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  #1  
Alt 19.01.2009, 18:05
Ini Ini ist offline
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Registriert seit: 19.01.2009
Beiträge: 2
Standard 20-Studentin, die nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll!

Hallo erstmal, weiß garnicht ob ich hier so richtig bin. Bin aus Zufall, auf der Suche nach einem Plätzchen, dass mir Platz gibt um zu schreiben, hier gelandet.

Ich bin 20 Jahre alt und Lehramtsstudentin und mein Vater ist krebskrank!!!

Nicht seit heute und auch nicht seit gestern. Genaugenommen seit Oktober 2007.
Das bedeutet ich hab meine Oberstufenzeit, das Abitur und mein erstes Semester mit dieser Krankheit verbracht; ABER jetzt, jetzt gehts einfach nicht mehr, Lernen, ist nicht mehr. Ich schreib bald klausuren und kann keinen klaren Gedanken fassen und kein Wissen behalten. Was kann ich machen?

Mein Vater hat Lungenkrebs, Metastasen in Kopf, Lunge, Knochen und Bauch. Eine Heilung ist ausgeschlossen, dass einzige was wir momentan tun können: Arztzitat: "Lebensverlängerungsmassnahme". ein schreckliches Wort!
das bedeutet Chemo, Chemo, Chemo ... 1Jahr. dann plötzlich, der Krebs wächst nicht mehr. Und heute kommt diese Nachricht, die jede Hoffnung zerstört. Der Krebs wächst und Metastasen häufen sich.
Ich geh eigentlich ganz objektiv mit dem Krebs um . Weiß aber nicht ob das so richtig ist ? Ich versuch die meiste Zeit unterwegs zu sein ,in der Uni, oder sonst irgendwo. Hauptsache nicht in dieses Haus, dass seit über einem Jahr einem Krankenhaus gleicht.
Mein Vater wird sterben, dass ist mir klar, ich denke zumindest dass es mir klar ist . Alle meine Bekannten loben mein Durchhaltevermögen und die Tatsache, dass ich diese verdammte Krankheit nicht an mich ranlasse. Was denkt ihr, ist das eine negative oder positive Haltung, um noch ein wenig am Leben teilzunehmen, wenn man es überhaupt, auch als Angehöriger Leben nennen kann .

ganz liebe Grüße an alle
ini
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  #2  
Alt 19.01.2009, 18:41
chrisi0211 chrisi0211 ist offline
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Registriert seit: 20.06.2008
Beiträge: 947
Standard AW: 20-Studentin, die nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll!

Liebe Ini!

Du bist noch sehr jung, aber das was Du machst, ist eigentlich davonlaufen, davonlaufen und nochmals davonlaufen... Du schreibst, Du bist überall, nur nicht in diesem Haus... Du schreibst, daß Du diese verdammt Krankheit nicht an Dich heranlässt...

Ja, Dein Vater wird sterben, jetzt kannst Du noch Zeit mit ihm verbringen, jetzt kannst Du ihm sagen, was auf Deiner Seele brennt, jetzt kannst Du Dich damit wirklich auseinandersetzen, auch wenn es schwer fällt. Ich kann es nicht nachvollziehen, was da lobenswert ist, wenn jemand sich dem Leben nicht stellt , es belastet Dich ja trotzdem, eben weil er Dein Vater ist und weil man eben nur einen Vater hat im Leben!

Umgekehrte Frage: Wärest Du an seiner Stelle und er an Deiner Stelle, würde Dir dann sein Verhalten gefallen? Was würdest Du Dir von Deinem Kind erhoffen/erwarten - ich denke, Du kennst die Antwort...

Ich möchte Dich mit meinem Posting nicht verletzen, ehrlich nicht, ich möchte Dich "wachrütteln", denn jetzt hast Du noch die Möglichkeit für dies oder jenes, aber Eure Zeit ist beschränkt . Und ich denke, Du möchtest Dir doch auch eines Tages nicht selber den Vorwurf machen müssen, hätte ich damals doch dies oder jenes gesagt/getan.

Spring´über Deinen Schatten und sei Du für Deinen Vater da, so wie er für Dich immer da gewesen ist - das wäre mein Weg zumindest...

Entscheiden mußt Du sowieso alleine, was für Dich richtig ist oder falsch, Deinen Weg mußt Du ohnehin so gehen, so wie er für Dich richtig ist .

Ich weiß, wie schwer es ist einen lieben, nahestehenden Menschen gehen lassen zu müssen, zusehen, wie der Mensch leidet, zusehen und im Endeffekt nicht helfen können, aber ich weiß auch, daß für den Betroffenen es unwahrscheinlich wichtig ist, wenn man einfach da ist .

Ich kenne ja Eure Familienverhältnisse nicht und gehe halt mal davon aus, daß es ein gutes, normales ist und da gäbe es für mich keinen anderen Weg...
und mein ganzes Posting bezieht sich auf eben ein gutes Familienverhältnis...

Sollte er sich natürlich Zeit seines Lebens nie um Dich gekümmert haben, dann ist dies wieder eine andere Ausgangsposition...

Wünsche Dir alles Liebe und viel Kraft für die bevorstehende Zeit!

Chrisi
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  #3  
Alt 21.01.2009, 19:19
IrisR. IrisR. ist offline
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Registriert seit: 09.08.2008
Beiträge: 1.478
Standard AW: 20-Studentin, die nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll!

