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  #1  
Alt 23.03.2009, 10:04
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
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Standard AW: Zwischen Hoffen und Bangen, mein Papa hat BSDK

Hallo Ihr Lieben, ,

ich will nur kurz einen aktuellen Stand schreiben und hoffe, mich heute abend auch persönlich an Euch wenden zu können.

Die Schmerzen haben meinen Papa eingeholt. Sein Pumpencocktail besteht jetzt aus
120 mg Morphin
50 mg Paspertin
2,5 g Novalgin
2,5 mg Haldol.
Leider sind die Schmerzen nicht stabil in den Griff zu bekommen. Es wurde bis 3ml/h erhöht, dann bekam mein Papa Atemnot und musste mit Sauerstoff versorgt werden.

Jetzt sitze ich auf heißen Kohlen. Wir haben gestern angeschubst, dass heute geprüft wird, ob durch Einspritzung von Alkohol in das Nervengeflecht die Nervenstränge blockiert werden können. Es ist die einzige Hoffnung auf Linderung, die wir im Moment haben. Ab 14:00 Uhr kann ich versuchen, die Ärztin zu erreichen.
Bitte drückt mit die Daumen, bitte.

Papa hat jetzt auch Ödeme in Händen und Füßen. Dagegen bekommt er Lasix.
An eine Entlassung ist aus verschiedenen Gründen nicht zu denken.
Aber dazu heute abend mehr.

Zu allem Überfluss habe ich mir eine dicke Erkältung eingefangen. Was ich die letzten 6-8 Wochen runter gedrückt habe, ist jetzt im vollen Umfang wieder gekommen.

Bis hoffentlich heute abend, mit guten Nachrichten.
Eure Kirsten.
__________________
Mein Papa: Diagnose BSDK mit Lebermetastasen Ende Mai 2008
Den schweren Kampf verloren am 05.04.2009


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Geändert von Kirsten67 (23.03.2009 um 10:38 Uhr)
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  #2  
Alt 23.03.2009, 11:02
Benutzerbild von Birgit4
Birgit4 Birgit4 ist offline
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Standard AW: Zwischen Hoffen und Bangen, mein Papa hat BSDK

Liebe Kirsten,
ich schicke deinem Papa diesen Engel,er möge ihn, und euch beschützen,begleiten und in Liebe tragen.
So wie dieser Engel die Taube in ihrer Hand hält, wird ab heute dein Papa getragen.
Ich wünsche deinem lieben Papa "Schmerzfreiheit"
Lasse dich in meine Arme schließen liebe Kirsten......deine Birgit die an euch denkt.... ganz fest.


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  #3  
Alt 23.03.2009, 11:15
Benutzerbild von heike_mike
heike_mike heike_mike ist offline
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Standard AW: Zwischen Hoffen und Bangen, mein Papa hat BSDK

liebe Kirsten,das hört sich nicht gut an. Es tut mir so leid. Ich hoffe ihr bekommt die Schmerzen in den Griff. Drück natürlich ganz fest die Daumen und denke an euch. Lg Heike
__________________

gekämpft, gehofft und doch verloren

MEIN ENGEL *24.02.1969 + 30.03.2010
IN HERZ UND GEDANKEN FÜR IMMER BEI MIR
DEINE NULPE



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  #4  
Alt 23.03.2009, 11:16
Queeny Queeny ist offline
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Standard AW: Zwischen Hoffen und Bangen, mein Papa hat BSDK

Liebe Kirsten,

ich drücke Euch gaanz gaanz fest die Daumen

Und ich denke sehr oft an Euch...
Ich hoffe so sehr, dass sie Deinem Papa die Schmerzen nehmen können!

