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  #1  
Alt 31.10.2007, 13:19
Lasna Lasna ist offline
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Standard Reaktionen der Mitmenschen

Hallo an alle Leidensgenossinnen und Leidensgenossen,

Ich möchte mich zuerst kurz vorstellen: Ich heiße Ines, bin 33 Jahre alt und begleite meine Mutter nun schon seit 4,5 Jahren durch ihre Erkrankung (Eierstockkrebs). Obwohl sie es fast 4 Jahre mit einem unglaublichen Kämpfergeist geschafft hat, positiv zu denken, hat sie nun leider der Mut verlassen. Seit einigen Tagen spüre ich - und sie sagt das auch - dass sie einfach nicht mehr will. Ich verstehe das. Ich bin zwar unendlich traurig, aber ich verstehe das.

Nun zu den Gedanken, die mich beschäftigen: Ich betrachte mich selbst als relativ starken Menschen und weiß, dass ich und meine kleine Restfamilie auch das überstehen werden. Zur Zeit weine ich zwar sehr viel, aber das ist wohl normal. Ich habe nur wenige Freundinnen, aber die sind echt gute Freundinnen. Trotzdem scheint es, als ob sie plötzlich Angst haben, mit mir zu reden! Sie rufen nur mehr selten an, fragen kaum, wie es mir bzw. meiner Mama geht. Ich bin schon ziemlich enttäuscht. Auch mein Partner ist voll überfordert und weiß einfach nicht, was er sagen soll, wenn ich wieder einmal nur weinen kann.

Welche Erfahrungen habt ihr mit euren Mitmenschen? Ist es denn wirklich so schwer, einfach mal nachzufragen, wie es einem geht? Ich fühle mich ziemlich alleine gelassen...

Mir ist klar, dass das alles nur ein Problemchen ist angesichts dessen, was unsere Angehörigen durchmachen. Aber ich frage mich, ob sich jetzt die Spreu vom Weizen trennt und ich erkennen kann, wer echte Freundinnen sind, oder ob alle einfach total überfordert sind.

Ich wollte aber auch sagen, dass ich so froh bin, dass es dieses Forum gibt. Auch wenn der Anlass so traurig ist, hilft es mir, wenn ich die Geschichten und GEdanken von euch mitverfolgen kann. So weiß ich, dass ich nicht die einzige bin, die diese schwere Zeit durchmachen muss.

Viele Grüße
Ines
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  #2  
Alt 31.10.2007, 13:50
Vierm Vierm ist offline
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Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Hallo Ines,

als erstes mal wünsche ich Dir/Euch und im besonderern Deiner Mutter alle Kraft die man braucht!

Was Dein Umfeld betrifft: Sie haben Angst! Sie haben Angst etwas falsches zu sagen, Angst Dich zu verletzen, und was sonst noch alles.

Niemand der gleiches nicht erlebt hat, kann das nachvollziehen was in Dir vorgeht. Selbst Dein Partner erlebt eine Situation und eine Person (Dich) die er so nie erleben konnte

Geh Du auf sie zu und ebne ihnen einen Weg zu Dir zu können.

Ich habe gleiches erlebt und erst im nachhinein Verstanden was passierte.

Euch allen alles erdenklich Gute,

Ciao Wolfgang
__________________
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wir freuen uns über Besuche und Gästebucheinträge:

Geändert von Vierm (31.10.2007 um 14:35 Uhr)
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  #3  
Alt 31.10.2007, 14:18
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le_babe le_babe ist offline
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Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Liebe Ines,

Wolfgang hat die richtigen Worte gefunden.Du erlebst deinen Schmerz und die Krankheit deiner Mutter auf deine ganz persönliche Art.

Mitmenschen,Freunde,Partner stehen oft hilflos da und finden vielleicht auch keinen Zugang in diese Welt...vielleicht gehen sie auch davon aus,dass du/ihr Ruhe benötigt oder sie haben Angst ev.im falschen Moment anzurufen oder das Falsche zu sagen oder zu fragen.

Du könntest dir überlegen,wie du deine Freundinnen einbeziehen kannst,z.B.in Momenten,in denen dir die Decke auf den Kopf fällt,selbst anzurufen,um sich auf einen Kaffee zusammen zu verabreden.

