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  #1  
Alt 18.12.2008, 22:23
Parisima Parisima ist offline
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Unglücklich Dickdarmkrebs mit Metastasen

Hallo alle zusammen,
erst mal danke, dass es euch und die Möglichkeit gibt sich mit anderen auszutauschen, Trost und Hilfe zu finden.
Ich bin ein neues Mitglied und weiß nicht, ob ich mich erst woanders hätte vorstellen müßen, deshalb schreb ich hier einfach meinen ersten Beitrag.
Ich bin 52 Jahre alt, Ehefrau und mutter von zwei erwachsenen Töchtern.
Mein Vater, 87, wurde im August 2007 wegen Dickdarmkrebs operiert, schon nach der OP wurde uns gesagt, dass er Metastasen in der Leber, in den Bauchspeicheldrüsen und vermutlich auch in den Lungen hätte, benötigte aber zum Glück keinen künstlichen Ausgang.
Daraufhin hat er auf seinen eigenen Wunsch ein Jahr lang Chemo gemacht und so nur sein Leben verlängert bis vor 4 Wochen, wo er wegen der starken Nebenwirkungen und extremer Schwäche nicht mehr konnte. Nun sind wohl viele andere Organe inzwischen befallen, vor allem macht sich die Krankheit in den Knochen mit sehr starken Schmerzattacken bemerkbar.
Er wird mit Morphium(zur Zeit 2 bis 3 mal 10 mg in 24 Stunden), und anderen Schmerzmitteln so gut es geht schmerzfrei gehalten, hat überhaupt keinen Appetit, Lebensfreude und Lust schon gar nicht, ist bettlägerig und total abhängig von uns.
Wir, (meine Mutter, meine Schwester und mein Bruder), kümmern uns zuhause aufopfernd rund um die Uhr um ihn.
Da ich im Ausland lebe musste ich in den letzten 15 Monaten immer wieder meine Familie verlassen, um meine Eltern zu helfen und das für unbestimmte Zeit. seit mein Vater krank ist bin ich mehr bei ihm gewesen als bei mir zuhause.
Die Belastung für uns alle ist enorm, trotzdem Jede Minute, die wir alle miteinander verbringen ist kostbar.
Sein Verlust könnte ich verkraften, aber mitansehen müßen, wie das Leben langsam aus ihm entweicht ist unerträglich.
Wie kann man jemandem helfen, der die ganze Zeit den lansamen, qualvollen Tod vor Augen hat?
Was kommt auf uns zu?
Wie lange muss er denn noch so leiden?
Werden seine Schmerzen noch viel schlimmer werden? Was kommt nach Morphium?
Ich hab mich an euch gewandt in der Hoffnung, dass jemand, der ähnliches durchgemacht hat oder durchmacht mir mit seinen Erfahrungen hilft klaren kopf zu bekommen.
Meine Geschichte war lang, danke für eure Geduld
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  #2  
Alt 20.12.2008, 05:47
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Standard AW: Dickdarmkrebs mit Metastasen

Liebe Parisima,

du macht nichts falsch!
Mache dich mit deinem Leid bitte niemals kleiner als die anderen. Jedes empfundene Leid schmerzt, da kann man nicht vergleichen, denn es ist der eigene Schmerz, die eigene Verzweiflung und Hilflosigkeit.

Dein Vater hat sich nur soweit verändert, dass er weiß, nun ist sein Leben am Ende angelangt, und soweit ist er noch nicht, er will nicht weiteres ertragen. Alle seine Aktionen und Reaktionen schmerzen euch, sind aber nicht auf euch gezielt. Es ist die Wut auf die Erkrankung, es sind all die Gefühle die ihn belasten, die er eigentlich gegen die Krankheit richtet. Ich weiß diese Gefühlsausbrüche, die Lieblosigkeit, diese Gleichgültigkeit gilt NIEMALS euch. So schwer es auch zu verstehen ist, und euch weh tut. Denn ihr wollt für ihn dasein, ihm alles geben, und er lehnt es ab, schiebt euch weg. Seid untereinander für euch da in eurer Traurigkeit und Hilflosigkeit, nehmt euch in Arm.

