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#1
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AW: Meine Diagnose
Lieber Georg!
Ich wünsche dir auch alles Gute und mögest du gut betreut werden. Mein Mann hatte ein HCC auf Basis einer chronischen Hepatitis B, die man nie erkannt hat. Bei ihm war zuerst "nur" ein kleiner Herd - den man mittels Radiofrequenztherapie weg brachte. Leider ist das HCC nach ca. 1 Jahr wiedergekommen. Leider auch, oder trotz ständiger Kontrolle, in einem Ausmaß, dass es nicht mehr operabel war. Melde dich, wenn du Fragen hast, ich verstehe deine Ängste und Sorgen. L. G. Sissy |
#2
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AW: Meine Diagnose
Ja, ich melde mich: MELD.
Entschuldigung, ich hatte schon immer einen eigenartigen Humor. Nun habe ich eine Nacht darüber geschlafen. Tief und fest. Wenn ich schlafe, bin ich weg. Deshalb war mir das alles andere als unangenehm. Und seit heute morgen drehen sich meine Gedanken wieder. Mehr oder weniger im Kreis. Es ist ja Feiertag. Sowieso denken wohl die meisten, daß ich im KH liege und deshalb ruft auch keiner an. Ich habe mit meiner älteren Schwester noch einmal per Email kommuniziert und wir haben uns gegenseitig entschuldigt, daß wir gestern beide losgeheult haben. Ich habe ein furchbar schlechtes Gewissen, sie und auch meine Tochter, die mich heute noch besuchen kommt, zu sehr zu belasten. Die Fragen, die mir durch den Kopf gehen, werden Euch wahrscheinlich völlig verblödet vorkommen. Aber mich beschäftigen sie äußerst. Alles,was ich im Netz über Leberkrebs und der Prognose der Lebenserwartung gefunden habe, kann wohl aufgrund der großen individuellen Unterschiede keine definitive Aussage machen, aber mir scheint, es geht so an die 6 Monate von der Entdeckung eines inoperablen, weil zu großen Leberkarzinoms bis zum Exitus. Ich bin selbständig, lebe allein hier in meinem Betrieb in einem Raum, den ich mir privat eingerichtet habe vor rund 1,5 Jahren, als meine Frau sich von mir trennte. Für mich tatsächlich ein Optimum. Ich liebe meine Arbeit, lebe auch gern hier. Aber - wie absurd sich das liest und schreibt - man kann hier wohl nicht in Ruhe sterben. Wie sollte das gehen? Dazu kommt: Ich muß hier natürlich Miete bezahlen und nicht zu knapp. Die kommt durch die Arbeit normalerweise gut rein, aber wie lange werde ich noch arbeiten können? Konkrete Frage also: Wenn man von diesen 6 Monaten ausgeht: Wie lange bleibt man halbwegs bei Kräften. Ich fand nur "kann man seinem Tagesablauf nachgehen". Aber bedeutet das: Man kann im Bett liegen? Oder heißt es: Man kann (körperlich) arbeiten? Ich muß doch irgendwie und irgendwo einen Platz finanzieren, an dem ich leben bzw. sterben kann. Ich habe mir Informtionen über Dignitas besorgt im Netz, halte die aber für nicht koscher. Versteht mich bitte richtig: Ein solches Mittel hier zu haben, würde mir ganz einfach die Kraft geben, mich von Tag zu Tag zu hangeln. Ich wüßte, daß, wenn... könnte ich... Aber gefunden habe ich nichts. Jedenfalls nichts akzeptables. Ich weiß nicht, ob sie in den Niederlanden auch Deutsche als Patienten akzeptieren. Kernfrage für mich ist: Wie lange habe ich noch in menschenwürdiger Form? Ja, genau das ist mein Kernding. Ich wollte immer ein selbstbestimmtes Leben führen und mag damit nicht zum Ende aufhören. Ich habe gestern Nacht sehr viele Eurer Berichte gelesen. Mir scheint, Ihr seid alle Angehörige und Eure Berichte haben mich äußerst berührt. Ich möchte gern dieses Leiden von meiner Tochter weghalten, sie nicht damit belasten. Aber offen mit ihr reden. Auch hier: Ich verstehe Euer Kämpfen und bewundere es. Aber ich habe Panik davor, so zu leiden wie Eure kranken Angehörigen. Im Moment versuche ich, mir vor Augen zu halten, daß es mir heute weder besser, noch schlechter geht als vorige Woche, als ich von diesem ganzen Mist noch nichts wußte. Ich habe mir heute morgen also wie sonst auch an Feiertagen ein Baguette-Brötchen gekauft und ein Croissants. Habe mit Appetit gegessen. Ich weiß ehrlich nicht, ob ich hier richtig bin. Ihr habt soviele eigene Sorgen und Leiden... |
#3
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AW: Meine Diagnose
Lieber Georg,
doch Du bist schon richtig hier und Deine Fragen sind keineswegs verblödet. Auch wenn diese Fragen häufig gestellt werden- es geht immer um das Individuum und jetzt eben um Dich und Du musst mit dieser Situation ganz plötzlich umgehen. Es ist natürlich schwierig, eine Aussage zu machen über die verbleibende Zeit, das hast Du ja selbst schon heraus bekommen. Aber irgendwann wirst Du- wenn man dem Krebs keinen Einhalt gebieten kann und auch eine Transplantation nicht möglich ist- zu schwach sein, um Dich selbst zu versorgen oder gar zu arbeiten. Jetzt mal zu Deinen zusätzlichen Sorgen bezüglich der finanziellen Seite: wenn Du selbständig bist, bist Du doch auch krankenversichert und wirst Krankengeld beziehen (je nachdem, wie Du versichert bist, fällt es sicher unterschiedlich hoch aus). Davon kannst Du doch auch Deine Kosten bestreiten oder liege ich falsch? Von Dignitas würde ich mal ganz schnell die Finger lassen, so einfach ist der Tod mit deren Cocktails auch nicht und Du würdest sie auch nicht locker mit nach Hause bekommen- wenn Du schon jetzt über Dein Ende nachdenkst (was ich persönlich sehr konsequent und mutig finde), befasse Dich lieber mit der Hospizbewegung. In Hospizen wird alles getan, um den Menschen ein würdiges Ende zu ermöglichen- insbesondere auch, was unnötigen Schmerz betrifft. Dafür kommt dann die Pflegeversicherung auf. Nochmal:frag einfach drauflos, Du bist hier richtig und es wird einige geben, die Tips und Rat für Dich haben. Liebe Grüße Lyra |
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