Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 13.07.2011, 14:01
cautes cautes ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 22.07.2010
Beiträge: 7
Standard großes Problem mit meiner Oma

Hallo allerseits,

wir haben ein ziemlich großes Problem bei dem ich einfach nicht weiß was wir machen sollen.
Meine Mutter ist vor etwas mehr als einem Jahr an Lungenkrebs gestorben, mein Vater hat Sie immer geliebt und hängt immer noch sehr an ihr. Sie waren mehr als 35 Jahre verheiratet. Jedoch hat er eine "neue" Frau kennengelernt was ich persönlich sehr gut finde.
Dazu muss ich sagen, das ich momentan studiere und mein älterer Bruder bei der Bahn arbeitet und daher nicht oft zuhause ist. Somit ist mein Vater unter der Woche meistens alleine. Ich versuche so oft wie möglich nachhause zu kommen um ihm zu helfen, da wir selbständig sind und ein großes Haus haben welches sich nicht von alleine verwaltet. Mein Vater könnte das alles nicht alleine in Schwung halten da er jeden tag von frühs um 7 bis abends um 8 im Geschäft ist.
Deswegen finde ich es gut das er jemanden gefunden hat der ihm auch ein bisschen Ablenkung vom Stress und von der Trauer beschert. Leider sieht das mein Bruder und meine Oma ganz anders. Sie ist die Mutter meiner Mutter, wohnt aufm Dorf und wird bald 90. daher hat sie natürlich eine ganz andere Einstellung zu der Sache. Als ihr Mann vor etwas mehr als 20 Jahren gestorben ist hat sie sich keinen neuen gesucht und ist bis heute allein geblieben.
Deshalb bekommt mein Vater nun auch solche Vorwürfe zu hören das das alles viel zu früh sei usw. das Problem an der Sache ist das wir mit unserer Oma immer sehr verbunden waren/ sind und meinem Vater das jetzt natürlich auch sehr weh tut wie und mit was sie darauf reagiert.
Habt ihr vielleicht Erfahrung oder einen kleinen Tip wie man am besten für sowas eine Lösung findet?
Es ist wirklich eine ziemlich große Belastung und ich denke das es das Letzt ist was meine Mutter gewollt hätte.

viele Grüße

flo
__________________
Memento
Vor meinem eigenen Tod ist mir nicht bang,
nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben,wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast ich todentlang
und lass mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

Der weiß es wohl,dem Gleiches widerfuhr -
und die es trugen,mögen mir vergeben.
Bedenkt: Den eignen Tod,den stirbt man nur;
doch mit dem Tod der andern muss man leben.
M. Kaléko

meine liebe Mama
4.5.2010

Geändert von cautes (13.07.2011 um 14:12 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 13.07.2011, 14:26
Jaecky Jaecky ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.06.2011
Ort: Land Brandenburg
Beiträge: 454
Standard AW: großes Problem mit meiner Oma

Liebe Flo,

ich bin zwar aus dem Forum für Angehörige, möchte Dir aber trotzdem schreiben.

Vor 11 Jahren ist mein Opa (Papa meiner Mama) mit 69 Jahren an LK gestorben. Meine Oma war lange allein und kam eigentlich aus ihrem tiefen Loch gar nicht raus. Nun hat sie vor ein paar Jahren ihren Otto kennengelernt. Seitdem erkenne ich meine Oma nicht wieder. Aus ihr ist wieder eine lebenslustige Omi geworden. Und meine Mama macht das glücklich. Er ersetzt doch ihren Papa nicht, kann er ja auch gar nicht.

Mein Papa hat seit 6 Jahren Krebs und ist mittleweile stark gezeichnet. Sollte es irgendwann mal soweit sein wünsche ich meiner Mama, dass sie auch wieder jemanden findet. Sicher ist es schwer als Angehörige damit umzugehen. Aber Dein Papa verrät doch deine Mama deshalb nicht und die neue Frau soll doch nicht Eure neue Mutter werden.

Vielleicht hat Deine Oma Angst, das die Bindung zu euch zerbricht? Ist aber doch Quatsch, sie ist doch Eure Oma. Ich denke es ist sehr schlimm, wenn man allein alt wird. Die Kinder führen irgendwann ihr eigenes Leben. Und auch Kinder können einen Partner nicht ersetzen.

Ich freue mich für Deinen Paps und wünsche Euch alles Gute.

Liebe Grüße Jäcky
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 13.07.2011, 20:43
silverlady silverlady ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 13.03.2006
Beiträge: 1.974
Standard AW: großes Problem mit meiner Oma

liebe Flo

ich kann die Angst deiner Oma sehr gut verstehen. Sie hat Angst das ihre Tochter vergessen wird, auch wenn das natürlich Quatsch ist.
Ich fürchte auch, das sich in dieser Beziehung nicht viel ändern wird.

