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  #1  
Alt 16.12.2007, 09:33
Tomxx Tomxx ist offline
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Standard Recht auf Produktzugang zur evtl. Selbsterlösung?

Hi,
man kann ja durchaus mal eine unheilbare, über kurz oder weniger kurz tödlich verlaufende Krankheit haben. Dazu wird man nicht informiert, was denn nun genau auf einen zu kommt und in welchem Zeitfenster das eintrifft.
Offenbar sind die Ärzte dazu gesetzlich nicht verpflichtet, obwohl es ja die Faktenlage gleich gelagerter Fälle der letzten Jahrzehnte gibt. Die wird komplett verweigert. Von einem mühsam ermittelten gleich gelagerten Kollegen habe ich nun absolut Scheusliches erfahren, bis hin zu aufgeplatztem Darm und durch Strahlung schmerzhaft verbrannten Organen samt Schmerzen durch chemische Gifte (Chemotherapie).
Mediziner erklären, ich werde an Organbefall sterben.

Sterbehilfe impliziert, dass einem von Helfern ein von einem selbst einzunehmendes Produkt schluckfertig in die Hand gegeben wird. Genau darum gehts aber nicht.

Vielmehr will ich das ggf. völlig ohne Helfer und Anwesende tun können, wann ich es will, wobei niemand auf meine Entscheidung wartet. Meine Zugangsberechtigung zu einem geeigneten Produkt ist die Diagnose einer absolut tödlich verlaufenden Erkrankung und deren (in meinem Fall End-) Stadium. So benötige ich die Zusendung des Produkts vom Hersteller.
Von mir aus gerne an eine Staatsanwaltschaft, an ein Gericht, an eine Polizeidienststelle oder sonstige Behörde, wo ich es gegen Nachweis meiner Identität abhole. Falls die Haltbarkeit überschritten wird, dann habe ich das Produkt eben z.B. gegen Rückgabe des ungeöffneten alten Produkts neu beziehen zu können. Das Produkt ist ebenso tödlich wie eine Waffe, oder auch, wie es ein Auto für Jeden sein kann. Daher verpflichte ich mich (bin erwachsen und voll geschäftsfähig), es vor fremdem Zugriff zu schützen, wobei sich bei mir nie Unmündige aufhalten.

Kann ich nun das Produkt vom Hersteller in welcher Form auch immer auf eigene Rechnung beziehen, so lange ich Herr meines Willens bin? Am besten wäre wohl Natrium-Pentobarbital? Es besteht kein akuter Handlungsbedarf, aber das u.U. qualvolle Ende kommt sicher, u.U. recht überraschend. Was ich mir zumuten will, habe ich und sonst niemand zu entscheiden.

Postzusteller sind keine Sterbehelfer, vermute ich mal.

vG
Tomxx

p.s.: Bitte nichts Psychisches, auch nichts darüber, daß es doch nicht so schlimm sei, daß Ärzte und Pfleger alles im Griff hätten. Darum gehts nicht. Es geht um mein Recht auf Produktzugang, nicht um die Zuweisung meiner Todesart durch Andere.
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  #2  
Alt 16.12.2007, 16:29
Norma Norma ist offline
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Standard AW: Recht auf Produktzugang zur evtl. Selbsterlösung?

Hallo,

schau doch mal bei google, ob es bereits einen Präzidenzfall beim Bundesgerichtshof gegeben hat... da bekommst du auch das Aktenzeichen des Urteils und kannst gegebenfalls dich darauf beziehen (falls du den Klageweg beschreiten willst).

Denn man kann in Deutschland so ein Mittel meines Wissens nicht käuflich erwerben.

Aber mal ganz ehrlich: wer fest entschlossen ist, sein Leben zu gegebener Zeit zu beenden, hat meines Erachtens sowieso eine riesige Auswahl an Möglichkeiten... da bedarf es wahrlich keines bestimmten Mittels.

Gruß
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann (zur Zeit Chemo)
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  #3  
Alt 16.12.2007, 16:53
Gloria-Beetle Gloria-Beetle ist offline
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Daumen hoch AW: Recht auf Produktzugang zur evtl. Selbsterlösung?

Hallo Norma, hallo Tom,

in der letzten Zeit habe ich (metastasierter Brustkrebs in palliativer Behandlung) oft mit Krebskranken über diese Frage diskutiert.