Ich kenne diese Phasen auch aus eigener Erfahrung und zwar von beiden Seiten.Mir hat es geholfen,mich von übersteigerten Erwartungen meiner Umwelt gegenüber zu lösen,einfach weil mir klar wurde,dass die Impulse in so einer schwierigen Situation von mir selbst kommen müssen...

Aber so wie Wolfgang es schon formuliert hat,das Licht ist ihm auch erst hinterher aufgegangen,es fühlt sich anders an,wenn man,wie du,direkt in der Situation steckt.Versuch herauszufinden,was dir Kraft gibt,was dich freut und dann versuch es durchzusetzen.

Ich wünsch dir jedenfalls 100Kilo Kraft,den Weg mit deiner Mama weiterzugehen...

liebe Grüße,

K.
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  #4  
Alt 31.10.2007, 16:11
Benutzerbild von Rena24
Rena24 Rena24 ist offline
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Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Liebe Ines,

ich kann mich auch nur anschließen. Die "Angst" mit jemandem zu sprechen, der direkt oder indirekt von so einer schlimmen Krankheit betroffen ist, ist riesig. Wir haben in umserem Freundeskreis auch ein paar Wenige, die mit unsere Situation nicht umgehen können. (Mein Mann ist 38 J., Hautkrebs mit Metastasen im Gehirn und in der Lunge).

Trotz der Tatsache, dass mein Schatz immer offen mit seiner Krankheit umgegangen ist, konnten einige einfach nicht über ihren Schatten springen. Einer seiner besten Freunde hat sich nach der letzten Gehirn-OP 3 Wochen lang nur per SMS gemeldet. Irgendwann hat mein Mann ihn dann angerufen. Sein Freund hat dann gemerkt, dass man sich "total normal" unterhalten kann. Sicher spricht man über die Krankheit, aber genausoviel auch über andere Dinge! Das können sich aber viele nicht vorstellen.

Mir hilft dieses Forum auch sehr viel. Es gibt Kraft und ist einfach schön, mit Menschen zu sprechen, die einen verstehen können. Sei deinen Freunden aber bitte nicht böse! Sie meinen es bestimmt nicht so!

Ich wünsche deiner Mutter und dir alles Gute und ganz viel Kraft!

Rena.
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  #5  
Alt 31.10.2007, 19:16
Lasna Lasna ist offline
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Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Lieber Wolfgang,

Danke für deine Gedanken zu meiner kleinen, sicherlich ein wenig egoistischen Sorge. Ich hätte ja auch Angst, wenn eine gute Freundin in so einer schweren Situation stecken würde. Ich habe deinen Vorschlag gleich umgesetzt und meine allerbeste Freundin einfach kurzerhand gefragt, ob wir morgen auf einen Spaziergang gehen und quatschen. Im selben Moment, als ich mein Mail abschicken wollte, traf ihres mit demselben Vorschlag ein!
Ich sehe, dass dein Sohn nun schon seit 1 Jahr nicht mehr bei euch ist. Ich wünsche euch von ganzem Herzen, dass ihr nach allem, was ihr durchmachen musstet, eure Kraftreserven vielleicht schon wieder ein wenig regenieren konntet!

Liebe babe bzw. K. (leider kenne ich deinen Namen nicht),

Aus deinen Erfahrungen lerne ich, dass ich zur Zeit wohl überempfindlich bin. Ich denke, wenn ich mich so "normal" verhalte wie immer, d.h. anrufe, wenn ich gerade Lust habe, werden sie sich auch in gewohnter Weise mir gegenüber verhalten. Und ich will ja gar keinen Trost (nicht in erster Linie), sondern ein wenig Normalität in diesem Wahnsinn.
Gerade jetzt habe ich meinem Partner auch gesagt, dass es ihm nicht unangenehm sein muss, wenn er auf meine Sorgen, Gedanken und Weinkrämpfe keine Antwort weiß. Ich habe ihm gesagt, dass es mir gut tut, wenn er einfach nur da ist - auch wenn er nichts sagen kann, denn es gibt eigentlich nichts zu sagen. Das war sehr wichtig und ich bin froh, dass ich das heute dank euren Anstoßes gemacht habe!