Jeder von euch hat jetzt Angst ihn mit Worten, oder einem Gegenargument in seiner Krankheit zu verletzen. Das solltet ihr nicht. Wer immer den engsten Bezug zu deinem Vater hat, könnte sich zu ihm setzen, sagen, höre mich an. Ihm sagen, wie sehr er euch mit seiner Achterbahn und euer nicht wiedererkennen verletzt. Dass ihr irgendwo versteht, was die Krankheit mit ihm macht. Dass es aber auch euch verletzt, wie er sich jetzt gibt. Das in einem ruhigen aber bestimmten Ton. Die meisten Menschen denken, dass man so etwas in dieser Situation nicht macht. Doch, auch als Angehörige darf man seine Gefühle mitteilen, denn auch ihr leidet, wenn auch auf eine andere Art. Meine Mutter wurde richtig bösartig, gemein und sagte Dinge, die mich sehr tief trafen. Bis es mir zu viel wurde, und ich ihr eines Tages ruhig und bestimmt ohne Vorwürfe sagte, dass es so nicht weiter gehen könnte. Sie war 2 Tage lang eingeschnappt, was mir natürlich gleich ein schlechtes Gewissen brachte, aber ich war dennoch froh, darüber gesprochen zu haben. Denn von dann ab war alles geklärt, sie wußte dass ich ihre Wut verstehe, aber dass ich nicht der Prellbock dafür sein kann. Dass sie auch jederzeit wütend sein und es zum Ausdruck bringen kann, aber nicht mit bösen Worten gegen mich. Ich kann dir aus meiner langjährigen Erfahrung dazu wirklich nur sagen, die Betroffenheit verändert einen Menschen, da seid ihr nicht alleine. Fast immer verändert sich das Verhalten, die Achterbahn fährt alle Gefühle auf, die ein Mensch besitzen kann. Mit Antidepressiva kann man in diesen Momenten nicht viel ausrichten, außer man setzt den Betroffenen total unter die härtesten Mittel.

Gebt ihm etwas Zeit, die Situation kann sich schlagartig wieder ändern. Immer wenn ich neu erkrankte, und mich der Zorn deswegen packt, kann ich die liebevolle Zuwendung meiner Familie für einige Tage nicht ertragen. ICH muß in diesen Momenten damit erst klarkommen, für mich neu sortieren. Die Krankheit hat mir kurzfristig die Kontrolle über meinen Körper genommen, das ist für viele Menschen schwer zu ertragen. Am liebsten würde ich allen Menschen, die mir nahe stehen, einfach nur den Rücken zudrehen. Aber ich weiß, wie sehr sie das schmerzt, denn ich habe es durch meine Mutter selbst erlebt. Man muß in beiden Schuhen gegangen sein, um die Gefühle einordnen zu können, sie zu verstehen ist extrem schwer. Da ist einfach nur Geduld gefragt, bis sich alles wieder verändert.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen, deine Gedanken neu zu ordnen, manches besser zu verstehen. Ich wünsche euch noch ein wenig Geduld, die Kraft dazu ohne die Angst, dass euer Dasein deinen Vater noch erreicht. Er weiß dass ihr ihm gutes wollt, er kann es momentan einfach noch nicht zulassen.
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Jutta
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  #3  
Alt 22.12.2008, 18:38
Gittylein Gittylein ist offline
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Standard AW: Dickdarmkrebs mit Metastasen

Hallo Parisima,

ich kenne das auch von meiner Mutetr, sie starb vor 5,5 Jahren an BSDK.
Sie wollte nicht mehr leben, aber sie hatte Angst vor dem Tod, was danach kommt.
Also hat sie sich lange gewehrt dagegen.
Und sie wurde imemr ungerechter, depressiver. es war schlimm, das alles bei der eigenen nervlichen Anspannung der ganzen Situation zu ertragen.
Da m,eine Mutti in ihren letzten 5 Wochen zu Hause war, es war ihr dringlichster Wunsch, und ich im Haus mit wohne, habe ich alles jeden Tag von früh bis abends miterlebt.

Diese Bösartigkeit und Ungerechtigkeit ist ein Teil des sich langsamen verabschiedens.
Ich hatte mal im einem Lehrgang u. a. das Thema Sterben, deshalb wusste ich, dass meine Mutter nichts für ihr Verhalten kann.
Damit wird eine Art Distanz geschaffen, um loslassen zu können und damit sich die ihr lieben Menschen besser lösen zu können, weil sie sich ärgern, weil sie sauer sind.

So in etwa hat man uns das erklärt, ich hatte extra noch mal nachgelesen, als es mit meiner Mutti imemr schlimmer wurde.

Sie hatt allerdings bis zuletzt Antidepressiva bekommen, damit sie ruhiger wird, nicht nur weint, besser schlafen kann.

Alles Gute und viel Kraft für das, was kommt ...

