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  #1  
Alt 05.08.2006, 14:04
Urs Urs ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Liebe Natascha

Deine Nachricht hat mich betroffen gemacht. Es tut weh.

Wie immer fehlen mir die Worte.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und neuen Lebensmut.

Herzlichste Grüsse
Urs
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  #2  
Alt 05.08.2006, 14:47
peti peti ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Liebe Natascha,
auch ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Liebe und viel Kraft.
Wenn es Dir hilft schreibe weiter hier im Forum. Es wäre schön wieder von Dir zu hören.
Herzliche Grüße von
Peti
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  #3  
Alt 23.07.2006, 14:15
Natascha23 Natascha23 ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Hallo alle zusammen!
Danke, dass ihr so schnell geantwortet habt.
Wir haben seit Freitag versucht die zuständige Ärztin im anderen KKH zu erreichen...
Wir haben auch schon überlegt, ihn einfach direkt in das andere KKH zu bringen, das Problem ist nur, dass es ca 45 KM weit weg ist und mein Papa im Moment noch nicht einmal aufstehen kann zum Duschen...
Wir haben in dem jetzigen KKH echt kein gutes Gefühl. Wissen aber momentan echt nicht, was tun. Es war auch keiner von der Familie da, als der Idiot von Arzt das gesagt hat. Und mein Papa möchte nicht, dass wir jetzt noch was deshalb sagen... Ich bin so wütend geworden, als ich das gehört hab!
Er war so opitmistisch und das echt über Wochen. Doch im Moment sieht es so aus, das er total resigniert. Er isst auf einmal kein Fleisch mehr, nur flüssige Nahrung, trinkt nur noch Wasser, mag weder lesen noch sonst irgendwas. Er liegt einfach nur da. Tag für Tag.
Wir haben ihm auch gesagt, dass wenn er das will, wir sofort dafür sorgen, dass er irgendwie in das andere Krankenhaus kommt. Doch er ist sich selbst so unsicher. Er hat mittlerweile einfach kein Vertrauen mehr in die Ärzte.
Was man natürlich auch verstehen kann..
Wir kommen aus der Nähe von Rottweil. (ca. 25 KM davon entfernt)
Morgen wollen ihm die Ärzte also die Magensonde einsetzen.
Als ich gestern im KKH war, habe ich zur Schwester gesagt, dass ich gerne einen Arzt sprechen würde. Ich fahre fast 2 Stunden bis ins KKH, da ich vor 3 Jahren weggezogen bin. Da ich grad nen Ferienjob mache, kann ich auch nicht jeden Tag heim. Und die Schwester sagte nur, es sei nicht möglich am Wochenende einen Arzt zu sprechen. Ich müsste halt schauen, wie ich das hinkriege...Komisch nur, dass es in dem anderen KKH möglich war, ständig bei allem einen Arzt zu sprechen. (Das die mal Feierabend haben und nicht rund um die Uhr nur für meinen Papa da sein könnten, ist ja gar keine Frage)
Jedenfalls kam die Schwester später ins Zimmer und mein Papa aß ein Stückchen Kuchen(juhu). Da sagte die Schwester "Oh wenn der Papa grad isst..."und das in einem Ton , dass ich dachte, ja und jetzt hol ihm noch seine Spielsachen und sein Malbuch. Sie kam 3 Min später wieder rein, weil ich auf dieser Magensonde rumgeritten bin und meine, vielleicht könnte man ja auch mal passierte Kost versuchen. Bitte!?!?!? Das fällt ihnen nach einer Wochen ein, in der mein Papa nur die Vorspeise vom Mittagessen gegessen hat, was wir nicht wussten. Ist doch unglaublich, oder?
Aufbauend war auch noch, "wenn Sie dann nicht trinken können, dann spritzen Sie es sich einfach durch die Sonde. Den Schlauch könnnen wir auch jeder Zeit abschneiden."
Es ist ja nicht so, dass es wirklich sein könnte, dass die Sonde ihm gut tut. Aber sollte man nicht erst einmal die Ursachen für die Schluckbeschwerden finden? Er KANN ansonsten ja essen. Wir haben einfach den Eindruck, dass er morgen die Sonde bekommt, damit halt mal was getan wird.