Ich wünsche Dir ebenfalls eine gute Besserung und schicke mal wieder ganz viele Engelchen auf den Weg zu Euch

Alles Liebe
Queeny
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  #5  
Alt 23.03.2009, 11:53
Benutzerbild von Petzi 59
Petzi 59 Petzi 59 ist offline
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Standard AW: Zwischen Hoffen und Bangen, mein Papa hat BSDK

Liebe Kirsten,
es tut mir soo leid.
Ich drücke euch die Daumen, dass es klappt und ihr so die Schmerzen
ausschalten könnt.
Ich denke an dich und schicke dir viel Kraft.
Mir fehlen im Moment echt die Worte, sorry!

Ich umarme dich
Petra

P.S. die Beiträge von Samstag sind hier alle verschwunden
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  #6  
Alt 04.05.2009, 13:57
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
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Beiträge: 844
Standard Erfahrungen einer Angehörigen

Hallo,

bei meinem Papa wurde im Mai 2008 ein Tumor an der Bauchspeicheldrüse diagnostiziert.
Die geplante Whipple-OP konnte nicht durchgeführt werden, weil sich die Befürchtung von Leber-Metastasen bewahrheitet hatte. Er bekam Chemo, erst Monotherapie mit Gemzar. Als sie nach dem zweiten 12-Wochen-Zyklus nicht mehr wirkte, wurde auf dringenden Wunsch meines Papas noch ein Versuch mit 5-FU, Folinsäure und Oxaliplatin gestartet.

Im Laufe der 10 Monate zwischen der Diagnose und Papas Tod habe ich einige Erfahrungen gesammelt, die ich hier niedergeschrieben habe. Es sind MEINE Erfahrungen. Andere Menschen machen andere Erfahrungen, vielleicht sogar konträre. Es sind auch nur kurze Anrisse, alles nieder zu schreiben wäre ein seitenlanger Beitrag geworden.

Aber vielleicht hilft es dem einen oder anderen, der neu hier ist.

Chirurgische Eingriffe nur in einer Spezialklinik
Whipple-OPs und auch andere Eingriffe wie z.B. die Bypass-OP (s.u.) sollten nur in einer Spezialklinik vorgenommen werden (am besten auch die Stent-Legung). Mein Papa war für die große OP in Bochum bei Prof. Uhl. Das war erstklassig. Ich bin davon überzeugt, dass ihm durch die Bypass-OP zusätzliches Leiden erspart blieb. Die Stent-Legung wurde zuerst in einem Krankenhaus vor Ort versucht. Dabei ist einiges schief gegangen, bis dann eine spezialisierte Klinik das hinbekommen hat.

Zweitmeinung
Im Zusammenhang mit OPs bzw. Nicht-OPs wird immer das Einholen einer Zweitmeinung empfohlen. Dies gilt aus meiner Sicht auch für die palliative Chemo. Wir haben immer einen zweiten Onkologen um seine Therapieempfehlung gebeten. Als mein Papa merkte, dass ihm keine Chemo der Welt mehr helfen konnte, war er zumindest sicher, die bestmögliche Therapie bekommen zu haben. Das ist mehr ein psychologischer Aspekt.
Jeder gute Arzt, egal ob Chirurg oder Onkologe, wird übrigens einer Zweitmeinung zustimmen.

Einer in der Famile sollte sich schlau machen und bei wichtigen Arztgesprächen dabei sein.
Das geht auch aus der Ferne, dann sollte man den behandelnden Arzt, z.B. im Krankenhaus einmal vorher gesehen haben, das hilft.
Es hilft auch, im Vorfeld mit dem Patienten alle wichtigen Fragen zu notieren und während des Gesprächs alle Antworten fest zu halten. Außerdem habe ich die Ärzte so lange und immer wieder gefragt, bis ich es richtig verstanden hatte. So konnten wir im nach hinein noch mal alles in Ruhe zu Hause besprechen.

Die Bypass-Operation wurde gemacht, weil der Tumor nicht mehr entfernbar war. Grund war das Vorhandensein von Metastasen. Bei dieser Bypass-OP wurden Galle und Blinddarm entfernt. Gelegt wurden dann zwei Bypässe = neue Verbindungen aus der Leber und dem Magen jeweils in den Dünndarm. So kann der Tumor nicht mehr stören, wenn er sich vergrößert (Gelbsucht, Verrutschen der Stants, Unterbrechung der Verdauungswege).