Ich und einige andere Kranke die ich kenne möchten ein legales Mittel um schmerzfrei aus dem Leben scheiden zu können, wenn man es nicht mehr für lebenswert oder nicht mehr zu ertrage hält. Ich zum Beispiel bin alleinstehende und keiner wird sich liebevoll um meine Versorgung kümmern, wie ich es jetzt mit meinen pflegebedürftigen Eltern tue, bei denen mein rechtsseitig gelähmter Vater auch dankbar wäre von seinem Leiden erlöst zu werden. Aber das Gesetz will, dass wir Ihnen zum Essen zwingen und mit Krankengymnastik malträtieren. Einem solchen Schicksal möchte ich entgehen ud vielleicht auch der Obhut eines gerichtlich bestellten Betreuers.

Liebe Norma, leider gibt es da nichts. Wenn ich ein gesunder junger Mensch bin, darf ich im Internet ankündigen, dass ich jetzt auf einen Turm seige und mich selber umbringe. Wenn ich krank und für solche Aktionen nicht mehr in der Lage bin, darf ich nicht mehr freiwillig sterben, der Gesetzgeber verbietet es mir schier. Ist das zu verstehen? Es geht darum eine humame Art des Suizides zur Verfügung zu haben. Sollen kranke Menschen mit Schlafmitteln experimentieren oder sich die Pulsadern aufschneiden. Human sollte wenigstens der Weg sein.

Liebe Tom, ich verstehe Deinen Wunsch sehr gut.

Aber glaubt mir eines: Ich lebe wahnsinnig gerne und hoffe, dass die Medizin mir nach viele lange Jahre schenkt. Trotzdem habe ich keine Angst vor der Tod, sondern nur vor dem wie und dafür wünsche ich mir eine humane Lösung, die mich den Zeitpunkt und den Ort bestimmen läßt und mich nicht zwingt meine letzten Lebensstunden für viel Geld in einem schweizer Hotelzimmer zu verbringen.

Gloria

Geändert von Gloria-Beetle (16.12.2007 um 16:58 Uhr)
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  #4  
Alt 16.12.2007, 23:43
Norma Norma ist offline
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Standard AW: Recht auf Produktzugang zur evtl. Selbsterlösung?

Liebe Norma, leider gibt es da nichts.

Wer sagt das?

Meine Güte, ich kann jetzt einfach nicht glauben, was ich da lese.

In meinem sehr nahen Umfeld gibt es gleich zwei Personen, die das geschafft haben (was ich zwar bedauert habe, aber zwischenzeitlich verstehen kann).

Mehr schreibe ich jetzt nicht mehr dazu...

Aber wer behauptet, es gäbe da nichts, ist in meinen Augen einfallslos... sorry.

Gruß
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann (noch eine Chemo am 02.01.2008)
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  #5  
Alt 17.12.2007, 00:33
Gloria-Beetle Gloria-Beetle ist offline
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Standard AW: Recht auf Produktzugang zur evtl. Selbsterlösung?

Hallo Norma,

Du hast mich ja wohl gar nicht verstanden. Aber schlag ruhig drauf wenn ich einfallslos bin. In einer so wichtigen und traurigen Angelegenheit hatte ich einen anderen Ton erwartet.

Gloria
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  #6  
Alt 17.12.2007, 17:54
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Recht auf Produktzugang zur evtl. Selbsterlösung?

Wenn ein Mensch im absoluten Endstadium ist, in dem es sich nur noch um Stunden oder auch Tage handelt, wird auch im Krankenhaus sehr human reagiert, ohne Sterbehilfe zu leisten.
Man ist auch dort der Meinung, dass niemand Schmerzen erleiden muss bei so einer Krankheit.
Der Kranke erhält Morphium, wie hier bereits schon angedeutet, und zwar so dosiert, dass er nichts mehr mitbekommt, schläft und keine Schmerzen ertragen muss.
Viele Grüße
Sanne
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  #7  
Alt 17.12.2007, 23:44
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Recht auf Produktzugang zur evtl. Selbsterlösung?

Hallo Britta,
ich weiß sehr wohl wie die Fragestellung von Tomxx war!
Es geht hierbei wohl mehr um die aktive oder auch passive Sterbehilfe, die nun mal in Deutschland verboten ist.
Wir hatten selber zwei Krebsfälle in der Familie (Ehemann und Mutter) und hatten dieses Thema ebenfalls diskutiert. Meine Mutter musste nicht leiden und sie starb im Krankenhaus.
Wie Du selber oben geschrieben hattest, gibt es andere Mittel und Wege.
Das eine Firma ein Produkt zum "Freitod" liefert, bezweifel ich stark.

Dir, lieber Tomxx wünsche ich, dass Du deinen richtigen Weg findest!
Liebe Grüße
Sanne
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  #8  
Alt 18.12.2007, 07:23
Ilse Racek Ilse Racek ist offline
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Rotes Gesicht AW: Recht auf Produktzugang zur evtl. Selbsterlösung?

