Sport und Nierenkrebs, welche Erfahrungen habe Ihr?

[Jörn]

Hallo Ihr Lieben,

mich würde mal interessieren wer - trotz der Erkrankung - aktiv Sport betreibt und wie es Euch damit geht.

Ich habe viele Jahre Leistungssport betrieben. 10 Marathons, diverse Halbmarathons und noch ganz viele Crossläufe.

Aktuell kann ich leider nicht wie ich will, weil mich die 3 bestehenden Thromben - und die Gefahr, dass sich die Dinger lösen - zum Walker machen.

Trotzdem bin ich der Meinung, das mich dieser "Quasisport" wirklich weiterbringt und wenn die sch... Thromben endlich weg sind werden ich wieder richtig "Gas geben".

Nach dem Sport fühle ich mich immer, als wenn die Welt wieder in Ordnung ist

ciao

[joggerin]

Hallo Joern,

vor meiner Erkrankung war Sport fuer mich ein Fremdwort, etwas was andere sich antun, aus welchem Grund auch immer
Nun, ein Jahr nach der Op hatte ich 14 kg mehr auf den Rippen, konnte durch die Ernaehrung den Anzeiger der Waage nicht beeinflussen. Dann fing ich an mit joggen. Erstmal 400m. Mit viel Fleiss und Biss habe ich mich dann auf 5-6 km hochgearbeitet, wobei natuerlich auch die Geschwindigkeit sich gesteigert hat. Vor 1 1/2 Jahren fing ich dann auch mit Krafttraining an. Nun mache ich 2-mal die Woche Krafttraining, 1-mal Pilates und Stepaerobic und 2-mal jogging. Ich kann mir mein Leben ohne Sport gar nicht mehr vorstellen. Bei mir ist es auch so, solange ich Sport machen kann, ist die Welt in Ordnung. Allerdings habe ich momentan keine Einschraenkungen, nehme keine Medikamente, das ist halt anders als bei dir.

Es gibt unzaehlige Studien, wie wichtig Sport bei Krebs ist. Da ist aber nicht unbedingt Leistungssport gemeint. Strammes walken, mit Schwitzen in einem hoeherem Pulsbereich reichen schon voellig aus.

Ich wuensche dir, dass du bald wieder gasgeben kannst. Momentan macht joggen draussen nicht so viel Spass. Der Fruehling kommt aber sicher bald!
Also dann, auf ein sportliches Fruehling!

Gruss

[Andreas06]

Hallo Jörn, hallo an alle,

bei mir war es so, dass ich etwa seit 2007, also ungefähr 4 Jahre vor dem Krebs, mit dem Laufen angefangen habe. Auch langsam und recht kurze Strecken. Später bin ich zu einer Laufgruppe gestoßen und habe durch "Gruppendynamik" angefangen, mein Pensum zu steigern. Im September 2009 habe ich dann meinen ersten Marathon in Berlin "überstanden", bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich an die Stimmung beim Zieleinlauf denke. Bis Mai 2011 habe ich dann weitere drei Marathons absolviert, als ich im Sommer 2011 dann erfahren habe, dass an meiner rechten Niere etwas wäre, was da nicht hingehört. Auch nach CT und MRT konnte weder der Urologe noch der Radiologe mit Bestimmtheit sagen, was diese Raumforderung (übrigens mein Vorschlag als Unwort der Jahres ) genau sei. Als Folge wurde ich im September 2011 dann operiert und habe dann die Diagnose papilläres NZK erhalten, obwohl mir jeder Arzt bis dahin gesagt hatte, dass es sehr unwahrscheinlich sei, dass ich mit meinen damals 36 Jahren eine Krebserkrankung hätte.

