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  #1  
Alt 29.11.2005, 17:20
Sabine1973 Sabine1973 ist offline
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Registriert seit: 16.10.2005
Beiträge: 3
Standard Wie stirbt man.....?

Hallo zusammen,

ich bin nach dem letzten Telefonat mit meiner Mutter sehr verzweifelt.
Kurz (ganz grob) zur Vorgeschichte:
Mein Vater (70J) bekam am 01.09.04 die Diagnose Lungenkrebs (Plattenepithel-CA, nicht kleinzellig) mit Metastasen in Nebenniere, Lunge, Rippen; Staduim IV. Er bekam eine Chemo bis Anfang 2005, danach ging es ihm eine Weile etwas besser. Anfang Juni wurden dann neue Lungenmetastasen entdeckt und eine erneute Chemo angeordnet. Die ging bis Anfang September, ohne Nebenwirkungen, so dass meine Eltern danach tatsächlich eine Woche Urlaub auf Borkum machen konnten, und das, obwohl wir letztes Jahr dachten, er erlebt Weihnachten (2004) nicht mehr.
Aber nach dem Urlaub ging es rapide bergab. Es wurden Metastasen in der Wibelsäule entdeckt, als Bestrahlung angeordnet. Aber er wurde immer schwächer, wird die Schmerzen nicht mehr los und verfällt total. Dann wurden noch 2 Lebermetastasen diagnostiziert.

Nun zu meiner Frage:
Wir wissen, dass er sterben wird. Es wird keine weitere Therapie mehr gemacht, weil er viel zu schwach ist. Er liegt jetzt auf der Palliativstation, weil er zu Hause zu viel Angst hat (will auf keinen Fall zu Hause sterben).
Aber wie wird er sterben? Als ich von den Lebermetastasen gehört habe, hatte ich gehofft, dass die dem Lungentumor zuvor kommen, also, dass er ins Leberkoma fällt und dann ruhig einschläft. Das allerschlimmste ist doch, wenn er ersticken muss!!!! Aber genau danach sieht es jetzt aus. Meine Mutter hat mir gerade berichtet, dass er seit einer halben Stunde einen Hustenanfall hat (habe ich im Hintergrund gehört!) und die Ärzte zu dritt an seinem Bett stehen und versuchen, den Husten und die Atemnot zu bekämpfen. Jetzt haben sie ihm Valium gesprizt, hoffentlich bringt das was. Er hustet sich noch zu Tode! Es strengt ihn total an und er hat solche Atemnot! Kann man denn da nichts tun?
Ich kann ihn inzwischen gut verstehen, wenn er sagt, dass er sich am liebsten umbringen würde, wenn er nur wüsste, wie.
Warum muss er denn so leiden? Ich habe immer gehört, dass heutzutage niemand mehr leiden muss, weil die Medikamente so toll wären. Stimmt doch alles nicht!!!

Wäre schön, wenn mir jemand aus seiner Erfahrung berichten könnte, wie es wahrscheinlich zu Ende gehen wird und auf was wir uns einstellen müssen.
Kann leider nur ganz selten ins Krankenhaus, weil ich in einer anderen Stadt lebe und oft bis 19.00 oder 20.00 Uhr arbeiten muss.

Sorry für den langen Text! Hoffe, Ihr könnt mir helfen!

Liebe Grüße
Sabine
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  #2  
Alt 29.11.2005, 22:55
Hendrik0703 Hendrik0703 ist offline
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Registriert seit: 01.11.2005
Beiträge: 16
Lächeln AW: Wie stirbt man.....?

Moin Moin Sabine,

dass Dein Vater nicht zu Hause sterben will, kann ich verstehen, er will bestimmt keinem zur Last fallen. Sprich doch einfach mal mit Deinem Vater das Thema Hospiz an, vieleicht fühlt er sich da wohler als im sterilen Krankenhaus. Schau besser vorher ins Internet, ob es sowas in Eurer Nähe gibt. Die Ärzte, die mit Hospizen zusammenarbeiten sind in der Regel auf Schmerztherapie spezialisiert und kennen sich mit Sterbebegleitung aus, genau wie das Pflegepersonal, welches dort arbeitet. Vieleicht können Ihm und Euch die Ängste vor dem Tod und dem danach dort erleichtert werden.
Dies schoss mir bei Deinem Text spontan durch den Kopf.

Zu Deiner Frage, gegen den Hustenreiz kann man natürlich Hustendämpfer geben, aber dadurch lagert sich in der Lunge noch mehr Schleim an, weil er nicht abgehustet wird, dieses kann seine Atemnot verschlimmern, vieleicht hilft Inhalation oder Dampfbad ein wenig, indem es den Schleim verflüssigt und ihn so leichter abhusten lässt.

Wenn man so den Schleim rauskriegt kann man u.U. zur Nacht nen Hustendämpfer einsetzen, damit er schlafen kann.

Bin aber kein Arzt sondern ein Krankenpflegel, nur dass Du Bescheid weisst.

