Geske (25.01.2009 um 19:06 Uhr)
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  #145  
Alt 25.01.2009, 20:00
Benutzerbild von AndreaS
AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Liebe Geske,

Zitat:
Über die Auffassung wann die Würde eines Menschen verletzt wird, lässt die Moral einen großen Freiraum zu, wir werden hier wohl kaum einen Konsens finden.
Ich habe von meinem Mann eine klare Stellungnahme bekommen
ich denke nicht, dass wir da so weit auseinander denken. Du hast eine klare Ansage deines Mannes, wäre sie anders und ebenso eindeutig, würdest du dich darüber hinweg setzen? Und das bedeutet die Würde des Menschen eben nicht zu verletzen. Und eben das meinte ich, es ist nicht immer gleich ein Zeichen von Verdrängen, dass nicht jeder es für richtig hält, den letzten Weg seiner Lieben in der Öffentlichkeit breitzutreten.

@Stefan
Zitat:
Auch dein Mann hat als Kind geschrien, gekotzt, sich eingekotet, gestunken usw. Empfindest du / empfand er diesen Teil seines Lebens jemals als "würdelos" ???
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass dies mal wirklich Thema bei uns war. Außerdem denke ich du weißt sehr wohl, dass dieser Vergleich etwas hinkt. Denn die Hilflosigkeit eines Kindes wird begleitet von der berechtigten Hoffnung, dass es nur ein begrenzter Zeitraum ist, dass es sich nach vorne entwickelt. Für einen Menschen, der sein Leben lang der Fels der Familie war, bedeutet dieser Zustand der Hilflosigkeit (bei vielen jedenfalls) sehr wohl Würdeverlust für sich selbst. Und ich bin sicher, dass mein Mann dich nicht daran hätte teilhaben lassen wollen. Und dies zu wissen zu respektieren, das bedeutet für mich, seine Würde zu bewahren. Wohl gemerkt nochmal ausdrücklich, für mich als seine Ehefrau, die ihn kannte und weiß was er wollte und was nicht.

Zitat:
Über diesen Satz denke bitte noch mal ganz in Ruhe lange nach. Und wenn du ihn dann immer noch so stehen lassen kannst, sage ich was dazu.
Lehrer??? Geh mal davon aus, dass ich meistens nachdenke, bevor ich etwas schreibe.


LG
Andrea
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  #146  
Alt 25.01.2009, 23:57
mischmisch mischmisch ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Guten Abend an Alle,

ich hab hier im Hinterbliebenenforum "eigentlich" nichts zu suchen, habe aber hier in diesem Thread mir erlaubt ziemlich oben doch mal zu schreiben.

Nun tue ich es wieder.

Ich bin keine Hinterbliebene, werde es vielleicht nie sein, wenn ich vor meinem Mann, meiner Tochter, meinem Bruder sterbe.(Eltern schon lange verstorben)
Ich bin den Menschen dankbar (danke Stefan), die hier, vielleicht auch unter Tränen, aber froh sich endlich einmal aussern zu können, geschrieben haben und auch mich als ganz Aussenstehender teilhaben liessen am Sterben ihrer Angehörigen.

Allen SchreiberInnen meinen Dank, in den letzten Stunden hier...
danke Geske....

aber auch danke an AndreaS, ich kann nachvollziehen, um was es dir geht, aber ist es nicht gerade dieser Thread hier dazu da vom Sterben zu reden?
Wobei ich jetzt natürlich nicht meine dass du darüber reden sollst wenn es dir nicht möglich ist, du für dich selbst hier nicht ausbreiten willst wie das Sterben deines Mannes war.
Das zu respektieren ist keine Frage.

Hallo AnnetteP.

Du schreibst: "Würdelosigkiet hat immer erst den Beginn..........

Du schreibst hier sehr viel, es steht mir nicht zu irgendetwas davon in Frage zu stellen.
Warst du nicht schonmal hier unter anderem Namen und wohnst in Frankreich?

Sorry an Alle für die Abweichung, mir selbst ist das Thema hier zu wichtig.

Hallo Helmut, Gruss unbekannterweise an dich.


Rosita
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  #147  
Alt 26.01.2009, 16:27
Tinuviel Tinuviel ist offline
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Liebe Daniela,

erst einmal mein Beileid an Dich. Das ist ja alles noch recht frisch bei Dir...


Zitat:
Zitat von Dani T Beitrag anzeigen
Liebe Mia,

da kommt mir so vieles bekannt vor... das mit dem nicht-Wahrhaben-wollen kenne ich auch, hatte auch die Hoffnung bis zum Tag vor ihrem Tod nicht aufgegeben... aber zuletzt hoffte ich, dass sie bald erlöst wird, was dann auch passierte... und die Schwester sagte zu mir "sie hat es geschafft". Da war ich dann froh und dankbar - meine erste Reaktion- Ist alles noch nicht so lange her, dass sie noch so lebendig war... und ging alles so schnell... sie ist quasi noch da, irgendwie... seltsames Gefühl. Ich habe Momente, in denen ich herzzerreißend weinen muss, wobei ich denke, die Trauer aus Verlust, jemand nicht mehr zu haben, der so lange ein wichtiger Teil im Leben von einem war, hat doch egoistische Wurzeln, kann aber auch wieder lachen und leben. Gott sei Dank. Ein seltsames Gemisch von Gefühlen...