Gittylein
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  #4  
Alt 23.12.2008, 00:31
Parisima Parisima ist offline
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Standard AW: Dickdarmkrebs mit Metastasen

Ich danke euch allen für eure Hilfe,
nachdem ich heute Nacht Über 2 Stunden in dem Forum über ähnliche Fälle gelesen habe, hat mich die Panick gepackt, dass es mit meinem Vater jeden Moment, vielleicht schon im nächsten Moment zu Ende gehen könnte, hab ihn im Schlaf betrachtet. Er lebt, er ist noch unter uns, er ist da, er liegt in seinem Bett und atmet, hat keine Schmerzen und träumt hoffentlich gerade was schönes. Es geht ihm ja auch in letzter Zeit relativ gut.
Was heißt gut, gut heißt für mich nur noch keine Schmerzen zu haben. Mit 2x Morphium je 10 mg gesprizt und Schmerztabletten und Zäpfchen zwischendurch sind die Schmerzen noch gut kontrolierbar. Er kann sich ohne Hilfe im Bett drehen und erreicht seinen Nachttisch, wenn er mal was braucht. Das ist aber auch alles.
Nur, wenn er einen plötzlichen Schmerzanfall oder Schwächeanfall kriegt, wünscht er sich nur noch Erlösung und sogar Sterbehilfe. Geistig ist er aber voll da, was das ganze ja noch unerträglicher macht. Er kriegt aaaalles mit, was mit ihm geschieht.
Ich bin aus dem Ausland ganz zu ihm gezogen, mann und Kinder sind auf sich gestellt, bin Tag und Nacht für ihn und selbstverständlich auch für meine Mutter da, um ihm die Hand zu halten, ihn zu beruhigen und ihm zu helfen loszulassen.

*** Wie kann ich ihm sagen, dass er gehen darf, ohne, dass er sich belastend und Überflüßig vorkommt?

*** Er bekommt seit ein paar Tagen heftige Hustenanfälle, kann sich noch abhusten, tut ihm aber danach alles Weh. Was ist das für ein Symptom. Vom Arzt hat er Schleimlösenden Hustensaft bekommen, der gleichzeitig Antihistamin ist. Ist dieses Husten Zeichen des Verschlimmerung seines Zustandes? Was kann man dagegen unternehmen? Medikamente? Hausmittel?

*** Ab wann kommen Fentanyl-Pflaster zum Einsatz?

Ich wäre für jede Antwort dankbar.
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  #5  
Alt 24.12.2008, 12:24
Parisima Parisima ist offline
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Standard Bitte um Antwort :((


Hallo nochmal,
bin mir nicht sicher, ob ich die Regeln der Frage und Antwort und sonst alles in diesem Forum richtig befolge, bin neu in dem Gebiet und hab überhaupt keine Erfahrung mit Foren.
Es wundert mich, dass meine Fragen unbeantwortet geblieben sind, da fast jeder Krebspatient irgendwann mit Fentanyl(starke Morphinpflaster) behandelt wird.
Bitt nehmt euch Zeit und teil mir eure Erfahrungen mit.

Ich wünsche euch trotz allem ein frohliches und gesegnetes Weihnachtsfest.
Lieben Gruß
Parisima
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  #6  
Alt 24.12.2008, 12:34
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zlata zlata ist offline
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Standard AW: Dickdarmkrebs mit Metastasen

Hallo Parisima!
Gleich will ich dir trotz schwierige Situation Frohe-Wunderschöne Weihnachten wünschen!!!
Ich wollte dir schon früher schreiben, aber tja hab ich nicht.Weist du, mein Mann ist Grade im KH.Er hat auch irgendwelche Pflaster.Ich gehe später zu Ihm und schaue nach, ob die so heißen.
Leider kann ich dich trotzdem nicht alle deine Fragen beantworten.Weil mein Mann ist Grade vom Opiaten-zum Morphium "umgestiegen!"Aber wieviel ich weiss, die helfen Ihm auch nicht besonders.Hat immer Schmerzen.Hat auch Wassereinlagerung im Beinen,Bauch.Ist gelb und einfach nur traurig, aber auch bisschen aggressiv und und und...Aber das ist alles "normal".
Aber ich wollte dir nur schreiben, das du nicht alleine hier bist! Weist du, hier sind echt alle sehr lieb.Und irgendwann schreibt dir schon einer, der dir wieleicht helfen kann deine Fragen zu beantworten.Ich denke das liegt jetzt einfach an Weihnachtszeit.Wieleicht brauchen die Menschen hier ein bisschen Abstand von der schweren Schicksalen hier.Es ist doch zu verstehen.
Ich drücke dich ganz lieb und nochmals wünsche ich euch Schöne Weihnachten!
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  #7  
Alt 26.12.2008, 18:22
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Jutta Jutta ist offline
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Standard AW: Dickdarmkrebs mit Metastasen

Hallo Parisima,

keiner hier kann dir leider vorhersagen wie die Krankheit bei deinem Vater verlaufen wird. Oder ob du ohne Angst zurück zu deiner Familie für ein paar Wochen fahren kannst, was ich nicht denke. Du mußt verstehen, dass jede Erkrankung in sich sehr verschieden verläuft.
Es kommt ganz auf den Körper deines Vaters an, wie lange sein Herz noch stark ist, in wieweit seine Organe noch Kraft haben gegen die Krankheit anzukämpfen. Wenn aber kaum noch Nahrung oder Getränke aufgenommen werden können, ist das schon ein Anzeichen dass es nicht mehr sehr lange dauern wird. Aber ob es nur noch Tage oder Wochen, ein paar Monate sind, das weiß von uns keiner.