Ich hab vor ca. 3 Wochen in diesem KKH angerufen und mit dem Arzt dort geredet. Ich hab ihn damals gefragt, ob er Nexavar kennt, da wir gerne hätten, das mein Papa damit behandelt wird. Als er Nein sagte, bot ich ihm an, ihm sämtliche Infos per Email zu schicken. Das wollte er nicht. Er meinte ehrlich. Wenn es auf den Markt kommt, dann wird er schon davon hören.
Sie haben ihn vor 2 Monaten drei Wochen allein in einem Zimmer liegen lassen, ohne IRGENDWAS zu tun. Und die wundern sich, dass er die Therapie nicht dort macht!?!
Ich frage mich echt, ob man sich irgendwo beschwerden kann.
Es hieß auch "Ja Sie haben zwar kein Wasser in der Lunge, aber Sie wissen ja, das man Ihnen nicht mehr helfen kann".
Ich bin so wütend. Ich bin sauer. Ich bin enttäuscht. Ich weiß gar nicht, was ich alles bin. Vor 2 1/2 Monaten hat sich das Leben meiner kompletten Familie verändert. Es gibt keinen Alltag mehr. Nichts. Es war jedem klar, dass es keine einfache Zeit wird. Wir würden ALLES für meinen Vater tun. Das ist keine Frage. Es ist nur so schlimm, dass die, die helfen können es nicht tun!
Ich finde das ganze einfach unmenschlich. Die haben doch alle einen Eid geschworen! Was machen denn die kranken Menschen, die keine Angehörigen haben, die sich um alles kümmern?!?!? Ich dreh irgendwann durch.
Ich mag gar nicht so sauer sein, sondern mich eigentlich freuen, dass mit Nexavar alles so gut ging. Es hat mit dem MDK geklappt und war alles echt gut. Doch das man kaum zwei Wochen später schon Angst haben muss, dass die Ärzte das Medikament wieder absetzen wollen, dass geht zu weit. Das darf nicht sein! Es ist doch unglaublich, oder?
Oh je, jetzt hab ich nen halben Roman geschrieben.
Ich danke euch allen fürs "Zuhören" und für mich und meine Familie da sein.
Ihr wisst alle gar nicht, wie sehr ihr mir in den vergangenen Wochen geholfen habt. Auch meinem Vater, dem ich immer wieder von diesen Forum und den Einträgen erzähle.
DANKE!!!
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  #4  
Alt 23.07.2006, 21:17
orgelbass orgelbass ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Hallo!
So, ich hab mich bisserl beruhigt - wenn auch nicht komplett. Ich muss mich Rudolf anschließen: Verlasst dieses Krankenhaus SOFORT und FLUCHTARTIG! Wir hatten es damals mit der Uni etwas einfacher: Mama hatte eine derartige Amnesie, dass sie schlicht total durchgängig war und wir gemeinsam mit Papa (den wir i. d. R. überrannt haben) alle Entscheidungen getroffen haben.
Mama hatte auch nach 2 Wochen Schluckbeschwerden. Die Magensonde ist zwar eine Möglichkeit, aber keine gute. Schaut lieber, dass ihr mit Lutschtabletten und Eiscreme (hat auch noch Kalorien!) die Schluckbeschwerden so mildern könnt, dass er weiche Kost zu sich nehmen kann. Wir haben damals extra so gekocht, dass Mama das Essen dennoch schlucken konnte. Also nicht zu scharf, nichts stark gewürztes, Fleisch und Nudeln lieber etwas länger kochen und klein schneiden.... Spiegeleier und Rühreier hat sie damals heiß und innig geliebt. Auch selbst gekochte Rinderbrühe mit selbst gemachten Leberknödeln haben ihr total geschmeckt. Puddings, Sahnesaucen...... Ja, ich stand als Sohnemann fast nur noch in der Küche. Ganz toll gingen auch Sachen im Römertopf - da wird alles so zart.
Persönlich bin ich der Meinung, dass eine Magensonde zwar für Ärzte und Pflegepersonal eine einfache Lösung ist. Sie kann aber kaum mehr als eine palliative Therapie sein. Vollwertige Mischkost kann dieses Chemiezeug niemals ersetzen!
Übrigens zu den Schluckbeschwerden: Das Hand-Fuß-Syndrom kommt bestimmt auch bald dazu. Mama hatte das wie gesagt auch. Wir haben es überwunden und unser Arzt meinte völlig richtig: Nicht gleich die Flinte ins Korn werfen! Die Nebenwirkungen müssen irgendwie symptomatisch behandelt werden.