Daniela
Ja, die Gefühle nach so einem Erlebnis sind wirklich seltsam! Obwohl meine Mutter schon im Oktober gestorben ist, fällt mir das Lachen immer noch schwer. Noch überwiegen die Tränen. Aber ich versteh wohl, was Du meinst. Ich sah, wie es meine Mutter immer schlechter ging und wollte natürlich auch nicht, das sie leidet...

Aber wir hatten eine enge Bindung, auch wenn es nicht immer einfach war. Sie hat uns allein großgezogen und war immer für uns da. Sie war nicht nur Mutter sondern auch Freundin. Was mir halt immer noch nachhängt ist, dass ich es einfach nicht begriffen habe, wie begrenzt ihre Zeit ist und dass man noch das eine oder andere hätte besprechen sollen. Und einfach noch mehr unbeschwerte Zeit miteinander verbringen. Im Sommer war noch alles in Ordnung, sie war voller Zuversicht, wollte noch mal arbeiten gehen und nicht einmal 2 Monate später ist sie tot. DAS hat mich wirklich ungehauen und lange Zeit war ich einfach nur fassungslos.

Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass ich bald die Kurve kriege, denn die Trauerarbeit schlaucht mich. Vor allem die Schlafstörungen...

Viele Grüße von Mia
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fühlen sollten und fühlen, wo wir denken sollten.
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  #148  
Alt 26.01.2009, 16:45
Benutzerbild von stellina
stellina stellina ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

hallo stefan,
ich habe nicht den gesamten "fred" gelesen, aber doch eine ganze menge. ich bin hier, dem himmel sei dank, auch noch nicht wirklich am richtigen platz. obwohl ja eigentlich jeder irgendwie hinterbliebener ist. logisch.
mein mann wurde vor 2 jahren darmkrebs operiert. er hat es für sein alter, inzw. 85, gut überstanden nur leider die narkose nicht. seit der letzten ist er dement.
ich möchte mich bei dir bedanken. dafür, daß du schonungslos eine der möglichkeiten des sterbens geschildert hast. Es tut mir leid, daß euer weg so schwer war.
dein posting nr. 20: klappe aufmachen find ich gut.
mir persönlich ist es lieber, zu wissen, was möglicherweise auf mich zukommt. ich bin wirklich nicht scharf auf ein blind-date mit dem tod. mir hilft es sehr, ich profitiere von deinen erfahrungen und denen der anderen.
liebe grüße, tina.
__________________
Du kannst nie tiefer fallen, als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.

Mein geliebter Hase: 14.10.1923 - 28.04.2009
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  #149  
Alt 26.01.2009, 16:53
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo Andrea,

Zitat:
Zitat von AndreaS Beitrag anzeigen
Geh mal davon aus, dass ich meistens nachdenke, bevor ich etwas schreibe.
Dann bist du ein ganz besonderer Mensch. Ich quassel öfter mal drauf los und merke erst später, in welches Fettnäpchen ich gerade wieder getreten bin oder wie ich mich blamiert habe. Ich kenne auch niemanden, der nicht mitunter mal unbedacht losredet. Aber wie auch immer...

Zitat:
Zu lesen, wie sich bei anderen Angehörigen das Sterben angekündigt hat, hätte mich zu keinem Zeitpunkt weitergebracht. Was hätte es geändert? Es hätte höchstens meine / unsere Unbefangenheit genommen, die Normalität, mit der wir meinem Mann bis zur letzten Sekunde begegnen konnten. Es hätte ihm das Sterben erschwert.
Vielleicht habe ich nicht richtig verstanden, was du damit meinst. Aber was du in deinem posting sagst, ist folgendes:

- Es verletzt _die Würde deines Mannes_, wenn _du_ über sein Sterben berichtest.
- Es hätte _deinem Mann_ sein Sterben erschwert, wenn _Du_ gewusst hättest, wie der Sterbeprozess aussehen kann.

Sorry, aber da verwechselst du IMHO (trotz erst Denken und dann Schreiben) in beiden Fällen _deine_ Befindlichkeit mit der deines Mannes. Die Würde deines Mannes kann es nicht mehr verletzen, wenn posthum über sein Sterben gesprochen wird. Zu dem Zeitpunkt war er schon tot und wird hier kaum mitlesen. Mag sein, dass es deine Erinnerung an ihn beschädigt - aber das ist etwas völlig anderes; nämlich deins, nicht seins. Und wenn du ernsthaft meinst, es hätte deinem Mann das Sterben erschwert, wenn du gewußt hättest... dann scheint ihr auf irgendeiner transzendentalen Ebene miteinander kommuniziert zu haben, auf der es keine Geheimnisse gibt. Ansonsten ist mir nicht klar, wie _dein_ Wissen _sein_ Sterben hätte 'erschweren' sollen. Ausser, dass du dich mit diesem Wissen anders verhalten hättest. Aber das ist wieder deins, nicht seins.

