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#1
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AW: Zwischenmenschliches
@ Mari,
Du hast Recht, mir den Kopf zu waschen, vor einem Vierteljahr hätte ich wahrscheinlich ähnlich reagiert. Hätte mich dann informiert und versucht zu unterstützen, wo es geht. (Hoffe ich) @ Nikita, Du schreibst, 'Man staunt, dass Du wieder arbeiten gehst'... Wer staunt mehr, Du oder die anderen? Denen, die im ersten Moment nicht damit umzugehen wissen, werde ich Zeit lassen, darüber nachzudenken. Entweder sie kommen zu dem Schluss, dass ich ihre Freundin bin oder sie schämen sich zu sehr, sich nochmal blicken zu lassen. Das ist dann schade aber nicht zu ändern Das mit den Türen hast Du schön gesagt. Grüße von Mena Geändert von gitti2002 (12.04.2011 um 18:53 Uhr) Grund: Signatur |
#2
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AW: Zwischenmenschliches
Hallo Mena
bei mir ist es nicht die Gebärmutter, sondern die Eierstöcke, aber das ändert ja nichts in dem von dir nachgefragten Zusammenhang. Ich kenn das Zurückzucken so wie von dir beschrieben nicht. Die ernste Frage, wie man damit jetzt umgehen sollte, halte ich allerdings eher für selbstverständlich und gar nicht für unverständlich, also eher eine Frage, die ich von Freundinnen erwarte. Was ich dabei für wichtig halte: Ich will niemanden zur Vorsorge schleppen. Ich finde darüber muss ich gar nicht reden. Allein dass ich Krebs habe, erinnert doch alle genug daran, dahin zu gehen. Warum sollte ich jemanden überzeugen wollen, dahinzugehen? Ich werde auch jetzt nicht anfangen, dass sich alle Leute mit allen anderen schweren Krankheiten, die es auf der Welt gibt, auseinanderzusetzen sollen. Es sei denn sie wollen Medizin studieren . Vielleicht wirkt das, wie du damit umgehst, ein bisschen wie "Missionieren". Dagegen hab ich auch eine Art "natürliche Abwehrhaltung". Und das zweite: Wenn du selbst zurückschreckst (dünnhäutig bist, alle zur Vorsorge schicken willst, überempfindlich reagierst), dann ist es doch naheliegend, dass auch andere zurückschrecken. Wenn jemand, der in der Materie durch die eigene Betroffenheit quasi "Experte" ist, damit nicht gut umgehen kann, dann ist es doch naheliegend, dass die anderen nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Und auch nicht, wie sie mit dem Menschen umgehen sollen. Wenn jemand überempfindlich ist, ist da eben die Gefahr, dass alles falsch ist... Es ist zwar gerade in der Situation nicht klasse, dass es so ist, aber doch sehr verständlich, finde ich. Wenn man in etwas keine Übung hat, dann kann man es auch nicht. Das ist fast immer so im Leben. Mein Tipp: Es wird mit den Freundinnen gut klappen, mit denen du eben doch schon Übung hast. Halt nicht im Umgang mit Krebs, aber im Umgang mit Krisen und schwierigen Situationen. Also nimm dir die Freundinnen, mit denen du schon schwierige Situationen gemeistert hast und rede mit ihnen, wie du dir den Umgang wünscht und ob sie finden, dass deine Wünsche umsetzbar sind und dann sag es den "weniger trainierten". Je sicherer du bist, desto sicherer sind dann auch alle anderen und die meisten Menschen freuen sich, wenn man ihnen klar die Wünsche sagt und sie sie nicht von unsicheren Augen ablesen müssen. Lieben Gruß Mona |
#3
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AW: Zwischenmenschliches
Liebe Mena,
ich bin auch wesentlich empfindlicher, ich treffe mich jetzt mit Leuten bewusster. Das heisst ich schaue ob es gut für mich ist. Schrecklich finde ich (@Nikita) Beleidsbekundungen an noch lebenden Personen. Ich denke auch das die Freunde und Angehörigen eher hilflos sind. Aber ich habe keine Lust immer zu sagen wie super es mir geht, damit mir kein Mitleid entgegengebracht wird. Am besten tun mir Freunde bei denen ich so sein kann wie ich bin und Humor, auch schwarzer. |
#4
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AW: Zwischenmenschliches
Hmmm, da ist jetzt wohl an mir, mich mal zu schämen. Zum Einen dafür, dass ich hier so ein Tamtam mache, wo es mir doch im Vergleich zu einigen von Euch ganz ausgezeichnet geht, zum Anderen dafür, dass ich mich so gehen lasse. (Ich sollte mal wieder Tagebuch führen, das hat mich in schwierigen Situationen noch immer wieder auf die Füße gebracht.)