Aber zurück zum Thema: Da mein Tumor recht klein (etwas mehr als 3 cm) und günstig gelegen war, konnte ich laporoskopisch operiert werden und eine weitere medikamentöse Behandlung war nicht notwendig. Nichtsdestotrotz habe ich es dann bis Ende 2011 ruhig angehen lassen, bin ab und an "gewandert". Anfang 2012 habe ich mit dem Laufen wieder begonnen, aber wohl nicht bedacht, dass Muskulatur um ein vielfaches schneller abbaut als man sie aufbauen kann. Habe es dann sicher zu schnell angehen lassen und laboriere seit Frühjahr 2012 an einem regelmäßig anschwellenden Sprunggelenk. War damit beim Orthopäden, der auf eine Überbelastung tippt und mir einen Entzündungshemmer verschrieben hat. Habe den auch eine ganze Weile genommen. Zwischenzeitlich wurde es dann auch besser, wenn ich das Medikament aber abgesetzt habe, fing es irgendwann wieder an. Auch auf eine Trombose wurde ich untersucht, ohne Befund. Genau wie der Besuch beim Rheumatologen. Letztlich konnte mir bisher kein Doc sagen, was ich habe. Habe deshalb meine sportlichen Aktivitäten bis Ende 2012 auf Walken beschränkt, was mich mental ganz schön runtergezogen hat. Da der Rheumatologe mir jedoch sagte, dass ein moderates Training zur Aktivierung der Muskelpumpe vielleicht etwas bringen könnte, habe ich mich nun im Fitnessstudio angemeldet und mir einen Trainingsplan erstellen lassen. Gehe jetzt dreimal die Woche ins Studio und noch einmal dazu laufen. Bisher geht es mir damit gut und ich fühle mich bedeutend besser. Langfristig ist mein Ziel, wieder dahin zu kommen, wo ich schon mal war. Das ist sicherlich noch ein Stückchen Weg und Geduld ist mein Stärke nicht , andererseits bin ich mir darüber im Klaren, dass ich froh sein kann, die Möglichkeit der sportlichen Betätigung immer noch zu haben und genieße jedes Trainig und jedes Läufchen!

LG aus Sachsen-Anhalt

Andreas

[joggerin]

Andreas, du hast recht. Raumforderung ist fuer mich auch ein Kandidat fuer das Unwort des Jahres

Wegen deiner Entzuendung im Sprunggelenk: versuche es mal (bitte immer mit dem Hausarzt absprechen) mit Wobenzym oder Phlogenzym. In diesen Medis (oder vielleicht laufen sie als Nahrungsergaenzungsmittel, hab keine Ahnung) sind Enzyme enthalten, die stark entzuendungshemmend wirken. Die sind alle nicht verschreibunspflichtig, muesstest du also selber zahlen.
Ich wuensche Dir weiterhin viel Spass und Freude beim Training!

Gruss
Kinga

[Jan64]

Hallo liebe Sportler,

zu Raumforderung als Unwort des Jahres würde ich auch gleich zustimmen.

Wird für euch wohl etwas weit weg sein, aber vieleicht gibt es so was auch in eurer Gegend : http://www.nct-heidelberg.de/de/pati...-und-krebs.php.

Viele Grüße vom eher unsportlichen Jan

[joggerin]

Hallo Jan,

vielen Dank fuer den link.
Einen schoenen Sonntagnachmittag!

Gruss
Kinga

P.S. Bei uns gibt es heute statt Kaffe und Kuchen einen Waldspaziergeng (ca 5 km).

[beate60]

Hallo Jörn,
ich würde Dir empfehlen: Welchen und wieviel Sport Du im Moment betreibst, solltest Du mit Deinen behandelnden Ärzten absprechen. Deine Problematik ist ja nicht so ganz einfach. Zuviel Sport und Belastung könnte Deinem Körper auch nicht gut tun. Aber eins ist klar, Bewegung und frische Luft sind einfach gesund und Nichtstun ist Gift.
Ich wünsch Dir viel Kraft und genieße jeden Tag!
Liebe Grüße
Beate

