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Alt 01.11.2006, 00:21
Nana78 Nana78 ist offline
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Beiträge: 100
Standard AW: Weibliche Identität und die Gebärmutter

Hallo ihr alle,

seltsam, nicht wahr: vor dem Krebs glaubt man, und da schließe ich mich mit ein: wenn ich mal Gebärmutterhalskrebs haben sollte, dann lass ich mir lieber alles wegschneiden und rausoperieren, als dass ich sterben muss. Ganz klare, leichte Entscheidung!!... und wenn man dann plötzlich nicht mehr aus seiner Haut kann und sich wirklich entscheiden muss zwischen Gebärmutter raus oder... da entwickelt man plötzlich ein ganz anderes Bewusstsein.
Ich hab noch vor ein paar Monaten gesagt: "Schneiden Sie lieber etwas zu viel als zu wenig weg, wichtig ist NUR, dass ich gesund werde, dass der Krebs verschwindet". Und sie HABEN weggeschnitten... ich hatte zwar Glück im Unglück und konnte gebärmuttererhaltend operiert werden, aber den Teil, den sie mir herausgeschnitten haben, den "vermisse" ich - auf eine ganz seltsame Art und Weise. Genauso meine 26 gesunden Lymphknoten, die entfernt wurden! Die waren schließlich auch Teil MEINES Körpers. Warum wird einem sowas erst so spät bewusst? Vielleicht weil man die Gebärmutter nicht sieht? Alle sagen nun: man sieht doch gar nicht, dass was rausoperiert wurde und du kannst doch auch noch Kinder kriegen, es hat sich doch also REIN GAR NICHTS geändert...! Ach ja???!
Auch ich habe und hatte mit den psychischen Folgen zu kämpfen, obwohl ich meine Fertilität behalten konnte. Habe mir schreckliche Vorwürfe gemacht, dass ich mich überhaupt hab operieren lassen, denn meine innere Stimme hat mir gesagt, dass es nicht unbedingt notwendig ist... Ich habe erst im Nachhinein verstanden, warum es mir nach der OP psychisch so schlecht ging. Im Grunde meines Herzens habe ich den Eingriff als Akt der Gewalt gegen meinen Körper gesehen. Und ich habe dem auch noch zugestimmt! Ich habe zugelassen, dass die Ärzte meinen Körper sozusagen innerlich "verstümmeln"!

Am Abend unmittelbar vor der OP meinte der behandelnde Arzt, dass das MRT "unruhig" aussieht und dass das evtl von einem weiteren Krebsherd rühren könnte. Ich sollte ihm sagen, ob ich, wenn das der Fall sei, lieber noch in derselben OP am nächsten Morgen die Gebärmutter entfernt haben möchte oder im Anschluss ne Radio-/Chemotherapie bekommen will - was für eine Entscheidung... hacke ich mir die rechte oder die linke Hand ab? Die linke natürlich, weil ich Rechtshänder bin! Haha.

Die ganze Nacht habe ich mich hin und her gewälzt, eine Antwort gesucht - so alleine hab ich mich noch nie in meinem ganzen Leben gefühlt! Und am Morgen meinte ich: MEINE GEBÄRMUTTER BLEIBT DRIN, EGAL OB MIR JEDER ARZT RÄT, SIE ENTFERNEN ZU LASSEN, SCHLIEßLICH ES IST GANZ ALLEIN MEINE GEBÄRMUTTER IN MEINEM KÖRPER...

VOR der Diagnose Krebs hätte ich das bei mir nie für möglich gehalten - ich wollte doch sowieso keine Kinder! Wofür brauch ich also ne Gebärmutter? Und plötzlich war ich bereit, für sie zu kämpfen - und sogar meine Haare für sie zu verlieren, nur damit sie bleiben kann! Und ob ich Kinder bekommen will, weiß ich immer noch nicht!

Ich weiß, dass es mir im Vergleich zu euch viel besser geht, ich hoffe, ihr nehmt mir nicht übel, dass ich hier trotzdem meinen Senf dazu gegeben habe. Wollte nur zum Ausdruck bringen, wie einem der Krebs vor allem die Augen für das eigene, weibliche Bewusstsein öffnet. Er kann alle Prinzipien über Bord werfen, einem einen ganz neuen Weg offenbahren, und und und...

Zum Glück blieb mir Chemo usw erspart, aber eins habe ich aus der ganzen Sache gelernt. In Zukunft werde ich, egal welche Diagnose, für meinen Körper und dessen medizinische Behandlung mehr (Eigen-)Verantwortung übernehmen, mir Zeit lassen für Entscheidungen und mir immer mehrere Meinungen einholen, bevor irgendetwas damit gemacht wird - denn es ist und bleibt MEIN Körper!

Ich wünsche euch alles Gute und viel Kraft im Umgang mit eurem schweren Verlust,
ich drück' euch!
Nana
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