Liebe Rena,

Woher holst du dir die Kraft, um deinem Mann beizustehen? Wie hältst du dich emotional über Wasser? Manchmal fühle ich mich so ohnmächtig, dass ich wie gelähmt bin. Meistens geht es ja, nur manchmal eben übermannt es mich richtig schlimm. Ich hoffe, es geht deinem Mann und dir zur Zeit gut und schicke euch viel Kraft.

Das ist also meine Frage an alle: Welche Kraftquellen nutzt ihr?

Liebe Grüße,
Ines
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  #6  
Alt 31.10.2007, 20:29
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Rubbelmaus Rubbelmaus ist offline
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Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Ich bin zwar nicht Angehörige, sonder BK-Betroffene mit Meta.. Kann euch aber nur zustimmen, es ist leider so.

Gute Freundinnen lassen nichts mehr von sich hören-sie können damit nicht umgehen (wer fragt mich, ob ich damit umgehen kann). Freunde kannst du plötzlich an einer Hand abzählen. Für Arbeitskollegen/innen mit denen du früher immer zusammen warst und die sich jahrelang über alle Problem bei dir ausgeheult haben, sind nicht zu sprechen. Angehörige wissen ausser den blöden Spruch " Du musst nur positiv denken, oder du schaffst das schon." auch nichts zu sagen. Bei mir sind Nachbarn sogar auf die andere Straßenseite gewechselt wenn sie mich sahen. Nur um mit mir kein Wort sprechen zu müssen. Ich fühlte mich oft, als wenn ich aussätzig wäre und meine Krankheit ansteckend ist. Mich hat sogar mal ein ehemaliger Arbeitskollege gefragt, der mich nach langer Zeit zufällig traf, wieso ich denn noch leben würde, ich hätte doch Krebs. Tja, das steht man da und weis nicht, soll ich heulen, schreien oder ihm eins auf die Kinnlade geben. Aber irgendwie ist man nur verstört.

Mit den Jahren habe ich gelernt, die meisten Menschen sind so, weil sie selber Angst haben, an Krebs zu erkranken. Sie wissen nicht die richtigen Worte und sagen lieber gar nichts, oder nur blödes Zeug, merken es aber selber wohl nicht.

Und bei Kindern mit Krebs, ist das ganz besonders schlimm. Da habe ich selber oft Probleme. Nicht mal mit den Kindern, sondern mit den Angehörigen. Mir zog sich jedesmal das Herz zusammen und ich könnte vor Mitgefühl laut weinen, wenn ich so einen kleinen kranken Fuzzi sehe. Aber auch die Eltern/Familie tut mir sehr leid. Doch durch meinen eigenen Krebs, kann ich ganz normal damit umgehen. Aber Andere können das eben nicht.


Früher war ich erst gekränkt, dann traurig und zu guter letzt, wütend darüber. Aber heute nicht mehr.


Verzeiht ihnen einfach und hakt es als Lebenserfahrung ab. So machen mein Mann und ich das jetzt und es hilft wirklich weiter, damit zu umzugehen.

Anders geht es einfacht nicht, weil man immer wieder damit konfrontiert wird und man muss einfach einen Schutzpanzer oder Schutzmauer anlegen.

Grüsse
Heidi
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  #7  
Alt 01.11.2007, 08:25
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Rena24 Rena24 ist offline
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Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Liebe Ines, wo ich meine Kraft hernehme, kann ich gar nicht so genau sagen. Während der Krankenhausaufenthalte war ich von früh bei spät bei meinem Schatz. Das war das Einzige, was ich tun konnte und wollte. An arbeiten war nicht zu denken. Seit letzter Woche Montag bekommt mein Mann eine Ganzhirnbestrahlung, verträgt er auch ganz gut. 14 Tage lang. Seitdem geh ich auch wieder arbeiten.

Auch wenn es komisch klingt, es tut mit gut! Man wird abgelenkt, lacht mit den Kollegen und spricht nicht die ganze Zeit über die Krankheit. Auch wenn ich dann oft ein schlechts Gewissen meinem Mann gegenüber habe, er hat diese Abwechslung nicht. Dafür erzähle ich ihm abends immer die Neuigkeiten von der Arbeit...

