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  #16  
Alt 24.05.2012, 07:25
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Es kommt nicht an....

Ein weiser Spruch;-) Aber ich kann dich gut verstehen! An manchen Tagen wird aus einem Glas Wein bei mir auch sehr viel mehr und einen Abend überkam mich ein völlig hysterischer Lachkrampf, der in Schluchzen endete... Ist halt manchmal so, wenn die Erinnerungen hoch kommen.

Du darfst nicht vergessen, dass alles noch sehr frisch ist und du einfach Zeit brauchst, um diesen Verlust zu bewältigen. Sei geduldig mit dir selbst und es ist gut, wenn du alle Gefühle, die da entstehen, annehmen kannst. Auch wenn es bisweilen äußerst schmerzhaft ist, es wird deiner Seele helfen, wieder ganz zu werden. Mir hat es geholfen, als ich Ostern eine Woche Urlaub in Dänemark gemacht habe. Wir waren mehrmals mit meinen Eltern dort und mein Papa hat Strandspaziergänge auch so geliebt... Ich sah ihn regelrecht dort laufen, als ich am Meer war. Und ich habe mich in diesen Schmerz hineinbegeben, Rotz und Wasser geheult, mit meinem Vater gesprochen und der Wind hat meine Wort davongetragen. Ich bin all die Wege abgegangen, die wir vor nicht allzu langer Zeit gemeinsam gegangen sind und der Höhepunkt all dessen war, dass ich endlich von meinem Papa auch geträumt habe. Nur eine sehr kurze Sequenz, aber es ging ihm gut und er hat mich in den Arm genommen. Und dann bin ich aufgewacht...

Wahrscheinlich ist dein Bruder eifersüchtig auf die Verbundenheit, die zwischen dir und deinem Papa bestand und besteht... Ich habe keine Geschwister, doch ich könnte mir vorstellen, dass es so ist. Sei ihm nicht allzu böse, er trauert wahrscheinlich anders als du und vielleicht konnte er deinen Papa nicht begleiten... Viele Menschen können das nicht. Ich neige ja auch eher dazu, denen das übel zu nehmen, doch meine Mutter meint, man solle ihnen nicht zürnen. Sie können es einfach nicht und daher müsste man sie eher bedauern. Ich übe diesen Großmut noch, denn ganz so tolerant bin ich nicht;-) Vielleicht kommt die Weisheit doch mit dem Alter!

Die Idee mit der Kinderparty finde ich ganz toll!!! Da werden sich die Kinder riesig freuen und vielleicht geht es dir bis dahin auch ein wenig besser. Es kommen auch wieder diese Tage, da man mit einem Lächeln an seinen Papa denken kann und diese Gedanken einfach nur gut tun und nicht so schmerzen. Das wünsche ich dir!!!

Alles Liebe
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #17  
Alt 24.05.2012, 10:05
MamaVonZweien MamaVonZweien ist offline
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Standard AW: Es kommt nicht an....

Danke für Eure lieben Worte.

Ja die Sorgen schwimmen. Die scheinen wohl Schwimmwesten zu tragen.

Es ist so wahnsinnig verwirrend... mein Verstand sagt mir jedesmal: Freu Dich für ihn, er ist erlöst. Er hat gelitten, er war tapfer, er hat gekämpft und dennoch hatte er schon lange kein Leben mehr.

Und dann sagt das Herz: viel zu früh, ungerecht, warum leben so viele böse menschen ewig?


Mein Vater war der Mensch der eigentlich der Kleister in unserer Familie war. ALLEs hat er getan, für die FAMILIE. und jetzt sondert sich mein Bruder mehr und mehr ab. Ich will nicht sauer auf ihn sein, hass verdirbt den Charakter. Aber auch ich bin da nicht sonderlich tolerant. Familie hat für mich absolute Priorität und man MUSS einfach zusammen halten. Tja, das ist wohl auch ein Erbe dass ich von Papa erhielt.

