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Alt 04.10.2010, 01:20
Nordhesse_Lukas Nordhesse_Lukas ist offline
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Registriert seit: 04.10.2010
Beiträge: 21
Unglücklich Wie lange bleibt mir noch mein Daddy?

Hey, auch wenn es mir nicht leicht fällt darüber zu reden bzw. zu schreiben, habe ich dennoch heute den Weg hierher gefunden und hoffe, dass ich mich hier aussprechen kann und Leute finde, die zuhören und wissen wie man sich fühlt wenn man so hilflos ist.

Es geht um meinen geliebten Vater, welcher gestern am 03.10.10 51 Jahre "alt" geworden ist.
Ich weiß gar nicht, ob ich hier im richtigen Unterforum bin, aber ich fange einfach mal an:

Alles fing 2003 an als er morgens tierische Schmerzen im Nierenbereich hatte und auf alle Viere auf den Boden fiel und nicht mehr aufstehen konnte. Diagnose Nierenkrebs! Dort war die Welt aber noch in Ordnung. Zwar musste die Niere entfernt werden, aber damals hätte ich mir nicht erträumen können, wie der weitere Verlauf sein wird. Ich dachte "ok der Krebs ist weg und gut ist..."
Von wegen...
Es folgten weitere CT's und es wurde festgestellt, dass der Krebs gestreut hatte. Es tut mir Leid, wenn ich es jetzt nicht schaffe die richtige Reihenfolge aufzuschreiben und vielleicht etwas vergesse, aber ich bin etwas durcheinander.

Nachdem nun schon eine Niere entfernt wurde, musste auch die Milz vollständig entfernt werden. Es folgten Bestrahlungen und verschiedene Therapien für das Immunsystem. Leider kam der Krebs wieder und es mussten Teile vom Magen und des Zwölffingerdarmes entfernt werden. Auch etwas an/unter? dem Zwerchfell.
Nach der OP ging es ihm wieder gut und er konnte in die Reha. Dort ist er plötzlich zusammengeklappt und hat sehr schlecht Luft bekommen. Verdacht auf Wasser in der Lunge. Not OP. Wie es sich herausstellte, war es kein Wasser sondern die Lunge war komplett mit Eiter gefüllt und es hätte wohl nicht viel gefehlt und es hätte zu einem Herzstillstand führen können.

Also verbrachte er nun wieder eine sehr lange Zeit im Krankenhaus mit etlichen Schläuchen in der Lunge.
Aber auch diese Zeit hat er überstanden und er konnte nun wieder in die Reha. Dieses mal ohne Zwischenfälle.

Es dauerte nicht lange und es wurde wieder Krebs gefunden. Dieses mal hat es richtig gestreut etliche kleinere Tumore an der Bauchdecke. Wieder was am Zwerchfell, irgendwas von der Lunge auch befallen, Pulmonalarterie, ein großer Tumor im kleinen Becken und noch etwas, was ich gerade nicht weiß.

Die Ärzte sagten uns, dass es nun nicht mehr operiert werden könnte und man mit einer Chemo anfangen will. Bei seiner ersten Chemo bekam er das Medikament Sutent. Die Nebenwirkunken waren zum Glück eher gering, aber es hat nicht wirklich geholfen. Die Tumore wurden nicht kleiner. Es kamen wieder 2,3 neue Tumore dazu und die vorhandenen sind teilweise gewachsen.Einer unter der Bauchdecke so stark, dass man ihn von außen ertasten konnte. Er war richtig hart und etwas größer als ein Tischtennisball. Dieser wurde dann doch raus operiert, weil es "nur" was oberflächliches war und man nicht in die Tiefe operieren musste.

Nun wurde von einer periodischen Einnahme (er musste immer 3 Wochen nehmen und eine Woche pausieren, glaube ich) auf dauerhafte Einnahme umgestellt.

Leider brachte dies auch nicht den gewünschten Erfolg. Die Tumore wuchsen wieder weiter und es kamen wieder 2 neue hinzu.

Nun bekam er Nexavar. Hier hatte er deutlich mehr Nebenwirkungen aber immerhin zeigten sich die ersten Erfolge. Keine neuen Tumore und einige sind geschrumpft. Einer leider aber gewachsen. Da der eine Tumor auch bei der 2. CT deutlich gewachsen ist, wurde eine 3. Chemo probiert. Den Namen weiß ich leider nicht mehr. Kann ich aber morgen nachreichen.