Ich glaube, dass man sich nicht aussuchen kann, ob man stark ist oder nicht. Sicher kann man sich zwingen, aber nur über einen kleinen Zeitraum. Finde heraus, was dir gut tut! Lenk dich zwischendurch etwas ab. Das mit deiner Freundin ist doch super!!! Wir versuchen, so normal wie möglich zu Leben, dass ist meinem Mann besonders wichtig.

Wünsch dir alles Gute! Rena.
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  #8  
Alt 01.11.2007, 09:27
Schnucki Schnucki ist offline
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Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Liebe Ines,

ich teile Deine Erfahrungen mit den Mitmenschen durchaus.

Während der Krankheit meiner Mutter stellte ich wirklich fest, dass sich bei den Freundschaften der Spreu vom Weizen trennt.

Ich war beileibe kein Mensch, der sofort in Tränen ausbrach, wenn man mich auf meine Mami ansprach. Im Gegenteil, ich weinte während der Krankheit genau 1 mal - alleine daheim. Ich war gefasst - ich schrieb oft, ich funktionierte. Es waren nicht viele Emotionen da. Also konnte man mich "gefahrlos" ansprechen.

Die wirklich guten Freunde bekamen das auch hin, riefen mich an, fragten auch nach meiner Mami - mit wirklichem Interesse.

Zwei blieben auf der Strecke. Sie konnten mit dem Thema nicht umgehen. Ich sagte ihnen noch: Wenn es Euch unangenehm ist, Ihr müßt nicht nach meiner Mami fragen. Von mir aus erzähle ich auch nichts, ich weiß, dass nicht jeder damit umgehen kann.

Und was war? Gar nichts mehr. Kein Anruf, nichts. Wenn ich sie auf der Straße getroffen habe - kurzer Gruß und man sah, dass sie sich ein Mauseloch gewünscht haben, wo sie verschwinden können.

Ich muß sagen, dass ich daraufhin auch nichts mehr weiter in Sachen Freundschaft unternommen habe. Ich hatte beiden den Weg geebnet - aber auch das nützte nichts. Ich hab mich gefragt, ob ich noch mehr unternehmen müsste, aber festgestellt, dass mir doch daran nichts mehr liegt. Ich war zu sehr enttäuscht. Also ließ ich es.

LG

Astrid
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  #9  
Alt 01.11.2007, 12:57
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Liebe Ines,
schön, dass Du deiner Mutter so zur Seite stehst!
Deinen Schmerz sie loszulassen, kann ich sehr gut nachempfinden.
Das Thema "Freunde" konnte man hier im Forum sehr häufig nachlesen. Das Thema Krebs ist ein großes Problem für die Bekannten . Keiner mag sich damit befassen, denn es könnte ja jeden irgendwann mal treffen.
Das Du den Kontakt zu Deiner Freundin gesucht hast, war wirklich eine gute Idee. Darauf wäre ich damals nicht gekommen.
Als mein Mann und meine Mutter ihre Krebsdiagnose erhielten stand unser Telefon auch plötzlich still. Eine einzige Freundin rief mich täglich an um zu fragen wie es bei uns läuft, wie es meinem Mann und meiner Mutter geht.
Ein Freund meines Mannes sagte ganz deutlich, er könne mit diesem Thema nicht umgehen, wir mögen ihm bitte verzeihen. Damit konnten wir gut umgehen, denn das war ehrlich, er ist auch heute noch unser Freund.
Ein weiterer Bekannter sagte geradeheraus, er würde nicht an diese Krebsdiagnose glauben, es müsste ein Irrtum sein und verdrängte es, fragte niemals, wie es meinem Mann so geht. Auch damit konnten wir leben, denn es war offensichtlich, dass er selber große Angst hatte.
Bis heute bleibt aber ein bitterer Beigeschmack bei Freunden, die sich einfach nicht mehr gemeldet hatten, ohne einen Grund zu nennen.
Heute trifft man sich wieder mit ihnen, auf Wunsch meines Mannes. Ich hätte keine Probleme damit, den Kontakt abzubrechen.
Ich wünsche Dir liebe Ines, noch eine intensive Zeit mit Deiner Mutter!
Genieße jeden gemeinsamen Augenblick mit ihr. Später wirst Du dich an all das sehr gut erinnern können und davon zerren.
Liebe Grüße
Sanne
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  #10  
Alt 01.11.2007, 13:42
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le_babe le_babe ist offline
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Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Liebe Ines,