Die Nährstoffinfusionen z.B. verlängern das Leben, da der Körper immer wieder künstlich aufgepuscht wird. Ohne diese Infusionen geben die Organe langsam nach und verlieren ihre natürliche Funktion.

Beide meiner Eltern hatten ja Darmkrebs, und bei beiden verlief nur das Ende gleich, nachdem sie nichts mehr zu sich nahmen, zu schwach zum Aufstehen waren, keine Behandlung wollten und praktisch nur noch trinken konnten. Bei beiden „funktionierte“ die Leber recht lange, sie wurden praktisch erst in den letzten 3-4 Wochen gelb. Bei Beiden verlief die Endphase, bevor die Sterbephase einsetzte zeitlich unterschiedlich.

Die Dosis der Schmerzspritzen ist recht schwach, wenn deinen Vater schwere Schmerzattacken überfallen! Eigentlich wäre hier ein Pflaster mit mindestens durchgehende 50-75 mü angesagt um diese zu unterdrücken. Kein Mensch sollte in dieser Zeit unter Schmerzen leiden!

Aus meiner langjährigen Erfahrung heraus kann dieser Zustand, rein hypothetisch aus der Ferne betrachtet, noch einige Wochen so anhalten. Aber auch je nach Zustand deines Vaters kann es schnell zu Ende sein. da steckt niemand drin ........
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Jutta
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  #8  
Alt 26.12.2008, 23:01
Parisima Parisima ist offline
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Standard AW: Schmerztherapie...

Liebe Jutta,
was hast du nur alles durch machen müssen. Es muss ja furchtbar furchtbar hart gewesen sein.

Vielen Dank für die Antwort, war eine Hilfe meine Gedanken zu ordnen. Ich hatte heute auch ein Gespräch mit meinem Cousin, der Arzt und Spezialist für Strahlentherapie aus Köln ist. Er hat mir genau dasselbe gesagt.
Allerdings hat er ein paar andere Medikamente genannt, die es hier nicht gibt. Mit "hier" meine ich meine Heimat "Persien".
***
Weiß du ich bin Perserin, komme aus Teheran / Iran, bin MTA und lebe seit 1980 in Hamburg und pendle nun seit dem Ausbruch der Krankheit meines Vaters vor einem Jahr zwischen Teheran und Hamburg.

Ich weiß, welche großartige Möglichkeiten es dort für solche Patienten gibt, hier ist es aber leider nicht so.
Seitdem der Onkologe ihn praktisch abgeschrieben hat sind wir auf uns selbst gestellt. Es gibt zwar super Ärzte, Krankenhäuser usw. aber keine Schmerztherapeuten, keinen Arzt, der Hausbesuche macht und uns mit Rat und Tat zur Seite steht. Keinen ambulanten Pflegedienst und keinen Hospiz.

Wenn wir wieder einmal nicht mehr weiter wissen gibt es nur noch die Einlieferung ins KH. Und zwar privat und grausam teuer. Wir scheuen keine Kosten, aber allein der Transport dahin würde er nicht ohne weiteres überstehen.
wenn wir nur wüssten wie die richtige Schmerztherapie für ihn wäre.

Es ist doch alles so grausam, so grausam.

Sein Onkologe hat das letzte mal gesagt, Ihr könnt mit Pflaster anfangen, obwohl die Dosis dabei um meeeeehrfaches höher wäre als das, was er jetzt bekommt. Steht denn das zum Verhältnis???????
Es gibt die ja auch in 25Microgramm aber du hast sogar von 75 gesprochen.

Ich versuche ihn Morgen noch mal zu erreichen und ihn um Rat bitten, falls ich ihn überhaupt ans Telefon bekomme!!!

Vielen herzlichen Dank erst mal und viele Grüße an meine zweite Heimat Hamburg

Wir hatten hier letzte Woche Schnee, 3 Tagelang hat es geschneit, ist aber schon wieder alles weg und die Sonne strahlt bei 11 Grad.

Schönes Wochenende
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  #9  
Alt 31.12.2008, 19:44
Parisima Parisima ist offline
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Beiträge: 14
Standard AW: verängstigt und verzweifelt...

[B][FONT="Arial"]Ein herzliches Hallo an alle,
ich hab den Dreh bei diesem Forum immernoch nicht raus und weiß nicht, ob mein Beitrag alle erreicht, die mir geschrieben haben, wenn ich ganz unten auf "Antwort" clicke?
Wie kann ich jedem einzeln schreiben?

***** Kann es mir bitte jemand beibringen?

Ich schreibe wenig, weil ich bisher keine näheren Erfahrungen mit Krebs und Krebskranken hatte und weiß nicht, wie ich anderen im Forum helfen kann.

Ich lese und lese, suche und suche unermüdlich im Forum nach ähnliche Fälle und Antworten.