Ich habe in meinem Garten einen Baum gepflant, Papas Baum. Und gestern sah ich seine Blüten. Das war so ein erfüllendes Gefühl. Ich denke der große Schock ist überwunden. Vielleicht kam es wirklich einfach verzögert weil ich für Mama da sein wollte. Ich habe meine Trauer wirklich weg geschoben, mich abgelenkt bis nichts mehr ging - aus Angst so sehr zu weinen dass ich Mama nicht auffangen kann. und plötzlich hat es sich gewendet. ich kann weinen und mama kann jetzt mich auffangen.

wir fangen jetzt einfach neu an. mit tollen erinnerungen und stolz - immerhin hat nicht jeder den besten vater der welt gehabt ;-)

Danke dass ihr zuhört, viele verstehen diese zerissenheit einfach nicht... und wenn die leute sagen "na war sicher gut so" fühle ich mich manchmal zurückgestoßen und des Rechts des Trauerns beraubt...

glg
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Semper Fi, Papa. *13.10.1952 - +25.04.2012
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  #18  
Alt 04.06.2012, 08:04
MamaVonZweien MamaVonZweien ist offline
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Standard AW: Es kommt nicht an....

Guten Morgen,

nachdem ich mich nun wieder gefangen habe wollte ich Euch mal wissen lassen dass alles wieder "ok" ist.

In den letzten 2 Wochen hatte ich so viele offene Fragen... und ich träumte von meinem Vater. Doch leider nie soweit dass er meine Fragen beantworten konnte.

Gestern war ich auf den Friedhof, und ich konnte tatsächlich ein richtiges Gespräch mit ihm führen. Ich hielt das immer für Humbug - doch es geht. Wenn man sich einfach freimacht und in sich hinein hört. Dann bekommt man stets den ersehnten Rat, die Antwort etc...

Die intensive Erfahrung gestern zeigte mir dass unsere Verstorbenen tatsächlich in uns weiter leben. Wir müssen uns blos der TRauer stellen.

Das einzige was momentan so richtig komisch ist: ich sehne mich sooo sehr nach seiner körperlichen Nähe. Sei es seine Hand nehmen, ihn umarmen. Ihn riechen... all das. Ich habe Angst dass die Erinnerung an das Gefühl wenn er mich drückte weggeht, dass die Erinnerung an seinen Geruch weggeht... das ich das verliere.

LG
Michaela
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Semper Fi, Papa. *13.10.1952 - +25.04.2012
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  #19  
Alt 04.06.2012, 08:12
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sunny47 sunny47 ist offline
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Standard AW: Es kommt nicht an....

Hallo Michaela,
ich kann dich gut verstehen. Im Moment mach ich das auch durch. Ich konnte mich lange nicht meiner Trauer stellen.
Glaube mir, du wirst die Erinnerung nie verlieren, wenn du sie immer wieder aufleben läßt. Dazu brauchen wir aber Moment der Ruhe. Auch ich gehe sehr oft auf den Friedhof, oder sitze Abends draußen. Schau in den Himmel und rede mit meinem Liebsten. Auch ich Träume von ihm und hoffe auf Antworten.
Viel Kraft wünscht dir sunny
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  #20  
Alt 04.06.2012, 19:11
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Scheidungsanwalt Scheidungsanwalt ist offline
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Standard AW: Es kommt nicht an....

Hi Michaela,

wenn Dich so viel Positives mit Deinem Vadder verbindet, dann hat das auch Bestand. Ich glaube nicht, dass das weg geht. Im Gegenteil. Der Mensch neigt dazu, sich nur an die guten Sachen zu erinnern. Es wird nur irgendwann nicht mehr so weh tun. Hoffe ich zumindest.

Beste Grüße

Tom
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  #21  
Alt 18.06.2012, 07:51
MamaVonZweien MamaVonZweien ist offline
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Standard AW: Es kommt nicht an....

