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  #1  
Alt 09.01.2009, 19:24
Benutzerbild von dihudi
dihudi dihudi ist offline
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Registriert seit: 28.02.2008
Ort: Bad Berleburg
Beiträge: 218
Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo

ich habe auch meinen Mann bis zum letzten Atemzug gepflegt und ich weiß er hat bis zum schluss alles mitbekommen ich merkte es daran das er mir bei seinem letzten Atemzug die hand drückte ich ihm aber sagte Schatz wenn es dir zu schwer und zuviel wird dann höre auf zu kämpfen.
Ich empfinde es nicht schlimm wenn man darüber schreiben möchte wie es ihr oder ihm ging und es empfand den/die liebende zu verlieren.
Wie schon von einigen erwähnt es gibt solche die krampfend einschlafen und auch friedliche so wie mein Mann der mit einem lächeln im Gesicht eingeschlafen ist und diesen Gesichtsausdruck werde ich nie vergeßen was ich nicht vergeßen kann ist das ich entscheiden mußte ob mein Mann leben darf oder nicht.Ich bin immer noch nicht darüber hinweg aber es hat mir schon geholfen hier zu schreiben wie es mir ging und noch geht und auch das sterben meines Mannes.
Stefan es tut mir leid das so den Tod deiner Frau erleben mußtest.
Und ich denke schreiben tut der Seele gut.
Und wenn man das nicht lesen möchte muß man das ja nicht es wird keiner dazu gezwungen.
Deswegen hier einen Streit anfangen finde ich sinnlos haben wir denn nicht schon genug durchgemacht und viele andere es noch tun.
Angelika
__________________
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  #2  
Alt 09.01.2009, 20:25
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 426
Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo Angelika und alle,

wenn ich geahnt hätte, was für ein Fass ich hier aufmache, hätte ich die Klappe gehalten. Aber ob das besser gewesen wäre ?!?!

Zitat:
Zitat von dihudi Beitrag anzeigen
was ich nicht vergeßen kann ist das ich entscheiden mußte ob mein Mann leben darf oder nicht
Da hast du mein tiefstes Mitgefühl!

Wie meine Frau (oder andere Sterbende, die von ihren Angehörigen begleitet wurden) nun konkret gestorben ist, das ist letztendlich egal. Ich habe sie begleitet, und sie wollte es so. Hätte sie das nicht gewollt, dann hätte sie - wie das viele Sterbende tun - ihren Todeszeitpunkt so gelegt, dass ich gerade dann nicht bei ihr gewesen wäre. Sondern in die paar Minuten, die ich abwesend gewesen wäre, um mal kurz auf's Klo oder raus in den Hof zu gehen, um den Kopf durchzulüften.

Ich danke meiner Frau dafür, dass sie das nicht getan hat. Dass sie nicht alleine sterben wollte / musste, sondern dass ich in diesem Moment bei ihr sein durfte!

Die physischen "Nebenerscheinungen" der letzten Minuten sind nicht mehr wichtig. Es war schwierig und traf mich unvorbereitet. Aber das ist längst "abgehakt". Ja, mit etwas "Vorwissen" wäre es mir leichter gefallen. Aber bis zum Ende begleitet hätte ich meine Frau so oder so. Unabhängig davon, wie schlimm es war / gewesen wäre / hätte kommen können.

Dieser Mensch war mein Leben, mehr als 20 Jahre lang! Und dass ich da nicht "kneife", wenn es drauf ankommt, nur weil etwas stinkt oder eklig aussieht... daran habe ich nie gezweifelt. Meine Frau würde das Gleiche für mich tun. Und so habe ich es auch getan, und zwar gerne!

Was ich mir so richtig schlimm vorstelle, ist dieser Zwang zur Entscheidung, den Angelika beschreibt. OK, natürlich habe auch ich entschieden, dass meine Frau in Frieden sterben darf. Indem ich das ausgehalten und nicht das getan habe, wovor sie sich am meisten gefürchtet hat: im letzten Moment noch den Notarzt rufen und sie im Krankenhaus sterben lassen.

Aber letztendlich hat - Gott sei Dank! - sie entschieden, wann es für sie Zeit war zu gehen. Wir hatten uns z.B. vor längerer Zeit über das Thema Sterbehilfe unterhalten. Und die Gasflasche Helium steht schon lange da, wir sorgen ja vor. Ich bin dermaßen froh, dass dieses Thema nicht akut wurde, das kann ich gar nicht ausdrücken. Weil ich im Notfall mit keiner Variante friedlich weiterleben könnte. Nicht damit, ihrem Wunsch nicht zu ensprechen. Und auch nicht damit, an ihrem Tod (ob passiv oder aktiv) beteiligt und schuld sein zu müssen.

Ich wüßte nicht, wie ich damit weiterleben sollte. Auch dafür unendlichen Dank an meine Frau, dass sie mir dieses Leid erspart hat!