Ich wünsche Dir und Deiner Familie viel Kraft
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  #3  
Alt 29.11.2005, 22:59
Hendrik0703 Hendrik0703 ist offline
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Registriert seit: 01.11.2005
Beiträge: 16
Standard AW: Wie stirbt man.....?

Moin Moin Sabine,

hatte Deine Frage nicht ganz zu Ende beantwortet, sorry.
woran Dein Vater sterben wird, lässt sich schwer sagen, es kann sich ne Lungenetzündung durch den Schleim in der Lunge bilden, es kann durch den Krebs zu einem Herz Kreislauf Versagen kommen, weil der Körper irgendwann nicht mehr die Kraft hat gegen den Krebs anzukämpfen, oder zum Ausfall von Organen wie Leber oder Niere usw.... vieleicht ist es gut, dass man nicht alles vorher weiss.

Weiterhin viel Kraft wünscht Dir

Dein Hendrik
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  #4  
Alt 29.11.2005, 23:41
Benutzerbild von Gaby
Gaby Gaby ist offline
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Registriert seit: 23.04.2005
Beiträge: 287
Standard AW: Wie stirbt man.....?

Hallo Sabine,

es gut für deinen Vater, dass er auf der Palliativstation ist. Dort gibt es entsprechend geschultes Plegepersonal, welches sich intensiv um ihn kümmern kann. Ich gehe auch mal davon aus, dass die Palliativstation recht wohnlich eingerichtet ist, normalerweise haben diese Stationen nichts mit sterilen Krankenzimmern gleich, daher wäre eine Verlegung in ein Hospiz nur eine unnötige Strapaze für deinen Vater. Ich hoffe, dass die Ärzte deinem Vater Erleichterung für den Husten verschaffen können.

Deine Frage wurde bereits vor einiger Zeit im Forum gestellt. Die dazu eingegangenen Antworten findest du in diesem Thread:

http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...hlight=Sterben

Vielleicht hilft dir das etwas weiter.

Alles Gute für deinen Vater und viel Kraft für dich und deine Mutter
__________________
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.
www.palliaktiv.de
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  #5  
Alt 29.11.2005, 23:37
sonja.schuster sonja.schuster ist offline
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Ort: Überlingen
Beiträge: 50
Standard AW: Wie stirbt man.....?

Liebe Sabine,

auch ich habe mir diese Frage oft gestellt und hatte sehr viel Angst um meinen Papa. Er hatte einen ähnlichen Leidensweg wie jetzt Dein Papa, er wurde zuletzt nach einer Darmverschluß-Operation dann auf die Intensivstation verlegt wegen einer schweren Lungenentzündung, beatmet und erst einmal in ein künstliches Koma versetzt, damit es ihn nicht so anstrengt. Er wog damals noch ca. 45 kg und war sehr schwach, aber im Kopf ganz klar, konnte aber nicht mehr schlucken und nicht mehr reden. Als die Beatmung schwieriger wurde und die Lungen mit Flüssigkeit voll waren, haben die Ärzte noch einmal operiert und Drainagen gelegt in die Lunge, anschließend mit Schmerzmitteln versucht, ihm so gut es ging zu helfen. Die Intensivstation mit all ihren Geräten und Schläuchen etc. war für uns immer sehr bedrückend, aber die Schwestern, Pfleger und Ärzte sind dort sehr menschlich einfühlsam und haben uns sehr unterstützt. Zuletzt haben die Ärzte meinem Papa einen Luftröhrenschnitt gemacht, damit er es leichter hat mit dem Atmen und auch der Schleim abgesaugt werden konnte. So musste er sich nicht so mit dem Husten quälen. Er ist dann immer ruhiger geworden und konnte besser atmen. Die Ärzte haben uns dann auch ganz klar gesagt, daß sie nichts mehr für ihn tun können, aber sie wollen es ihm so menschenwürdig als irgend möglich und ohne Schmerzen möglich machen Abschied zu nehmen. So haben sie meinen Papa, er ist 72 Jahre alt geworden, letzten Freitag von der Intensivstation in ein schönes Zimmer auf der Allgemeinstation verlegt und ihn mit genügend Schmerzmitteln therapiert. Er war ansprechbar und wach, hat mit den Augen sich von uns verabschiedet. Gegen Abend ist er dann ganz ruhig und friedlich eingeschlafen. Die Ärzte hatten es uns versprochen und auch Wort gehalten.

Ich hatte immer am meisten Angst, daß Papa ersticken muß, aber die Ärzte auf der Intensivstation haben alles für ihn getan, was sie konnten. Er war insgesamt 5 Wochen auf Intensiv.

Wir sind sehr traurig, aber er ist jetzt erlöst von allen Schmerzen. Und wir sind dankbar, daß es noch Ärzte und Pflegepersonal gibt, die so menschlich und verständnisvoll handeln! Hast Du schon einmal mit den Ärzten Deines Vaters persönlich sprechen können? Ein persönliches Gepräch ist manchmal der beste Weg.

Höre auf Dein "Bauchgefühl" und fahre zu Deinem Vater, wenn es irgendwie geht.