Aber an deiner Stelle würde ich mit ihr das Gespräch suchen. Ich würde sie fragen ob sie deinen Vater mag und gern hat. Wenn sie das bejaht würde ich sie fragen, warum sie dann will das er traurig ist.

Sage ihr ruhig, das dein Vater deine Mutter immer noch liebt. Das für ihn das Leben aber dennoch weiter geht. Erzähle ihr von der Überforderung in den alltäglichen Sachen. Und frage sie ruhig, wenn dein Opa der Überlebende gewesen wäre, ob sie auch nicht gewollt hätte das er wieder glücklich wird.

Ich glaube zwar nicht an einen Erfolg aber einen Versuch ist es immerhin wert.

viel Erfolg
silverlady
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 13.07.2011, 23:31
ulphin ulphin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.08.2010
Beiträge: 140
Standard AW: großes Problem mit meiner Oma

Hallo Flo,


auch wenn es schon mehr als ein Jahr her ist, ich weiß, wie es sich anfühlt, meine Mutter starb vor ca. 11 Monaten mit 73 Jahren, meine Eltern waren 48 Jahre glücklich verheiratet...


Mein Vater hat vor nunmehr 6 Monaten (d.h. ca. 5-6 Monate nach dem Tod seiner Frau – und so unterscheidet es mein Vater) seine neue Lebenspartnerin kennengelernt, er hat sie - nach einer Phase tiefer Trauer - gezielt gesucht. Dass dies möglich sein sollte, darüber waren sich meine Eltern in der intensiven Auseinandersetzung mit Krankheit und Sterben meiner Mutter einig, in beide Richtungen.


Meine Schwester und ich sehen, dass dies ein Zeichen großen Vertrauens und tiefer Liebe zwischen meinen Eltern war, den überlebenden Partner sozusagen loszulassen, und wir erkennen, dass es uns eine große Entlastung gibt, in emotionalen und organisatorischen Dingen, da ca. 400 km zwischen unserem Vater und uns liegen. Anders sieht es unser Bruder, aber der macht – nicht nur in diesem Kontext – in der Familie nur Stress.


Bestimmt ist es sehr schmerzlich, wenn man als 90-jährige seine Tochter gehen lassen muss und ich kann mir vorstellen, dass es aus diesem Grunde Deiner Oma sehr schwer fällt, zu akzeptieren, dass für Deinen Vater, der sicherlich auch eine schwere Zeit der Trauer durchgemacht hat, nach 35 Jahren, auch das Recht auf sein Leben hat. Das bedeutet zu keiner Zeit, dass er Deine Mutter aus seinem Herzen schmeißt, aber er findet, dass es groß genug ist, dass dort auch noch ein weiterer Mensch Platz finden kann.


Oder anders formuliert: niemand hat – das ist meine Meinung dazu – das Recht, einem anderen Menschen vorzuschreiben wie und mit wem er lebt. Ich schließe mich daher den Zeilen von silverlady an und denke, dass Ihr mit Deiner Oma schonend reden solltet. Was Deinen Bruder betrifft, da meine ich, dass mit ihm diplomatisch Klartext geredet werden sollte. Würde er sich von Eurem Vater, von Dir, von wem auch immer gerne in sein Leben hereinreden lassen wollen?


Eine Anmerkung sei mir noch gestattet zu Deinen Überlegungen,


„Deswegen finde ich es gut das er jemanden gefunden hat der ihm auch ein bisschen Ablenkung vom Stress und von der Trauer beschert.“


dieser Aspekt mag auf den ersten Blick schon eine Rolle spielen. Aber es ist auch mehr, so erlebe ich es bei meinem Vater. Er pflegt zu seiner neuen Lebenspartnerin eine eigene neue Beziehung, es mag sein, dass meine Mutter gelegentlich „mit am Tisch sitzt“, so wie es auch bei ihrem verstorbenen Ehemann ab und an sein wird. Daher geht es meines Erachtens nicht um die Überwindung von Altem sondern um das Zulassen von Neuem.


Möget Ihr Euren Weg finden.