Hi,

nach Tomaxx' Beitrag dachte ich schon "jetzt kommen reihenweise fromme Sprüche" ;( und nun bin ich überrascht, wie relativ sachlich Ihr Alle schreibt.

Ich befürchte halt auch sehr, dass zwar in Kliniken und Hospitzen Schmerzlinderndes "geboten" wird, aber wer möchte schon tage- wochen- monate- vielleicht jahrelang bewußtlos dahindämmern...........

Die Diskussionen bei Maischberger und anderen TV-Runden haben dazu beigetragen zu erkennen, wie kontrovers man sich derzeit damit auseinandersetzt. Und nicht immer hilfreich........

Euch, uns Allen das Beste
wünscht mit herzlichem Gruß
__________________
Ilse
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  #9  
Alt 29.12.2007, 14:19
östel östel ist offline
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Standard AW: Recht auf Produktzugang zur evtl. Selbsterlösung?

Hallo, leider ist es auch mit Morphin nicht so einfach. Der Körper gewöhnt sich an die Substanz und viele Suizide sind schon am Erbrechen gescheitert. Ich habe auch in den "Suizidforen" geschaut und fand dort keine "einfache Lösung" halte mich aber nicht für einfallslos. Ich habe mit meiner Ärztin über meine Ängste gesprochen und sie weiss, dass ich eine palliative Sedierung wünsche. Eine Patientenverfügung haben sie und mein Lebensgefährte. Auch mein Sohn ist informiert. So weit ich informiert bin, geht es nicht eine Substanz zur Selbsttötung zu beziehen. Sonst hätten wir nicht die Dignitasdebatte. Grüsse Regina
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  #10  
Alt 14.06.2008, 13:48
Aeon Aeon ist offline
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Standard AW: Recht auf Produktzugang zur evtl. Selbsterlösung?

Hallo Freunde,

ich glaube, es gibt inzwischen eine legale Methode der Selbsttötung, auch in Deutschland.

Dignitas erprobt Helium Gas. Helium verursacht keine Erstikungsanzeichen und man wird schnell bewusstlos.
Man sollte sich gut über die Einzelheiten informieren. Am besten bei Dignitas.
http://www.dignitas.ch/index.php?opt...109&Itemid=160

DIGNITATE-Deutschland
Telefon: +49 (0) 511 336 23 44
von Montag bis Freitag
von 14.00 bis 18.00 Uhr

Es gibt auch die Möglichkeit Mitglied bei Dr. Roger Kusch Sterbehilfe e.V. zu werden.
http://www.kuschsterbehilfe.de/sterb...ied_werden.htm
Telefon: 040 - 65 68 38 10
Dr. Kusch hat vor nicht zu langer Zeit einen Infusor vorgeführt - der Patient kann mit einem einfachen Knopfdruck eine Betäubung und schmerzlose Selbsttötung einleiten. Ich weiss allerdings nicht, ob diese Methode alle rechtlichen Hürden bereits überwunden hat und zur Verfügung steht.
Fragt am besten telefonisch nach.

Meine Frau ist vor 6 Monaten an Magenkrebs gestorben. Ich konnte ihr damals leider keine sichere Methode anbieten. In die Schweiz fahren wollten wir nicht und Gewalt gegen sich selbst anzuwenden ist nicht jedermans Sache. Sie starb in einem Hospiz.
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  #11  
Alt 15.06.2008, 00:14
Aeon Aeon ist offline
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Standard AW: Recht auf Produktzugang zur evtl. Selbsterlösung?

Lieber Mimulus,

es freut mich aufrichtig, dass Du die Möglichkeit gefunden hast, es selbst zu regeln. Ich hoffe, dass Deine Methode sicher ist. Allein die Aussicht auf die Möglichkeit ohne Kampf gehen zu können macht das Leben leichter, nimmt die Angst.

Wir hatten damals weniger Glück.
Ich fand im Internet nur Berichte über unzählige Fehlversuche - keine illegale Methode schien sicher zu sein.
Auf Drogen sei kein Verlaß, wenn man sich in der Szene nicht auskennt.
Barbiturate wollte uns niemand verschreiben und vor der Gewalt hatten wir Angst.

Am Ende blieb uns Hospiz als eine gute Alternative.
Es gibt eine Organisation in Baden Württemberg - "Brückenschwestern", die ich in Anspruch zu nehmen rate. Sie helfen bei der Hospiz-Suche. Wir hatten ein Bett in einem Einzelzimmer. Ich konnte in einem extra gestellten Bett neben meiner Frau übernachten.