Viele Grüße,
Stefan
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  #3  
Alt 10.01.2009, 12:08
Tantchen Tantchen ist offline
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Beiträge: 73
Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Lieber Stefan,

ich bin eher eine stille Leserin und schreibe nur ganz selten mal etwas zu Berichten, die mich wirklich herzensnah berühren.

Ich danke Dir für Deine Ehrlichkeit in Deiner Geschichte - es ist so wichtig für mich, auch solche Dinge mal aus dem Blickwinkel Betroffener und Angehöriger, die wirklich beim Sterben dabei waren zu erfahren. Vieles wird doch schöngeredet, um im Nachhinein die Leute nicht noch mehr zu verunsichern, traurig zu machen oder auch sie zu verletzen/entsetzen.

Du hast sicherlich eine offen Tür eingerannt und das war gut so - für mich jedenfalls.

Hab vielen Dank für Deinen Mut und alles Gute und viel Kraft für Deinen künftigen Weg.

Karin
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  #4  
Alt 10.01.2009, 13:29
Benutzerbild von Ramonali
Ramonali Ramonali ist offline
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Ort: Berlin
Beiträge: 257
Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Lieber Stefan,
als mein Vater letztes Jahr verstarb, hatte er auch eine Odysee von Ärzten, Behandlungen hinter sich...Im Krankenhaus lag er nachts stundenlang auf dem kalten Fußboden weil er durch seine Krämpfe aus dem Bett gefallen sei und schlichtweg nur eine Nachtschwester da gewesen ist! Oder das man Krebspatienten auf der Station beklaut, ist für mich unglaublich gewesen...
Letzlich unsere Entscheidung ihn da raus zu holen und in ein Pflegeheim zu bringen hat ihm ein menschenwürdiges Sterben erlaubt!!!
Aber auch dort war es unsere Aufgabe als Angehörige, nach zwei Tagen das Zimmer "leer" zu machen, da wir ansonsten den nächsten Monat hätten mitbezahlen müssen!!! Unser "Glück" war, dass unser Paps am Freitag verstorben ist und wir die Möglichkeit hatten, am Wochenende Luft zu holen. Ja und dann??? Wir sind am Montag ins Pflegeheim und mußten die ersten Habseligkeiten zusammen räumen, der erste Bli9ck ins leere Zimmer, der Schlafanzug achtlos über den Stuhl geworfen, der Fernsehr noch auf Stand by und du fragst dich, ob du jetzt funktionierst oder mit einem Nervenzusammenbruch zusammen brichst...
Am nächsten Tag kam der Innenausstatter vom Pflegeheim und wollte schon für den nächsten Patienten dekorieren und fragte uns wer sich den eigentlich diese häßlichen Gardinen ausgesucht hätte! Da bin ich geplatzt...
Mit wie wenig Anstand geht manch einer durch diese Welt??? Ab wann dürfen wir trauern, ab wann wieder funktionieren???
Habe in dieser Zeit ein anderes Bild von unserer Gesellschaft, Institutionen und von Menschlichkeit bekommen, ja ich wurde desillusioniert was ein meschenwürdiges Sterben und von uns gehen betrifft! Der Profit zählt und nur dass, angefangen vom Pflegeheim, Krankenhaus und Bestattungsinstitut!
Das letztere erklärte mir als Tochter, das er jetzt in der Kühlung liege und wir ihn nicht noch einmal sehen könnten...
Ohne Worte...
Ramona
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  #5  
Alt 10.01.2009, 17:32
Maria+Willi Maria+Willi ist offline
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Beiträge: 249
Standard AW: An alle Hinterbliebene...

Hallo Ihr Lieben,

mir gehts wie Mapa. Ich hätte meinen Lebensgefährten auch sehr gerne zum Sterben nach Hause geholt. Er hatte eine Drainage und da fehlte ein Ventil, das zuerst bestellt werden musste. Am Mittwoch sagte die Ärztin sie hat es bestellt, es kommt Donnerstag oder Freitag. Am Donnerstag sagte ein anderer Arzt, man wüsste gar nicht ob es das Ventil da gibt. Wir kamen uns wirklich verarscht vor. Auch mit dem Riss in der Lunge wurden unterschiedliche Aussagen getroffen. Letztendlich sagte mir die Ärztin am Freitag, sie verspricht mir, dass das Ventil am Montag kommt und der Thoraxchirurg kommt auch am Montag zwecks evtl. OP.

Leider ist mein Freund am Sonntag gestorben. Wurde morgens angerufen, als ich hinkam war er nicht mehr ansprechbar. Die ersten Nächte durfte ich wenigstens mit ihm im Zimmer schlafen, aber auch das wurde mir dann wegen "Platzmangel" verwehrt.

Ich habe nun einfach ständig das Gefühl, dass ich "zu spät" gekommen bin.

Passt viellleicht nicht ganz zum Thema, aber ich musste es mal loswerden.

LG
Maria
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