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Alt 10.04.2010, 21:21
Mely Mely ist offline
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Registriert seit: 10.04.2010
Beiträge: 1
Standard Meine Schwester ließ mich alleine

Hallo liebe Hinterbliebene,
ich habe das ganze vorige Jahr "still" mitgelesen und mich aber nie registriert, im letzen Jahr hätte ich noch ins Gebärmutterhalsforum schreiben können... Wollte oft schreiben, hatte aber nie die Kraft dazu. Meine Schwester, mein Ein und Alles ist im Jänner mit 38 Jahren gestorben. Sie war neben meinen Kindern der wichtigste Mensch überhaupt für mich (bin 33 Jahre). Die beste Freundin, der Mensch dem ich alles anvertraute und mit dem ich alle Sorgen teilte. Wir verstanden uns ohne Worte. Ich fühle mich so allein. Niemand kann sie mir ersetzen und wenn ich meine Kinder nicht hätte, würde ich mich selbst aufgeben. Zumindest glaub ich das. Wahrscheinlich auch nicht, weil meine Eltern sollen nicht noch ein Kind verlieren. Ich weiß auch nicht wie ich ihnen helfen kann, manchmal hab ich ein schlechtes Gewissen, dass ich noch hier sein darf und Tanja nicht.....
Genau vor einem Jahr bekam sie die schreckliche Diagnose Gebärmutterhalskrebs PAP V, nicht genug, nach den ganzen Untersuchungen die Draufgabe: mit Lebermetastasen, somit wird nicht operiert. Wir waren so hilflos, jeder Arzt erklärte uns das gleiche. Ganz untypisch.....nicht sehr hilfreich. Ich muss dazu sagen, sie war regelmäßig bei der Vorsorge, und im Jänner, als sie das erste Mal ungwöhnliche Zwischenblutungen bekam war lt. Frauenarzt alles in Ordnung. Jetzt im nachhineine hört sich das wie Hohn an. Für mich als Laie kann da nix mehr in Ordnung gewesen sein, wenn sie im April dann so eine schwere Krebsstufe erreicht hat. Ein Stümper dieser Arzt, doch dieser Zorn auf den Arzt zermürbt mich nur noch mehr, das hab ich abgestellt). Sie war immer so tapfer, ertrug alles, hatte anfangs immer noch Hoffnung... Doch leider schlug die erste Chemo nicht an, diese Chemo war unsere größte Hoffnung, doch der Arzt meinte lapidar: Gesund wird ihre Schwester sowieso nie mehr werden..... Wir waren erstarrt, wurden heimgeschickt um zu überlegen, ob wir noch andere Chemos probieren wollen, oder so noch gut ein Weilchen leben möchten.... Ich meine das war ja keine Entscheidung welche Eissorte wir wollten... ich kann vieles bis heute nicht fassen und begreifen. Natürlich entschied sich meine Tanschi für weitere andere Chemos. Nichts half und die Schmerzen fingen mit August 09 richtig schlimm an. Der Arzt erklärte mir, das seien dauernd Schmerzen wie bei einer Geburt. Unvorstellbar, wie sie das aushielt und trotzdem noch kämpfen wollte. Sie pumpten sie mit Schmerzmittel, oral verabreicht zu. Doch es half nichts und sie musste im September anfangen Schmerzpflaster zu kleben. Das war dann ein PUnkt, an dem sie die Hoffnung aufgab, das Schreckliche für uns war, sie wollte nicht darüber reden, über ihre Ängste usw. Und nur darum, weil sie uns nicht noch mehr belasten wollte. Ihre kurze Ansage, wenn ich wieder neben ihr weinte: HÖr auf damit, dadurch werde ich auch nicht gesund, ich will dass du mir von deinem Tag erzählst, wir müssen die Zeit nutzen. Seit August konnte sie ja nicht mehr normal rausgehen, sie schaffte es noch ins Auto und wir fuhren fast täglich zu meinen Eltern in den Garten. Das machte ihr auch so zu schaffen, dass sie auf uns angwiesen war. Sie wollte kein Pflegefall sein, lieber würde sie sterben, genug Medikamente dafür hat sie eh, solche Dinge sagte sie manchmal... Ihr Lebensgefährte wuchs in der Zeit auch über sich selbst hinaus. Neben seiner Arbeit musste er die Nächte durchstehen, es muss schlimm gewesen sein, über vieles redeten wir erst nach ihrem Tod, weil es davor so schmerzhaft war zu sehen, wie ihr Körper und ihre Seele Tag für Tag dem beschissenen Krebs weichen mussten. Sorry, ich hasse ihn, ich hasse das Wort Krebs!!! Im Dezember ging es immer mehr bergab, sie bekam im ganzen Körper Wasser, ´Tumorwasser, das den ganzen Körper nach und nach zusätzlich versuchte, sie meinte: das sei normal bei den ganzen Chemos. Ich weiß oft nicht, warum sie nicht über ihren wirklichen, wahren Zustand redete, das macht uns jetzt im nachhinein zu schaffen, wir glauben oft, wir redeten zu wenig, aber ihr Wunsch war es, nicht die ganze Zeit über die Krankheit zu reden, den respektierten wir, doch fühlen wir und manchmal so, als hätten wir sie alleine gelassen mit ihren Sorgen, verdammt nocheinmal..... im Jänner war sie dann 3 Tage geistig auch nicht mehr richtig da und wir pflegten sie zu Hause in ihrer Wohnung, das war ihr letzter Wunsch sozusagen, nicht ins KH zu müssen. Wenigstens das konnten wir ihr ermöglichen...mit Hilfe des örtlichen Hauskrankenpflegedienstes, das war auch die einzige Einrichtung, die uns wirklich half, all das Gerede des Palliativteams und der Krebshilfe, alles wischi waschi, hohle Worte, keine wirkliche Hilfe.....
Und jetzt ist sie nicht mehr da, mein Schwesterl, ich vermisse sie so, es tut so weh, an manchen Tagen ist es besser, da denke ich zurück und bin so dankbar für die Zeit die wir hatten, und dann bin ich nur zornig und traurig, weil ich sie jetzt nicht mehr habe, weil es einfach nur sinnlos ist, weil ich manchmal nicht weiß, was ich machen soll und sie ist nicht mehr da und kann mir helfen und Ratschläge geben. Das hört sich vielleicht egoistisch an, aber sie war ein Teil von mir, so ein wichtiger Teil..... Ich lieb sie so sehr. Mein große Schwester......und es ist so unwirklich für uns, dass sie nie mehr kommt und für immer gegangen sein soll, sie war so wichtig für uns alle.... ein Loch ist in unserer Familie entstanden.....
Bis bald, danke fürs Lesen,
Mely
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