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  #1  
Alt 31.12.2012, 11:08
Kayar Kayar ist offline
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Standard AW: multifokales Karzinom mit 44 - Was nun?

So, gestern Abend kam nach einem eigentlich schönen Tag die Keule... auf einmal wurde mir so richtig bewusst, dass, egal wie tapfer ich bin, was ich anstellen und mitmachen werde, mein Leben nie mehr so sein wird wie jetzt.
Klar, ich habe eine gute Chance zu Überleben. Aber mein Leben war toll, ich wollte garnichts ändern. Alles war nahezu ideal. Und dann dies.

Ich werde kämpfen müssen, und selbst wenn ich gewinne, verliere ich... Denn ich werde in jedem Fall gegenüber jetzt vieles verlieren. Meine Belastbarkeit, meinen unerschütterlichen Glauben in meinen Körper, mein Vertrauen, dass die Welt schön ist, die Unversehrtheit meines Körpers, meine Gesundheit. Und mit allergrößter Wahrscheinlichkeit werde ich auch einen großen Teil meiner Lebenszeit verlieren und nicht so alt werden, wie ich ohne diesen Schei... geworden wäre.

Ich habe weniger Angst vor der Chemo, irgendwie... garnicht. Die hilft mir ja gegen den Tumor. Aber ich habe schrecklich Angst vor der Zukunft... vor dem, was mir alles weggenommen wird, egal wie stark ich bin...

Und jetzt habe ich die halbe Nacht geheult, habe rote Augen und Kopfweh...und geändert hat das auch nichts...

Habt ihr sowas auch erlebt? Was tut ihr dann? Euch immer zusammen reissen? Einfach heulen? Was hat euch geholfen, oder bin nur ich so jammerig?

heute ziemlich down, Eure
Kayar
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  #2  
Alt 31.12.2012, 11:35
ovomaltina ovomaltina ist offline
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Standard AW: multifokales Karzinom mit 44 - Was nun?

Zitat:
Zitat von Kayar Beitrag anzeigen
Denn ich werde in jedem Fall gegenüber jetzt vieles verlieren. Meine Belastbarkeit, meinen unerschütterlichen Glauben in meinen Körper, mein Vertrauen, dass die Welt schön ist, die Unversehrtheit meines Körpers, meine Gesundheit. Und mit allergrößter Wahrscheinlichkeit werde ich auch einen großen Teil meiner Lebenszeit verlieren und nicht so alt werden, wie ich ohne diesen Schei... geworden wäre.
Diese Gedanken begleiten mich auch hin und wieder - und ich habe nur die halbe Portion abbekommen (DCIS, beidseitige Mastektomie, keine Chemo, keine Bestrahlung).

Ein Trost für mich: Ich habe so viel Hilfe und Unterstützung gespürt wie noch nie zuvor in meinem Leben: Mein Mann, die Kinder, viele liebe Freunde, Nachbarn und Bekannte. Liebe, Hilfe, offene Ohren, Unterstützung in Wort und Tat, Zeichen: Noch immer bin ich überwältigt. An das halte ich mich, wenn es einmal wieder nicht so gut geht.

Das wünsche ich auch dir. Und die trüben Stunden dürfen und müssen auch sein. Vor allem jetzt, in den gefühlsschwangeren Stunden des Jahreswechsels.
Vielleicht trifft es die, welche nicht gewohnt sind, mit Krankheit und Schicksalsschlägen umzugehen (dazu zähle ich mich auch) noch etwas härter.

Viel Bewegung und frische Luft, wie du es machst, hilft bei mir auch.
Heulen manchmal ebenso. Oder anderen etwas Gutes tun.
Du machst das schon richtig!

Alles Liebe ovomaltina

Geändert von gitti2002 (02.01.2013 um 15:17 Uhr) Grund: Zitat auf das Wesentliche gekürzt
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  #3  
Alt 31.12.2012, 12:00
Benutzerbild von Mary-Lou
Mary-Lou Mary-Lou ist offline
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Standard AW: multifokales Karzinom mit 44 - Was nun?