Wechselt das Krankenhaus - schnellstens! Wenn du willst, kannst mir auch mal eine private Nachricht schreiben. Wie wäre es z. B. wenn dein Vater mal mit meiner Mama telefonieren würde? Die hat mittlerweile eine total gute Einstellung zu der ganzen Sache.

Übrigens zu deinem Dank: Dazu sind wir doch alle im Forum, um uns gegenseitig zu informieren, uns gegenseitig zu helfen und uns gegenseitig Kraft zu geben. Gerade erst hab ich mit Freunden darüber gesprochen. Nachdem mir dieses Forum damals Ende März so viel geholfen hat, sehe ich es als Pflicht an, jetzt anderen zu helfen. Denke, die anderen sehen das genau so!

Also: Meld dich, ich helfe, wo ich nur kann!


orgelbass
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  #5  
Alt 23.07.2006, 21:20
Benutzerbild von Rudolf
Rudolf Rudolf ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen? Nexavar

Hallo Natascha,
mit all dem, was Du da schreibst, bestärkst Du nur meine Ansicht, die ich ja bereits bekannt gab.
Darf ich Dir eine private eMail schicken? Dann melde Dich bitte auch auf dem Wege bei mir. Ich würde Dir/Euch gern einige positive, aufbauende Dinge schreiben. Über meinen Weg und meine Meinung zur Krankheit oder besser Gesundheit.
Liebe Grüße
Rudolf
__________________
Ich habe Krebs - aber ich bin gesund!
(Nieren-Op. Nov. 2000, Mistel seit Sept. 2001, anfangs >15 Lungenmetastasen, seit 2003 noch eine, seit 2006 ruhend, 2018 operativ entfernt)

Ich kämpfe nicht gegen den Krebs, sondern für das Leben.
Nein, ich kämpfe nicht, ich lebe!
Mein Krebs ist nicht mein Feind, er ist Teil meines Körpers. Ich will ihn verstehen.
Angst ist Gift für den Körper . . . . . und noch mehr für die Seele.
Entscheiden Sie sich für das Leben, sagte eine Psychologin . . .
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  #6  
Alt 07.08.2006, 20:33
susi1980 susi1980 ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Hallo, bei meinem Vater wurde vor ca. 3 Wochen der Nierenkrebs festgestellt, leider hat er bereits Metastasen in den Rippen, der Lunge, im Lymphsystem. Bei ihm sind beide Nieren und Nebennieren betroffen. Vor 2 Wochen wurde eine Niere entfernt und nun folgt die Behandlung mit Nexavar und Chemotherapie. Nur sind es ja nur lebensverlängernde Maßnahmen (bei menem Vater im besten Fall von 4-5 Monaten auf 2 Jahre) und keine Heilung, wie ich gelesen habe wird das Wachstum auch nur für ca. 6 Monate gestoppt und dann schreitet es weiter fort! Wenn jemand genaueres weiß, dann bitte melden!!! Danke
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  #7  
Alt 08.08.2006, 09:45
Wamper Wamper ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Liebe Susi, diese Zahlen sind Statistik. Diese macht Aussagen über alle betroffenen untersuchten Patienten - nie aber über eine Einzelperson. Wie lange der Krebs bei deinem Vater gestoppt wird, kann niemand sagen.
Bei metastasierendem Brustkrebs lz.B leben die Patientinnen im Durchschnitt 2 Jahre. Aber: 30% der Patientinnen mit Metastasen leben noch nach 5 Jahren und 10% nach 10 Jahren.