Liebe Ini,
ich glaube dir, dass es sehr schwer ist für dich, diese ganze Zeit der Krankheit zu erleben.
Du warst 18 oder 19 Jahre alt und dein Vater wurde krank.
Wer das aber am allerwenigsten wollte, war sicher dein Vater. Wer sein Leben verlieren wird, ist dein Vater.
Dieses unser Leben besteht aus der Geburt und dem Tod. Dagegen kann sich niemand von uns wehren. Auch du nicht.
Es nutzt dir nichts, wenn du diese Krankheit nicht an dich heranlässt, diese Krankheit ist nicht an dir, sondern sie ist an deinem Vater.
Ich spüre und ich höre deine Angst. Deine Angst und deinen Wunsch, dass alles wieder so sein soll wie es war. Das kann ich sehr gut verstehen aber das wird leider nicht passieren.
Wichtig ist jetzt im Moment die letzte Lebenszeit deines Vaters und ich kann mir vorstellen, dass er seine Familie nun dringend braucht. Versuche über deinen Schatten zu springen, denn genau so wie Chrisi schreibt, wie würde es dir gehen, wärst du krank und die Leute würden "diese Krankheit nicht an sich heranlassen"! Übersetzt heißt das nämlich sie würden dich alleine damit lassen. Kein schöner Gedanke.
Auch ich möchte keine Kritik aussprechen, denn wie gesagt ich spüre deine Angst. Trotz allem ist es so, nicht du bist diejenige um die es hier geht, sondern dein Vater.
Mein Mann hat auch Lungenkrebs. Er konnte operiert werden, aber auch unser Haus gleicht eher einem Krankenhaus und mein Sohn ist 12 Jahre alt. Das Leben ist für niemanden von uns ein Wunschkonzert unabhängig wie alt man ist.
Unser Kind musste sehr schnell erwachsen werden und musste zuschauen wie aus seinem starken, gesunden Papa ein sehr kranker Mann wurde.
Glaube mir in dem Moment wo ich das schreibe ist mir wieder sehr schlimm zumute, weil ich als Mama dies meinem Kind niemals gewünscht hätte. Aber wir sind eine Familie und wir halten zusammen und das hat auch unser Kind verstanden.
Ich wünsche dir die richtigen Entscheidungen im Umgang mit deinem Papa. Eigentlich musst du dich ja nur fragen, wie hätte ich gerne, dass man mit mir umgeht.
Alles liebe für dich und alles liebe für deinen Papa.
Iris
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  #4  
Alt 22.01.2009, 16:11
Benutzerbild von lonelein
lonelein lonelein ist offline
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Beiträge: 388
Standard AW: 20-Studentin, die nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll!

liebe studentin
wir können uns die hand reichen. ich bin auch studentin, auch erst 25 jahre und kann deine gedanken sehr gut verstehen.
der satz : ich bewundere dein durchhaltevermögen.....oje....ich hasse ihn.
ich nenne uns eher kleine stehaufmännchen. nur weil man weiter macht, weil man auf parties geht, weil WIR leben heißt es lange nicht, dass wir nicht fühlen.
mein studium hängt zur zeit auch ein wenig, starke konzentrationsstörungen etc. aber weißt du... das gehört leider dazu.
ich mache lebensbedrohliche krankheiten in der famile nun...ja kaum zu glauben aber es sind im märz 16 jahre mit. und wir sind gerade mal 4 leute.
irgendwie ist es schon fast normal geworden, dass einer krank ist, ich kenne jede gottverdammte klinik hier.
deine frage, ob du wirklich weißt, das dein papa sterben wird....das kann man nicht beantworten. ich weiß auch nicht, ob mein bruder es schaffen wird und habe versucht auch die negative variante (sprich das er es nicht schafft) durchzuspielen und ganz ehrlich...ich habe keine ahnung.

ich weiß nur eins: es gibt keine falsche reaktion. als ich erfahren habe, das mein bruder wieder krank ist, habe ich gelacht. es ist einfach so.
wenn du merken solltest, dass dir über wochen alles zu viel wird....dann schau nach hilfe, ansonsten: ja du darfst auch mal nicht mehr können
lg lone
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  #5  
Alt 24.01.2009, 03:19
Benutzerbild von Ylva
Ylva Ylva ist offline
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Ort: Hessen
Beiträge: 3.114
Standard AW: 20-Studentin, die nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll!

liebe ini,

auch ich bin angehörige (22) meine mama hat brustkrebs. die diagnose bekam sie 04 und da habe ich gerade meinen schulabschluss gemacht. auch mich hat der krebs durch die ausbildung zur krankenschwester begleitet und begeleitet mich heute noch. er ist immer präsent, immer da, immer gefährlich.
man "lernt" damit zu leben, aber es ist nie mehr wie frueher. man lernt zwar damit zu leben, aber nicht damit umzugehen. vor jeder nachsorge die angst, bei jedem husten - immer angst. auch ich hatte und habe momente da komme ich nicht weiter, da verzweifel ich, da habe ich so angst das mir fast die luft wegbleibt...
aber es geht weiter und ich glaube, wir dürfen auch schwach sein. das ist keine schwäche sondern eine stärke. aussenstehende koennen damit schwer umgehen aber ich kann nachvollziehen wie du dich fühlst. nun ist es bei deinem papa fortgeschrittener und auch ich kann dir nur raten die zeit zu nutzen, auch wenn es "hart" klingt...ich versuche jeden moment mit mama zu genießen, in mich aufzusaugen. und wichtig ist - darüber reden. hast du menschen mit denen du darueber reden kannst? Bei denen du schwach sein kannst?
Auch wenn es "nur" virtuell ist, HIER kannst du es !!!

Ich wuensch dir ganz viel kraft !!!

Ylva
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