Hallo Kayar,

diese "Löcher" hat man immer wieder, in denen man sich mal tief mal weniger tief wieder findet.

Klar, auf die Krankheit hätten wir alle liebend gerne verzichten können und wenn manche behaupten, der Krebs wäre eine Bereicherung für ihr Leben, so kann ich und viele andere von uns dies absolut nicht nachvollziehen. Hier sind ja schon einige "alte Hasen" - zu denen ich mich sechs Jahre nach Diagnose - auch schon zählen darf, unterwegs. Und lass Dir sagen, das Leben ist auch noch nach und mit Krebs schön und lebenswert . . . vielleicht nicht mehr ganz so unbeschwert, aber die Unbeschwertheit der Jugend habe ich für meinen Teil schon eine ganze Zeit hinter mir gelassen

Hol Dir Hilfe, wenn Du Dich in einem Stimmungstief befindest, mach Dir schöne Momente, wenn immer es geht. Die Therapie ist keine "Wellness-Behandlung", aber sie ist machbar und es gibt viele Mittelchen, die Dir Deine Klinik an die Hand gibt, dass die Therapie erträglicher wird - also Augen auf, Zähne zusammen beissen und durch. Es hilft alles nichts, wat mut dat mut.

Noch etwas am Rande, mir haben in der Zeit des Zitterns vor Beginn der Therapien und des Suchen eines gangbaren Weges die kleinen rosa Pillen , die mir mein Hausarzt vorsichtshalber verschrieben hat, sehr geholfen. Ich habe sie aber seither nie mehr gebraucht . . .

Lieben Gruss
__________________

****************
„Die hellen Tage behalte ich, die dunklen gebe ich dem Schicksal zurück“
Zsuzsa Bánk
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  #4  
Alt 31.12.2012, 12:13
Kayar Kayar ist offline
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Standard AW: multifokales Karzinom mit 44 - Was nun?

Danke Euch für die tröstenden Worte.
@ Ovomaltina: Ich bin ja auch begeistert, wie viel Unterstützung ich bekomme.

Vor allem teilweise unerwartet, von Menschen, die ich eher als Bekannte denn als freunde gesehen hätte. Mein Freund steht mir sehr stark zur Seite, Fremde (*lächelt* hier im Forum) zeigen mir Mitgefühl und verständnis, sind einfach "da"... Aber es gibt auch anderes, Freunde, beste Freunde, kommen mit sehr seltsamen Aussagen wie "Aber Du hast wenigstens ein schönes zu Hause, ich muss bald aus meinem Haus raus, weil ich weniger verdiene im neuen Job!", andere melden sich gar nicht mehr...
Also auch hier Gutes und Schlechtes gemischt.

@Mary-Lou: Eine Bereicherung ist der Mist hier ganz, ganz bestimmt nicht!! Das sehe ich wie Du. Wenn ich aus der Nummer raus könnte, alles wäre wir vorher...sofort. Wo muss ich unterschreiben?

@Finchen: Die Ernährungsumstellung und Zusatzstoffe..alles was ich tuen kann, um dem Mistviech das Leben schwer zu machen, würden mich sehr interessieren. Hast Du das hier schon irgendwo genauer beschrieben? Gibt es dazu ein gutes Buch? "Krebs mag keine Himbeeren" klingt für mich irgendwie wenig vertrauenserweckend....

Aber ich hoffe ebenfalls, das es besser wird, wenn es los geht. Mit Schmerzen und Kampf kann ich besser umgehen als mit dieser feiertagsbedingten Warterei.. das macht mich irre. Ich will loslegen, will den Kerl vertreiben.. raus aus mir. Das ist MEIN Körper, MEIN Leben.. ich hab den nicht eingeladen!
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  #5  
Alt 31.12.2012, 14:31
NicoleZ NicoleZ ist offline
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Standard AW: multifokales Karzinom mit 44 - Was nun?

