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  #1  
Alt 03.06.2013, 15:01
nunuza nunuza ist offline
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Registriert seit: 23.03.2013
Beiträge: 4
Standard ich fülle mich so schuldig, am liebsten würde ich sterben

mein Mann ist am 28.05.2013 ganz alleine im Krankenhaus gestorben. Ich war den Tag zuvor bei ihm, aber danach musste ich wieder nach Hause und alles organisieren. Ich wollte alles soweit auf's eis legen, Termine absagen um dann wieder zu ihm zu gehen.

Ich habe es nicht mehr geschafft . Abends habe ich den Anruf bekommen, dass er verstorben ist. Das kann ich mir niemals verzeihen.


In den letzten Wochen war ich auch selten mitgegangen, als er Arzttermine hatte. Ich machte mir nicht viel Sorgen, da er ein sehr starker Mann war und auch nie geklagt hat.


Letzte drei Wochen konnte ich auch nachts nicht schlafen, weil er immer so laut war. (Als auf die Toilette ging, oder einfach nicht schlafen konnte) ich habe dann immer mit ihm geschimpft, weil ich schon total am ende war mit meiner Kraft. Hätte ich damals gewusst, dass es unsere letzte Wochen waren


Er fehlt mir so, bei allem egal was ich mache. Mein Leben hat gar keinen Sinn mehr. Ich bin nur noch am Heulen den ganzen Tag und es wird immer schlimmer. Dauernd mache ich mir Gedanken, wie ich es besser hätte machen sollen oder können. Das quellt mich so, ich will nicht mehr leben. Ich war 20 als wir geheiratet haben, er war alles für mich.


Seine Famillie setzt mich auch noch total unter Druck, ich soll mich zusammen reisen und endlich mal erwachsen werden mit 35. Für die ist es aber auch viel einfacher, die haben nicht die ganze Zeit gekämpft und gehofft, dass es wieder besser wird. Die haben ihn gleich aufgegeben. Die haben mir auch kein bisschen geholfen, außer Pflichtbesuche war nicht viel drin.


Ich weiss nicht, ob jemand das gleiche durchgemacht hat. und mir eventuell ein paar Tipps geben kann, wie ich es erträglicher machen kann.
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  #2  
Alt 03.06.2013, 15:09
maeusi maeusi ist offline
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Registriert seit: 01.05.2013
Beiträge: 35
Standard AW: ich fülle mich so schuldig, am liebsten würde ich sterben

Mein herzliches Beileid.

Mach dich bitte nicht selbst fertig, du hast so viel in den letzten Wochen gegeben und so etwas schlimmes erlebt. Ich hab vor zwei Monaten meine Mama verloren
und sie war auch so eine starke Frau, die viel mit sich allein ausgemacht hat. Aber unsere Lieben wissen, wie sehr wir sie geliebt haben und noch lieben und würden nicht wollen, daß wir jetzt so zweifeln.

Du hast deinen Mann in seiner schwersten Zeit begleitet und dafür kannst du Stolz auf dich sein. Dass es nicht immer einfach war, wissen wir hier alle.

LG Maeusi
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  #3  
Alt 03.06.2013, 18:06
Emilia2 Emilia2 ist offline
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Registriert seit: 23.04.2013
Ort: München
Beiträge: 14
Standard AW: ich fülle mich so schuldig, am liebsten würde ich sterben

Liebe Nanuza!

Es tut mir sehr leid, dass du deinen Mann verloren hast!

Meiner Mutter ging es nach dem Tode meines Vaters so wie dir. Mein Vater ist am 3. April bei einer Lungen-OP verstorben.

Ich habe vermutet/gewusst, dass mein Vater diese OP nicht überleben wird, so wie sein Zustand war. Aber meine Mutter war schon immer eine gnadenlose Optimistin. Zudem hatte sie schon immer sehr viel Vertrauen in die Medizin und Ärzte, so dass sie irgendwie gar nicht auf die Idee kam, dass er bei der OP sterben könnte. Obwohl der Arzt ihr gesagt hatte, dass es ein extrem hohes Risiko ist, aber es musste etwas unternommen werden.
Das Erstaunen in der Stimme meiner Mutter, als sie mir sagte, dass mein Vater tot ist, werde ich niemals vergessen...

Mein Vater wurde nachmittags operiert, mittags war sie noch mal bei ihm im KH. Sie hat sich jedes Mal nach ihm umgedreht, als sie sich verabschiedet hat, nur an diesem Tag nicht, weil er schon eingeschlafen war.
Als sie dann den Anruf bekam, dass mein Vater sterben wird, ist sie sofort losgefahren, kam aber zu spät. Das hat sie sich erst mal nicht verziehen, kommt damit mittlerweile aber ganz gut zurecht.

Es fällt mir schwer, Worte des Trostes für dich zu finden. Aber vielleicht kann ich dir durch mein Schreiben zeigen, dass du mit deiner Situation nicht alleine bist. Du hast alles für deinen Mann getan, was möglich war. Und dass weiß er auch, ganz bestimmt. Wir Menschen haben eben nur bedingt Kraft, irgendwann geht jedem die Luft aus. Und dann muss man an sich selbst denken, sonst geht gar nichts mehr...