Der Mann meiner Freundin hat Nierenzellkrebs mit Knochenmetastase, Nebennierenmetastasen, Lungen- und Lebermetastasen. Die Niere wurde in der Uniklinik Essen entfernt. Der Chefarzt ist in Urlaub und die Oberärztin gibt nur ausweichende Antworten zu Nexavar. Erst glaubte sie meiner Freundin nicht, dass das Medikament zugelassen ist. Jetzt sagt sie, man müsse mit Interferon und Interleukin anfangen.

Deshalb meine Frage: Wird bei deinem Vater gleich mit Nexavar angefangen? In welcher Klinik wird er behandelt und hast du eine Telefonnr., unter der meine Freundin weitere Informationen erhalten kann?
Ganz herzlichen Dank Dorothea
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  #8  
Alt 08.08.2006, 11:39
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Rudolf Rudolf ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Hallo Dorothea,
ich könnte Dir eine Tel.-Nr. geben, aber ich kann Dir weder eine PN noch eine eMail schicken. Beides hast Du blockiert. Was soll ich tun?
Gruß
Rudolf
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  #9  
Alt 08.08.2006, 11:57
Wamper Wamper ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Danke, Rudolf. Ich habe die E-Mail-Adresse freigeschaltet.
Gruß Dorothea
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  #10  
Alt 08.08.2006, 12:22
susi1980 susi1980 ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Liebe Dorothea, bei meinem Vater wird gleich mit Nexavar angefangen, da er Metastasen wie der Mann deiner Freundin in Nebennieren, Lunge, Knochen, Lymphsystem hat. Er wird wahrscheinlich in der Humaine Klinik in Dresden behandelt. Telefonnummer habe ich leider nicht. Meine Mutter hat ein Infoblatt zu Nexavar bekommen, von der Uniklinik in Dresden. Ich weiss, dass das alles nur statistische Werte sind, aber bei meinem Vater ist es nun erst seit 3 Wochen erkannt, schon überall Metastasen und er hat so rapide abgebaut, körperlich wie seelisch. Er ist nur noch Haut und Knochen, da macht man sich so seine Gedanken, vorallem weil das Nexavar ja auch nicht ohne Nebenwirkungen ist. LG Susi
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  #11  
Alt 08.08.2006, 17:37
orgelbass orgelbass ist offline
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Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Liebe Susi,
auch meine Mutter hatte total abgebaut - genau genommen hatte sie mehr oder weniger den Verstand verloren und war richtig apatisch. Seit der ersten Nexavartablette ist das aber total anders und sie führt eigentlich sogar ihren Haushalt selbstständig und mit Begeisterung. Natürlich hat Nexavar Nebenwirkungen. Nur vorher sah sie wohl nur noch das Familiengrab vor sich und das läßt sie jetzt noch etwas warten ;-) Freilich ist uns allen bekannt, dass auch Nexavar in Kombination mit der Mistel nicht das ewige Leben schenkt - aber doch zumindest noch einiges an guter Zeit und das ist bei dieser Krankheit wohl das Beste, was man erringen kann. Freut euch also über jeden Tag und versucht zu akzeptieren, was das Schicksal euch zuteilt. Seit wir so leben, geht es uns allen irgendwie besser.