Morgen...

nachdem ich dachte dass nun alles wieder etwas rund läuft geht seit einigen Nächten kaum mehr was.

Ich schlafe wieder nicht. Es geht einfach nicht. Sobald ich zur Ruhe komme kreisen meine Gedanken, halten nicht still. Ich schlate den TV an - glotze bis spät in die Nacht irgendwelchen Mist. Wenn ich glaube kurz vorm Einschlafen zu sein schalte ich aus.... und es dreht sich wieder alles.

Nun, es sind so komische Gedanken. Wie hat Papa sich wohl gefühlt als es letztlich an den Morphiumtropf ging? Wie fühlte es sich an als es hieß: "Herr XXX, nur noch wenige Tage". Er hatte so starke Schmerzen, sagte "ich will doch sterben aber es geht nicht" - wie hat es sich angefühlt? Gehen zu wollen, nicht zu können....

Irgendwie träume ich manchmal "seinen Tod" - also dass ich sterbe - und diese Gefühle dabei sind quälend. Ich wache oft weinend auf.

Ich möchte eigentlich absolut keine Medikamente DESWEGEN nehmen. Ich nehme sowieso schon genug. Sollte ich vielleicht dochmal mit "jemanden reden?" - wenn ja, wie finde ich jemanden?

Der Schlafmangel macht sich schon ziemlich bemerkbar. Ich kann mich kaum konzentrieren, bin gereizt...

Ach Mensch, ich dachte echt es wird besser....




Zum Anderen noch ein Problem: Meine ELtern waren fast 34 Jahre verheiratet. Und nach und nach bemerke ich dass bei ihr alles irgendwie versüfft. Alles bleibt irgendwo liegen. Küche ist zwar sauber, auch Wäsche ist in Ordnung. Aber Garten sieht grausam aus, Staubsaugen ist nimmer ihr Ding... Müll liegt rum...

Ich verbringe fast täglich minimum 2 Stunden mit/bei ihr. Ich mähe den Rasen so fern ich Zeit habe, räume hier und da was weg... Aber hey, ich habe einen eignen Haushalt, nen eignen Garten, eine Familie und noch ein eigenes Leben. Wenn das jetzt so noch 30 Jahre geht... auweia.

Ich hoffe Ihr könnt mir mal wieder etwas helfen.

GlG
Michaela
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Semper Fi, Papa. *13.10.1952 - +25.04.2012
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  #22  
Alt 18.06.2012, 09:17
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Es kommt nicht an....

Liebe Michaela,

ich denke, dass all das, was dich momentan quält und umtreibt nun einmal deine Art der Trauer ist. Wenn es dich sehr belastet, dann solltest du überlegen, ob du eine Trauerbegleitung in Anspruch nimmst. Hospizvereine bieten dies in der regel an. Es gibt die Möglichkeit, dort eine Trauerbegleiterin zu kontaktieren und Einzelgespräche zu führen oder du kannst dich auch einer Gruppe anschließen. Oft sind dies offene Gruppen, zu denen man jederzeit hinzustoßen kann. Es gibt allerdings auch geschlossene Kreise. Ich bin der Ansicht, dass wir meist keine psychotherapeutische Behandlung benötigen sondern offene Ohren und Verständnis für den Schmerz und die Sehnsucht, die Trauer eben. Daher ist man eigentlich ganz gut bei Trauerbegleitern aufgehoben. In der Regel sind das Menschen, die auch im Hospiz arbeiten (oft auch ehrenamtlich) und die eine Ausbildung in Trauerbegleitung gemacht haben. Du kannst ja mal schauen, ob es in deiner Nähe so etwas gibt.

