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  #1  
Alt 29.03.2010, 02:25
Benutzerbild von Ute08
Ute08 Ute08 ist offline
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Standard AW: Unsere Tochter, unser Engelchen (17) hat es nicht geschafft

Irgendwie dreht die Welt sich weiter, aber wir drehen uns nicht mit.
Seit fünf Monaten gehen wir durch die Hölle und irgendwie haben wir die Zeit auch geschafft. Wie weiß ich nicht. Aber ist das Weiterleben? Ich weiß es nicht. Die Hoffnung, dass es einfacher wird, habe ich gar nicht mehr. Das ist okay. Aber kann es nicht mal weniger traurig werden? Unseren Engel zu vermissen ist ganz fürchterlich, aber dass die Zeit steht, ist noch schlimmer. Besonders, weil jeder meint, dass die Zeit alle Wunden heilt. Aber das ist nicht so. Nicht, wenn man sein einziges Kind verloren hat. Das schmerzt immer weiter.
Wir werden auch die nächsten Monate schaffen. Mal besser und mal schlechter.
Getreu nach Mels Motto: Leben ist Kampf. Aber manchmal frage ich mich schon, wofür eigentlich, mit welchem Ziel? Muss Leben nicht auch immer einen Sinn haben oder machen? Den suche ich im Moment vergeblich!
__________________
Meine Tochter Melanie + 31.10.2009 14.54 Uhr
Du durftest nur 17 Jahre alt werden.
Ich werde dich immer in meinem Herzen haben!!!
www.darkprincess-melaniehuemmer.de
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  #2  
Alt 29.03.2010, 06:48
Benutzerbild von Eva M.
Eva M. Eva M. ist offline
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Beiträge: 383
Standard AW: Unsere Tochter, unser Engelchen (17) hat es nicht geschafft

Liebe Ute,

lass dich mal ganz lieb
Du fragst nach dem Sinn, es gibt keinen!
Die ganze Krankheit und das ganze Leid was unsere Kinder ertragen mussten um letztendlich gehen zu müssen. Zurück bleiben unsere Herzen, gebrochen und voller Traurigkeit. Voller Sehnsucht nach dem was wir verloren haben, unsere Kinder.
Die Welt dreht sich weiter, so als wäre nicht`s passiert. Für uns ist sie stehen geblieben, in dem Augenblick wo wir alles verloren haben.

Die Zeit, sie heilt nicht alle Wunden...

Eine liebe Umarmung,

Eva
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  #3  
Alt 29.03.2010, 11:52
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Unsere Tochter, unser Engelchen (17) hat es nicht geschafft

Liebe Ute,

die Erde steht nicht still, sie dreht sich unaufhörlich, wenn man will, unbarmherzig weiter. Du suchst einen Sinn? Niemand kann dir definitiv sagen ob es einen gibt und wenn doch, wie der aussieht. Die Frage nach dem Warum? Das alles sind hypothetische Fragen.

Weder du noch irgendein anderer wird in diesem Leben darauf jemals eine Antwort finden.

Welchen Sinn hatte es, dass deine Tochter gestorben ist? Welchen Sinn hatte es, dass sie überhaupt diese schreckliche Krankheit bekam? Welchen Sinn hatte dann ihr Leben? Welchen Sinn hatte es, dass du sie geboren hast? Welchen Sinn hatte es, dass du geboren wurdest? Diese Reihe liesse sich beliebig und seitenweise fortführen ohne eine Lösung dabei zu finden. Du stellst dich lediglich selbst damit in Frage.

Du schreibst von den 5 Monaten nach dem Tod deiner Tochter. Denk an die Zeit davor mit den Schrecken und Qualen deiner Tochter. Denk an die Zeit davor, als deine Tochter noch gesund war, im Leben stand, das Leben schön und gut war, sie Pläne schmiedete. Denk an die Zeit davor, als du sie aufwachsen sahst. Die tausend kleinen und grossen Freuden, die sie dir bereitet hat. Das ist die Zeit, die sie dir geschenkt hat.

Gibt es ein grösseres Geschenk? Nimm es an. Versuch es. Ich weiss, das ist nicht leicht und gelingt nie so ganz. Aber drüber nachdenken, das ist durchaus machbar.

Irgendwann hat sich mir die Frage aufgedrängt: "Wen betrauere ich?" Myriam oder etwa mich? Ich wurde wütend. Auf mich, auf Myriam, auf Gott und die Welt. Habe geschimpft, um mich geschlagen, nicht wörtlich, aber heftig. Niemand konnte mir irgendwas recht machen, ich mir selbst am wenigsten. Ich sass zwischen allen Stühlen. Wollte nicht ihn nicht wahrhaben, den Gedanken, der sich mir da aufdrängte. Ein schlimmer Verdacht. Myriam ist gestorben und ich betrauere mich? Kann das sein?

Was tun? Weglaufen? Geht nicht. Vor Gedanken kann man nicht weglaufen, das wäre selbstzerstörerisch. Also bin ich für 2 Wochen an einen Ort, an welchem wir Beide uns über lange Zeit so wohl gefühlt haben. Weg von zu Hause, wo tausend Nebensächlichkeiten im Wege stehn. Dort war ich mit ihr und meinen Gedanken, Zweifeln, meiner Trauer alleine. Niemand störte diese Zweisamkeit. Mir war gewiss nicht wohl dabei. Ich wusste nicht, was auf mich zu kommt, ob ich das aushalte. Ein Sprung ins kalte Wasser sozusagen. Was soll ich sagen, es wurde einer der schönsten Urlaube meines Lebens.

Ja, du liest richtig. Hört sich nur im ersten Moment unsinnig an. Der Weg da oben an der Nordsee war steinig, hart und gepflastert mit Trauer und Tränen. Jedoch auch gefüllt mit Leben, Lachen, Freude, tausend schönen Dingen. Und: Myriam geht es gut. Wir haben uns verabschiedet. Ich habe entdeckt, dass ich immer noch ein Ganzes bin. Ich bin ich. Immer noch und wieder. Myriam ist in meinem Herzen, ich kann sie überall mit hinnehmen. Ich habe sie nicht wirklich verloren.

Vielleicht findest du ja irgendwann DEINEN Weg zu diesem Ziel. Ich will dir nur sagen damit, dass es möglich ist. Es liegt an dir. An sonst niemandem. Du allein entscheidest, entdeckst, was du tun musst und willst. Ist denn dein Leben wertlos? Nein, niemals! Du, und nur du allein, entscheidest über diesen Wert. Wann? Du wirst es wissen, wenn es so weit ist und dann greife beherzt zu.

Ich hoffe, du verstehst was ich meine. Manche Passagen in diesem Text mögen hart klingen. Sie sollen dich nicht verletzen. Das liegt mir fern. Ich weiss nur nicht, wie ich es anders ausdrücken soll. Ich sehe deinen Schmerz und möchte dir ein paar Gedanken geben. Das ist alles. OK?

OK, die Blumen. Zunächst mal, es gibt keine wirklich schwarzen Blumen. Was du an schwarzen Blumen kaufen kannst, ist gefärbt. Es gibt natürlich z.B. eine Rose, die sieht auf den ersten Blick aus, als ob sie schwarz wäre. Sie ist lediglich sehr dunkelrot. Das gilt auch für Blühpflanzen, meines Wissens. Wenn du noch weisse Vergissmeinnicht haben möchtest, dann musst du dich beeilen. Ihre Saison ist bald um. Leider sind sie auch etwas teurer als gewöhnliche und man bekommt sie nicht überall.


Alles Liebe

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
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