ich finde,du machst das richtig gut...und die Situation mit deiner Freundin ist doch auch ein gutes Zeichen.
Ich denke,du hast deine Beziehung durch das Gespräch mit deinem Partner entlastet und er hat jetzt mehrere Optionen,dir in dieser schwierigen Lage zu begegnen.
Du hast nach den Kraftquellen gefragt:mir gab und gibt die Gewissheit Kraft,dass ich das Leben lebe,dass ich mir wünsche,allerdings erlebe ich vieles bewußter...,

z.B.mache ich selbst Musik.Ich spiele E-Geige in einer Band.Als ich krank wurde,hab ich mir(längst überfällig) endlich die sündhaft teure E-Geige zugelegt,die ich mit schon lang,lang gewünscht hab.Die macht mir und meinen Mitmusikern soviel Freude,dass ich in jede Probe geh,auch wenn`s mir nicht gut geht...und danach bin ich immer obenauf,das hält sogar ein paar Tage...

z.B.Konzerte...ich seh mir auch gerne gute Bands in kleinen Clubs an,da kann ich viel rauslassen,auch meine Angst...tanzen,mitsingen,die Tage danach sind immer herrlich...

z.B.meine Familie,wir unternehmen mehr gemeinsam als früher...eigentlich unglaublich,oder?

z.B.ein Vollbad...

z.B.Natur

z.B.immer wieder mal ein Kurztrip oder Ortswechsel am Wochenende,das wirkt Wunder,wir haben einen kleinen Wohnwagen,da kommt die ganze Bande hinein,wenn ich das früher anstrengend und arbeitsaufwändig und wenig erholsam fand,find ich es heute richtig lustig und wir alle kommen gut gelaunt und mit anderen Gedanken wieder nach Haus.

Liebe Ines,ich hoffe,dass kommt nicht allzu plakativ rüber,ist auch sehr individuell,im Großen und Ganzen kannst du sagen,ich habe die Dinge,die ich sowieso gerne gemacht hab intensiviert...ich heiße übrigens Kerstin( habe gerade zwei OP`s innerhalb 5 Wochen hinter mir,Ergebnis seit Dienstag:es konnte operativ alles entfernt werden,puh).

Ich leg für dich nochmal ein kleines Kraftpaket obendrauf,

liebe Grüße,
K.
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  #11  
Alt 03.11.2007, 14:37
Lasna Lasna ist offline
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Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Ihr Lieben,

Erstmal herzlichen Dank für Eure Antworten und dass Ihr Eure Gedanken mit mir geteilt habt. In vielen Aussagen finde ich mich einfach voll und ganz wieder, ich kann Euch so gut verstehen. Denn es ist einfach so, manche Mitmenschen distanzieren sich, wenn sie mit einer so schweren Krankheit konfrontiert werden. Das tut weh, ich verstehe es nicht, aber es ist nun einmal so. Ich betrachte diese Krisenzeit in meinem Leben auch als sehr klärend. Eine Zeit, in der sich vieles und viele von alleine positionieren. Aber auch eine Zeit, in der ich mir selbst über meinen zukünftigen Weg klarer werde. So unglaublich traurig all das ist, ist es doch eine Chance, neue Wege einzuschlagen - und auch auf bestimmte Mitmenschen zu verzichten!

Liebe Heidi,

Deine Erlebnisse sind so schlimm, dass ich gar keine Worte dafür finde. Wie können Menschen so kalt und egoistisch sein? Kann schon sein, dass sie nicht mit der Krankheit umgehen können und Angst haben. Das ist eine Erklärung, aber sicher keine Entschuldigung! Sei versichert, dass du hier im Forum immer Rückhalt und Verständnis finden wirst. Ich hoffe, es geht dir gut und dein Schutzpanzer ist intakt und stark genug, denn du brauchst alle Kraft für dich selbst!