P.S.: An Kinga, Jan und Andreas
Raumforderung ist ein gebräuchlicher Ausdruck in der Medizin für irgendetwas was an einer Stelle wächst, wo es anatomisch nicht hingehört und anderen Organen oder Körperteilen den Platz wegnimmt. Hört sich "Scheiße" an, ist auch nicht gut zu haben, aber beschreibt die Tatsache sehr treffend. Also wird es auch keine Chance für das Unwort des Jahres haben. Nein, es ist leider meist das Unding des Lebens.
Und ich bin nicht der Oberlehrer, sonder nur eine "Kranke Schwester" im ersten Beruf, deshalb ist das auch für mich nicht so ungewöhnlich.
Liebe Grüße
Beate

[Brynhildr]

hallo Mitsportler

ich hatte meinen Tumor im Zungengrund, darf aber vielleicht auch mitschreiben?!

@Beate60: Wenn man so einen Arzt nach dem Sport fragt, passiert es oft, daß er einen einfach nicht versteht....
meiner ist noch nie gelaufen! , hat keinerlei Muskeln oder so....
und konnte es dann kaum glauben, daß ich bis zum Schluss meiner Therapie fast täglich mit dem MTB herumkurvte (OK, es war langsam ) ,
während meine Mitpatienten größtenteils bereits stationär aufgenommen waren.
Radeln ging gleich wieder los, nach Behandlungsende, Nordic Walking auch , ....
Jedenfalls habe ich jetzt 4 Wochen nach Bestrahlungsende wieder angefangen zu laufen...
in den 3 Jahren vor der Erkrankung war ich jeweils einen Marathon gelaufen....
bin tausende km geradelt und hunderte von km geschwommen....

Tempo ist noch sehr mau aktuell ... aber das ist ja egal ... hauptsache wieder gelaufen!

Mein Problem ist aktuell eher, das mein Mund so trocken ist. Und die trockene Luft draussen verschärft die Lage ja noch.
Meist mache ich mit einem Salbei-Bonbon im Mund los, und habe auch noch ein Stück von meinem Halstuch vorm Mund.

Leider sind ja meine Speicheldrüsen durch die Bestrahlung stark beeinträchtigt worden,
(vorübergehend wars mal sehr trocken im Mund )
und es ist ja auch bereits besser geworden , trotzdem kann es sein, daß sie nicht alle wieder kommen.
Wir Menschen haben 6 Speicheldrüsen... jeweils eine ganz in der Nähe vom Ohr, und die anderen im Kieferbereich.
Das ist aber auch so eine Sache - wie bei der Rückbildung der Nerven - die dauert einfach ein paar Wochen oder Monate...

Insgesamt geht es mir ja schon wieder einigermaßen fit inzwischen

In knapp 2 Wochen fahre ich in die Reha, mal sehen, was die mir da über Sport erzählen , während sie mich wieder ganz fit machen!

sportliche Grüße!

[joggerin]

Liebe Beate,

das mit dem Umwort des Jahres, war selbstverstaendlich ironisch gemeint . Man kann doch kein Wort ernsthaft als Unwort deklarieren, das in einem Fachgebiet so gebrauechlich ist. Unding des Lebens gefaellt mir aber auch sehr gut.

Eine gute Woche Euch allen!

Gruss
Kinga

[Jörn]

@Brynhildr,
Mit den unsportlichen Ärzten gebe ich dir so was von recht

Die Aussagen von drei Ärzten zum Thema Sport waren wie folgt (es geht bei mir primär um 3 Thromben)

1. Der Stationsurologe (macht Sport)
"machen Sie ruhig, aber bleiben sie unter einem Puls von 120"

2. Ein zweiter Urologe (unsportlich) gleiches Krankenhaus
"auf jeden Fall JEDE körperliche Anstengung vermeiden, das bringt sie um"

3. Die Lungenfachärztin
"machen Sie ruhig, mit den Gerinnungshämmern, die sie nehmen, kann auf keinen Fall eine neue Embolie entstehen."

Ich mach jetzt langsam und höre auf meinen Körper.....