Sei herzlich gegrüßt von


ulphin
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 20.07.2011, 22:42
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.03.2007
Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.019
Standard AW: großes Problem mit meiner Oma

Hallo Flo,

ob deine Oma oder dein Bruder nun Angst haben, die Tochter/die Mutter würde vergessen oder ein Keil würde zwischen sie und deinen Vater geschoben oder auch nur der Gedanke da ist: "Das gehört sich nicht!" ....... ist für das Glück deines Vaters nicht entscheidend. Es ist sein Leben und nur er kann entscheiden, was für ihn wichtig ist. Nicht deine Oma noch sein Sohn noch irgendwer. Das müssen die Beiden akzeptieren. Denn erst dann gibt es eine vernünftige Basis für Gespräche.

Für Gespräche, die dein Vater allerdings auch führen sollte. Nur so kann er Ängste und Zweifel beseitigen und die Familie zusammen halten. Niemand verlangt von deiner Oma, die "neue" Frau so zu lieben wie ihre Tochter und von deinm Bruder nicht wie seine Mutter.

Dein Vater wird sich auch verändern in gewisser Weise. Ganz sicher. Er muss weiter leben, er wird Eindrücke und Erfahrungen ohne eure Mutter machen. Machen müssen, wohlbemerkt. Niemand kann das eigene gewählte Leben auf andere übertragen und Leben bedeutet Veränderung.

Eure Situation verlangt sehr viel Fingerspitzengefühl. Von deinem Vater, dir, deinem Bruder, deiner Oma und nicht zuletzt auch von einer möglichen neuen Partnerin. Mit Starrsinn ist da nichts zu machen. Alle müssen sich bewegen. Wenn nicht, geben sie sich damit nur selbst die rote Karte.

Ich liebe meine Töchter, meine Familie und sie mich. Sie wissen das, ich weiss das und sie wissen, dass zwischen uns kein Platz für Dritte ist. Neben uns, bei uns, da auf jeden Fall. Da sind wir uns absolut einig. Ich weiss genau, es wäre nicht leicht für sie doch sie sind offen und gehen darauf zu.

Ich hoffe, niemals eine Entscheidung für oder gegen jemanden treffen zu müssen. Doch wie und warum gerade so die Entscheidung dann fällt, damit müssen dann alle leben. Inclusive mir. Wie leben? Keine Ahnung ........

Das mal aus Sicht eines Witwers. Ich hoffe, du verstehst, was ich sagen möchte. Warum soll dein Vater zum zweiten Mal eine Liebe verlieren? Nur, weil andere das möchten, weil sie nichts verstehen? Weil sie nur an sich selber denken? An ihren Kummer, an ihren Schmerz?


Ich drück euch die Daumen,
liebe Grüsse,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 20.07.2011, 22:57
mollie mollie ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 08.07.2009
Beiträge: 109
Standard AW: großes Problem mit meiner Oma

ihr lieben.

ein thema zu dem ich eigentlich nichts schreiben wollte und es nun dennoch tue.
wie schrieb helmut, es braucht fingerspitzengefühl. ja, das braucht es un dich hoffe von herzen, dass euch das gelingen möge. alle müssen daran arbeiten, alle.
mein vater hat ein jahr nach dem tod meiner mutter eine frau kennengelernt. nichts dagegen einzuwenden. ich gönne ihm sein glück, gönne es ihm von herzen. und ja, es nahm auch mir eine gewisse verantwortung, nahm mir die sorgen um meinen vater.

leider aber musste mein vater sich entscheiden, das was helmut für sich nie hofft. er hat sich entschieden. für die neue frau und gegen mich, meinen bruder und seine enkelkinder. nicht, dass auch nur einer von uns ihm das neue glück nicht gegönnt hätte. wie alle haben das und tun es noch immer. nur als die neue frau an seiner seite meinte uns die mutter und den mädels die oma ersetzen zu wollen haben wir deutlich gesagt, dass sie das nicht kann und es bitte auch nicht versuchen soll.

das war der moment in dem mein vater mein haus verließ und uns um die ohren knallte "gut, dann weiß ich ab heute wo ich hingehöre". er hat sich für sein neues und gegen das alte entschieden. reden wollte er nicht, auch freunde von ihm drangen nicht zu ihm vor.

ja helmut, jeder lebt sein leben und jeder trägt dafür die verantwortung.
als meine kleinste vor kurzem sehr krank war und ich ihn bat, dass er kommen soll, weil ich mir nicht mehr zu helfen wusste, da hatte er anderes zu tun.

"so schlimm wird es nicht sein, ich habe keine zeit. meine freundin hat goldene konfirmation."

ob es noch einmal einen weg gibt weiß ich nicht. wir alle gönnen ihm sein glück, doch es hat einen großen preis gefordert. ob ihm das bewusst ist??

ich drück euch die daumen, dass es bei euch anders läuft, ich wünsche es euch von herzen,

mollie
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 14:32 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55