Will meinen: wenn du dich auf deinen Mann beziehst - seine Würde, sein Sterben und seine Schwierigkeiten damit - dann meinst du in Wahrheit dich und deine Probleme damit. Ist doch OK. Aber dann sage auch "ich", wenn du "ich" meinst, und schiebe deinem Gatten nicht posthum Dinge unter, die wirklich zu 100% deine sind. Wie wär's mit Klartext: _du_ hättest es nicht ausgehalten, wenn.. und _du_ warst erleichtert, weil...

Ist mir alles nachvollziehbar. Aber schiebe bitte nicht den Betroffenen vor, wenn es eigentlich nur um dich geht. Das hat dein Mann nicht verdient.

Viele Grüße,
Stefan
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  #150  
Alt 26.01.2009, 17:53
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo Andrea,

sorry, eben verpasst, daher ein neues posting.

Zitat:
Zitat von AndreaS Beitrag anzeigen
Ich kann mich nicht daran erinnern, dass dies mal wirklich Thema bei uns war. Außerdem denke ich du weißt sehr wohl, dass dieser Vergleich etwas hinkt. Denn die Hilflosigkeit eines Kindes wird begleitet von der berechtigten Hoffnung, dass es nur ein begrenzter Zeitraum ist, dass es sich nach vorne entwickelt.
Natürlich. Wer unterhält sich schon über sein Kleinkindalter. Und klar wächst man als Kind über diese Phase heraus. Aber deswegen hinkt der Vergleich doch nicht. Weil beides zum Leben gehört. Als Kind ist dieser Zeitraum der Hilflosigkeit begrenzt. Als Sterbender ist er es auch. Nur endet er mit dem Tod, nicht mit dem Erwachsenwerden.

Was unterscheidet diese beiden jeweils temporären Zustände? Bzw. was macht es so schlimm, wenn Opa Stefan in seiner letzten Phase das Gleiche tut wie Kleinkind Stefan früher? Ist diese Frage verständlich?

Zitat:
Für einen Menschen, der sein Leben lang der Fels der Familie war, bedeutet dieser Zustand der Hilflosigkeit (bei vielen jedenfalls) sehr wohl Würdeverlust für sich selbst.
Selbstverständlich. Für mich ist es eine grauenhafte Vorstellung, die grundlegendsten und intimsten Dinge irgendwann nicht mehr allein und selbständig verichten zu können. Das ging meiner Frau genauso. Weswegen sie hier auch öfter nachts allein mit aller Kabelage vom Infusionssystem auf den WC-Stuhl gegangen ist, statt mich vorher anzurufen. Aber: der Würdeverlust liegt doch in der Hilflosigkeit dieses Menschen - und zu einem Gutteil darin, wie mit einem so hilfebedürftigen Menschen umgegangen wird - nicht darin, dass darüber gesprochen wird. Weiss doch eh' jeder, dass es es häufig so ist.

Zitat:
Und ich bin sicher, dass mein Mann dich nicht daran hätte teilhaben lassen wollen.
Die Bemerkung ist dumm, die hättest du dir sparen können. Ich will weder am Sterbeprozess von anderen Menschen als meiner Frau teilnehmen, noch lechze ich danach, möglichst viele solcher Berichte von Angehörigen zu lesen. Darum ging es auch gar nicht. Es ging darum, dass du meinst, im Fall deines Mannes hätte es seine Würde verletzt, wenn du darüber geschrieben hättest. Hast du nicht, musst du auch nicht, völlig OK. Mir geht es um etwas anderes (zum x-ten mal): dass ich nicht verstehen kann, wieso das Sprechen über etwas, das völlig normal ist und zum Leben gehört, posthum die "Würde" desjenigen verletzen kann, der aus dem Leben geschieden ist.

Und in dem Zusammenhang ist mir nach wie vor suspekt, wenn Hinterbliebene posthum die Würde des Verblichenen bemühen, um ihr Handeln / über etwas Sprechen (oder eben nicht) zu rechtfertigen. Sicher hat es die Würde meiner Frau verletzt, dass sie ihre letzten Tage gewindelt werden musste. Das war nun leider so. Aber es verletzt ihre Würde ganz sicher nicht, wenn darüber gesprochen wird, dass es ihr damit genau so ging wie hunderttausenden von Menschen in D in Pflegeheimen.

Diesen Begriff von Würde (= nicht über etwas zu sprechen, was andauernd passiert und völlig normal ist) verstehe ich nach wie vor nicht. Für mich ist es einfach infantil, Dinge zu tabuisieren, die im Leben halt nicht so schön sind.

Ich mach' die Augen zu, dann sieht mich keiner ?!?!

Viele Grüße,
Stefan
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