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  #1  
Alt 16.11.2015, 10:44
jedip jedip ist offline
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Registriert seit: 16.11.2015
Beiträge: 3
Standard Kranke Schwiegermama - zu weit weg

Hallo Ihr Lieben!
Ich bin jetzt ganz neu hier und möchte kurz mein Problem schildern. Meine Schwiegermama (alleinstehend, 65 Jahre) hat vor 3 Wochen die Diagnose Dünndarmkrebs mit Lebermetastasen erhalten. Sie wohnt 200 km von uns weg.
Wir haben zunächst überlegt, was wir machen sollen, am liebsten hätten wir sie zu uns geholt. Das möchte sie jedoch nicht, wir sind erst vor 3 Monaten umgezogen, unsere Tochter müsste dann ihr (heiß ersehntes) Kinderzimmer wieder abgeben und zu ihrem Bruder ziehen. Das möchte meine Schwiegermama jedoch nicht, zudem - und da hat sie vermutlich recht - wird es ihr zu trubelig mit den zwei kleinen Kindern, und man sitzt sich doch aufeinander usw. Nun hat sie die ersten zwei Tage Chemo vor 10 Tagen erhalten, ambulant, bei sich zuhause, wie sie es gern wollte - und gestern waren wir dort. Es geht nicht wirklich gut, sie ist bereits gestürzt und hat sich verletzt dabei, hat jetzt zur Sicherheit einen Rollator, hatte um 11, als wir kamen, ihre Medizin noch nicht genommen und ist durch die Opiate auch etwas "bedöselt". Wir haben überhaupt kein gutes Gefühl, sie dort allein zu lassen. Die Nachbarn kümmern sich zwar mit Einkaufen etc., aber sie geht halt allein zum Arzt, keiner schaut, ob sie ihre Tabletten nimmt usw.
Sie hat gestern dann auch zugestanden, dass sie es nicht schafft, kam sich aber ganz schlecht vor, weil andere Leute das doch auch schaffen mit der ambulanten Chemo.
Nunja, meine Fragen wären jetzt diese:
a) Kann man Chemo auch stationär machen, und wie sieht das dann aus? Wird man für zwei Tage eingewiesen und geht dann wieder heim für 10 Tage und dann wieder rein?
b) Welche Möglichkeiten gibt es zur Unterstützung (Anspruch auf Pflegedienst, Haushaltshilfe oder sogar Betreutes Wohnen)
Wir überlegen jetzt doch, sie herzuholen, allerdings dann in einer Ferienwohnung oder Ähnlichem, das ist ihr lieber, wir müssen das halt dann zahlen, aber das ist schon machbar.
Aber wie macht Ihr das? Hat jemand von Euch einen ähnlichen Fall? Wir freuen uns sehr, wenn Ihr uns Eure Erfahrungen mitteilen könnt. Wir sind einfach noch völlig "unerfahren" und auch durchaus etwas überfordert, weil wir eben grad neu in der Stadt sind, mein Mann einen neuen, recht zeitintensiven Job hat und die Kinder sich auch grade erst umgewöhnen müssen.
Ganz liebe Grüße
jedip
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  #2  
Alt 16.11.2015, 18:53
vintage vintage ist offline
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Registriert seit: 29.05.2009
Beiträge: 745
Standard AW: Kranke Schwiegermama - zu weit weg

hallo jedip,

sie kann eine pflegestufe beantragen (oder bei vollmacht ihr für sie)
und evtl. kommt die spezialisierte ambulante palliativversorgung (SAPV) in betracht, je nachdem, wie auch das stadium ist.
sind denn die metas operabel? wie ist der medizinische plan?
also einmal am tag pflegedienst wäre schon gut.
die chemo kann sehr schlauchen und ruckzuck geht manches nicht mehr, was vorher normal war.
eine ferienwohnung, also die gewohnte Umgebung verlassen, kann auch deprimieren. sie hat ja sicherlich ein soziales netz dort, freundinnen evtl.

viel kraft euch!
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #3  
Alt 16.11.2015, 21:11
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Registriert seit: 08.04.2009
Beiträge: 2.242
Standard AW: Kranke Schwiegermama - zu weit weg

