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Alt 18.12.2012, 15:27
Benutzerbild von hansekind
hansekind hansekind ist offline
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Registriert seit: 02.10.2012
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Beiträge: 40
Pfeil Endlich erstes Wiedersehen und erste Pflege!

Ich möchte mal gerne mein erstes WE aufschreiben...bin grad ziemlich überflutet von Gefühlen...schönen Gefühlen...

Nachdem ich hier: http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=57389 anfänglich noch völlig durcheinander gepostet hatte, haben wir uns endlich nach einem viertel Jahr nach Diagnosestellung wieder gesehen.

Bin grad von B. zurück (150 km entfernt, war 3 Tage dort) und bin völlig k.o. Müde und fertig. Es war ein schönes WE, auch wenn ich mehr fast nur die ganze Bude erstmal gemacht habe. Für uns beide war es besser, das ich das gemacht habe, während sie bei der Bestrahlung war. So war es ihr nicht unangenehm bzw. bekam das so nicht mit und ich konnte in aller Ruhe aufräumen und sauber machen. Und - somit war auch kein Lärm, sie hat ja nach der Bestrahlung immer erstmal 1-2 Std. geschlafen, nachdem ich ihr noch Essen gemacht hatte so kaputt war sie. (Bestrahlung auch am WE)

Sie ist alleine und kann seit längerem nur noch liegen (Schambeinbruch wegen Metas und sie nimmt Morphium)...sprich - es musste erstmal richtig was gemacht werden. Zwischendurch essen kochen, Katzen versorgen, Wäsche waschen....ihr beim Schlafen zuschauen...nach getaner Arbeit selber auf dem Sessel "mitgeschlafen" da so groggy, kleine Unterhaltungen aber eben das was sie mir erzählen wollte...zugehört, auch über Dinge gesprochen, wie es weitergeht mit ihr...was sie sich wünscht, was sie so sonst kaum mit jemanden besprechen kann...es war ihr wichtig, mir dies mitzuteilen.

Dafür, das sie nicht zur Familie gehört oder ich, war es schon komisch, Unterhosen zu waschen, die völlig durch waren (Durchfall durch Medis, Bestrahlung) aber - man denkt darüber nicht nach.
Und sie war so im Zwiespalt - ihr war es so peinlich, aber sie war auf der anderen Seite so glücklich, das jemand oder auch ich - da war.
Ihr Satz: Ich wäre ein Schatz...ich konnte nichts darauf sagen und hab sie nur angelächelt...
Für mich ist dies das erste Mal, jemanden so nah zu sein, denn es ist etwas anderes, gute Freunde zu sein oder aber eben auch zu "pflegen" mit allem, was dazugehört...
...wo andere, Arbeitskollegen etc. auch MAL helfen ... - aber dann mit abwaschen, saugen...Essen kochen...hab ich halt auch mal die Arbeiten gemacht, die sonst so noch nicht gemacht wurden...

Ein Wort was mir zu diesem WE einfällt - es war herzzerreißend! Sie wollte die ganzen Tage, das ich da schlafe, aber das ging bei mir leider nicht. Ihre Haare hatte sie sich vorsorglich schon einmal kurz geschnitten, was ihr aber sehr gut stand und ich habe sie zum ersten Mal "krank" gesehen. Ich möchte aber dazu sagen, so schlimm fand ich es dann doch nicht, auch wenn ich mich am ersten Tag etwas erschrocken hatte, was aber mehr daran lag, weil ihre Haare ab waren und sie so kleine Augen hatte...

Ich kenne sie - immer mit einem sehr skeptischen Blick, runzelnde Stirn...bevor sie dann lacht...dieses WE hatte sie einen sehr ruhigen Gesichtsaudruck, vielleicht liegt es auch an den Medis. Aber wie sie mich immer anschaute...dieser Gesichtsausdruck von ihr, dieser Blick...ja, herzzerreißend!

Sie hat sich immer wieder entschuldigt, was für ein schlechter Gastgeber sie sei, entweder nicht da (da Bestrahlung) oder zu Hause und fast nur schlafen...ihr war es so unangenehm, das ich lieb mit ihr meckern musste...und dann hat sie mich angelächelt...hab ihr gesagt, das ich das immer wieder und auch gerne für sie mache, ich jetzt öfter komme und das auf jeden Fall wieder die Zeit kommt, wo sie für mich Essen und Kaffee machen werden wird...oder wir wieder gemeinsam weg fahren...

Aber gestern, gestern hat sie mir nicht gefallen. Sie meinte, sie hätte so kalte Füße (hatte sie schon öfter) und ich hab sie angefasst, waren total warm.
Gestern war halt der Abend, wo ich gegangen bin, weil mein Zug ging...und ich ihr auch sagte, das es mal gut wäre, wenn sie mal richtig durchschlafen würde, statt immer wieder wach zu werden, weil ich da bin. Weil das auch wichtig ist. Schlaf.
Ich hab zu ihr gesagt, das ich gar nicht gehen möchte, sondern bei ihr bleiben...Worte, die ich vor Monaten nie über die Lippen bekommen hätte...sie wollte, das ich wieder da schlafe...und es war schwer, zu gehen...

Weihnachten wird sie zu ihrem Sohn geholt, auch in einer anderen Stadt. Evtl. wird sie im nächsten Jahr operiert - wegen dem Schambeinbruch, aber das steht noch aus. Wenn das verheilt ist, wird es auch wieder aufwärts gehen, es ist wichtig, das sie bald wieder laufen kann. Das belastet sie sehr...

Ihren Schutzengel, den ich ihr geschickt habe, hat sie nun jeden Tag mit. Kann gut in die Hosentasche, ist selbst genäht.
Ja, ich bin ziemlich überflutet. Positiv. Ich hatte etwas Angst vor diesem Treffen, weil ich nicht wusste, wieviel sie zulassen wird, an Hilfe, Offenheit und Vertrauen...

Sorry, wenn das hier so lang war. Ich werde hier unter diesem Thread versuchen, den weiteren Verlauf zu schildern...

Liebe Grüße von mir, Hansekind
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2012 Diagnose Metas
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Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ ..sie liebte Anemonen...das war mein Strauß für sie..im März 2013 Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ

Wir werden uns wieder sehen!
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