Tumormakrer CA 19-9: Auch wir haben diesen Marker fieberhaft verfolgt. Gebangt, wie hoch er ist. Dabei sagt die Höhe des Markers nicht zwingend etwas über den Fortschritt der Krankheit. Bei Papa war der höchste Wert unter 700. Es gibt Berichte im Forum über Werte in den zig-Tausenden. Und im Verlauf der Erkrankung ist der Marker dann bei Papa sogar gesunken und hat sich auf 100- 150 "eingependelt". Müßten wir nochmal von vorne da durch, würde ich (hoffentlich) keinen Blick mehr auf den Marker oder andere Blutwerte werfen. Unsere Stimmung war in Teilen abhängig von den Werten. Vielleicht wäre der ein oder andere Tag viel schöner gewesen ohne das Wissen um die Blutwerte.

Welche Chemo ist die richtige?
Meine Erfahrung: Das können wir Laien gar nicht beantworten. Zu berücksichtigen sind die Art des Tumors, Metastasen, die körperliche und seelische Verfassung und insbesondere auch Zusatzerkrankungen (z.B. des Herzens).

Informationen
Sehr zu empfehlen sind aus meiner Sicht die blaue Ratgeber der Krebshilfe: BSDK, Schmerzen, Fatique
http://www.krebshilfe.de/blaue-ratgeber.html

Und natürlich das Forum hier!!!!

Auch der Krebsinformationsdienst hat wertvolle Hinweise gegeben.
http://www.krebsinformationsdienst.de/


Zusatzversorgung
Die ergänzende Misteltherapie war für meinen Papa sehr gut, auch während der Chemo. Mein Vater hat sich gut damit gefühlt. Das alleine zählt, wenn die Metastasen wachsen und es keine echte Chance mehr gibt.
Die Mistel gibt’s auf Rezept, auch bei den gesetzlichen Kassen!!!

Fresubin war als Nahrungsergänzung ebenfalls gut, und das gibt’s auch auf Rezept, auch bei den gesetzlichen Krankenkassen. Musterrezepte (!!!) dazu kann man im Internet finden und dem Hausarzt zur Verfügung stellen.

Auf Empfehlung bekam mein Papa Zusatznahrung, u.a. Lipovenös. Von einer Hospiz-Mitarbeiteren (s.u.) wurde ich dann gefragt, ob Papa davon nicht schlecht wurde. Ja, es war ihm oft sehr übel. Aber das wusste kaum jemand, dass es da einen Zusammenhang gibt.
Mein Papa hat irgendwann dann die Zusatznahrung abgelehnt. Auch die Flüssigkeitsgabe. So schwer das für uns ist, wir haben es akzeptiert und sind froh, dass mein Papa dies selber entscheiden konnte.

Dronabinol zur Appetitsteigerung hat er erst sehr spät bekommen. Ob es Wirkung gezeigt hätte, kann ich leider nicht mehr sagen.

Haldol hat mein Papa erst relativ spät bekommen. Es war das einzige Medikament, welches seiner Psyche ein klein wenig Ruhe verschaffen konnte. Außerdem hat es eine verstärkende Wirkung auf Schmerzmittel und lindert die Übelkeit.

Mein Papa litt eine lange Zeit unter schweren nächtlichen Schweißausbrüchen. Es hat etwas gedauert, bis wir herausgefunden haben, dass es an den Zuckertabletten lag. Man war davon ausgegangen, dass er Diabetes hat, weil das oft so ist, also gabs Tabletten gegen Zucker. Nach regelmäßigen Zuckermessungen hat er dann die Tabletten abgesetzt und die Schweißausbrüche reduzierten sich auf ein erträgliches, chemo-bedingtes Maß.