Ich wünsche Dir viel Kraft für die kommende Zeit


Sonja
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  #6  
Alt 30.11.2005, 12:07
Stina Stina ist offline
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Registriert seit: 17.07.2004
Ort: Saarland
Beiträge: 212
Standard AW: Wie stirbt man.....?

Liebe Sabine, vor ca. 1 Jahr hatte ich die gleichen Gedanken wie Du. Auch mein Vater bekam im Juli 04 die Diagnose nicht kleinzelliges Plattenepithelkarzinom. Er war da schon sehr schwach, da die Ärzte zu lange gezögert hatte und keiner auf die Idee kam, ein CT zu machen.
Zu diesem Zeitpunkt war der Lugnentumor 3 x 4 cm groß. Die Ärzte meinte, es wäre es langsam wachsender und er solle erst mal zu Kräften kommen, dann würde Chemo oder Bestrahlung gemacht worden, wurde dann auch noch zur OP vorgestellt. Es wurde nichts mehr gemacht, zuletzt wechselter er zwischen Palliativstation (super Einrichtung, nette Ärzte und Pflegepersonal), die Patienten werden soweit möglich schmerzfrei eingestellt und zu Hause (da kam der Pflegedienst). Auch mein Vater hatte, vor allem nachts, solche Schimmen Hustenanfälle, zuletzt auch mit Blut. Wie Dein Vater sterben wird oder sonst irgendein Mensch, kann niemand vorher Dir sagen und es ist auch gut so! Mein Vater starb schmerzfrei und ruhig, leider ohne das Bewußtsein zu haben, unter Morphin.... Ich wünsche Dir und Deiner Familie ganz viel Kraft und Deinem Vater auch alles erdenklich gute...
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  #7  
Alt 01.12.2005, 12:03
Tanja H. Tanja H. ist offline
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Registriert seit: 30.06.2003
Beiträge: 279
Standard AW: Wie stirbt man.....?

Ihr bedenkt schon, dass hier auch Betroffene lesen??????????

Gruß Tanja
__________________
Gegen die Kaltschnäuzigkeit mancher Menschen ist eine Hundeschnauze warm.
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  #8  
Alt 01.12.2005, 14:41
gelchen57 gelchen57 ist offline
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Registriert seit: 04.09.2005
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Beiträge: 84
Standard AW: Wie stirbt man.....?

Hallo Tanja,

ich bin eine Betroffene, aber vieles, was hier geschrieben wird beziehe ich einfach nicht auf mich.

Was mich mehr stört, ist die Frage, wie man stirbt. Darauf gibt es einfach keine Antwort. Mein Vater starb vor 21 Jahren auch an Lungenkrebs. Ganz ruhig und friedlich.

Dennoch hast Du wahrscheinlich recht. So manches, was hier in den Foren geschrieben steht, ist grauenvoll für die, die den Krebs haben und gegen ihn ankämpfen.

Liebe Grüße und reg Dich nicht auf

Geli
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  #9  
Alt 01.12.2005, 14:57
Tanja H. Tanja H. ist offline
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Registriert seit: 30.06.2003
Beiträge: 279
Standard AW: Wie stirbt man.....?

Hallo Geli,
ich selbst bin nur Hinterbliebene bzw. kam seiner zeit als Angehörige hier in den KK. Auch ich stellte komische Fragen (diese vielleicht nicht) und ließ meiner Seele freien Lauf indem ich HIER schrieb.
Bis ich irgend wann einmal Kontakte zu Betroffenen bekam und ihre Sicht der Dinge ein wenig erfahren konnte.
Seitdem sehe ich vieles anders und denke, dass der Angehörige mitunter besser im Forum für Angehörige aufgehoben wäre.
Die Frage " wie stirbt man" finde ich einfach nur gruselig und zudem auch völlig überflüssig, da sowohl der Mensch, als auch seine Erkrankung einzig artig ist.
Der Angehörige sollte seine Kraft für den Betroffenen aufbringen und nicht Kraft verschwenden für müßige Fragen die sowieso niemand beantworten kann.

Klingt bestimmt sehr hart was ich schreibe, aber damals bin ich auf ähnliche Art wach gerüttelt worden.

Dir alles Gute und behalt deine Einstellung

LG Tanja
__________________
Gegen die Kaltschnäuzigkeit mancher Menschen ist eine Hundeschnauze warm.
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  #10  
Alt 01.12.2005, 15:22
gelchen57 gelchen57 ist offline
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Registriert seit: 04.09.2005
Ort: Ostalbkreis
Beiträge: 84
Standard AW: Wie stirbt man.....?

Hallo Tanja,

klar hast Du recht, aber ich denke, dass viele Betroffene auch im Forum für Angehörige lesen.

Ich weiss auch aus eigener Erfahrung, wie Angehörige nach so einer niederschmetternden Diagnose plötzlich in der Luft hängen und nimmer wissen, was sie sagen sollen.

Ich finde es je gut, dass Du solch einen Denkanstoss hier geschrieben hast. Aber Grausamkeiten durch Unüberlegtheit findest Du hier in diesem Forum immer wieder.

Ganz liebe Grüße

Geli
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