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  #1  
Alt 24.08.2010, 15:42
Sternchen77 Sternchen77 ist offline
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Registriert seit: 24.08.2010
Beiträge: 3
Standard Abschied nehmen - wie tun?!

Liebe Forum-Mitglieder,

ich bin 33 Jahre alt und als Baby adoptiert worden. Meine leibliche Mutter habe ich mit 18 Jahren kennengelernt, aber keinen weiteren Kontakt gehabt. Ihre Halbgeschwister habe ich damals auch kennengelernt.

Nun bekam ich vor einigen Wochen von einer Halbschwester einen Brief, dass meine leibliche Mutter sehr schwer an Krebs erkrankt ist und mittlerweile auch in einem Hospiz untergebracht ist. Sie möchte mich gerne noch einmal sehen.

Einerseits bin ich sehr traurig, als ich diese Nachricht erfuhr, andererseits bin ich auch sehr unsicher, wie ich mit dieser Situation umgehen soll. Mein (Adoptiv-) Vater ist 2006 an Krebs verstorben und ich denke nur ungern an diese Zeit zurück und habe einfach Angst, mich der Sache erneut stellen zu müssen.

Aber ich respektiere den Wunsch meiner leiblichen Mutter natürlich auch und sie besuchen gehen. Diesen letzten Wunsch möchte ich ihr erfüllen.

Aber ich habe große Angst vor dem Aufeinandertreffen. Was sage ich ihr, welche Worte?!

Ich bin über jegliche Antwort dankbar, ich weiß im Moment weder ein noch Aus.

Lieben Dank im Voraus.

Sternchen77
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  #2  
Alt 24.08.2010, 15:57
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Registriert seit: 09.04.2008
Beiträge: 1.806
Standard AW: Abschied nehmen - wie tun?!

Hallo Sternchen,

Dir da entsprechenden Rat zu geben, das ist glaube ich ganz schwer und hängt ja auch stark von Eurer zuvor gelebten Beziehung ab.

Empfindest Du so etwas wie Liebe für Deine richtige Mutter, oder ist es, wenn Du jetzt ihrem Wunsch nachkämst, mehr ein Handeln aus Respekt und gutem Anstand ihr gegenüber? Ich weiß nicht, wie Euer Verhältnis ist. Ich stelle mir vor, dass es ein schwerer Weg ist und man möchte das Richtige tun. Das Richtige für denjenigen, der alsbald vom Leben lassen muss, aber man muss halt auch auf sich gucken dabei.

Ich an Deiner Stelle, würde mich mit den Menschen beraten, die mir sonst nahe stehen. Die die Situation beurteilen können, und die auch das bisher erlebte Verhältnis zu bewerten wissen. Ich für meinen Teil, würde nicht aus reinem Schuldgefühl handeln.

Was sagt man dann in so einer Situation? Ich glaube, darüber macht man sich im Vorfeld unheimlich viele Gedanken, weil es ja ein trauriger Anlass ist, und vermutlich die letzte Begegnung miteinander sein wird. Und dabei bin ich überzeugt, ergibt es sich ganz von selber, wenn Du erst mal dort bist. Ich kann nur sagen, wie es bei meiner Oma war. Da hab ich die Hand gehalten, oft, weil sie mehrfach so schlecht lag, dass man dachte sie stirbt. Das Gespräch ergab sich von selber. Angst hatte ich da dann gar nicht mehr, weil es eben die geliebte Oma war. Die Umstände waren ja mehr als traurig, aber das Band was da zwischen uns war, die liebevolle Verbindung seit jeher, die bestärkt einen dann auch in dieser Situation.

Ich glaube genau darum geht es eigentlich. Dass Du einfach da bist, und nochmal dieses "Band" bestärkst. Viel reden muss man manchmal dann gar nicht. Das, was es zu sagen gibt, ergibt sich gewiss von selber.

Alles Gute

Annika
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  #3  
Alt 24.08.2010, 15:58
Benutzerbild von susen10
susen10 susen10 ist offline
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Beiträge: 90
Standard AW: Abschied nehmen - wie tun?!

hallo Sternchen
ich kann dich sehr gut verstehen,ich selbst habe einen Sohn adoptiert.
Es verging in den ganzen 22 Jahren kein Moment,wo ich nicht auch an diese
leibliche Mutter gedacht habe.
Ich habe nie einen Zorn verspürt,im Gegenteil.Sie wird damals ihre Gründe gehabt haben,aber ich weiss auch diese Mutter wird ihr Kind(meinen Sohn)
niemals vergessen haben.Eine Mutter bleibt eine Mutter ,das vergisst man nicht!
Ich sage dir was ich machen würde,wenn es ihr sehnlichster Wunsch ist,dann erfülle ihn ihr.
Sage ihr ganz einfach du hast dich sehr gefreut ,dass sie dich noch einmal sehen möchte und das du keinen Groll gegen sie hast,im Gegenteil.
Sie möchte gerne sicher los lassen und es geht noch nicht,weil sie dich noch sehen möchte.
Ich sage dir ,man kann ihr in dieser Situation nicht böse sein,weil da ist ein sterbender Mensch und ich weiss wovon ich spreche.Mein Kind liegt gerade im sterben.
Bitte gehe hin,damit sie ihren Frieden finden kann.Du wirst am Ende sehr glücklich über deine Entscheidung sein.
__________________

