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Alt 16.08.2015, 16:26
Kadira Kadira ist offline
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Registriert seit: 12.07.2014
Beiträge: 1
Standard Es ist einfach viel

Hallo,
ich weiß gar nicht genau, wo ich anfangen soll.

Ich bin 37 und habe drei Kinder (2, 4 und fast 7).
Meine Mutter hatte sehr viele Jahre Krebs (erst Brust, später Eierstöcke).
Im Mai ist sie gestorben. Sie war zuhause, hatte keine Schmerzen, mein Vater hat sie gepflegt. Auf die Gesamtsituation betrachtet hatte sie es gut, wenn man das so sagen kann.
Sie hatte auch komplett ihren Frieden gemacht mit allem. Sie hat sie Krankheit angenommen und akzeptiert und als nach diesem jahrelangen Kampf klar war, dass der Krebs gewinnen würde, konnte sie selbst das ohne Verbitterung annehmen.
Das einzige, was sie sehr traurig gemacht hat, war, dass sie nun ihre Enkel würde nicht mehr aufwachsen sehen. Sie war eine so tolle Oma!

Nun ist sie also tot.
Mein Vater hat sich nie um Formalitäten und Schreibkram gekümmert. Das hat alles immer meine Mutter gemacht. Er hat seit etwa 2 Jahren ebenfalls Krebs (Prostata) und wird derzeit gut behandelt. Es sieht trotz Streuung und später Diagnose so aus, als hätte man den Krebs gerade ganz gut im Griff. Er hat aber Schmerzen, die hoffentlich bald behandelt werden können. Es ist auch nicht klar, ob die von Krebs kommen.
Mein Vater trauert sehr und vermisst meine Mutter unheimlich. Ich versuche ihn mit den Kindern regelmäßig zu besuchen. Gott sei Dank hat er viele Freunde und Bekannte, die sich kümmern. Aber ich bin seiner Tochter und da erwartet er es natürlich besonders.

Jetzt hängt alles an mir. Ich musste mich mit der Krankheit beschäftigen, mit den Therapiemöglichkeiten, die Formalitäten nach dem Tod meiner Mutter....alles, was da so kam und noch kommt. Auch immer wieder Einkäufe und Termine - besonders natürlich bei Ärzten.

Ich habe zwar noch einen Bruder, aber der hat so viele eigene Probleme, dass ich mich um ihn auch noch mitkümmern muss, weil wir uns Sorgen um ihn machen. Ich weiß auch, dass meine Mutter sich wegen ihm große Sorgen gemacht hat. Was aus ihm wird, wenn sie weg ist. Ich will sie nicht enttäuschen.

Im September muss ich wieder arbeiten. Zwar nur 2 Tage in der Woche, aber wir haben extrem kurze Betreuungszeiten und meine Kleine ist noch nicht mal im Kindergarten. Das wird in ständiges Organisieren und Improvisieren ausarten. Davon träume ich jetzt schon nachts.
Bei den Großen bin ich früh wieder arbeiten gegangen, aber da konnten meine Eltern - vor allem meine Mutter - helfen. Ich konnte auch am Wochenende die Kinder mal zum Übernachten bringen oder mal nen Nachmittag lang. Das geht jetzt nicht mehr. Mein Vater kann das nicht.

Wir haben unseren Kindern die Situation meiner Mutter erklärt als sie danach gefragt haben. Wir haben sie nie angelogen und sie waren bei Besuchen bis zum Schluss dabei.
Trotzdem hat meine Älteste großer Ängste entwickelt und weicht nicht mehr von meiner Seite. Wir sind mittlerweile in Therapie mit ihr.

Und nun wird für mich der Verlust von Tag zu Tag mehr spürbar.
Meine Mutter fehlt mir. Wir haben uns so viel unterhalten und ausgetauscht. Ich konnte ihr meine Kinder anvertrauten.
Wie lange wird dieser Schmerz über den Verlust schlimmer bis es endlich besser wird?
Ich sehe mich für alles verantwortlich und weiß gar nicht wann Land in Sicht ist, dass ich mich erholen kann.
Ich mache das wirklich alles gern, aber ich habe Angst, dass ich selbst irgendwann auf der Strecke bleibe.

Mein Mann arbeitet sehr viel. Er hilft zuhause und übernimmt auch mal die Kinder. Aber zum einen muss ich diese entstehenden Zeitlücken meist mit Hausarbeit füllen und zum anderen, was für mich noch viel schlimmer ist, er sieht/versteht meine Belastung nicht. Und das erhöht den Druck massiv.


Liebe Grüße
K.

P.S.: Das klingt irgendwie furchtbar, wie ich das schreibe. Ich sehe diese ganzen Aufgaben im Grunde nicht als Last, weil ich gerne für meinen Vater und meine Familie da bin. Versteht mich bitte nicht falsch. Ich weiß nur nicht wie/wann es leichter wird.

Geändert von Kadira (16.08.2015 um 16:39 Uhr)
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