Bluttransfusionen: Besonders während der Chemo mit Gemzar war Papas Hb-Wert oft sehr niedrig. Bereits ab einem Hb-Wert von < 10,0 g/dL bekam Papa Bluttransfusionen, die seine Müdigkeit erheblich minderten.

Patientenverfügung
Die Frage nach einer Patientenverfügung hat sich uns natürlich auch gestellt. Aus meiner Sicht sind die Bausteine vom Bundes-Justiz-Ministerium die verbindlichsten. http://www.bmj.de/enid/e346185efaab7...uegung_oe.html
Es kostet allerdings sehr viel Kraft, diese auch wirklich zu erstellen. Und es setzt voraus, dass man sich damit auch auseinander setzten kann und will. Papa wollte das nicht mehr, deshalb haben wir für ihn "nur" einen zweiseiten Vordruck verwendet, den uns der Hausarzt zur Verfügung gestellt hat. Am Ende haben wir das nicht benötigt. Aber Mama und ich haben jetzt eine vollstänge Verfügung auf Basis der Bausteine vom BMJ.



Es gibt einiges, was wir zu spät in die Wege geleitet haben. Könnte ich heute noch mal entscheiden, würde ich die folgenden Dinge viel viel früher angehen:

Mein Papa hat am Ende eine Zöliakusblockade bekommen. Sie hat ihm tatsächlich für 2 Tage die Schmerzen genommen. Die Schmerzen, die dann kamen, waren andere und hatten damit nichts zu tun. Hätten wir die Blockade eher durchführen lassen, hätten wir Papa sicher noch mehr Erleichterung bringen können. Der Eingriff war unkompliziert und nur wenig belastend.

Papa hat während der Chemo mit 5-FU einen Schluckauf bekommen. Hier haben wir viel zu lange gewartet, bis er ins Krankenhaus kam, wo dann ein Pilz als Ursache gefunden wurde. Mit dem heutigen Wissen hätten wir ihn schon nach einem Tag Schluckauf in KKH bringen sollen. Da fängst nämlich an, dass es unnormal und quälend wird.

Irgendwann in den letzten Tagen hat der Hausarzt entschieden, Papa Cortison zu geben. Ich kann es nicht beschwören, aber ich glaube, das war eine gute Sache. Ich wünsche, wir hätten das 2 Wochen eher dazu genommen.

Betreuung
Ich hätte gerne ein ambulantes Hopsiz eingebunden. Papa wollte das aber nicht. Letztendlich bin ich dort für mich hingegangen. Heute würde ich das viel früher machen. Es hat MIR geholfen und ich habe dort wertvolle Tipps und Hinweise bekommen (z.B. dass BSDK-Patienten von Lipovenös oft schlecht wird und zur Hilfe für die Flüssigkeitsaufnahme). Und damit hat es auch indirket Papa geholfen.

Despressionen und Trauer
Mein Papa war oft sehr traurig und depressiv. Kein Medikament hat geholfen. Zum Psychologen wollte er nicht. Aber ich bin gegangen um zu lernen, meinem Papa zu helfen. Es hat etwas gedauert, aber dann habe ich mit Hilfe dieser Psychologin gelernt, dass es mehr gibt, als die Diagnose, die den Patienten erschüttert.
Es kann sein, dass ein Mensch in dieser Zeit nicht nur seine aktuellen Ängste verarbeitet, sondern alle Ängste und all seine Trauer aus seinem bisherigen Leben. Wenn dies der Fall ist und man dann ein Türchen für diese Trauer öffnet, kann dies eine große Hilfe sein. Und es kann uns einander näher bringen, als wir jemals geahnt hätten.

Also, was ich eigentlich sagen will: Wenn der Patient keine psychologische und hospizliche Betreuung möchte, heißt das nicht, dass wir sie nicht in Stellvertretung suchen können. Ich habe die Erfahrungen gemacht, dass diese Menschen sehr bemüht sind, auch „um diese Ecke rum“ zu helfen. Und bei uns hat es gut funktioniert. Und die Zeit, die man dafür aufbringen muss, hat sich allemal gelohnt. Jedes Fünkchen Erleichterung ist Lohn genug für alle Aufwände.