Liebe Rena,

Wie geht es deinem Mann? Verträgt er die Bestrahlung gut? Das ist schön, dass du dich mit Arbeit ablenken kannst. Diesen Effekt beobachte ich auch bei mir, auch wenn es bei mir etwas schwieriger ist, weil ich von zu Hause von meinem PC aus arbeite, also gar keinen Kontakt zu "Kollegen" habe. Aber es lenkt mich trotzdem eine Weile ab. Und auch das schlechte Gewissen, das du ansprichst, kenne ich nur zu gut... Ein ganz entscheidender Satz von dir war, dass man sich nicht aussuchen könne, ob man stark ist oder nicht. Wie wahr! Die meiste Zeit kann ich mit der Tatsache, dass diese Wochen die letzten mit meiner Mama sein werden, sogar relativ gefasst umgehen. Ich akzeptiere es und lebe jeden Tag sehr bewusst. Dann kommen wieder Tage - wie heute - wo es mir sehr schlecht geht und ich die ganze Zeit nur weinen kann... Morgen wird es wieder besser sein.

Liebe Astrid,

Auch ich breche nicht in Tränen aus, wenn man mich auf meine Mutter anspricht. Deine Erlebnisse mit deinen Bekannten sind einfach unfassbar. Ich würde mit diesen Menschen auch keinen Kontakt mehr haben wollen. Aber wie gesagt, es trennt sich der Spreu vom Weizen und das ist ganz gut so! Auch bei mir sind aus meinem Freundeskreis genau 3 liebe Menschen übriggeblieben. Die schätze und liebe ich nun umso mehr!

Liebe Sanne,

Auch deine Erlebnisse bestätigen meine Erfahrung. Ich halte in so einem Fall auch nichts davon, diesen "Freunden" ihr Verhalten zu verzeihen. Sie haben in einer Zeit, in der ihre Unterstützung als Freunde gebraucht wurde, aus Feigheit versagt. Das ist traurig, aber hat wie gesagt auch seine guten Seiten. Man erkennt die wahren Freunde.
Ich hoffe, deinem Mann und dir geht es gut!

Liebe Kerstin,

Das sind ja gute Nachrichten!! Du hast die Strapazen der letzten 5 Wochen nicht umsonst durchstehen müssen und kannst jetzt einmal tief durchatmen. Ich freu mich so für dich! Danke auch für deine Tipps, sie haben meinem allzu "vertunnelten" Denken wieder neue Anstöße gegeben. Ich gehe auch viel in der Natur spazieren und genieße die Herbstsonne. Daneben plane ich nun intensiv, wohin mein Auslandsjahr gehen wird. Ich möchte nämlich - wenn hier alles vorbei ist - ein Jahr lang auswandern! Der Gedanke daran gibt mir Kraft, bringt aber auch immer wieder ein schlechtes Gewissen meiner Mama gegenüber mit. Ich weiß aber, dass ich auf mich schauen soll, denn wenn's mir schlecht geht, ist ihr damit auch nicht geholfen, nicht? Und schließlich hast du elektrische Virtuosin in mir einen Gedanken, der schon lange in mir auf seine Zeit gewartet hat, endlich konkret werden lassen: Ich werde wieder mit dem Klavier spielen beginnen!
Ich hoffe, es geht dir gut und geigst dieser verdammten Krankheit etwas!

Liebe Grüße an alle,
Ines
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  #12  
Alt 03.11.2007, 17:01
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hope38 hope38 ist offline
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Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Hallo Ines!
Nun habe ich schon öfter Deinen thread geöffnet, gelesen, genickt, den Kopf geschüttelt vor so viel unmenschliches Verhalten von unseren "lieben" Mitmenschen, das ist doch etwas schreiben möchte.

Zunächst einmal wünsche ich Dir von Herzen ganz viel Kraft weiterhin für den schweren Weg mit Deiner Mutter !

Ich bin 40 Jahre alt, verheiratet (mit dem besten Mann der Welt, klar ), Mama von 6 Kindern im Alter von 16 bis 3 und habe Darmkrebs...