Ohren steif halten!

orgelbass
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  #12  
Alt 10.08.2006, 06:26
Natascha23 Natascha23 ist offline
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Beiträge: 33
Standard AW: Kann mir jemand bitte, bitte helfen?Nexavar

Hallo.
Ich danke euch allen für die netten Worte...und dafür, dass ihr einfach mit mir fühlt.
Ich konnte nicht früher schreiben. Und auch jetzt fällt es mir noch sehr schwer. Ich habe in dieses Forum geschrieben, weil ich Angst hatte. Ihr alle habt mir diese Angst genommen. Ich war mir sicher, ganz sicher, dass mein Papa es schaffen wird. Ich habe lange mit mir gehadert. Mein Papa hat nach jedem Besuch meine Hand genommen, mir gesagt, dass er mich lieb hat und immer wieder gesagt "versprochen ist versprochen" - dass er kämpft und ich mein Studium immer fertig machen werde. Ich weiß jetzt, er hat sein Versprechen gehalten. Ich wolllte, dass er für das kämpft, was für ihn das Beste ist. Ich war bis vergangenen Freitag davon überzeugt, dass dies bedeutet, dass es ihm besser gehen wird und er noch lange lebt. Mit mir an meiner Hochzeit Walzer tanzen wird, nach meinem Studium mit mir feiert, meine Kinder später auf dem Arm halten wird...Ich habe keinen Gedanken daran zu gelassen, dass er es nicht schaffen könnte.
Mein einziger Trost ist, dass ich weiß, dass er immer bei mir ist. Ich kann ihn nicht sehen und er kann nicht mit mir reden, aber er ist immer da.
Ich stehe morgens auf und rede mit ihm, ich laufe mit dem Hund und rede mit ihm...Es ist etwas sehr ungewisses und trotzdem spüre ich, dass er mich hört.
Vergangenen Donnerstag war alles normal. Ich hab mit meinem Freund gestritten, was wir gerne tun und wir haben den ganzen Abend damit verbracht uns zu sagen, was wir besser machen werden.
Ich bin ins Bett und um 4.00 Uhr nachts habe ich gehört, dass das Telefon klingelt. Ich wusste, dass etwas nicht stimmt. Meine Schwester hat gesagt, dass KKH hätte angerufen, wir sollen alle schnell kommen, mit Papa würde es ganz arg schlecht stehen.
Ich hab noch gedacht, das wird bestimmt. Vielleicht hört sich das alles nur so schlimm an? Ich habe im KKH angerufen und wusste, dass ich mich täuschte. Es war schlimm. Ich bin mit meinem Freund losgefahren. Wir fahren 1 1/2 Stunden nach Hause. Wir sind ca. 1 Stunde gefahren. Ich habe mein Handy in der Hand gehalten und gebetet, dass es nicht klingeln wird. Ich habe geweint und gehofft, dass er es schaffen wird. 10 min bevor wir da waren, hat mein Handy geklingelt und all meine Hoffnung war vernichtet. Mein Papa ist ganz friedlich eingeschlafen. Der Pfarrer hat noch zu ihm gesagt, dass alle da wären und ich auch gleich kommen würde. Paps ist noch eine Träne hinuntergelaufen, dann ist er eingeschlafen und hat die Augen geschlossen.
Ich versteh bis heute noch nicht, warum ich nicht da war. Warum habe ich es nicht früher gespürt, sondern meinen Abend mit blöden Streitdiskussionen verbracht? Warum habe ich meiner Familie nicht geglaubt, als sie mir immer wieder vorsichtig sagen wollten, dass mein Papa zu schwer krank ist?
Ich habe die ganze vergangene Woche ein Bild für ihn gemalt. Eine Sonnenblume, die ihm immer zu lächeln und Trost geben sollte. Ich habe es Donnerstags nachts sogar noch mitgenommen. Ich stand vor seinem KKH-Zimmer, habe das Bild fallen lassen und nur geschrien. Jetzt am Dienstag, gab es wieder sehr viele Sonnenblumen...auf seinem Grab.
