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Alt 10.09.2010, 01:21
Eule83 Eule83 ist offline
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Registriert seit: 31.07.2010
Beiträge: 1
Standard Mama ist nicht mehr da und alles ist leer

Ich habe mir schon vor längerer Zeit Einträge in dem Forum durchgelesene. Da lebte aber meine Mami noch und ich traute mich nie so richtig zu schreiben. Jetzt bin ich im Hinterbliebenen-Teil und wenn ich einige Einträge durchlesen, kommen mir so richtig die Tränen.

Bei Mama wurde letztes Jahr (nachdem sie ein halbes Jahr bei Untersuchungen war) Lungenkrebs festgestllt, Metastasen waren bereits gestreut. Seitdem sie die Diagnose hatte, fuhren wir sie zwar zur Chemo und den Bestrahlungen, aber ins Ärztezimmer ließ sie niemanden mit. Wir wussten nie genau, was der Arzt sagte oder wie genau es um sie steht. Auch keine Lebenserwartung oder so. Sie wurde einfach nur schwächer, nahm zwar bei der ersten Chemo zu und alles sah besser aus, aber dann ging es rapide bergab. Sie war so schwach, aß und trank nichts mehr oder gab nur vor gegessen zu haben. Sie nahm Schmerzmittel - aber nicht etwa Morphium, nein Novalgin und so. Ich war vier Wochen bei meinem Freund in Spanien, als ich den Anruf ihrer besten Freundin bekam, die eine Woche bei ihr bleiben wollte. Sie sagte mir, dass Mama im Sterben liegt und ich bin schnellstmöglich rübergeflogen.

An dem Samstag saßen mein Bruder und ich bei ihr im Krankenhaus. Freitags, an dem Tag an dem ich aus dem Urlaub kam, wurde sie eingeliefert, weil sie sich krümmte vor Schmerz. Erst ab da hat sie in ihrer ganzen Behandlung Morphium bekommen!Samstags saßen wir "Kinder" bei ihr und ich war ganz tapfer, weinte nur anfangs kurz, als sie sagte "Süß Mädeli, wein doch nicht". Und ich zeigte ihr wie stark wir sind, dass wir füreinander da sind und dass wir sie lieb haben. Und wir sie noch nicht "beweinen" am Krankenhausbett.

Nachts, mein Bruder war bei ihr im Krankenzimmer geblieben, schlief sie dann ein, sie sagte am Abend vorher, als ich ging "Ich will jetzt schlafen" und meinen Bruder plagt seitdem das Gewissen, ob er sich an ihr Bett setzen hätte sollen, weil sie damit vielleicht meinte, dass sie nun schlafen wird und gehen muss (er lag im Bett nebendran). Mein Freund, ihre beste Freundin, die Freundin meines Bruders und ich wurden gerufen und konnten uns von ihr auch noch auf diese Weise verabschieden. Ich erschreckte immer vor dem Gedanken, einen toten Menschen zu betrachten. Aber es war das beste was uns passieren konnte. Sie lag so friedlich dort, ihr Gesicht war nicht mehr schmerzverzerrt, so schön glatt - ohne Falten. Ich dachte nur, jetzt hat sie diesen Körper verlassen, den verdammten Krebs alleine da gelassen, der ihr so Schmerzen bereitet haben muss, den sie so tapfer ertragen hat. Sie hat stets so getan, als hätte sie nur einen Schnupfen - unglaublich, sie wollte uns keine Sorgen bereiten und mit Würde von uns gehen, nicht als arme, kranke, bemitleidete Frau.

Es ist so verdammt schwer. Auch wenn wir nun viel zu tun haben und das Loch erst dann kommt, wenn etwas Zeit vergeht. Wir müssen Gott sei Dank nicht direkt eine Wohnung auflösen oder so, ihre Sachen, ihr Zimmer, das kann erst mal so bleiben.

Hm, jetzt habe ich das zum ersten Mal einfach niedergeschrieben und es tut gut, da ich zur Zeit alleine bin und auch nicht immer mit jemandem reden will. Manchmal kommen mir Gedanken, die kann ich einem auch nicht mitteilen, da sie für die andere Person vielleicht unzusammenhängend erscheinen würden.

Ich wünsche jedenfalls allen, denen es ähnlich geht, genauso viel Kraft für die kommende Zeit, und viel Mut die Gefühle zuzulassen, die nötig sind, den Verlust der Mutter, oder einem anderen wichtigen Menschen, wirklich zu realisieren. Ich kann es noch nicht.

Abendliche Grüße, Tinchen
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