Zu deiner Mama... Es ist schwierig, auch deine Mama trauert und zwar auf ihre Art und Weise. Sie hat ihren Partner verloren und es braucht sicherlich Zeit, bis sie wieder im Leben ankommt und ihren Alltag so bewerkstelligen kann, wie du es gewohnt bist. Wir dürfen nicht vergessen, dass sie sozusagen ihre Perspektive verloren hat. Ihr Leben ist komplett aus den Fugen geraten, sie muss mit dem Alleinsein fertig werden und es gibt nur die Stille daheim. Das ist schwer zu ertragen, vor allem, wenn man so lange mit dem geliebten Menschen zusammen gelebt hat. Da kann es durchaus sein, dass ihr der Haushlt und das Drumherum eben derzeit egal sind. Ich persönlich finde es wichtig, dass deine Mutter weiterhin einen halbwegs geregelten Tagesrhythmus beibehält, dass sie für sich Mahlzeitne zubereitet und eben für sich sorgt. Da finde ich es weniger schlimm, wenn die Fenster nicht geputzt sind und Staub auf den regalen liegt. Na und?! Es läuft ihr nicht davon und wenn sie wieder mehr Energie hat, dann wird sie sich schon dran machen. Wichtig ist, dass sie sich nicht verschließt und schön finde ich, dass du sie immer besuchst. So hat sie die Möglichkeit, sich mit dir auszutauschen. Du hast aber recht, du kannst natürlich nicht alles auffangen, weil du deine Familie und dein Leben hast. Und natürlich auch deine Trauer. Vielleicht kannst du auch deiner Mutter vorschlagen, sich einer Trauergruppe anzuschließen? Es wäre sehr gut, wenn sie mit Frauen in ähnlicher Situation Kontakt aufnimmt, weil man sich dann weniger allein fühlt.

Liebe Grüße
Miriam
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  #23  
Alt 18.06.2012, 18:34
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Scheidungsanwalt Scheidungsanwalt ist offline
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Standard AW: Es kommt nicht an....

Hallo Michaela,

das mit den Schlafstörungen ist mehr als verständlich. Irgendwo muss das Erlebte ja hin. Mir schlug es auf die Pumpe und komischerweise hatte ich Rückenschmerzen ohne Ende.

Ich würde das nicht auf die ganz leichte Schulter nehmen. Schlafstörungen können in Depressionen münden. War bei mir mal so. Besser mit dem Doc reden und zur Not mal ne zeitlang was einnehmen. Irgendwann wirds schon wieder von alleine gehen. Manchmal reicht auch, die Dinger in der Schublade zu haben :-)

Andere Frage: was machst denn Du für Dich im Moment? Mal ausgespannt seitdem? Langes Wochenende an der See oder so? Vielleicht gönnst DU Dir mal eine Pause.

Was Deine Ma angeht: halte ich auch für normal. Ist doch klar, dass die daran zu knacken hat und dass so Sachen wie Haushalt auf der Strecke bleiben können dabei. Die muss sich auch erst wieder finden.

Lasst Euch etwas Zeit. Sowas braucht ne Weile.

Grüße wie immer reichlich##Tom
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  #24  
Alt 19.06.2012, 06:55
MamaVonZweien MamaVonZweien ist offline
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Standard AW: Es kommt nicht an....

Guten Morgen Miriam und Tom,

ich werd nachher mal im Hozpi anrufen. Das wo Papa hinsollte. Laut internetseite haben sie s.g. Trauerrunden und bieten Einzelgespräche an. Ich werd mal sehen ob das vlt. was für mich ist. Ich möchte ja ungern meine Mama damit belasten.

Was meine Mutter angeht - es ist nicht nur das bissl Haushalt. Es ist Stellenweise... fast schon eklig. Hab mir nun überlegt die kleinen Sachen zu machen wenn sie nicht da ist (Saugen etc...)

Joa, und was ich für mich tue... gute Frage. Ich habe meinen kleinen Garten... und der ist wunderschön. Dort zieh ich mich gern zurück. Ich hab da alles was ich brauche und was ich möchte. Ein Wochenende an der See ist für die Sommerferien geplant. Mein SOhnemann lernt extra schwimmen :-P Dann kommt noch seine Einschulung... wir haben also noch etwas vor.

