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Alt 12.06.2007, 12:38
Maus_85 Maus_85 ist offline
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Standard AW: Panische Angst vor Metastasen

Servus!

Und wieder ist die Situation eine andere... im kern zwar noch die Gleiche, emotional gesehen aber eine Wende. Sie haben ihr wieder zwei Katheter in die Lunge gepiekt, weil schon wieder Wasser drin war. Es ist zum aus-der-Haut-fahren. Einen Schlacuh im Bauch hat sie auch, damit Bauchwasser abfließen kann. Übrigens hat sie lt. Histologie auch in der Lunge Zellen... Im Bauchwasser wahrscheinlich auch, doch dieser Befund steht noch aus. Genau das ist aber der springende Punkt: Zellen, keine Tochtertumore. Nur vereinzelte Zellen, die bei der OP ausgeschwemmt wurden. Und die muss man mit der Chemo bekämpfen, wenn sie nur endlich in einen weitgehend stabilen Zustand kommen würde.

Ich war am WE wieder nicht da, und ausgerechnet dieses WE muss es besonders schlimm gewesen sein. Mein Pap hat mich in zwei Tagen ca. ein Dutzend mal angerufen... Sie ist so verdammt schwach - meint man. ich muss ein bisserl ausholen: seit jeher habe ich geschrieben. Wenn eine Situation es erfordert, dass man miteinander redet, habe ich geschwiegen. Statt dessen habe ich geschrieben. Seitenlange Briefe. Wie oft ist es so, dass man so viel sagen möchte und wenn das Gespräch dann in vollem Gang ist, weiß man nicht mehr, was man alles sagen wollte, man bringt einfach nichts mehr raus oder der andere hört einem einfach nicht zu. Deshalb schreibe ich. Somit ist der andere gezwungen, mir zuzuhören. Und genau das hab ich am WE auch wieder getan. Ich hab meiner Mam einen Brief geschrieben. Drei Seiten lang. Den hab ich ihr am Sonntag, als ich sie wieder besucht hab, vorgelesen. Danach hab ich sie gefragt, wie Recht ich damit hab. Sie meinte, mehr Recht als ich mit meinen Worten kann man gar nicht haben. Die Wahl, ob sie ihn gleich hören möchte oder erst zu einem späteren Zeitpunkt hab ich ihr überlassen. Im Moment hängt ein Monitor am Fußende ihres Bettes, wo Puls, Blutdruck etc. angezeigt werden. Ich wollte ja nicht, dass sie sich unnötig aufregt und das Ding Alarm schlägt. Doch sie war ganz ruhig. So ruhig, dass eine Schwester bei der Kontrolle der Werte erstaunt stehen geblieben ist und meine Mam angestarrt hat. Sie meinte zu mir, dass sie so ruhig und aus tiefer inner Ruhe heraus schon lange nicht mehr gestrahlt habe. "Sie tun ihr so gut, wissen sie das eigentlich?" Das war ihr Frage. Was soll ich sagen? Ich weiß es. Ich habe seit jeher eine ungemein starke Bindung zu meiner Mam. Wir sehen uns an und es bedarf keiner Worte mehr. Deshalb weiß ich auch, wann ich was sagen muss und was. Ich weiß es einfach. Die richtigen Worte zur richtigen Zeit finden ist eine Gabe. Und ich danke Gott und allem anderen, dass ich diese Gabe habe. Nicht immer, ich bin ja auch nur ein Mensch. Gestern war`s auch wieder so. Ich hatte ihr am Vortag eine Flasche mit Heilquellwasser mitgebracht, die sie auch schon getrunken hat. Die Quelle ist in Welden im Allgäu, einem wunderschönen Fleckerl Erde. Gestern hab ich ihr Fotos mitgebracht, die ich letztes Jahr im Herbst in Welden gemacht hab, von den Wäldern und Wehern, die dort sind. Und wo auch die Quelle ist. Ich hab sie gefragt, ob wir da auch mal hinfahren, zusammen. Daraufhin hat sie meine Hand gedrückt, ganz fest, und JA!!!! geschrien, dreimal laut JA!!!! Das warein magischer Moment, das kann ich euch sagen. Dann hab ich ihr noch ein paar Fotos gezeigt, von Menschen, die auf sie warten. Von meinem Pap, uns dreien, ihrer Tante, Freunden - und ein Foto von ihr, aufgenommen letztes Silvester. auf dem Foto lacht sie herzlich, wunderschön schaut sie drauf aus. Ich hab gesagt, die wartet auch auf dich. Sie hat dasFoto angesehen und gemeint, so wolle sie wieder aussehen. Mit der Flache Augustiner im Vordergrund . Und so wird sie wieder aussehen. Ich hab ihr noch was gesagt. Sollte der Tag kommen, an dem sie mir sagt, dass nicht mehr kann (kräftemäßig) und auch nicht mehr will, dann würde ich sie gehen lassen. Ich wäre nciht erfreut darüber (ist ja wohl logisch), aber sie soll wissen, dass ich sie losließe. Damit sie ihren inneren Frieden findet. Und ich glaube, dass mir dankbar war, wie ich ihr das gesagt hab. Nicht dankbar, weil sie das ohnehin vorhatte, sondern dankbar, weil wir das für den Fall der Fälle geklärt haben. Es war zwar verdammt schwrer, ihr das zu sagen, aber es war auch richtig. Wenn ich ihr Ballast abnehmen kann, dann tu ich das.

Ich hab gestern noch kurz mit einer Ärztin gesprochen und die meinte, ob wir schon daran gedacht hätten, sie für die letzten tage nach Hause zu holen oder ob wir evtl. in ein Hospiz gehen wollten. Nachdem sie das geagt hatte (ich hab bis dahin noch gar nichts gesagt), hab ich nur gemeint, dass jetzt der falsche Zeitpunkt wäre. Der Wille meinr Mam ist stärker als je zuvor, da denke ich doch nicht ans Aufgeben. Daraufhin war sie sichtlich froh, hat gelächelt und sofort umgeschwenkt. Verständlcih jedoch ihr Frage, da es meiner Mam letzte Woche wirklich dreckog ging. Aber das war letzte Woche.

So, jetzt fahren wir dann wieder ein. Laut meinem Opa, der heut schon mit ihr telefoniert hat, klingt sie ein bisserl kräftiger, die Stimme strahltmehr Ruhe und Kraft aus. Klingt doch gut, oder?


Ich wünsche euch alles Gute, aufdass ihr auch die richtigen Worte finden mögt! Ich meld mich bald wieder. Und Danke für eure lieben Worte!


Liebe Grüße, Nadine
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