Hier leider auch wieder totaler Misserfolg. So ziemlich jeder Tumor gewachsen und nichts geschrumpft.

Danach bekam er statt Tabletten nun eine flüssige Chemo einmal wöchentlich gespritzt. Hier zeigte sich auch wieder ein kleiner Erfolg und wir dachten, dass er nun "sein Medikament" gefunden hatte, was helfen würde.
Die Tumore wuchsen nicht weiter und wurden teilweise kleiner.

Dann äußerte sein Arzt nach einem Ultraschall, dass er etwas auf der Leber sieht, was verdächtig aussieht. Eine CT wurde vorgezogen... KREBS auf der Leber Und das auch nicht klein.. 12x8cm waren es glaube ich.

Nun nimmt er momentan wieder das Nexavar, was bis jetzt am "effektivsten" war. Leider hat er viel abgenommen und muss sich oft übergeben.
Ich versuche ihm jetzt eine Nahrung zu finden, die sehr Kalorienreich ist (auch ein Drink kann es sein) und die er vertägt. Ich will das er wieder zunimmt! Ich kann ihn so echt nicht mehr sehen, so dürre und ausgelaugt.

Nebenbei macht er auch regelmäßig diese Wärmebehandlungen und nimmt einige Sachen um das Immunsystem zu stärken. Gegen die starken Schmerzen nimmt er Morphin und irgendwelche anderen Tropfen.
Leider kann ich euch nicht alles sooo genau sagen. Da müsste ich nachfragen, was ich aber ungerne machen will.

Beim Wunderheiler war er letzte Woche auch. Zwar denk ich mir meinen Teil dazu, aber solange er daran glaubt und es kein Vermögen kostet, habe ich nichts dagegen. So hatte er auch noch einmal eine schöne Woche mit seinen Freunden, denn der Heiler ist in der tschechischen Republik, wo wir früher gewohnt haben. Dort wohnen eben noch alle seine alten Freunde. Alleine schon deswegen hat sich die Fahrt gelohnt

So nun wisst ihr in etwa seine Leidensgeschichte.

Ich weiß, dass ich froh sein kann um jeden Tag den ich noch mit meinem Daddy habe und ich weiß auch, dass es schon eine seltene Ausnahme ist, dass er überhaupt so lange mit dem Krebs noch lebt. Man sagte uns mal, dass von Nierenkrebspatienten nach 5 Jahren weniger als 5% noch leben.
Nun sind aber schon über 7 Jahre ins Land gezogen, die uns nach der Diagnose gemeinsam blieben.

Ich weiß auch, dass es jetzt wohl nicht mehr lange dauern wird, bis wir uns verabschieden müssen ob wir wollen oder nicht...aber mit wie viel Zeit können wir denn noch rechnen? Habt ihr schon einen ähnlichen Fall miterlebt?

Seit diesem Monat bekommt er jetzt auch seine Frührente, was ein großer Schritt zurück bedeutet für ihn und meine Mum was Geld angeht. Er und Sie machen sich auch Sorgen, was sein wird wenn er stirbt. Zwar sollte man jetzt nicht an das Geld denken, aber es ist nunmal auch ein wichtiges Thema, was man nicht verschweigen sollte.
Meine Mum ist nervlich richtig am Ende. Sie ist immerhin erst 47 und liebt ihn über alles. Sie hatten letztes Jahr auch ihre silberne Hochzeit und sind schon von kleinauf ein Paar gewesen.

Wir klammern uns an jedem Strohhalm aber wissen langsam nicht mehr weiter, was und wie man weiterhelfen könnte.

Wir können nur noch machtlos zuschauen und versuchen jeden Tag aufs neue zu genießen, den wir noch haben. Wir haben schon so viele Tränen vergossen, dass wir schon leer sind. Es kommen einfach keine Tränen mehr, aber die Traurigkeit ist da

Ich entschuldige mich für die Länge und für die komische Schreibweise. Es hat dennoch gut getan mit euch zu "reden".

Danke

Gruß Lukas
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