Mit dem Doc reden werde ich auf Jedenfall. Ich habe ja wegen meinem MistStück (MS) eh in 2 Wochen einen Neurologentermin. Momentan nehme ich schon ein ganz leichtes Antidepressiva. Hochdosieren möchte ich es aber nicht - ich will nicht dass mein Leben dann ohne "Gefühle" läuft. Das hatte ich nämlich schon am Anfang als ich die Tabletten nahm.

Ich hab nun jede Menge gelesen, dneke viel nach. und manchmal muss man sich den Feind zum Freund machen. Vlt sollte ich mir auch die Träume zum Freund machen... mal sehen wie sich sowas bewersktelligen lässt.

Aber vielen lieben Dank für Eure Worte und Ratschläge. Tut immerwieder gut zu lesen dass Andere das auch durchmach(t)en.

Liebe Grüße
Michaela
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Semper Fi, Papa. *13.10.1952 - +25.04.2012
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  #25  
Alt 18.07.2012, 21:21
MamaVonZweien MamaVonZweien ist offline
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Standard AW: Es kommt nicht an....

Guten Abend,

ich glaub ich muss mal wieder eine Runde abbauen.

Ich hatte im Juni einen Termin beim Neurologen. Eigentlich wollte ich meine Glücklichmacher absetzen. Der Doc meinte dass Antidepressiva auf das Trauerverhalten KEINEN Einfluss habe.

Also dosierte ich runter und stellte fest: es geht nicht. Ich werde nun ab Freitag wieder die bisherige Dosis nehmen. Muss morgen den letzten Tag arbeiten und dann habe ich bis mitte September frei

Die ersten 2 Wochen ganz viel Zeit, ganz alleine für mich. Dann gehts ab in den Wald - mir kribbeln jetzt schon die Beine und das Pilzbuch liegt bereit ;-)

Ansonsten hat es mich die Tage doch mal echt schlimm erwischt. Vor 2 Wochen starb eine Tante meines Vaters - ich konnte nicht zur Beerdigung. Irgendwie kam da die TRauer nochmal richtig hoch. Tagelang hab ich nur gewenit. Keine Schuldgefühle, Wut oder ähnliches - nur geweint.

Wir haben nun Mamas Schlafzimmer renoviert und warten auf die neuen Möbel. Das ausräumen der Dinge die meinem Vater so wichtig waren - oh gott, das tat weh. Am liebsten hätte ich alles aufgehoben. Alles behalten. Ich hatte das Gefühl sein Leben auf den Sperrmüll zu werfen. Pah, ich habe die ganzen Sachen noch schön abgedeckt damit sie nun beim Regen nicht nass werden.

Naja, was ich eigentlich sagen wollte: just zu diesem Zeitpunkt kam ein "bekannter" Mann am Grundstück vorbei. Er wusste was passiert war (Kleinstadt eben). Wir unterhielten uns und ich erzählte ihm von dem miesen Gefühl bezüglich der Sachen meines Papas und er sagte was schönes:

«Sammelt keine Reichtümer hier auf der Erde, wo Motten oder Rost sie zerfressen oder Diebe einbrechen und sie stehlen können. Sammelt eure Reichtümer im Himmel, wo sie weder von Motten noch von Rost zerfressen werden und vor Dieben sicher sind. Denn wo dein Reichtum ist, da ist auch dein Herz.»

Und wie recht er hatte. Das ist wohl eine stelle aus der Bibel, aber wo genau es steht habe ich noch nicht gegoogelt. Aber der Satz hat etwas so wahres - vorausgesetzt man glaubt an die biblische Hoffnung (was ich eigentlich tue).