Ich würde Dr. Kusch vertrauen. Seine politische Tätigkeit sei dahin gestellt.
http://www.youtube.com/watch?v=jvFYT-ej88M

Ich glaube, wenn man in einem Hospiz ausdrücklich den Wunsch äussert, das Ganze nicht in die Länge ziehen zu lassen, wird diesem Wunsch ein wenig entsprochen. Man kann sich eventuell ein Paar Tage ersparen...

Ich wünsche Dir Mimulus und euch allen, die mitlesen viel Mut!

Die Würde bleibt, auch wenn alles verloren ist.

--
Aeon

Geändert von Aeon (08.07.2008 um 10:18 Uhr)
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  #12  
Alt 15.06.2008, 02:21
inter inter ist offline
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Standard AW: Recht auf Produktzugang zur evtl. Selbsterlösung?

H@llo, Tomxx,

das ist schon ein sehr gruseliges Szenario:
Das Thema ist so diffizil, weil es der Euthanasie sehr nahe kommt. Wo beginnt Leben, wo endet es? Wer kann Missbrauch ausschliessen? Alles Fragen ohne Antworten.
Vielleicht kommt es ja irgendwann einmal, dass alle unheilbar Kranken dann die "End-Pille" kriegen, wer weissß
Ansonsten gibt es heute schon diese Patientenverfügungen, die man auch bei einem Notar oder so abgeben könnte.
Wir hatten das Thema schon mal, mir bereitet es Unbehagen, über etwas zu befinden, was ich gar nicht kenne oder beurteilen kann.
Da fände ich Sterbehospize oder Palliativstationen schon annehmbarer.

Krebskranke sterben oftmals von heute auf morgen, manchmal vielzu schnell (Moni, wir vergessen Dich nie...) und ohne grosse Leidensphasen. Ich finde es dann immer grausam, wenn es lapidar heisst: sie erlag ihrem Krebsleiden bzw. er., Punkt. Als ob das schon alles erklären würde?
Wer kennt sie nicht, die liebenswerten, an Krebs erkrankten Menschen, heute noch zuversichtlich, morgen schon im Jenseits?
Tod durch Organversagen ist meist eine rasche Angelegenheit, die von den Betroffenen selten in ihrer Tragweite selber wahrgenommen wird. Und das ist vielleicht auch ganz gut so?
Eine Bekannte von mir war noch topfit nach Darmkrebs, hatte allerdings bereits Metastasen in der Leber. Sie frühstückte mit ihrem Mann, ging zur Toilette....kam nicht wieder...der Mann ging hinterher: da lag sie umgefallen, mausetot, Herz- und Organversagen..!
Siechtum und langes Leiden triffst Du viel häufiger bei Alzheimer- oder Schlaganfallpatienten.

Ob dieses Thema diesem Forum wohl gut tut?
Ich habe da so meine Zweifel.
Es hätte so was von "Endzeitstimmung" und die können wir hier gar nicht gebrauchen!

Ein schreckliches Thema,
aus dem ich mich jetzt auch ausklinke!

Gute Nacht
und
schöne Grüsse an Euch alle :-)
__________________
"...was bleibt, ist die Erinnerung...denn nichts währet ewiglich..."

Geändert von inter (21.09.2008 um 04:07 Uhr)
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  #13  
Alt 15.06.2008, 13:42
Gloria-Beetle Gloria-Beetle ist offline
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Standard AW: Recht auf Produktzugang zur evtl. Selbsterlösung?

Liebe Inter,
Ihr lieben Anderen die Ihr alle hier lest und schreibt,

natürlich gehört ein solches Thema auch hierher. Tod und Leben sind einfach eine Einheit und wenn man krebskrank ist befasst man sich selbstverständlich auch mit dem Sterben. Aber ich glaube das tut jeder Mensch, denn sterben tun ja viele einfach von heute auf morgen, auch ohne Krebs.

Hier geht es doch darum, würdig und ohne nach Holland oder die Schweiz fahren zu müssen und als letztes ein kahles Hotelzimmer sehen zu müssen, dann zu sterben, wenn man das Leid und den Schmerz nicht mehr erträgt.

Natürlich gibt es viele Methoden Suizid zu begehen. Doch soll ich mich nach Jahren des ertragenen Krebsleidens von der Brücke stürzen oder mit Medikamentmixturen (die mich vielleicht erst zum Pflegefall machen) experimentieren müssen.

