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#1
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AW: "In Würde gehen" ist anders...
Aus deinen Zeilen lese ich viel Wut, Wut auf die Umstände, warum musste es so kommen. Ja, diese Wut verstehe ich sehr (zumindest aus der Sicht eines Angehörigen). Es schmerzt, einen geliebten Menschen leiden zu sehen. Aber meiner Erfahrung nach müssen wir, um diesen geliebten Menschen auf SEINEM Weg (denn es ist nicht unserer) bestmöglich zu begleiten (was nicht heißen soll, dass man alles gutheißen muss!) auch versuchen, seine Sicht der Dinge zu verstehen und versuchen zu akzeptieren. Das heißt in dem Falle deines Vaters, wären die Fragen:
Welche Sicht hat er auf seine Krankheit? Er hat, nehme ich an, zu den Behandlungen zugestimmt, also es so gewollt weil es aus seiner Sicht das für ihn beste war? Es ist schwer, denn vielleicht entspricht sein Weg nicht dem, wie du das ganze siehst. Diese Diskrepanz ist schwer auszuhalten, weil in einem das Gefühlschaos tobt aber es ist einfach die pure Verzweiflung angesichts der Tatsache, dass du diesen lieben Menschen, deinen Vater, verlieren wirst. Daher kommt vielleicht auch die Wut, weil sie im Grunde genommen nichts anderes ist, als versteckte Traurigkeit? Nun kann man den gegangenen Weg nicht mehr ändern, die Zeit nicht mehr zurückdrehen, es bleibt nur noch die unbestimmte Zeit miteinander. Diese Zeit kann man versuchen so gut wie irgendwie möglich miteinander zu verbringen und ich hoffe, dass dein Vater medizinisch gut betreut wird, denn ein großer Punkt ist, dass die Schmerzen unter Kontrolle gebracht werden sollten, so dass sein Leid zumindest gelindert wird. Ich wünsche euch dass ihr noch ein bisschen gemeinsame Zeit miteinander habt! |
#2
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AW: "In Würde gehen" ist anders...
Zitat:
Nun hat er sehr große Angst, vor dem Tod den Verstand zu verlieren, dass der Hirntumor sein "Ich" zerstören könnte, ehe der Tod kommt. Er neidet seiner alten Hündin ihren Weg: Ich werde den Tierarzt rufen, um sie zu schmerzfrei töten, falls sie Lähmungen bekommt oder den Verstand verliert. Der Tierarzt würde mir Unmenschlichkeit vorwerfen, falls ich zuließe, wie ein Tier im eigenen Dreck liegt und niemanden mehr kennt. Warum finden wir dies bei Menschen normal??? Sie ist eine erstaunlich fitte, 13jährige Hundedame, aber natürlich wissen wir, dass weitere 24 Monate nun schon ein Geschenk wären. (Ein Labradormix, 22kg.) Wir hatten immer Tiere und haben so oft gesehen, wann diese den Tod wünschen. Keines möchte bleiben, wenn es sich nicht mehr selbst sauber halten und leidlich bewegen kann. Ich bin wütend, weil der Punkt nun erreicht wäre - und man verweigert dem Vater diese Freundlichkeit. Wir sollten zu ihm kommen, mit ihm reden, einen Zeitpunkt ausmachen und dann alle für ihn da sein. Ich werde halt Dignitas die rund 12 000 Euro bezahlen, damit ich einmal zum Zeitpunkt meiner Wahl gehen kann. Es ist einfach eine Sauerei. Abrahamitisch-Religiöse können IMO gern leiden, wenn sie wollen. Aber warum sollen alle andern auch so ein lausiges Ende erleiden...? |
#3
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AW: "In Würde gehen" ist anders...
Hallo Kelpie75,
besteht die Möglichkeit einer palliativen Sedierung? mit besten Grüßen Hermann |
#4
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AW: "In Würde gehen" ist anders...
Das Thema Sterbehilfe ist ein sehr vielschichtiges Thema.
Ja, wo ist der Sinn im Leid...ich kann es für dich nicht beantworten, ich kann es auch für mich nur schwer beantworten. Vielleicht sind viele Dinge im Leben sinnlos aber für deinen Vater hat es Sinn ergeben bis hierher zu kämpfen. Nun geht es um die letzte Zeit und da sollte zumindest der Schmerz gelindert werden. Seid ihr zufrieden mit der Palliativstation? Gibt es da Dinge die angesprochen werden müssen. Braucht er eventuell einen Seelsorger um über seine Ängste zu sprechen? |
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