Mein Vater bekommt jetzt 3x Morphium-Spritzen je 10 mg alle 24 Stunden und das sorgt dafür, dass er schmerzfrei bleibt.
Daher hat man gemeint, dass es zu früh für Fentanyl-Pflaster wäre.

Wie gesagt, es gibt keinen Arzt, der uns zur Seite steht und wir wüßten gerne, wie es momentan um ihn steht.

Wir beobachten verzweifelt und voller Sorge und Schmerz seinen körperlichen Verfall.
Z.B hat er seit 3 Tagen hinundwieder Anfälle von Verwirrtheit, Sprachstörungen, sieht Gespenster, heufigen Stuhlgang(davor hatte immer schwere Verstopfung), hat kein Gefühl für Zeit und Raum.

Wenn es dann nach Morphium-Spritze alles vorbei ist, ist er fürchtbar erschöpft aber wieder normal.

Wie sollen wir seinen Zustand einschätzen?

Sind diese Anfälle ein Zeichen dafür, dass auch sein Gehirn befallen ist?

Wird es noch soweit gehen, dass er uns nicht mehr erkennt?

Ist jemand in seinem Zustand ins Koma gefallen?

Was ist "Endphase" und was ist "Sterbephase"?

Wie macht es sich bemerkbar?

Ich weiß, dass jeder Fall anders ist, aber was sagt die Statistik?

Es ist so hart zu wissen, dass ihn verlieren werden, aber trotzdem ist man nieee vorbereitet (
Wir haben ihn schon längst losgelassen, haben aber trotzdem unvorstellbare Angst vor dem Ende und wollen ihn keine Sekunde aus den Augen lassen, damit er nicht allein stirbt.

Es tut mir Leid, dass ich euch mit meinen Sorgen am Silvesterabend die Laune verdorben habe und wünsche trotzdem guten Rutsch und alles Glück fürs kommende Jahr.

Libe Grüße aus der Ferne
Parisima
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  #10  
Alt 31.12.2008, 20:04
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zlata zlata ist offline
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Standard AW: Dickdarmkrebs mit Metastasen

Hallo Parisima!
Wahrscheinlich sind wir Heute Abend hier nur wenige am Internet.Und das ist auch gut so, für die anderen.Aber leider gibt auch die andere traurigere Seite.
Ich verstehe dich so gut.Mein Mann liegt immer noch im KH.Grade war ich bei Ihm.Mit den 3 Kinder.Er ist so erschöpft,müde und hat trotz Pflaster schmerzen!
Weist du, ich habe auch versucht irgendwo herauszubekommen, wie das so geht,wenn es zu ende geht und ob ich das erkenne.Hab sogar die Ärzte gefragt.Und die geben immer-immer die selben Antworten! Und zwar:"das kann man nicht so sagen!!!"Aber man soll sich anstellen usw...Also glaub mir, ich denke auch wenn du jetzt in DE wärst, wäre das nicht irgendwie anders.
Aber es ist wenigstens schön das er keine - oder besser "weniger" schmerzen hat, weil das ist auch nicht immer selbstverständlich.Wie gesagt, mein Mann bekommt auch Spritzen meistens im Nacht.Und die helfen auch nur wenig.
Also liebe Parisima, siehst du jetzt bin ich diejenige welche hier meine Sorge los wird.Aber ich habe mich so schrecklich alleine gefühlt Heute im KH.Aber am schönsten ist es für mich, Ihn da alleine zu lassen.Ich hab leider niemanden, bei wem ich die Kids lassen kann...usw.
/das mit der Antwort funktioniert einfach nur so, das du klickst am Antworten und dann schreibst du los-mehrere Antworten zum Beispiel für mehrere Leute./
War das irgendwie zu verstehen?! Sorry, aber ich kann nicht so gut Deutsch.
Also liebe Parisima, was soll ich euch wünschen! Keine Ahnung.Nur das es irgendwie ohne Schmerz und Leid geht und für euch allen einfach viel Gesundheit!
lg zlata
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  #11  
Alt 31.12.2008, 20:24
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heike_mike heike_mike ist offline
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Standard AW: Dickdarmkrebs mit Metastasen

Hallo Parisima,

gehe einfach auf Antworten und schreibe,dann erscheint dein Post mit im Thread.
Wenn du jemand dirkt schreiben willst kannst du auch auf seinen namen ,da steht dann unten mit dabei " eine persönliche Nachricht schreiben",dann gehe darauf-da schreibst du nur dem jenigen und nicht öffentlich.