Zitat:
Zitat von Kayar Beitrag anzeigen
Ich werde kämpfen müssen, und selbst wenn ich gewinne, verliere ich... Denn ich werde in jedem Fall gegenüber jetzt vieles verlieren. Meine Belastbarkeit, meinen unerschütterlichen Glauben in meinen Körper, mein Vertrauen, dass die Welt schön ist, die Unversehrtheit meines Körpers, meine Gesundheit.
Was die Belastbarkeit angeht : meine Erstdiagnose ist nun 2,5 Jahre her, ich hatte OP, Chemo, Bestrahlungen, Herzeptin, Zoladex und esse nach wie vor schön brav täglich mein Tamoxifen. Arbeite 40 Stunden die Woche und habe anstrengende Hobbys.
Am 21.12.12 war ich auf einer spitzenmäßigen Party und habe die ganze Nacht durchgetanzt und seitdem freue ich mich wie ein Schneekönig, dass das wieder geht !
Also ich bin derzeit voll wieder hergestellt, hat lange gedauert aber funktioniert. Najut, der Arzt hat mich auch gezwungen, Sport zu treiben .

Also, meiner Meinung nach das Beste, was man während einer Krebstherapie machen kann, ist : einen Tag nach dem anderen anzugehen. Manche Tage sind doof, gehen aber vorbei. Aber wenn man Glück hat, kommt tatsächlich alles wieder ins Lot. Und warum soll man nicht mal Glück haben, Pech hatte man ja schließlich auch schon.

Und nun rutsch gut rein !

P.S. : ich bin 42 seit gestern. Ziel ist mindestens 47 .

Geändert von NicoleZ (31.12.2012 um 14:34 Uhr)
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  #6  
Alt 31.12.2012, 14:58
Kayar Kayar ist offline
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Standard AW: multifokales Karzinom mit 44 - Was nun?

Zitat:
Zitat von NicoleZ Beitrag anzeigen
Am 21.12.12 war ich auf einer spitzenmäßigen Party und habe die ganze Nacht durchgetanzt und seitdem freue ich mich wie ein Schneekönig, dass das wieder geht !
Der Teil klingt richtig gut!! Und hat mich zum Lächeln gebracht. Ein durchschlagender Beweis.

Zitat:
Zitat von NicoleZ Beitrag anzeigen
P.S. : ich bin 42 seit gestern. Ziel ist mindestens 47 .
Und der Satz hier ist doch genau was ich meine... Dein Ziel ist es, 47 zu erreichen... aber ich wollte immer 100 werden...noch so viel erleben und machen... und dann soll ich mich freuen, wenisgtens noch 5 Jahre zu haben? Sorry.. dafür fehlt mir echt der Fatalismus.... Genau das macht mich doch so fertig... der Gedanke an all die Jahre, die mir weggenommen werden

Aber jetzt gehe ich erstmal raus, meine 5 Zwangskilometer marschieren. Es ist kalt draussen, grau, nieselig, eklig und mit 5 Grad zu warm für Winter aber zu kalt für mich. *schüttelt sich* Ihr seit sicher, das ist gesund?
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  #7  
Alt 31.12.2012, 16:28
NicoleZ NicoleZ ist offline
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Standard AW: multifokales Karzinom mit 44 - Was nun?

Zitat:
Zitat von Kayar Beitrag anzeigen
Und der Satz hier ist doch genau was ich meine... Dein Ziel ist es, 47 zu erreichen... aber ich wollte immer 100 werden...noch so viel erleben und machen... und dann soll ich mich freuen, wenisgtens noch 5 Jahre zu haben? Sorry.. dafür fehlt mir echt der Fatalismus.... Genau das macht mich doch so fertig... der Gedanke an all die Jahre, die mir weggenommen werden
Hei, mein Opa ist 101 geworden, glaub mir, so super war das auch nicht.
Meine Oma hingegen hatte mit 60 Brustkrebs (Ablatio) und ist immerhin noch 85 Jahre alt geworden. Die letzten etwa 5 Jahre war sie dement, die letzten 2 Jahre bettlägerig.
Neh, mein Ziel ist das nicht. Nun warte doch erstmal ab, was die nächsten Untersuchungen so bringen. Momentan sieht es doch ganz gut aus.
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Stichworte
mammakarzinom, mastektomie, multifokal


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