Liebe jedip,

der Hausarzt oder Onkologe deiner Schwiegermutti kann die Gabe der Medikamente über einen Pflegedienst verordnen, die gesetzliche Grundlage bildet § 37 SGB V. Dazu benötigt man erstmal keine Pflegestufe. Entsprechend der Verordnung des Arztes kommt dann eine Pflegekraft in die Wohnung zur Schwiegermutter und verabreicht die Medikamente oder klebt die Schmerzpflaster oder wechselt einen Verband. Es sind noch weitere Tätigkeiten, wie der Anschluss einer Infusion zur künstlichen Ernährung, möglich um nur einige Beispiele zu erwähnen.
Bitte sprich oder telefoniere einmal mit dem behandelnden Arzt, schildere deine Beobachtungen.
Es empfiehlt sich, sofort eine Pflegestufe zu beantragen, dies kannst du als Angehöriger bei der Krankenkasse deiner Schwiemu mit einem formlosen Schreiben tun, schildere die jetzige Situation in einigen kurzen Sätzen.
Das Verfahren dauert ca. 6 Wochen. Leistungen erhält man ab dem Tag der Antragstellung. Den Antrag immer als Einschreibbrief schicken, damit man einen Nachweis hat.
Die Pflegekasse erteilt dem Medizinischen Dienst der Krankenkasse einen Auftrag für die Begutachtung. Der Termin wird dem Antragsteller schriftlich mitgeteilt. Es ist ratsam, dass ein Angehöriger bei diesem Gespräch mit anwesend ist. Laut Gesetz hat der Gutachter (Pflegefachkraft oder auch ein Arzt) eine Beratungspflicht, gerade wenn es um die Pflegesituation oder Hilfsmittel geht.

Zitat:
Es geht nicht wirklich gut, sie ist bereits gestürzt und hat sich verletzt dabei, hat jetzt zur Sicherheit einen Rollator,
Eine Möglichkeit,damit sie bei einem Notfall jemanden benachrichtigen kann, ist das Hausnotrufsystem. Sie trägt dann ein Armband mit einem Alarmierungsknopf, den sie z.b.nach einem Sturz drückt. Der Ruf geht zu einem Anbieter, der einen 24-Stunden Dienst hat, dieser organisiert Hilfe. Also mal einfach erklärt. Bitte gib den Namen der Heimatstadt der Schwiemu und Hausnotrufsystem in eine Suchmaschine an, dort findest Du die entsprechenden Anbieter. Meistens sind es die Wohlfahrtsverbände, die Krankenkasse hilft bei der Finanzierung.

Zitat:
a) Kann man Chemo auch stationär machen, und wie sieht das dann aus? Wird man für zwei Tage eingewiesen und geht dann wieder heim für 10 Tage und dann wieder rein?
Diese Frage läßt sich aus der Ferne nicht so leicht beantworten, da ist ein Gespräch mit dem behandelnden Onkologen erforderlich. Datenschutz und Schweigepflicht spielen bei so einem Telefonat eine Rolle.

Chemotherapien werden sowohl im ambulanten, als auch stationären Bereich durchgeführt, in den vergangenen Jahren eher mehr in Arztpraxen, wo der Patient nach der Verabreichung der Infusionen und Medikamente wieder nach Hause gefahren wird.Beide Behandlungsformen haben ihre Vor-und Nachteile.

Zitat:
Welche Möglichkeiten gibt es zur Unterstützung (Anspruch auf Pflegedienst, Haushaltshilfe oder sogar Betreutes Wohnen
)

Es gibt z.B. die Möglichkeit beim Versorgungsamt einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Pflegedienste und auch die Wohlfahrtsverbände bieten kostenfreie Beratungen an, bitte setzt Euch mit diesen in Verbindung, da sie auch die örtlichen Gegebenheiten kennen. Vorsichtig wäre ich mit Betreutem Wohnen, da muss schauen,welche Leistungen der Anbieter vor Ort hat und wie die Kostenstruktur aussieht. Es ist seriös, sich einen schriftlichen Kostenvoranschlag geben zu lassen. Betreutes Wohnen bedeutet Umzug und damit Aufgabe der vertrauten 4 Wände. Auch dort muss man sich die Hilfe selbst organisieren,vertraglich binden und die finanziellen Möglichkeiten beachten.

Ich habe dir noch einige Links herausgesucht, bitte schaue einmal hier:
http://www.krebshilfe.de/wir-informi...-ratgeber.html
Heft 040 Wegweiser zu Sozialleistungen

Wegweiser mit Tumorberatungsstellen:http://www.krebsinformationsdienst.d...ngsstellen.php

Ich hoffe, dass ich ein Stück weiterhelfen konnte,

herzliche Grüße,
Elisabethh.

Geändert von Elisabethh.1900 (16.11.2015 um 21:42 Uhr) Grund: Ergänzung vorgenommen
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  #4  
Alt 09.03.2016, 11:38
jedip jedip ist offline
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Registriert seit: 16.11.2015
Beiträge: 3
Standard AW: Kranke Schwiegermama - zu weit weg

Vielen Dank für eure kompetente Antworten! Inzwischen lebt meine Schwiegermutter in einem betreuten Wohnen bei uns in der Nachbarschaft, sie ist recht häufig im Krankenhaus, die Chemo schlägt nicht an, der erste Port war entzündet, dann Lungenembolie, dann hat sie die Porternährung nicht vertragen, sie hat leider keinen einfachen Weg. Umso besser, dass sie jetzt hier ist.
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