LG Heike
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gekämpft, gehofft und doch verloren

MEIN ENGEL *24.02.1969 + 30.03.2010
IN HERZ UND GEDANKEN FÜR IMMER BEI MIR
DEINE NULPE



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  #12  
Alt 31.12.2008, 21:05
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Jutta Jutta ist offline
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Standard AW: Dickdarmkrebs mit Metastasen

Hallo Parisima,

es geht doch schon gut mit dem Schreiben hier im Forum, jeder der deinen Beitrag anklickt kann deine Fragen lesen, so wie du in jeder anderen Spalte mitlesen kannst. Es ist aber durch die Feiertage stiller geworden, wenn die Familienmitglieder Urlaub haben und zu hause sind, gehen viele wenig oder garnicht ins Forum. Oder wie momentan bei mir (mir geht es z.Zt. nicht besonders gut), geht es auch anderen hier im Darmkrebsthread, dann bin ich bzw. die anderen User weniger am PC.
Du kannst z.B. einen Beitrag abschicken, innerhalb des Beitrages kannst du mehrere erreichen indem du so @Name schreibst. Möchtest du privat – nicht öffentlich - jemanden anschreiben, dann klickst du auf den Nicknamen. Dann geht ein Fenster auf „Öffentliches Profil“, hier klickst du „Persönliche Nachricht“ an, wobei ein neues Fenster schon adressiert aufgeht, Nachricht scheiben und abschicken.

Mache dir bitte im Moment keinen Kopf wie du anderen helfen kannst, nehme die Hilfe an, die du nun benötigst, alles andere ergibt sich von selbst mit der Zeit.

Nun zu deinen vielen Fragen, die ich aber nur hypothetisch aus der Ferne, und aus meinen persönlichen Erfahrungen der Sterbegleitung beantworten kann. Parisima, bitte versuche nicht nur aus all den anderen Beiträgen deine Antworten zu finden, jede Erkrankung verläuft anders. Wenn auch verständlich, und die meisten es zu Anfang an so machen, so kann es dich aber nur noch mehr verwirren und durcheinander bringen.

Der körperliche Verfall ist bei deinem Vater nun das Anzeichen, Einsetzen der Endphase. Viele Organe fahren ihre Funktion runter, stellen sich auf den Sterbeprozeß ein, was sich dann äußerlich an dem Einfallen, Gewichtsverlust und Müdigkeit und weitere Dinge äußert. Die Desorientierung kommt bei Darmkrebs fast nie von Gehirnmetastasen, diese treten äußerst selten auf.
Du mußt es dir ein wenig vorstellen, bzw. vergleichen mit einem Menschen, der tage- bis wochenlang ohne Nahrung oder viel Trinken auskommt, das beeinflußt auch die Gehirntätigkeit. Der Darm versorgt unseren Körper mit allem was er braucht, bei Entzug stellt sich nach einiger Zeit verschieden starke Halluzinationen/Verwirrtheit ein. Durch den Entzug wichtiger Versorgungen verlieren sie fast alle jegliches Gefühl für Zeit und Raum, es besteht keinerlei Gewichtigkeit für diese Dinge mehr. Das Interesse am Umfeld läßt mehr und mehr nach, es interessiert sie nicht mehr, wer was wann gemacht hat, wer angerufen hat, oder wer heiratet – als Beispiele. Denn sie bereiten sich meist unbewußt auf das Gehen vor. Das alles hat nichts mit einem komatösen Zustand zu tun. Außerdem ist in dieser Zeit oft zu sehen, dass sich Betroffene auf „einer sog. anderen Ebene“ befinden, sie führen Gespräche mit Familienmitgliedern, Freunde oder Bekannte, die schon vorausgingen. Es kann eine Zeit kommen, wo dein Vater euch zeitweilig nicht erkennen wird, muß aber nicht sein.

Die Phase in der sich dein Vater nach deinen Beschreibungen befindet, wird die Endphase der Krankheit genannt. Sie kann unterschiedlich lange dauern, je nach der körperlichen Verfassung, der Restkraft der Organe.
Die Sterbephase setzt meistens ein, wenn ganz plötzlich ein Aufschwung kommt, alles scheint, als würde es wieder besser werden. Er fast normal redet, Gelüste nach etwas leckerem äußert und oft recht munter wirkt. Gleichzeitig setzt meistens aber auch eine sehr starke Unruhe ein, die Betroffenen wollen oft unbedingt aufstehen. Wirken in allem sehr sehr unruhig, Kopf, beine und Arme gehen hin und her, die Bettdecke wird rangezogen, dann wieder weg geworfen usw.. Das ist nur ein kleiner Teil, da ich deinen Vater nicht kenne, kann ich dir auch keine ganz genauen Details sagen, aber ähnlich verläuft es.