_____________________


Ich bin gegangen, nur einen kleinen Schritt
und gar nicht mal weit.
Und wenn Du dorthin kommst, wo ich jetzt bin,
wirst Du Dich fragen warum Du
geweint hast.
unbekannter Verfasser
___________________________________________
Mein geliebtes Kind *18.09.1976 +29.08.2010
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  #4  
Alt 24.08.2010, 17:24
Benutzerbild von Wasser13
Wasser13 Wasser13 ist offline
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Beiträge: 138
Standard AW: Abschied nehmen - wie tun?!

Hallo Sternchen,

ich schließe mich susen's Zeilen an - eine Mutter bleibt immer eine Mutter.

Egal was in den zurückliegenden Jahren war: nimm' die Chance wahr, Dich von Deiner (leiblichen) Mutter verabschieden zu können. Auch wenn es Dich vielleicht Überwindung kostet (Dich den Dingen stellen zu müssen, auf ein Aufeinandertreffen) - Du hast diese Chance jetzt, später nicht mehr.

Du tust damit vielleicht nicht nur ihr einen (letzten) Gefallen - vielleicht auch Dir. Vielleicht würdest Du es später einmal bedauern, diesen Schritt auf sie zu nicht gemacht zu haben (mein Vater ist vor vielen Jahren bei einem Autounfall um's Leben gekommen - weg, einfach so, mitten raus ... ich hatte keine Chance auf einen Abschied).

Lass' sie in Frieden gehen ...

Viele Grüße und alles Gute für die nächste Zeit ....
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  #5  
Alt 24.08.2010, 19:33
Mapa Mapa ist offline
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Beiträge: 1.087
Standard AW: Abschied nehmen - wie tun?!

Liebes Sternchen,
auch wenn die Vorschreiber natürlich Recht haben, dass Du die Chance nutzen sollst, Dich von Deiner Mutter zu verabschieden, denke ich, dass es vor allem jedoch darum geht, dass sich Deine Mutter von Dir verabschieden kann. Es ist sozusagen ihr letzter Wunsch und den sollte man erfüllen. Die Worte oder wie Du Dich sonst verhalten sollst, kommen von ganz allein, wenn Du in der Situation bist. Bitte erfülle ihren Wunsch. Es ist bestimmt auch für Dich wichtig, was Du vielleicht erst in der Zukunft merken wirst.
Alles Liebe für Dich und schöne Grüße,
Mapa
__________________
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  #6  
Alt 24.08.2010, 19:50
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Registriert seit: 13.05.2010
Ort: Lüneburg
Beiträge: 918
Standard AW: Abschied nehmen - wie tun?!

.... ich sehe es so:

Ein letzter Besuch ist nicht nur der Abschied Deiner Mutter zu Dir
und es wird ein sehr schwerer Abschied - auch für Dich.
Wenn Du den Raum verläßt wird es euer beider Abschied für immer sein ...

Was ich glaube, da ich lange im Hospiz gearbeitet habe, ist, dass sich Deine Mutter von Dir ein Verzeihen wünscht ... und ganz sicher auch den Wunsch in sich hat, dass Du ihr Handeln verstehst. Wenn Du das schaffst, hast Du sehr viel Größe in Dir.

Du kannst ihr und Dir einen Weg ebnen dass ihr euch in Liebe und ohne Groll aufeinander verabschieden könnt.

Ich habe diesbezüglich so vieles bei Heike und ihren Kindern erlebt, dass mir grad die Tränen in den Augen stehen ...

Versuche in Dich zu gehen und ihr diesen letzten Wunsch zu erfüllen - Du verlierst dadurch absolut NICHTS, Du kannst nur gewinnen!

Was Du ihr sagen kannst?
Das, was Du denkst und fühlst - Sterbende sind meistens entwaffnend ehrlich und das sollte man auch selbst sein ...
Vielleicht kannst Du ihr sagen, dass Du Dir das Leben für sie und euch anders gewünscht hättest,
aber dass Du versuchst zu verstehen warum sie so gehandelt hat und ihr nicht böse bist (wenn Du es denn auch wirklich nicht bist).

Vielleicht könnt ihr gemeinsam weinen - hab keine Angst davor ... sie ist Deine Mama und möchte Dich sicher gern nochmal sehen weil Du ihr viel bedeutest.

Alles Liebe und viel Kraft!
Angie
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!

Geändert von HeikesFreundin (24.08.2010 um 19:55 Uhr)
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