Vielleicht wollen manche Menschen auch alleine sterben. Irgendwie hat doch alles seine Bedeutung. Vielleicht ist dass der Grund, warum du nicht bei deinem Mann warst, als er ging. Und warum meine Mutter es nicht mehr zu meinem Vater geschafft hat, als er ging. Ich weiß es nicht.

Auf jeden Fall wünsche ich dir jetzt ganz viel Kraft und hoffe, dass du es schaffst, dir selber zu verzeihen. Du hast alles getan, was ging. Der Tod kommt leider sehr oft schneller und unvermuteter, als erwartet.

Alles Liebe,
Emilia
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  #4  
Alt 04.06.2013, 10:40
PeterBoe PeterBoe ist offline
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Ort: Jülich (Kr. Düren)
Beiträge: 115
Standard AW: ich fülle mich so schuldig, am liebsten würde ich sterben

Hallo, Nunuza,

ich fühle voll und ganz mit Dir.

Fühl' Dich tröstend in den Arm genommen.

Peter

Geändert von gitti2002 (17.04.2017 um 22:23 Uhr)
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  #5  
Alt 07.06.2013, 15:18
Geske Geske ist offline
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Registriert seit: 18.10.2007
Beiträge: 87
Standard AW: ich fülle mich so schuldig, am liebsten würde ich sterben

Liebe nunuza,

herzliches Beileid. Wie es Dir geht, kann ich nachfühlen, Du musst gerade eine harte Lebenssituation durchstehen. Mein Mann starb vor 4 Jahren (ich war damals 20 Jahre älter als du es jetzt bist). Ich habe neben ihm gewacht – und darüber bin ich jetzt froh. Ich habe zeitweise auch neben mir gestanden und kenne diesen „Weg-renn-Reflex“ und das Nicht-Wahr-haben-wollen gut.
Gerade letzteres machte auch mir im Nachhinein zu schaffen.

Keiner, der hinter blieben ist und der diese Extremsituation durchleben musste, wird Dir einen Vorwurf machen und auch nicht machen können!
Du warst ja bei deinem Mann, nur nicht in dem Augenblick des Sterbens, was dir jetzt so zu schaffen macht. Ich weiß nicht, wie allein man sich im Sterben fühlen kann, aber der Körper des Betroffenen ist dann auf sich fokussiert, nicht auf seinen Nächsten.
Dein Mann wird doch auch gespürt haben, dass Du mit ihm gelitten hast – und wie groß die Belastung auch für Dich war.

Lass Dich jetzt nicht von falschen Schuldgefühlen hinreißen, du hast im Moment ein schweres Schicksal zu bewältigen und du musst jetzt auch noch die Beerdigung mit den Verwandten durchstehen, hier stehen deine Gefühle im Vordergrund, nicht die der Angehörigen, die theoretisch wussten wie es besser geht, sie waren doch in Eurem letzten Lebensabschnitt nicht so unmittelbar betroffen wie Du.
Mit der Zeit ändert sich die Art der Trauer und Du wirst wieder positiver denken können.

Dir viel Kraft und alles Gute
Geske

Geändert von gitti2002 (17.04.2017 um 22:23 Uhr)
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  #6  
Alt 13.06.2013, 14:24
nunuza nunuza ist offline
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Beiträge: 4
Standard AW: ich fülle mich so schuldig, am liebsten würde ich sterben

Vielen Dank für eure Antworten. Ich war so verzweifelt, weil ich mit niemanden reden konnte. Ich konnte einfach nicht reden, weil ich es nicht aussprechen konnte. Ich konnte es niemanden erzählen. Schreiben ist da viel einfacher.

nun habe ich ihn am 10.06 beerdigt, genauso wie er es gewollt hätte, neben seinem Opa.

Schuldgefühle habe ich mittlerweile nicht mehr, weil mir in der letzten Zeit klar geworden ist wie fertig ich war. Und das ich mein bestes gegeben habe. Mehr konnte ich einfach nicht. Und das hat er auch gewusst. Er wollte mich nochmal heiraten wenn er wieder gesund ist.

Ich habe mir ein schönes Video mit allen unseren Urlaubsbildern gemacht, das hilft mir die letzten schlimmen Monate zu vergessen. Obwohl es sehr schwer ist. Die im Krankenhaus haben mir seine Sachen in einem Müllsack gegeben. Das Bild hat sich so in mein Gehirn eingebrannt, ich krieg es einfach nicht mehr raus.

Und es tut so unendlich weh, ich habe das Gefühl dass jemand einfach das Licht ausgeschaltet hat und es ist immer dunkel, auch wenn die Sonne scheint.

Ich gehe jeden Tag mit den Kindern raus und versuche etwas zu unternehmen. Mit seiner Familie habe ich den Kontakt abgebrochen und das bleibt jetzt auch so. Vor allem, seine Mutter hat mich bei seiner Beerdigung fertig gemacht, von wegen ich wäre nicht passend angezogen. Von solchen Menschen lasse ich mir überhaupt nichts sagen. Zumal Sie in den letzten 4 Monaten nur 4 mal zu Besuch gekommen ist und 2 Stunden nach seinem Tod über die Beerdigungskosten gesprochen hat.
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