Schaue mal bei eurem lokalen Hospiz nach, ob diese nicht eine Broschüre dazu vorliegen haben. Hier z.B. kannst du bestellen:http://www.hospiz-aktuell.de/index.php?id=31
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Jutta
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  #13  
Alt 01.01.2009, 22:18
Parisima Parisima ist offline
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Standard AW: wie soll es weitergehen !!!

~~~~~Liebe zlata,
ich bewundere dich. Dass du mit den kleinen Kindern deinen Mann besuchst muss unglaublich hart für dich sein.
Dass dein Mann trotz Medikamenten noch Schmerzen hat ist ja furchtbar.
Wieso kriegt man sie nicht weg? Gibt es nichts mehr, das ihm helfen könnte?
Ach Mensch, ich weiß nicht, was ich sagen soll
Hoffe das Beste für euch.

~~~~~Liebe Heike,
danke für deine Hilfe. Unsere einzige Hoffnung beruht nun auf die Gnade Gottes, dass er endlich erlöst wird.

Wir sind nicht gerade religiös, glauben aber an Nächstenliebe und beten nur zu dem Gott, den wir alle in unserem Herzen tragen.


~~~~~Liebe Jutta,
deine ausführlichen Antworten und Erfahrungen helfen mir immer sehr. Wie schaffst du es bloß dich um all die vielen Leute zu kümmern, da du es ja selbst nicht gerade leicht hast?

Danke für den Link, aber wie gesagt es gibt hier leider keinen Hospiz.

Wir haben aber inzwischen mit dem Onkologen Kontakt gehabt und ihn um einen Hausbesuch gebeten, (gegen unverschämt hohen Honorar selbstverständlich), aber was solls. Mein Vater muss doch einfach mal untersucht werden, denn die telefonischen Anweisungen reichen uns nicht und vor allem unsere Mutter ist völlig verunsichert, was die Momentane Schmerztherapie angeht und glaubt, dass die zunehmende Verwirrtheit meines Vaters und seine Halluzinationen auf zuviel Medikamente zurückzuführen sind.
Abgesehen davon er muss doch einfach mal von einem Arzt gesehen werden. Die Zustände hier machen mich rasend und ich bin jedes mal kurz davor, mich mit den Leuten anzulegen, was nicht gerade klug wäre.

Nun warten wir ab, ob dieser Arzt sich Morgen blicken lässt. Womöglich schlägt er vor ihn ins KH zu bringen, was ein absoluter Horror für meine Mutter wäre. Sie will auf gar keinen Fall, dass er an irgendwelche Maschinen angeschlossen wird. Sie wäre nicht in der Lage dort bei ihm zu bleiben und möchte ihn lieber bei sich zuhause behalten, was ich verstehe, aber meine Geschwister nicht.

Patientenverfügungsgesetz gibt es hier nicht, die Entscheidung der Angehörigen geht über die des Arztes und deren Wunsch wird akzeptiert.

Meine Mutter hat Angst, dass er Monatelang künstlich am Leben erhalten und unnötig leiden würde. Sie hatten 57 leidenschaftliche Ehejahre und selbst jetzt lassen sie keine nüchterne Sekunde aus, um sich mit Liebesgesten zu verwöhnen und zärtliche Blicke auszutauschen.

Es ist unglaublich rührend und gerade aus diesem Grund denkt sie nicht an sich selbst und wünscht ihm ein würdevolles Sterben in ihren Armen als in einem kalten Krankenhaus. Die Lücke, die er ihr hinterlassen wird kann keiner von uns nachvollziehen.
Ich warte einfach ab, was Morgen bring.

Allen wünsche ich ein gesundes und glückliches neues Jahr.
Weihnachten und Silvester feiern wir mit unseren christlichen Freunden und Verwandten, aber den Jahresbeginn feiern wir selbst nach altpersischem Brauch am Frühlingsanfang im März nach Sonnenkalender und es hat mit Religion nichts zu tun.

Man feiert das Erwachen der Natur zu neuem Leben und, dass alles von neuem beginnt und vergisst die Kalte und dunkle Jahrezeit.

In diesem Sinne wünsche ich allen viel Sonnenschein, Kraft und Hoffnung fürs neue Jahr.

Parisima



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  #14  
Alt 04.01.2009, 22:51
Parisima Parisima ist offline
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Beiträge: 14
Standard AW: Dickdarmkrebs mit Metastasen

Hallo Ihr lieben,
ich brauche wieder dringend eure Hilfe und Rat.

Seit ich das letzte mal geschrieben habe hat sich viel getan. Der zustand meines Vaters hat sich rapide verschlechtert.

Seit Freitag Abend hat er nur geschlafen, hatte die ganze Nacht Rasseln beim Atmen, konnte gar nicht mehr sprechen und war praktisch nicht mehr ansprechbar.
Gestern morgen haben wir Morphium-Spritzen durch Fentanyl-Pflaster ersetzt und seitdem ist er bewußtlos. Liegt es an diesem Medikament?
