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Alt 31.07.2010, 00:56
SarahF SarahF ist offline
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Registriert seit: 30.06.2010
Beiträge: 9
Standard Will Mut machen... nur wie?

Hallo an euch alle,

meine Freundin (39 und drei kleine Kinder!) hat Krebs mit der Prognose: Tod in wahrscheinlich ca. 6 Monaten. Es war ein Gallengangskarzinom mit vielen Metastasen in der Leber. Im März bekam sie die Diagnose und eigentlich sehr früh (vom Stadium her), sie hatte im März auch eine OP - Galle entfernt plus 70 % der Leber entfernt, dann Reha. 3 Monate war alles gut, dann der Schock: multiple Metastasen in der generierten Leber. Paar Wochen später Bauchwandmetastase plus Meta in der Wirbelsäule. Jetzt macht sie wöchentlich Chemo per Infusion und Direktchemo in die Leber einmal monatlich. Sie hat einen starken Willen, will den Krebs wenigstens dämmen, dass die Kinder (2, 4 und 9 und 3 ganz süße Sonnenscheinchen) noch ein paar Jahre ihre Mama haben - sie hängen total an ihr und wissen noch nix. Sie hat vorher schon sehr gesund gelebt: Nichtraucher, selten Alkohol, Sport, Biokost (selbst angebaut) - also ein Schlag wie aus heiterem Himmel. Sie hat einen sehr lieben Mann, der sich fantastisch um die Kinder kümmert und sie abgöttisch liebt, aber ich denke, er hat wahnsinnig daran zu knabbern, was jetzt über ihn hereingestürzt ist.
Ich kenne sie schon so einige Jahre und sie war in sehr vielen Dingen mein Vorbild, vor allem, wie klasse sie immer alles mit den Kindern wuppt. Ich versuche, ihr öfter Luft zu verschaffen, indem ich 1,2 Kinder mit auf Ausflüge nehme (habe selbst 4 Kinder), weil sie körperlich sehr angeschlagen ist, versuche, so oft wie möglich, vorbeizugehen als "Kummerkasten" - ist halt etwas schwierig, weil meist eines der Kinder dabei ist und darüber noch nichts wissen soll. Ansonsten versuche ich viel zu besorgen und im Internet zu eruieren (alternative Heilmethoden, Naturheilkunde, heilsteine, Literatur oder so Kleinigkeiten wie bequeme Hosen, da sie seit der Chemo einen aufgeblähten Bauch hat). Sie ist, was mir schon peinlich ist, sehr dankbar und auch sehr offen. ich habe aber das Gefühl, dass sie gern manches sagen würde und es sich verkneift, um nicht in Tränen auszubrechen. Okay, oft ist 1 Kind dabei, manchmal aber auch nicht - ich habe ihr schon öfter gesagt, dass sie alles sagen kann, dass ich es tragen kann und weiß, dass sie stark sein will für die Kids und auch für ihren Mann, aber dass sie doch vor mir nicht stark sein muss und mich nicht zu schonen braucht. ich weiß nicht, ob sie mich nicht deprimieren will oder einfach nicht alles aussprechen möchte, was sie bewegt - ich dachte, wenn man was von der Seele reden kann, dass es einem wenigstens für den Moment dann bessergeht.
ich selbst bin, warum - weiß ich nicht - noch etwas optimistisch, dass sie mit ihrem Willen und Mut die Statistiken Lügen strafen wird, obwohl mir manchmal auch abends die Tränen kommen, wenn ich an das Schlimmste denken muss.
Ich würde ihr gern mehr helfen auf ihrem schweren Weg, weiß aber nicht, wie? Habt ihr Tipps für mich? Ich will sie ja nicht nerven oder bedrängen, vielleicht fehlt aber auch nur der richtige Satz, um eine Barriere bei ihr zu brechen. Wenn medizinisch wirklich nichts mehr zu machen sein sollte, hätte ich gern, dass sie alle Chancen bekommt, noch das zu erleben an kleinen Freuden, was sie sich gewünscht hat und aufgeschoben. Wie kann ich so etwas vermitteln? Besonders - dass ich ihr, wenn ich in der Lage dazu bin, das gern ermöglichen würde.
Ich will auch nicht von einem möglichen Tod sprechen, denn sie ist ja auch noch optimistisch - öfter jedenfalls. Und wie man es ja von Placebos kennt - das kann unheimlich viel ausmachen! Ich würde ihr auch gern die Beruhigung geben, dass auch ich mich, sollte es wirklich zum Schlimmsten kommen, sehr gern soviel wie möglich, um ihre Kinder kümmern möchte, da wüsste ich auch vieles, was ich zu leisten fähig bin. Und ihre Kinder sind so lieb und fröhlich - das würde niemandem schwerfallen.
Ich würde ihr den Gedanken (und der ist bestimmt für sie allgegenwärtig), wie es mit den Kindern weitergeht (die natürlich an erster Stelle ihren Papa haben), gern wenigstens etwas in Richtung Beruhigung schicken wollen, dass da noch Leute sind, die ernsthaft eine langfristige Begleitung werden wollen (und ich denke, dass auch noch andere Bekannte von ihr dazu beitragen werden) - aber wenn ich etwas in der Richtung ansprechen würde, würde ich ja erwägen, dass es nicht gut ausgehen könnte. Ich weiß nicht, ob sie das zurückwerfen würde in ihrem Willen zu kämpfen.
Ach, alles etwas durcheinander, aber ich habe nicht wirklich jemanden zum Reden, es finden zwar alle schlimm, dass dieser Familie so was passiert, aber das war es auch schon, habe ich das Gefühl.
An euch, die ihr ja meist schon Erfahrung habt mit dieser Situation - bitte, wie macht man was? Was kann man tun? Sagen? Was sollte man bedenken? Was ist zu viel? Was zu wenig? Worüber freut man sich vielleicht in so einer Lage? Was wünscht sich ein Betroffener eventuell? Was wäre auch für ihren Mann hilfreich oder unterstützend? Er hat ja neben den Kindern, wenn sie es dann mal erfahren, was los ist, die allerallerschwerste Last zu tragen.

Ich danke euch schon mal für das Lesen des langen Textes und vor allem für die hoffentlich vielen Tipps!
Herzliche und traurige Grüße,
Sarah
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