Im Mai 06 ist meine Welt komplett zusammengebrochen. Es war kein Weg mehr da, nur noch Löcher. Doch zunächst fiel ich nicht in sie, denn ich konnte nicht mal aufstehen...

Wir leben schon viele Jahre in einem kleinen Ort (3000 E), in dem wir aufgrund der "unnormalen" Kinderzahl exotisch waren. Dann wurde ich krank und füllte damit die Sensationslust vieler Bürger!
Kaum jemand sprach mit mir. Ich wurde angesehen, verstohlen, aber keiner sagte ein Wort. Am schlimmsten erinnere ich mich an ein Sommerfest in der Schule meiner Tochter: Mein Mann und ich gingen mit den Kindern dahin, ich mit Chemopumpe um den Bauch. Ich tat es meinem Kind zuliebe. Die Eltern saßen zusammen, schwatzten und lachten. Ich hielt mich ein wenig abseits, war seelisch nicht stabil. Irgendwann wollte ich nach Hause und mein Mann brachte mich heim. Er fuhr noch einmal hin und holte unsere Tochter ab. Auf einmal kamen einige Eltern auf ihn zu und sagten "Es tut uns so leid, was mit Deiner Frau ist" blabla... Als er mir das erzählte, mußte ich sooo weinen . Ich fand das so schlimm, daß sich niemand an mich herangetraut hatte. Nur hintenrum..
Viele Gespräche fingen später dann mit dem Satz an: "Wir wußten ja nicht, ob wir Dich ansprechen sollen...." Ich habe mir dann angewöhnt zu antworten, daß ich das respektiere, aber nicht verstehe, weil man es doch dem Betroffenen überlassen sollte, wie er reagieren will. Es ist die schlechteste Entscheidung, ihm aus dem Weg zu gehen.

In der Familie gab es auch Entzweiungen. Meine Schwiegereltern haben sich nach einem heftigen Streit distanziert. Jetzt sprechen wir wieder miteinander, aber sie fragen mich nicht, wie es mir geht. Für meinen Mann ist das in Ordnung so, da er wahnsinnig enttäuscht wurde von seinen Eltern. Das wird er ihnen wohl nie mehr vergeben.
Ja, so ist das mit den Mitmenschen. Freunde, die ich vorher hatte, sind immer noch da, bis auf eine Freundin, die hat sich abgewandt.

Ich wünsche Euch alles Gute,

hope
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  #13  
Alt 03.11.2007, 19:46
Mona66 Mona66 ist offline
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Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Liebe hope,

meine Erfahrungen sind ähnlich, wie die von Rena oben beschrieben... wenn die Menschen merken, dass man sich mit mir noch ganz normal unterhalten kann, dann verlieren sie ihre anfängliche Scheu und es klappt meist gut. Manche freuen sich dann sogar, dass sie mir mit ihrer Aufmerksamkeit eine Freude machen können und es hilft mir wirklich, wird auch zur Kraftquelle.

Ich kann mir vorstellen, dass der Umgang auf dem Dorf nicht so einfach ist (bin selbst in einem aufgewachsen und lebe heute in der Stadt). Aber vielleicht kannst du dich ein bisschen mit dem Verhalten versöhnen oder es zumindest besser verstehen? Dazu zitiere ich mal Ausschnitte aus dem, was du geschrieben hast...

Zitat:
Zitat von hope38 Beitrag anzeigen
Ich hielt mich ein wenig abseits...
...
Ich fand das so schlimm, daß sich niemand an mich herangetraut hatte. Nur hintenrum..
...
Viele Gespräche fingen später dann mit dem Satz an: "Wir wußten ja nicht, ob wir Dich ansprechen sollen...." Ich habe mir dann angewöhnt zu antworten, daß ich das respektiere, aber nicht verstehe, weil man es doch dem Betroffenen überlassen sollte, wie er reagieren will...
Als ich es gelesen habe, habe ich gedacht... sie hielt sich abseits. Die Menschen haben dieses Signal wahrgenommen. War es nicht sogar eine gewisse Feinfühligkeit? Ist es ihnen zu verdenken, dass sie nicht wussten, ob sie hope ansprechen sollten, wo sie sich doch abseits hielt? Sollte man einem Betroffenen, der sich abseits hält, wirklich auf die Pelle rücken? Oder sollte man seine zarten Signale interpretieren?