Ihr habt Recht, ich hab mein Verhalten ganz egoistisch einfach nicht von außen betrachtet. Bin ich wohl selber, die so komische Reaktionen provoziert. Aber ich kann auch nicht lügen. Wenn mich jemand fragt, wie es mir geht, da kann ich nicht sagen 'Ach ja, alles ok'. Herrje, ist halt alles noch so neu für mich, ich muss mich erstmal selbst dran gewöhnen. Und wenn ich mal in mich reinlausche, komischerweise will ich sogar Mitleid. Oder zumindest, dass mir jemand mal sagt 'Hab Dich nicht so, alles wird gut'. Und mir einen wohlmeinenden Tritt in den Hintern gibt . (Danke, Mona!) So, genug mit dem Lamento, mir geht's langsam besser. Danke für Eure Geduld. (Wo gibt's jetzt was zum Anpacken?) Liebe Grüße von Mena Geändert von gitti2002 (12.04.2011 um 18:53 Uhr) |
#5
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AW: Zwischenmenschliches
Liebe Mena
das alte Thema: inwieweit berichte ich über eine Krankheit, wem erzähle ich es, wem nicht, in welchen Einzelheiten erzähle ich... Meiner Meinung nach sollte man von einem PAP IV + Konisation nichts breittragen (ausser in der Familie) und vielleicht die beste Freundin fragen, wann sie zum letzten Mal beim FA war... Ansonsten geht das keinen weiter was an - jede Frau weiss im Grunde, dass Mammografie und Abstrich regelmässig gemacht werden sollten. "Krebs" sollte man sich nicht unbedingt auf die Stirn tätowieren - Krebs ruft Mitleid hervor, Angst, Unbehagen, Abkehr. Nicht unbedingt förderlich für ein normales Miteinander. Selbst die Familie und Freunde zeigen dann die unterchiedlichsten Reaktionen. Ich habe z.b. mit meiner Schwester seit März ein einziges Mal per Telefon gesprochen - und da ging es nicht um meine Krankheit. Sie will es nicht wissen - und ich nehme es ihr nur teilweise übel .... Mein Vater war drei Monate hier und hat mir geholfen,die Therapie zu überstehen - mein Mann ist traurig,schweigsam und in sich gekehrt geworden, einige Freunde waren/sind immer für mich da, andere fragen nur vorsichtig, wie es mir geht und damit hat es sich. Mein jüngerer Sohn (17) hat Panikattacken bekommen und nimmt Prozac. Der Ältere (22) wollte sein Medizinstudium abbrechen und von Prag, wo er studiert, nach Hause kommen. (hab ich natürlich nicht zugelassen, er studiert an einer Privatuni - das wäre teuer geworden....) Deshalb würde ich an deiner Stelle das Leben normal weiterleben und niemanden mit Problemen belasten. Helfen kann dir niemand und du selbst leidest, wenn sich die Leute von dir abwenden. Fallen sie einem mitleidig um den Hals, fühlt man sich auch komisch - egal, wie die Reaktionen sind, es ist immer ein Unbehagen mit im Spiel. Trotz aller Liebe und allem Mitgefühl, steht man mit dieser Krankheit doch sehr allein da. Weil jeder, ob er es nun zugibt oder nicht, nur denkt: Gott sei Dank hat es mich nicht getroffen. Das ist das Gemeine am Krebs. Doch ist es auch eine Chance, sein Leben neu zu überdenken. Das hab ich gemacht und wie du auf meinem Foto oben sehen kannst (im August am Strand, nach der Therapie aufgenommen), glänzen meine Augen immer noch - bin ein unheilbarer Optimist, der nicht leiden will und auch meine Lieben nicht leiden sehen kann.
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Liebe Grüße Nikita Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen. George Patton Geändert von nikita1 (20.11.2007 um 13:26 Uhr) |
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