Glaube mir: Ich lebe leidenschaftlich gerne und versuche jeden Tag zu geniessen und einen schönen Tag daraus zu machen, auch wenn ich neben der Krebserkrankung noch weitere enorme Belastungen habe. Aber, dass ich sterben werde und das mit grosser Wahrscheinlichkeit an der Krebserkrankung macht mir keine Angst.

Aber vor dem WIE habe ich Angst und um mir und vielen Anderen diese Angst zu nehmen, hoffe ich, dass es bald bei uns möglich ist ein Mittel zu bekommen, dass es mir möglich macht friedlich und würdevoll in meinem eigenen Umfeld hinüberzugehen in vielleicht ein schönes Danach.

Ich wünsche Allen einen schönen Sonntag und noch ein langes schönes Leben

Gloria
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  #14  
Alt 15.06.2008, 16:03
Benutzerbild von bergmädel
bergmädel bergmädel ist offline
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Standard AW: Recht auf Produktzugang zur evtl. Selbsterlösung?

Liebe Inter,

Sterbehilfe kommt nicht der Euthanasie nehr nahe, und meiner Meinung nach sollte man dieses nahezu auf eine Stufe stellen auch auf keinen Fall tun. Damit begegnet man den Opfern wirklicher Euthanasie mit Zynismus und den Menschen, die Sterbehilfe für ein würdevolles Sterben, ihrer Vorstellung entsprechend, in Anpruch nehemen wollen, mit Ignoranz.

Der Umgang mit der Auseinandersetzung mit dem Tod und der Austausch darüber muss jedem Menschen unbewertet gestattet sein, ohne dass das mit "Endzeitstimmung" gleichgesetzt wird. Du empfindest das Thema als schrecklich und möchtest Dich lieber ausklinken. Das ist für jeden zu respektieren und nicht besser oder schlechter als eine andere Wahrnehmung.

Für andere jedoch geht der Weg der Auseinandersetzung in die Angst hinein.
Auch für mich war es der richtige Weg, mich meiner Angst vor dem Tod zu stellen.

Vor einiger Zeit kam eine umfangreiche Doku über Dignitas im TV. Die Aufnahmen gingen bis zur Sterbesituation einer Patientin.
Sie starb in ihrem eigenen Zimmer, umgeben von den Dingen, die ihr lieb und wichtig waren, mit fürsorglicher Begleitung. Ich fände es sehr schön, wenn das auch hier in Deutchland möglich wäre, es ist nicht gleichzusetzen damit, dass man ja in die Schweiz oder nach Holland fahren kann.

In der Doku erfuhr man viel über die ethische Haltung von Dignitas. Mir war vorher selbst nicht klar, wieviel mehr als die Verabreichung eines tödlichen Medikamentes durch die Mitarbeiter/innen von Dignitas geleistet wird.

So würde dort beispielsweise niemals jenes Medikament per Post verschickt werden, nicht nur, weil es nicht aus der Aufsicht entlassen werden darf, sondern weil Dignitas unter Sterbehilfe eine langwierige Begleitung bis zum Schluss versteht, die schon Monate vor der Verabreichung des Medikamentes beginnt, wenn es gewünscht ist.

Oft wird in der Diskussion um Sterbehilfe ja auch als Argument dagegen angeführt, dass ein Sterben mit unserer heutigen medizinischen Betreuung keine lange Qual für die Erkrankten sei und insofern die Sterbehilfe keine Berechtigung hat. Ich finde aber, selbst wenn jedes Sterben mühelos und schmerzfrei möglich wäre, hat jeder palliativ Behandelte auch das Recht, den eventuellen psychischen Schmerz, den das Warten auf den Tod mit sich bringen kann, zu verkürzen.

Bitte verstehe mich nicht falsch, Inter. Mein Beitrag, der sich vor allem an Dich richtet, ist nicht als Kritik gemeint, sondern als Bitte, eine andere Haltung als Deine auch wertfrei zu akzeptieren.

LG Sandra
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Unsere größten Ängste sind die Drachen,
die unsere tiefsten Schätze bewahren.

Rilke
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  #15  
Alt 15.06.2008, 16:55
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bergmädel bergmädel ist offline
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Standard AW: Recht auf Produktzugang zur evtl. Selbsterlösung?

Noch ein Nachtrag:
Gerade habe ich gelesen, dass der Begriff Euthanasie im Wortsinn eigentlich doch "schöner Tod" bedeutet. In Deutschland wird er im Sprachgebrauch jedoch nach den Massnahmen zur Rassenhygiene und den Patientenmorden im nationalsozialistischen Deutschland darauf und nicht mehr auf Sterbehilfe bezogen.
Auch ich habe mich in diesem Sinne darauf bezogen.

Sandra
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Rilke
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