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Alt 16.08.2008, 05:45
tina marie tina marie ist offline
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Registriert seit: 16.08.2008
Beiträge: 3
Standard Auf einmal ging alles ganz schnell

Hallo erstmal heir im Forum,
nachdem ich in den letzten zwei Jahren oft Gast auf diesen Seiten war, möchte ich mir einiges von der Seele schreiben,denn Ihr könnt besser verstehen, was in mir vorgeht, als die meisten Menschen, die noch keinen geliebten Menschen verloren haben. Ich heisse Martina und bin 36.
Morgen ist es genau eine Woche her, dass meine geliebte Mama ihren Kampf gegen den Krebs verloren hat. Bei ihr wurde vor zweieinhalb Jahren ein Adenokarzinom-vermutlich vom Eierstock-diagnostiziert, für mich und meine Familie ein Schock,denn meine Mam war unser aller Sonnenschein, Rettungsboot, immer für andere da, immer positiv. Besonders für mich war das ein Schlag, da meine Mam und ich uns in den letzten zehn Jahren sehr nahe standen und viele Höhen und Tiefen zusammen erlebt hatten. So war sie bei der Geburt meiner Tochter mit dabei, da ich alleinstehend war und wir hatten eine gemeinsame Heilpraktikerpraxis. Meine Mutter hat dort feinstofflich gearbeitet, mi Edelsteinen, Bachblüten,Reiki und Qi-Gong. Das hat ihr später auch im Umgang mit ihrer Erkrankung sehr geholfen ! Trotz 47 Chemozyklen hat sie außer Mistel,Omep und etwas gegen die Übelkeit kein Morphium oder so genommen. Bis zuletzt hat sie meine Tochter bei sich gehabt, wenn ich gearbeitet habe. Leider hat keine der Chemos wirklich angeschlagen, die Werte gingen immer weiter hoch, die Blutwerte wurden immer schlechter, auch zwei OP s konnten nicht alle Tumore und Metastasten entfernen. Wir wußten von Anfang an, es war nur eine palliative Behandlung. Nur, die Hoffnung stirbt zuletzt! In den letzten acht Wochen ging es ihr allerding immer schlechter, kleinere Infektionen kamen hinzu, sie hat sehr viel gelegen, und trotzdem den Mut nicht verloren, immer noch gelacht, wir konnten auch noch immer kurz ins Cafe oder mal auf den Flohmarkt, dass war zwar anstrengend für sie, aber sie hat es trotzdem genossen. Ich wohne nicht weit weg und war jeden Tag dort, mal kürzer, mal länger. Dann war ich im Urlaub, und wir sind danach für drei Tage nach Kiel gefahren. Dort hat meine Mutter im Krieg ihre Kindheit verbracht, ihre Schwester ist auch mitgekommen und ihr Bruder war jeden Tag dort. Außerdem war meine Tochter und meine Nichte mit, und alle zusammen haben wir uns auf eine Reise in die Vergangenheit gemacht, Spurensuche. Alle Plätze aufgesucht, die meiner Mama etwas bedeutet haben. Heute bin ich so froh, dass wir das gemacht haben, denn so glücklich, so wunderschön habe ich meine Mutter in der ganzen Zeit nicht gesehen. Ich werde nie ihr glückliches Lachen am Schöneberger Strand vergessen. Am Donnerstag Abend waren wir dann wieder zurück in Hamburg, sie war sehr erschöpft und ist gleich schlafen gegangen. Freitag war ich dann gar nicht bei ihr, da wir den ganzen Tag bei der Familie meines Freundes waren. Wir haben auch nur kurz telefoniert, und sie sagte mir, dass es ihr nicht so gut ginge, ich dachte, das kam von den drei schönen aber anstrengenden Tagen. Am Samstag morgen hat dann mein Vater ganz verzweifelt angerufen, ich müsse schnell kommen. Als ich kurz darauf eintraf, war ich total geschockt, denn meine Mama krümmte sich auf dem Sofa und konnte nicht mehr richtig sprechen. Ich rief den Notarzt, was sie nicht wollte, aber ich dachte, sie hätte einen Schlaganfall oder etwas ähnliches. Das gleiche dachte der Arzt auch, die waren zu viert dort, schleppten meine Mama auf die Bahre, sie ruderte mit den Armen und mein Vater und ich liefen völlig kopflos umher.
ich wollte dann mit ins Krankenhaus fahren, mein Vater wollte hinterher fahren, aber dann sagte der Arzt, es sieht schlecht aus und er weiß nicht ob sie den Transport überlebt. Für mich stand in diesem Moment die Zeit still.
Ich holte meinen Vater, damit er mitkommt, und er hielt ihre Hand während wir fuhren. Dann sagte der Arzt dem Fahrer, er solle rechts ranfahren und er bat mich nach hinten in den Rettungswagen. Es ist vorbei waren seine Worte.
Es ging alles so schnell. Eine Stunde. Nie werde ich den letzten Blick meiner Mama vergessen, als sie auf der Bahre lag. Alle Verzweifelung,alle Liebe lag darin. Sie war so besonders, gefühlvoll, liebevoll, immer offen für alle Nöte aller möglichen Menschen. Ich hoffe, sie ist ins Licht gegangen, daran hat sie immer geglaubt.
Ich bekomme in zwei Monaten mein zweites Kind, es ist so merkwürdig, einer kommt, einer geht, Freude und Leid so nah beieinander.
Schlimm ist es, die rotverweinten Augen meines Vaters zu sehen, der sich schreckliche Vorwürfe macht, dass er nicht früher den Notarzt gerufen hat.
Sie hatte am Abend hohes Fieber bekommen. Ich sage ihm dann, Paps, du hast nichts verkehrt gemacht, so gern wir gewollt hätten, wir konnten sie nicht festhalten.
Sie fehlt mir so, schon jetzt und ich bin sehr traurig. Es kommt wie in Wellen und haut mich dann um. Weinkrämpfe, alles was dazu gehört.
Ich glaube, Ihr kennt das.
Das war jetzt viel, aber es tut mir gut, das aufzuschreiben.
Ich wünsche allen, die in einer ähnlichen Situation sind, viel Kraft und Zuversicht. Lasst die Trauer zu, unsere Liebsten sind es wert, dass um sie geweint wird !

Alles Liebe,
Martina

"Wenn ich weissagen könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts."
1.Korinther 13,2
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