Endlich hat ein Arzt ihn zuhause untersucht und gemeint, dass sein Körper ausgetrocknet wäre und hat sofort Infusionen angeordnet.
Laut Blutuntersuchung funktionieren seine Nieren, die Lungen sind sauber und das Rasseln kommt davon, dass die stark vergrößerte Leber auf den rechten Lungenflügel drückt.

Seine Hilflosigkeit und unendliches Leid bricht uns das Herz.
Da es hier keinen Hospitz gibt müßten wir ihn ins KH bringen, und das gleich auf die Intensivstation, wo er allein bleiben würde, was er immer gehasst hat.
Er hat vor drei Tagen, als er noch paar Worte sagen konnte abgelehnt ins KH zu kommen.
Zuhause lassen wir ihn keine Sekunde aus den Augen. Ich halte nachts Wache und halte seine Hand und hoffe, dass er spührt, dass er nicht allein ist.
Wann wird er endlich erlöst? Das hat er nicht verdient, er war sein lebenlang für andere da und wa so ein anhängliche, zärtliche, liebenswürdige und liebesbedürftiger Mensch. Sowas hat er einfash nicht verdient.

Wielange können wir ihn denn so zuhause behalten? Die Krankenschwester kann schon keine Vene mehr für die Infusion finden, alle Venen sind schon brüchig oder verhärtet.

Er liegt nun da wie im Koma, macht nicht mal mehr seine Augen auf.
Es ist einfach furchtbar und ich kann nicht aufhören zu heulen, wenn ich ihn so sehe.
Kann mir jemand sagen, ob er je wieder das Bewusstsein erlangt?
ob er Schmerzrn hat?
ob er was fühlt?
ob er spührt, was mit ihm geschiet?
ob er mit seinen Zukungen versucht uns was mitzuteilen?
Ist er gefangen in seinem Körper?


Er hatte sein lebenlang Angst davor. Mein armer armer Papa

Hat eine von euch schon Erfahrungen in Sterbebegleitung und kann mir bitte wenigstens eine meiner Fragen beantworten?
Bitte
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  #15  
Alt 05.01.2009, 00:13
chaosbarthi chaosbarthi ist offline
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Ort: Ort bei Kiel
Beiträge: 402
Standard AW: Dickdarmkrebs mit Metastasen

Hi Parisima,

auch mein Vater ist am Darmkrebs gestorben und der Verlauf gegen Ende war dem Verlauf bei Deinem Vater sehr ähnlich. Er hat sich ebenfalls in die Bewusstlosigkeit verabschiedet und hing zur Versorgung mit Flüssigkeit an der Infusion.

Ich weiß nicht, ob er etwas gefühlt hat, ob er noch etwas gehört hat und ob er Schmerzen hatte. Von Koma-Patienten weiß man, dass das EEG bei Reizen von außen mitunter durchaus reagiert, aber wohl mehr auf Ebene des Unterbewusstseins. Ich bin daher immer davon ausgegangen, dass mein Vater Vieles, wenn vielleicht auch nicht bewusst, noch mitbekommt. Auf jeden Fall wird es nicht geschadet haben, dass wir uns in seiner Nähe immer so benommen haben, als sei er bei Bewusstsein. Wir haben viel mit ihm geredet und ihn in diesen Worten an unserem Leben teilhaben lassen.

Ich denke nicht, dass er Schmerzen hatte. Der menschliche Körper hat die enorme Fähigkeit zum Selbstschutz. Ich habe die Vermutung, dass die Schmerzsensibilität einfach irgendwann ausgeschaltet wird, wenn es wirklich unerträglich wird. Ich hoffe zumindest, dass es so sein möge...

Als es bei meinem Vater so weit war, dass er im Koma lag und parenteral mit Flüssigkeit versorgt wurde, hat es nur noch wenige Tage bis zum Ende gedauert. Er lag nachher - wie in Totenstarre begriffen - mit weit aufgerissenem Mund und gebrochenem Blick da.... alles starr und nichts zuckte mehr. Wir haben ihm rund um die Uhr die Lippen und die Zunge angefeuchtet, falls er doch noch mehr mitbekäme als wir dachten. Nichts fühlt sich so schrecklich an wie eine ausgetrocknete Zunge. Ob das gut so war, was wir gemacht haben, weiß ich nicht. Zumindest hatten wir das Gefühl, noch etwas Sinnvolles für ihn zu tun.

Hinübergegangen ist er dann ganz still und leise. Irgendwann hörte das Herz einfach auf zu schlagen. Er ging so leise, dass wir es gar nicht gleich mitbekommen haben. Er starb zu Hause im Kreis seiner Familie, wie er es sich gewünscht hatte....

Liebe Grüße
chaosbarthi
__________________
Sigmacarcinom 2005 (T4, G3, alles andere 0, HNPCC), Ileostoma

Nicht die Dinge selbst, sondern nur unsere Vorstellungen über die Dinge machen uns glücklich oder unglücklich.
(Epiktet, griech. Philosoph, 50-138)

Geändert von chaosbarthi (05.01.2009 um 00:17 Uhr)
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