Enddarmkrebs mit Lebermetastasen, nur palliative Chemo??

[lvau]

Liebe Krebs Kompass Community,

bei meinem Vater (61 Jahre) wurde vor 2 Wochen Enddarmkrebs (Tumor - Stadium IV - so groß das keine Endoskopie am Tumor vorbei möglich war) mit 17 Lebermetastasen festgestellt (Größte knapp über 3cm). Andere Organe sind bis jetzt nicht (erkenntlich) befallen.

Nach CT und einigen MRTs wurde ihm vom "Tumorboard" nun mitgeteilt dass keine OP (ausser einem Anus Praeter, mit verbleib des Tumors) zur Entfernung des Tumors und der Lebermetastasen möglich wäre und nur eine palliative Chemotherapie infrage kommt.

Da es ihm momentan absolut gut geht (ausser natürlich der Psyche) und auch die Blutwerte völlig in Ordnung sind, möchte er und wir das alles getan wird was möglich ist, was eben nicht nur eine palliative Chemotherapie sein soll.

Wir werden uns schnellstmöglich eine Zweitmeinung einholen, aber schonmal Vorab: hat jemand Erfahrungen mit Spezialisten die bei solchen schwierigen Fällen doch operiert haben? Wir möchten jeden Strohhalm nutzen.

Vielen Dank!

[Nalal01]

Ich hatte auch einen riesigen Tumor, was mich wundert das keine Bestrahlung vorgeschlagen wurde um den Tumor zu schrumpfen und dann zu operieren.

[lvau]

Eben, mich wundert das alles auch, es soll weder der Enddarmtumor, noch die Lebermetastasen operiert werden, einfach nur palliative Chemo weil nichts mehr zu machen wäre. Es soll nicht mal probiert werden. Das verstehen wir alle nicht. Natürlich sind 17 Lebermetastasen sicherlich viel, aber nichtmal ein Versuch mit Bestrahlung etc? Ist mir wirklich unklar. Bin mal gespannt was ich hier von euch noch zu hören bekommen, auf jeden Fall wirds weitere Ärztemeinungen geben, das ist schonmal klar, schliesslich geht es hier um ein Leben. Über Arztempfehlungen (bundesweit) mit denen ihr selbst Erfahrungen gemacht habt - idealerweise nachdem euch ein anderer Arzt sagte "da kann man nichts mehr machen", würde ich mich sehr freuen.

[Nalal01]

Am besten informierst du dich im Internet nach einem Darmzentrum in der nähe und holst dir deine eine zweit Meinung ein.

[lvau]

Ganz lieben Dank für die Infos, ein kleines Wunder ist geschehen: der Oberarzt der Station wo mein Vater liegt kam heute aus dem Urlaub wieder und hat Abends nochmal auf seine Station geschaut und meinen Vater zum Gespräch gebeten. Mit dem Resultat: er möchte ihn gerne zuerst den Darmtumor operieren!! Die Leber bekommt dann Chemo und wenn die anschlägt dann auch dort OP.

Gestern hatte das Tumorboard (was ja aus wievielen Spezialisten besteht???) noch gesagt es könnte nur palliativ etwas gemacht werden. Ich finde das unglaublich, wäre der Oberarzt heute nicht aus dem Urlaub gekommen dann hätte er am Montag, ohne den Tumor zu entfernen, einen künstlichen permanenten Anus Praeter bekommen.

Da verliert man doch wirklich jegliches Vertrauen in die Kompetenz der Ärzte. Den einen Tag bekommt man die Nachricht das man(n) quasi hinfällig ist und den anderen Tag ist es doch kurativ machbar - und das NUR weil ZUFÄLLIG der Oberarzt an dem Tag aus dem Urlaub kam. Das kann doch nicht wahr sein. Abgesehen von der seeligen Grausamkeit, hätte es auch sein können das mein Vater gestern aus dem Fenster gesprungen wäre und heute hätte es dann doch gemacht werden können. Die Klinik müsste man normalerweise in Grund und Boden klagen für solche gefährlichen Aktionen!