Die Würde
Das Wichtigste ist, die Würde des Patienten zu erhalten und ihn soweit irgend möglich, selber entscheiden zu lassen. Dies gilt für die Frage, wo der Patient liegen will, ob er den Mund abgetupft haben will, Creme möchte, eine Decke braucht, Musik hören will, Schmerzmittel braucht..... eben für alles. Das ist manchmal mühselig, besonders, wenn man keine eindeutige Antwort mehr bekommt. Aber es geht länger und besser als man vorher denkt, wenn man sich gemeinsam vereinbart. Manchmal sind Pflegedienste etwas merkwürdig in den Vorschlägen, man kann dem ruhig widersprechen (Z.B. wurde ich gebeten, das Gitter im Pflegebett hoch zu ziehen. Warum konnten sie nicht sagen. Also habe ich es gelassen.)

Es gibt in den Erfahrungsberichten einen wundervollen Beitrag zum Respekt vor Wünschen http://www.krebs-kompass.org/cms/content/view/1485/

Abschied und Tod: Oft habe ich mich gefragt, wie das Sterben ablaufen wird. Wie erkenne ich, dass "es" so weit ist? Wie kann ich meinen Papa in dieser Zeit unterstützen. Ich möchte dazu ein Buch empfehlen: "Zeit des Abschieds: Sterbe- und Trauerbegleitung" von Monika Specht-Tomann, Doris Tropper. Das Buch wird auch in der Ausbildung von Hospizmitarbeitern verwendet. Das Buch wirklich zu lesen war nicht einfach. Aber letzendlich hat es mir viel geholfen und Unsicherheiten und Ängste genommen.
Kürzer aber auch sehr informativ ist die Broschüre der Krebsgesellschaft NRW http://www.krebsgesellschaft-nrw.de/...begleitung.pdf

Hoffnung - dies ist ein sehr persönlicher Teil
Spätestens, als Papa sich gegen die Fortsetzung der Chemo entschieden hatte, liefen wir alle Gefahr, die Hoffnung zu verlieren. Spätestens da - eigentlich schon nachdem die Metas trotz Chemo ungebremst weiter wuchsen - haben wir uns von der Hoffnung auf Verzögerung des Verlaufs und erst recht von einer Heilung verabschiedet. Und dennoch hatte Papa Hoffnungen, denn anders hätte er die letzte Zeit gar nicht verkraften können. Aber die Hoffnung bezog sich dann auf andere Dinge, wo wir im zeigen wollten, dass wir alles tun würden, um ihm diese Hoffnungen zu erfüllen: dass er möglichst wenig Schmerzen hat, dass wir ihn in alle Entscheidungen einbeziehen (5 Tage vor seinem Tod hat er noch über die Farbe eines neuen Stuhlbezug entschieden), dass wir ihn nicht alleine lassen und ihn nicht alleine sterben lassen, dass wir gemeinsam gute Stunden genießen können, dass er seine Würde behält, dass er immer in unserer Erinnerung bleibt, dass wir das, was er uns hinterläßt (nicht im materiellen Sinne) würdigen und dankbar dafür sind.
Ob wir alle ihm wichtigen Themen berührt haben, weiß ich nicht - aber es war keine totale Hoffnungslosigkeit, nicht für ihn und nicht für uns.