Ich habe gemerkt dass mir die Bibel momentan auch einiges an Trost spendet - obwohl ich nie etwas mit religion am Hut hatte. Mein Vater meinte immer, er wollte mir den Schädel rasieren und die 3 6er suchen

Und jetzt ist meine Tochter genauso wie ich es als Kind war. Das fand mein Vater so besonders toll und er liebte sie abgöttisch. Schade - er verpasst es nun. Aber wenn ich ihn wiedersehe werd ich ihm alles erzählen.

So, wieder ist es so viel geworden.

Einen schönen Abend
Michaela
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Semper Fi, Papa. *13.10.1952 - +25.04.2012
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  #26  
Alt 19.07.2012, 08:16
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Es kommt nicht an....

Liebe Michaela,

schön, dass du jetzt Urlaub hast und endlich mal Zeit für dich, deine Familie. Auch die Zeit, mal gar nichts zu tun? Oder eben im Wald herum zu stromern und dich treiben zu lassen. Ich denke, diese Zeit benötigst du jetzt auch. Für dich und für deine Trauer! Wenn ich eines in den letzten Jahren begriffen habe, dann, dass eine solche Zeit eines der kostbarsten Güter überhaupt ist...

Ja, es muss schwer sein, sich von der Kleidung und Gegenständen, die deinem Papa gehörten, zu verabschieden. Ich bzw. meine Mutter, wir haben das nocht nicht geschafft. Ich habe meiner Ma nur angeboten, dass ich an ihrer Seite bin und sie unterstütze, wenn der Zeitpunkt dafür gekommen ist. Noch ist es nicht so weit. Sie fühlt sich in dem Schlafzimmer mit dem Doppelbett und dem Schrank voller Erinnerungen geborgen.

Und der Glaube... ist doch schön, wenn du Trost in der Bibel oder im Glauben finden kannst. Geht mir oft genauso. Ich war auch nie eine große Kirchgängerin, aber irgendwie ist da wohl mehr zwischen "Himmel und Erde" und ich finde es auch sehr tröstlich zu wissen, dass wir meinen Papa einer höheren Macht anvertraut haben. Ich bin mir ja auch sicher, dass wir uns alle wiedersehen werden.

Also liebe Michaela, genieße deinen Urlaub und Kopf hoch
Miriam
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  #27  
Alt 08.08.2012, 11:59
MamaVonZweien MamaVonZweien ist offline
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Standard AW: Es kommt nicht an....

Hallöchen,

Miriam, es gibt sehr wenige Menschen die verstehen warum man Trost in der Bibel sucht - ausgerechnet der BIBEL :-)

Nun, es gibt irgendwas, da bin ich mir sicher. Und was es sein wird...na das erfahre ich schon irgendwann

Momentan gehts mir irgendwie richtig gemischt. Ich habe das Gefühl dass mein Vater nun "weg" ist. Die ersten 2 Monate nach seinem Tod war es oft so, als könnte ich ihn spüren. Jetzt ist da nichts mehr.

In 3 Wochen ist die Einschulung meines Sohnes. Das wird schon nochmal merkwürdig... andererseits (und bitte nehmt mir das nicht übel) bin ich erleichtert, dass mein Vater sich das NICHT im Rolli mit Sauerstoffflasche antun muss. Das wir keinen Zeitdruck haben schnell nach der Feierstunde heim zu gehen weil er nicht mehr sitzen kann.

Mein Papa hätte sich zu sehr über sich geärgert und wieder gesagt, er würde uns alles versauen. Sowas sagte er schonmal, aber dem war nie so. Im Gegenteil: durch seinen willen DABEI zu sein hat er es doch immer irgendwie zu einem Highlight gemacht. Aber ich bin froh dass er sich selbst nicht mehr mit traurigen Gedanken quälen muss.

Auch meine Mutter spürt inzwischen die Erleichterung. Oft gepaart mit einem schlechten Gewissen. Sie gönnt sich vieles was mit Papa einfach nicht möglich war. Und das ist GUT so - aber das schlechte Gewissen spielt bei ihr mit. Ich konnte das zum Glück ablegen.