Ich möchte niemandem die Hoffnung zerstören. Ich glaube weiterhin an Nexavar und daran, dass ein positives Denken sehr viel bewirkt. Dieses Forum hier ist so toll. Es ist nur einfach, dass es bei meinem Papa an der Zeit war.
Komisch...man sagt und schreibt so viele vernünftige Dinge, hat sie aber nicht verinnerlicht. Es ist nun 6 Tage her und es fühlt sich an, als wäre ein Teil von mir mitgestorben...
Vor seinem Tod hat er meine Mutter immer gedrängt noch das Konto auf sie umschreiben zu lassen etc. Wir haben immer gesagt, also Papa du kommst doch bald heim. Jetzt konzentrier dich auf dich, alles andere regeln wir später.
Er hat das nicht akzeptiert. Zwei Tage vor seinem Tod hat er noch Unterlagen unterschrieben, die ihm sehr am Herzen lagen.
Wir haben alles geregelt, was er sich wünschte. Meine Nichte geht auf die Realschule, meine Klausuren sind soweit gut gelaufen, wir haben versprochen uns um Mama zu kümmern,...viele viele Kleinigkeiten.
Als alles geregelt war, konnte er gehen. 2 Stunden vor seinem Tod ist er noch auf die Toilette im Gang, weil er die auf den Zimmern nicht so toll fand...
Es passt alles zusammen. Ich bin so unendlich froh über die Zeit, die wir hatten. Es waren sehr intensive Momente. Ich werde mich nie fragen, ob er stolz auf mich war oder micht geliebt hat. Da bin ich mir sicher.
Gerade weil ich weiß, dass er so ein klasse Mensch und Papa war, kann ich nicht loslassen. - Noch nicht.
Ich bin froh, dass mit Nexavar alles geklappt hat. Er hat diese Möglichkeit gehabt. Aber ich denke, er hat den Krebs schon lange in sich gehabt. Vielleicht hat er diese Jahre, um die wir so verbissse gekämpft haben, schon in den vergangen Jahren gehabt? Es waren schöne und unbeschwerte JAhre. Auch hierfür bin ich dankbar.
Mein Papa hat immer sehr gerne Musik gehört. Ich habe für seine Trauerfeier ein Lied aus seinen CDs rausgesucht. "Ave Maria". Vieles wird mich immer an ihn erinnern und mir bewusst machen, dass ich nicht mehr sehe. Ich will nicht sagen "nie mehr". - Was auch immer auf den Tod folgt. Irgendwann, in vielen Jahren, werde ich meinen Papa wieder sehen und ihm viele Dinge erzählen und er mir.
Gestern Abend habe ich zum ersten Mal meine Mutter allein gelassen und bin für 2 Tage zurüch nach Pforzheim. Es tut sehr weh. Aber ich glaube, die Trauer muss jeder selbst für sich bearbeiten. Man kann einander helfen, den Alltag zu überstehen, aber nicht damit fertig zu werden, es zu akzeptieren.
Heute vormittag wird bei uns zu Hause das Pflegebett und der Sauerstoff abgeholt...
Ich glaube, es wird noch viele Tränen und viel Schmerz geben, bis ich eines Tages mit einem Lächeln sagen kann "ich hatte einen wundervollen schlauen, hilfsbereiten, lieben, einfühlsamen, besorgten Vater". - Ohne, dass es mein Herz zusammenkrampft und man einen Kloß im Hals hat. - ein Gefühl, dass ich noch nie verspürte.
Ich weiß auch nicht, wann ich wieder an der Stelle vorbei fahren kann, an der mein Handy klingelte und meine Schwester sagte "Papa ist gestorben" - ohne dass ich denke, dass dieser Schmerz mich wahnsinnig macht. Ich fange an zu weinen und denke, ich kann nie mehr aufhören. Wie soll ich denn irgendwann darüber wegkommen, wenn er mir schon am ersten Tag so sehr gefehlt hat?