Was können wir sonst noch als Angehörige tun?
Da sein, Zeit haben, den Patienten uneingeschränkt und bedingungslos akzeptieren und lieben und dies auch oft und offen zeigen.
Wir können empfindsam sein und bei vermuteten Problemen den Patienten ansprechen. So hat mein Papa immer gestöhnt, wenn er an die Zusatznahrung angeschlossen wurde. Irgendwann war mir das so komisch, da habe ich dann gefragt: Möchtest Du überhaupt noch die Zusatzversorgung. Mein Papa hat dann den Kopf geschüttelt. Selber hätte er nichts gesagt – uns zuliebe. Aber so konnten wir dann doch noch seinem Willen entsprechen.
Wir können Angebote machen, was wir für hilfreich halten. Aber nicht alles empfindet der Patient selber als hilfreich.

Wir können loben, danken und darauf hinweisen, was nach dem Tod bleibt, was der Patient geschaffen hat, was von ihm in dieser Welt bleibt.

Manchmal können wir dann nicht mehr helfen. Das Schlimmste ist gut gemeinte Hilfe, die mehr schadet als hilft.
Und dann müssen wir unsere Hilflosigkeit aushalten – zum Wohle und im Sinne unserer Lieben.


So, dies sind – wie gesagt – meine Erfahrungen. Wenn mir noch was einfällt, werde ich es ergänzen.
Ich wünsche mir, dass sie dem einen oder anderen weiter helfen, vielleicht Hinweise geben, vielleicht Sicherheit geben.

Jedenfalls wünsche ich allen, die dies Lesen, alles Liebe, viel Kraft und Durchstehvermögen.

Kirsten.
__________________
Mein Papa: Diagnose BSDK mit Lebermetastasen Ende Mai 2008
Den schweren Kampf verloren am 05.04.2009


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Geändert von Kirsten67 (25.06.2009 um 13:53 Uhr) Grund: Buchempfehlung und Link zur Sterbebegleitung
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  #7  
Alt 04.05.2009, 15:30
Benutzerbild von Petzi 59
Petzi 59 Petzi 59 ist offline
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Beiträge: 445
Standard AW: Erfahrungen einer Angehörigen

Liebe Kirsten,
ich ziehe den Hut vor dir, welche Mühe du dir hier gemacht hast.
Was du geschrieben hast,hilft sicher Vielen, die hier neu sind.

Ich denke an meine ersten Tage hier.
Völlig orientierungslos habe ich alles gelesen . War voller Angst. Und wusste gar nicht wo anfangen und wo aufhören.

Dein neuer Thread ist eine gute Sache!!!!!

Ich hoffe du konntest inzwischen wieder neue Kraft schöpfen .
Ich denke viel an dich
Sei umarmt
Petra
__________________
Die Zeit heilt nicht alles; aber sie rückt vielleicht das Unheilbare aus dem Mittelpunkt.
Ludwig Marcuse
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  #8  
Alt 04.05.2009, 17:13
heizi heizi ist offline
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Beiträge: 179
Standard AW: Erfahrungen einer Angehörigen

Liebe kirsten!
finde ich ganz toll was du hier gemacht hast! es wird allen lesern dieses forums helfen!
vielen dank und alles gute für dich
heike
__________________
Meine Mum hat BSDK, Diagnose September 08, inoperabel da in Arterie eingewachsen
Den Kampf verloren am 7.3.2011.
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  #9  
Alt 04.05.2009, 17:40
Benutzerbild von Desi
Desi Desi ist offline
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Ort: NRW
Beiträge: 3.658
Standard AW: Erfahrungen einer Angehörigen

Liebe Kirsten!
Ich finde es auch super toll welche Mühe du dir damit gemacht hast. War bestimmt auch nicht einfach über viele Dinge dann auch nochmal nachzudenken.
Ich glaube das deine Tips eine grosse Hilfe für viele sein werden.
__________________
In Liebe Daddy geb. 27.02.54 gest. 08.02.2008
Du wirst für immer in meinem Herzen sein.
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  #10  
Alt 04.05.2009, 18:37
Elik Elik ist offline
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Registriert seit: 25.08.2008
Beiträge: 239
Standard AW: Erfahrungen einer Angehörigen

Hallo Kirsten,

vielen, vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht, der nicht nur wichtige Tipps für BSDK-Erkrankte und ihre Angehörige enthält.
Deshalb fände ich es schade, wenn er mit der Zeit im BSDK-Forum nach hinten rutschen würde.