[gilda2007]

Zum Thema palliativ: Wenn es Fernmetas gibt (wie z.B. in der Leber), dann wird von einer palliativen Behandlung gesprochen, weil die Krankheit dann als chronisch (sprich nicht mehr heilbar) angesehen wird. Das sagt aber nichts über die Lebenserwartung aus.

[lvau]

Nein, jetzt ist von kurativ die Rede, nicht mehr palliativ. Zuerst hiess es palliative Chemo mit verbleib des Darmtumors und mit milder Dosis der Chemo da keine Heilung mehr möglich wäre.

Jetzt heisst es erst OP des Darmtumors, dann "hardcore" Chemo für die Leber und dann OP wenn die Lebermetastasen kleiner gewurden sind. Ist schon ein ziemliches Umschwenken innerhalb eines Tages und wie gesagt NUR weil zufällig der Oberarzt aus dem Urlaub wiederkam. Das Krankenhaus wird noch was erleben, das war reines Glück, sonst hätten die den permanenten Anus Praeter am Montag gelegt und nichts mehr weiter gemacht. Das kann doch absolut nicht sein das man SO behandelt wird.

[PantaRei]

Hallo,

Deinen Ärger kann ich verstehen.

Seid Ihr in einem großen Krankenhaus oder einem kleinen? Ich vermute letzeres. Da hängt es dann leider oft an den einzelnen Personen ... wie in Eurem Fall. Sollte nicht sein, tut es aber doch.

Vielleicht solltet Ihr überlegen, ob Ihr (jetzt oder dauerhaft) im richtigen Krankenhaus seid.

Euch alles Gute und viele Grüße

PantaRei

[lvau]

Hallo PantaRei,

Danke für die Antwort.

Das Krankenhaus ist sogar besonders für Darmkrebsbehandlung zertifiziert!! Tja, solchen Zertifikaten kann man eben auch nicht immer vertrauen! Genau das ist es jedenfalls, selbst wenn der Oberarzt jetzt zumindest den Darmtumor entfernen will, macht das wenig Vertrauen in die ganze Klinik. Zusätzlich sind ja da noch die Lebermetastasen die erst eventuell (wenn überhaupt) nach einer Verkleinerung in der Chemo angegangen werden sollen.

Zum Glück waren wir schnell und haben heute schon eine zweite Meinung einer Uniklinik eingeholt (2 Tage vor der geplanten OP in dem anderen Krankenhaus)! Resultat: endlich mal ein KLARES Patientengespräch und sie wollen den Darmtumor sowie auch die erste Hälfte der Leber (die "nur" 2 Metastasen hat) von den Metastasen in einer OP entfernen! Dann Chemo, Erholung der ersten Leberhälfte und dann Resektion der zweiten Leberhälfte da diese sehr durchsetzt von Metastasen ist. Das klingt natürlich alles schon ganz anders als die erste "wir können nichts machen, Sie werden sterben" Meldung und auch besser als die zweite Meldung nur den Darmtumor zu entfernen.

Der Chirurg ist aber passenderweise auch genau darauf spezialisiert was mein Vater hat:

"Onkologische Chirurgie, insbesondere hepato-pankreato-biliär (HPB), Kolorektale Chirurgie"

Sprich also Darm, Leber und das alles in Kombination mit Krebs. Passender kanns natürlich nicht mehr werden!

Nichts ist natürlich sicher und die Leberresektion ist nicht ohne, aber der Behandlungsplan klingt zumindest jetzt immer besser, von "Sterben" auf "Darmtumor entfernen" zu "Darmtumor + langfristig alle Lebermetastasen entfernen".

Es ist wirklich alles so unglaublich wie unterschiedlich die Prognosen und Therapien von verschiedenen Ärzten sein können, obwohl es doch da einheitliche Standards gibt! Ich kann hier wirklich jedem empfehlen sich unbedingt eine Zweitmeinung einzuholen!

[lvau]

Ganz lieben Dank für den Tipp. Mein Vati wurde nun gestern doch in dem ersten Krankenhaus operiert. Der Darmtumor wurde entfernt, auch Metastasen am Samenleiter und im Bauchnetz. Die Leber sieht leider, wie schon auf dem CT, durchmetastasiert aus und momentan inoperabel. Jetzt wird alles auf die Chemo gesetzt, in der Hoffnung dass die Leber noch operabel wird.