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Alt 11.07.2006, 14:09
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cascaya cascaya ist offline
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Registriert seit: 11.07.2006
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Standard Sterben der Hoffnung

Ich bin 20 Jahre alt, und im Mai dieses Jahres, zwei Tage nach dem 68. Geburtstag meines Opas, haben wir erfahren, dass er einen kleinzelligen Lungentumor hat, der zwar nicht in andere Organe ausgestrahlt hat, aber bereits den zweiten Lungenflügel angegriffen hat.
Kurz gesagt, der Tumor ist zu groß, um operiert werden zu können, und zu groß und zu mächtig, um geheilt werden zu können.

Mein Opa litt schon vorher an Atemnot und hat sich konstant geweigert ins Krankenhaus zu gehen, aus Angst.

Und weil er so gerne noch seinen Geburtstag mit der ganzen Familie feiern wollte.
Meine Großeltern wohnen seit vielen Jahren auf Fehmarn und der Rest der Familie ist im Ruhrgebiet geblieben, und zu seinem Geburtstag dieses Jahr sind wir alle hoch gefahren.

Meinem Opa ging es aber schon vorher sehr schlecht und er musste zwei tage vor seinem Geburtstag ins Krankenhaus, durfte aber zu seiner "Geburtstagsfeier" für einen Tag nach hause. ich bin mir sicher, dass die ärzte die diagnose da schon kannten und ihm diesen schönen tag aber nicht nehmen wollten.

nun ja, wir waren also alle zusammen an diesem tag und danach sind alle anderen bis auf mich abgereist.
ich hab das nicht übers herz gebracht und wollte da bleiben, um meine großeltern bei erhaltung der diagnose zu unterstützen.
ich denke das wäre eigentlich die aufgabe meines vaters gewesen, doch er wollte anfangs die schlimme situation einfach nicht wahrnehmen und hat alles runter gespielt. es ist für ihn sehr schwer zu akzeptieren, dass sein vater so krank ist.

als wir die diagnose erfahren haben, begann die schlimmste zeit meines lebens.
man kann nicht helfen, man kann nur abwarten.
mein opa war immer ein großer, starker mann, den nix und niemand unterkriegen kann. jetzt ist er 190 m groß und wiegt 60 kg, außerdem verliert er mehr und mehr den mut, was eigentlich das schlimmste ist.
ich will ihm so gerne helfen, ich schreib ihm briefe, schick ihm fotos und dvds und fahr so oft ich kann hin. aber trotzdem hab ich das gefühl ihm absolut nicht helfen zu können.

obwohl die chemo anschlägt und der tumor sich um 50% verkleinert hat, hab ich das gefühl mein opa hat keine hoffnung mehr. nicht mal das rauchen gibt er auf. er hat ein sauerstoffgerät und verlässt das an manchen tagen nur um eine zu rauchen.
es ist nicht nur schlimm meinen opa so zu sehen, besonders schlimm ist auch zu sehen, wie meine oma und mein papa leiden.
meine oma klaubt ihre hoffnungen jeden morgen neu zusammen und versucht optimistisch zu sein. ich bewunder sie sehr.
mein papa schiebt, glaube ich, alles etwas von sich weg, er will es einfach nicht wahrhaben.

der arzt hat gesagt, wenn die chemo anschlägt, was jetzt eingetroffen ist, dann kann es sein, dass mein opa noch ein paar jahre hat, vielleicht zwei oder drei, das wäre viel, aber in die jahrzehnte würde man wohl nicht mehr kommen. wie soll man damit umgehen?

ich möchte versuchen jede sekunde mit meinem opa zu genießen, aber man hat immer den gedanken im kopf ihn nicht verlieren zu wollen. ich bin noch nicht bereit abschied zu nehmen. ich will ihn nicht totreden, momentan geht es ihm gott sei dank sogar sehr gut, wie gesagt, die chemo schlägt gut an und er veträgt sie auch gut.

aber trotzdem gibt es viele tage an denen es schwer ist die hoffnung, das wichtigste in solchen situationen zu behalten.

Geändert von cascaya (11.07.2006 um 19:08 Uhr)
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