Hallo Moderatoren,
kann man den Beitrag nicht als "wichtig" einstufen und damit zu Beginn des Forums stehen lassen? Und/oder auch im Angehörigen-Forum nochmals einstellen?

LG

Elik
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  #11  
Alt 04.05.2009, 21:49
Asta69 Asta69 ist offline
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Beiträge: 60
Standard AW: Erfahrungen einer Angehörigen

Hallo Kirsten,

vielen Dank für Deinen Beitrag.

Ich lese schon seit einiger Zeit still in diesem Forum mit und oft schaffe ich es zeitlich nicht alles zu lesen.
Meine Schwester hat im Dez. 2008 die Diagnose BSDK bekommen.
Sie hat eine tolle Familie und viele gute Freunde und Bekannte, die sie unterstützen.
Trotzdem sind wir alle oft ziemlich hilflos und wissen nicht, was wir noch tun können.

LG
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  #12  
Alt 05.05.2009, 12:48
Stine
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard AW: Erfahrungen einer Angehörigen

Hallo, liebe Kirsten
ich kann mich den vorherigen Inhalten nur anschließen
und dir für die Mühe, die Du dir gemacht hast, danken.
Es sind viele gute Tipps dabei, denn das habe ich auch
erfahren - man muß sich ständig kümmern, sich nicht abwimmeln lassen und Ernährungsmäßig viel ausprobieren.
Jeder Tag ist eine neue Herausforderung ( mein geliebter Mann BSDK bekannt seit 23.12.2008 / inoperabel ).
Habe schon viel hier im Forum gelesen und mir viel Kraft und Informationen geholt.
Liebe Grüße und nochmals Danke!!!!

Stine
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  #13  
Alt 05.05.2009, 18:31
ratacrash1962 ratacrash1962 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.03.2009
Beiträge: 41
Standard AW: Erfahrungen einer Angehörigen

Liebe Kirsten,

Respekt, dein Beitrag wird sicher vielen Angehörigen helfen, ich werde ihn mir sicherlich noch das eine oder andere Mal durchlesen.
Denn irgendwann werde ich diese Hilfe bestimmt wieder brauchen.

LG
Karin
__________________
meine Mama: geb.1935, BSDK festgestellt am 23.02.2009, OP nach Whipple am 03.03.09,verstorben am 20.10.09,
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  #14  
Alt 06.05.2009, 14:51
Benutzerbild von Plutonium
Plutonium Plutonium ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 05.03.2009
Beiträge: 35
Standard AW: Erfahrungen einer Angehörigen

Liebe Kirsten,
ich finde deinen Beitrag wirklich super. Genau das war es was ich mir wie ich dieses Forum gefunden hab erwünscht hatte zu lesen. Einen zusammenfassenden Bericht. Soetwas können aber natürlich Leute, die diesen schlimmen Prozess gerade durchmachen nicht geben.
Ich denke, das du so sehr vielen hilfst! Vielen Dank für deine Mühe!!!

Es war bestimmt nicht leicht alles nochmal schriftlich durchgehen zu müssen.
Ich schick dir ganz liebe Grüße einmal,
Petra
__________________
Das Gefühl des wahren Glücks kann man nur dann erfahren, wenn man jemanden hat um es mit ihm zu teilen.

mein Stiefvater Diagnose BSDK Feb 09
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  #15  
Alt 18.06.2009, 18:21
Elfi44 Elfi44 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.06.2009
Beiträge: 17
Standard AW: Erfahrungen einer Angehörigen

Liebe Kirsten, danke dafür, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst. Du hast das wunderbar und ganz umfassend gemacht.
Ich hoffe sehr, dass ich so für meine Mama da sein kann wie du für deinen Papa.
Lieber Gruß
Elfi
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