Mein Neurologe sagte letztens zu mir: "in solchen Fällen DARF man erleichtert sein, SOLL man sogar - ohne schlechtes Gewissen!"

Er hat wohl recht.
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  #28  
Alt 25.08.2012, 10:55
MamaVonZweien MamaVonZweien ist offline
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Standard AW: 4 Monate...

4 Monate ist es heute her. Anfangs dachte ich die Zeit vergeht nie.. heute kommt es mir vor wie eine halbe Ewigkeit.

Tränen kommen kaum noch. Nein, ich bin jetzt glücklich. Ich hätte nie gedacht dass sich die Gefühle wirklich mal ändern. Ich glaubte für immer in der Trauer leben zu müssen. Für immer zerissen zu sein... halb tot. Alleine und beraubt.

Heute, 4 Monate später geht es mir erstaunlich gut. Klar, als Papa ging starb ein Teil von mir. Und der Teil ist weg, kann nicht ersetzt werden... wird immer ein leeres Loch hinterlassen. Aber ich kann endlich wieder LEBEN.

Leider gehts meiner Mama nicht so gut. Wir haben ihr Haus renoviert, viel unternommen... doch jetzt kehrt bei ihr die Ruhe ein. Nachher gehen wir zum Friedhof. Irgendwie fühle ich mich da inzwischen richtig wohl. Alles so ruhig, die Bäume... die Eichhörnchen...

Nun gut, nächste Woche ist Schulanfang. Das wir bestimmt nochmal schwer.. aber auch da bin ich eigentlich "froh" das Papa nicht mit MUSS. Denn es wäre für ihn entweder eine Qual geworden mit in den Festsaal zu kommen, oder eine Qual alleine zu Hause mit dem Wissen dass sein Enkelsohn gerade eingeschult wird - ohne ihn.


Jetzt ist alles gut.
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Semper Fi, Papa. *13.10.1952 - +25.04.2012
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  #29  
Alt 25.08.2012, 13:36
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Liebe Michaela,

schön, dass du wieder nach vorn schauen kannst! Und dass du wieder lächeln und glücklich sein kannst! Das wäre sicherlich auch im Sinne deines Vaters. Die Trauer deiner Mutter wird sicherlich noch andauern... Das ist bei meiner Mutter genauso. Ganz langsam und zaghaft findet sie zurück ins Leben, in ein Leben ohne ihren Partner. Da muss sie alles neu definieren und lernen, allein zu leben. Das ist sicherlich unheimlich schwer...

Und, ist dein Knirps schon aufgeregt wegen der Einschulung? Das ist ja immer ein großer Lebenseinschnitt. Ich wünsche euch eine ganz tolle Einschulungsfeier!!!

Liebe Grüße
Miriam
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  #30  
Alt 25.08.2012, 14:40
MamaVonZweien MamaVonZweien ist offline
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Hallo Miriam,

ja für unsere Mütter ist es wohl doch noch mal was ganz anderes mit der Trauer. Man kann zwar sagen "hey, ich kannte Papa nur 2 Jahre weniger wie Du" - aber letztlich ist es dennoch die Art der Beziehung.

Meine Mutter hat jetzt Urlaub. Da wirds sicher noch mal sehr schwer werden. Aber ich habe sie direkt dazu verdonnert unsere Kleine vom KiGa abzuholen während der Große seine 1. Schulwoche hinter sich bringt.

Ja.. Sohni ist sehr sehr aufgeregt. Er weinte im Kindergarten als er sein Fach ausräumen musste - eben auch ein Verlust. Aber diesesmal hat er nun doch einen Gewinn - was er nach Opas Tod nicht hatte.

Der Sohnemann wirds schon machen. Aber ich bin wohl eh vieeeeel aufgeregter

Ich bin zuversichtlich dass es ne tolle Feier wird :-)
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Semper Fi, Papa. *13.10.1952 - +25.04.2012
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