Nächste Woche ist noch die Urnenbeisetzung. Selbst diesen letzten Wunsch hat er geäußert. Obwohl ich immer sagte, dass ich so etwas nicht hören mag, weil er bald heimkommt.
Es ist schwer. Am Dienstag war die Trauerfeier und nun kommt noch die Bestattung. Es ist, als ob man nicht loslassen kann. Als ob es nie aufhören wird, so schlimm zu sein.
Irgendwann wird es aufhören. Der Pfarrer sagte, es ist, als ob jemand einem ein Messer in den Bauch rammt. Irgendwann nach langer Zeit verheilt die Wunde. Doch es bleibt eine Narbe, die uns nie vergessen lassen wird.

Es war nicht mein "richtiger Vater". Aber als mein "Erzeuger" gestorben ist (den ich nicht kannte), habe ich vor 5 Jahren kurz geweint, weil ich dachte, okay, du wirst ihn nie kennenlernen. Aber es war nicht wichtig. Denn ich hatte einen Vater. Mein Papa. Der alles für mich und meine Familie getan hätte. Ich hab ihn schon immer "Papa" genannt. Und das ist und bleibt er auch.
Auf der Trauerfeier kam eine ganz arg liebe Frau zu mir und sagte, "oh ja, das sieht man, ganz der Papa" - ich habe gelächelt. Es war das schönste Kompliment, dass ich je in meinem Leben erhalten habe.

Jeden Tag, bei allem was ich tun werden, werde ich an ihn denken. Ich werden mit ihm reden und er wird immer ein Teil von mir sein.
Der Pfarrer sagte auch:"Der Verstand weiß, dass es für meinen Papa besser war. Aber das Herz kann das nicht glauben und nicht loslassen. Bis beide sich gefunden haben und im Einklang sind ist es ein langer und schmerzvoller Weg".
Mein Verstand weiß, dass es ihm gut geht. Mein Herz weiß, dass es trotzdem uns allen mit diesem Weg nicht gut geht. Aber irgendwann....irgendwann werden beide zusammenarbeiten.

Natascha
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  #13  
Alt 10.08.2006, 09:25
peti peti ist offline
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Liebe Natascha,
als ich heute morgen Deinen Text las, mußte ich weinen. Ich kann nicht in Worte fassen, was ich Dir sagen will. Wenn ich jetzt sage, Du hast so schön geschrieben, hört sich das vielleicht komisch an, aber Du hast Deine Gefühle so treffend ausgedruckt und Deine Worte sind eine einzige Liebeserklärung an Deinen Papa. Er ist zu recht sehr sehr stolz auf Dich. Ich verstehe gut, daß Du gerne bei ihm sein wolltest, aber Du warst bei ihm und das hat er gespürt. Vielleicht wollte er Dir auch diesen Moment des Abschieds ersparen, weil er sein tolles Mädchen so sehr liebte.
Liebe Natascha, ich wünsche Dir und Deiner Familie ganz viel Kraft. Ich bin sicher Dein Papa wird immer bei Dir sein und Dich begleiten.
Ich bin in Gedanken bei Euch
Peti
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  #14  
Alt 10.08.2006, 11:20
susi1980 susi1980 ist offline
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Liebe Natascha, treffender als Peti hätte ich es nicht sagen können! Ich hoffe, dass ich deine Kraft habe, wenn es bei meinem Vater schlimmer wird! Liebe Grüße, Susi
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  #15  
Alt 10.08.2006, 12:21
Nerie Nerie ist offline
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Liebe Natascha!
Deine Zeilen haben mich sehr berührt. Du bist eine sehr starke junge Frau und ich bewundere dich sehr, solche Kraft zu haben. Du hast recht, durch die Trauer muß man alleine aber dann auch wieder langsam nach vorne schauen, denn man hat noch sein eigenes Leben, was uns ja von unseren Eltern gegeben wurde. Und somit leben die ganzen Wünsche und Vorstellungen, die dein Paps für dich hatte, weiter, denn nur das hätte er gewollt. Und so, wie du ihn geliebt haben mußt, wußte er das auch ganz genau. Ich liebe meine Muttsch auch sehr und ich werde alles mögliche für sie tut, genauso, wie du es getan hast.
Ich wünsche dir und deiner Familie eine ruhigere nächste Zeit.
Ganz lieb, Nerie!
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