Ich denke, es ist wirklich nicht einfach.

Alles Liebe

Mona
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  #14  
Alt 03.11.2007, 20:41
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Sani Sani ist offline
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Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Hallo,ja einfach ist es wirklcih nicht,will man selbst reden,traut sich der andere vielelicht nicht,spricht der andere einen an,will man grad jetzt nicht reden und einfach nur dasein...
Dachte beim lesen der letzten beiden Mails an eine Begebenheit mit meinen ehemaligen Arbeitskolleginnen,ich freute mich beim 25J.Jubiläum sie zu sehen,eine ,mit der ich lange zusammen arbeitete sah mich,kam auf mich zu und fragt erfreut,wie es mir ginge!Bevor ich überhaupt antworten konnte,rannte sie mit ihrer Hand vorm Mund weg..Da stand ich ziemlcih sprachlos da und bin schnell wieder gegangen.Erst um einiges später hab ich verstanden warum sie ging...Jemanden betroffenen fragt man nicht,wie es ihm geht!!!
Es gibt doch auch einen Teil von uns,der mal gefragt werden möchte,oder??Auf einem Schulfest oder Jubiläum wird man doch nicht seine gesamte Geschichte jedem erzählen,nur,neben der Erkr,.haben wir doch auch ein Leben,ein --wie geht es dir--,egal eigentlich ob auf den da in us bezogen oder allgemein,einfach zeigen und auf die antwort warten...

Wenn mich heut jemand mit .dir geht es aber gut anspricht,dann sag ich ja,ich bin zufrieden..Da kam mal ein Bekannter meines Mannes auf die Idee mir zu sagen,das könne nicht sein,mit soeinem Ding im Kopf...Toll,dann darf man also --mit---nur frustiert duch die Gegend laufen??
Manchmal denk ich,egal,wie man reagiert,es ist immer ein Drahtseiakt,für beide Seiten.Wenn wir aber offen bleiben und zu uns selber stehen,dann sind wir ehrlich und das spürt auch der uns gegenübersitzdene Mensch,Susanne
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  #15  
Alt 03.11.2007, 20:58
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hope38 hope38 ist offline
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Standard AW: Reaktionen der Mitmenschen

Hallo Mona!
Ja, sicherlich habe ich damals Signale ausgesandt, daß ich nicht unbedingt auf die Krankheit angesprochen werden wollte. Hätte ich in dem Moment auch wirklich nicht, denn es war alles noch zu frisch. Aber mich hätte es gefreut, wenn man auch uns an den Tisch gebeten hätte, wenn man mir einfach mal einen Arm auf die Schulter gelegt hätte, etwas non-verbale Kommunikation oder small-talk. Ich fühlte mich noch ausgegrenzter als vorher.
Letztendendes nehme ich das so hin und bin auch keinem böse. Mein Gefühl war nur grenzenlos traurig damals.
Jetzt ist es so, daß ich schon deutlich mache, mit wem ich darüber reden will und mit wem nicht. Das zeigt sich schon in der Antwort auf die Frage "Wie geht es?" Entweder erzähle ich es oder ich sage nur "gut".
Was ich aber eigentlich schlimm finde, ist, daß die Menschen solche Schwierigkeiten mit Krebskranken haben. Es ist wirklich die eigene Angst vor dem Krebs und dem Tod, die sie zum Schweigen bringt. Hätte ich einen Herzinfarkt oder keine Ahnung was, ein gebrochenes Bein, würden sie einem noch einen Stuhl anbieten und einem dem Teller an dem kalten Büffet füllen. Aber nicht, wenn Du Krebs hast. Das ist das, was ich unter dem Strich als sehr belastend empfinde. Und ich muß ehrlich sagen, ein richtiges Verständnis habe ich dafür nicht. Ich bin da anders und war es schon immer. Ich gehe Menschen nicht aus dem Weg, die es schwer haben. Ich gehe zu ihnen.

Aber danke für Deine Gedanken dazu.

Liebe Grüße,
hope
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