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Alt 11.09.2006, 04:00
Benutzerbild von marjana
marjana marjana ist offline
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Registriert seit: 10.07.2006
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Standard AW: Brustkrebs dann Metastasen in den Knochen

Liebe Silvi, liebe Elli,

ich habe auch Knochenmetastasen. Seit Anfang Mai steht das nun leider fest. Es ermutigt mich doch sehr von Dir, Elli, zu hören, daß Du nun schon 4 Jahre damit lebst und offensichtlich nicht so arg schlecht.

Tja, das mit der Statistik ist halt so eine Sache. Die Nachricht kam nach fast 2 Jahren mehr oder minder Dauerchemo gegen die Lungenmetastasen meines Rezidivs, unterbrochen von 6 Wochen Strahlentherapie, wie ein Blitz auf mich nieder, hatte ich doch aus mehreren Quellen gehört, sie seien unheilbar. Inzwischen hab ich mein Gleichgewicht wiedergefunden. Durch eingehende Information konnte ich schon mal feststellen, daß die statistische mittlere Überlebenszeit nach der Entdeckung etwas mehr als 2 Jahre beträgt und nicht, wie man mir gesagt hatte 6 Monate. Obendrein sind meine Knochenmetastasen in einem sehr frühen Stadium entdeckt worden durch einen PET-Scanner (so weit ich weiß, die sensibelste Methode), also hab ich gleich noch mal ein Jahr draufgeschlagen. Mittlere Überlebenszeit heißt halt, die einen schaffen es länger, anderen ist nicht einmal das vergönnt. Und dann gibt es immer noch die Ausnahmen von der Regel, das was man so landläufig Wunder nennt.

Nun hängt aber die Überlebenszeit auch noch von anderen Faktoren ab. Meine Organe sind durch die Dauerchemo schon erheblich geschwächt. Mit diversen Pflanzenpräparaten versuche ich Leber, Galle etc. zu stärken. Nun, immerhin, die schwere Vergiftung vom Februar hab ich damit überstanden. Ich trau mich aber kaum noch Scherzmittel zu nehmen, weil die allesamt auch Leber und/oder Nieren angreifen. So hab ich denn ein Mittel gefunden, als die ersten Schmerzen auftauchten – da wusste ich noch nicht, daß die von den Knochenmetastasen herrührten – ich hab mir Kompressen mit Schwedenkräutern auf die Brust gemacht. Und siehe da, die Schmerzen verschwanden. Hätte ich zu dem Zeitpunkt gewusst, woher die Schmerzen kamen, dann hätte ich wohl kaum gewagt dieses alte Zaubermittel meiner Oma anzuwenden, das ich im März dieses Jahres wiederentdeckt hatte. Das Problem ist halt nur, da ich allein bin, solche Kompressen am Rücken anzubringen.

Ich habe seit April aber noch ein anderes Mittel, das mir sehr geholfen hat, wieder „vollständig“ auf die Beine zu kommen. Paravac. Es ist ein noch nicht zugelassenes Medikament, was jedoch als Rezeptarznei verschrieben werden kann, da alle Bestandteile anerkannt sind. Nur zahlt es halt die Kasse nicht (und meine in Frankreich sowieso nicht. Bis das hier zugelassen ist, werden noch viele Jahre vergehen. In Deutschland mag es wohl schneller gehen, da die klinischen Studien abgeschlossen sind.)

Paravac bewirkt eine unspezifische Immunstimulierung. Es erhöht die allgemeine Lebensqualität und hilft auch gegen die Schmerzen. In den klinischen Studien (soweit mir diese bekannt sind) wurden 2 Fälle beschrieben, wo dieses Medikament (mit-)geholfen hat, daß eine Verkalkung der Knochenmetastasen bei Brustkrebspatientinnen stattgefunden hat. Na, immerhin 2 ! Vielleicht werde ich die Dritte sein.

Das kleinere Problem damit: ich muß mir die intramuskulären Spritzen selber geben, da mir hier kein Krankenpfleger ein in Frankreich nicht zugelassenes Medikament spritzen würde.
Das größere Problem ist der Preis ! Ich hab zum Glück (noch) eine kleine Reserve. Da ich derzeit nicht erwerbstätig sein kann und von meiner lächerlichen Witwenrente und einer staatlichen Unterstützung lebe (hier ein französischer Vorteil: ich kriege diese "Sozialhilfe" trotz meiner Reserven - in Deutschland undenkbar ! ... Ein klein wenig Glück braucht der Mensch), könnte ich den Preis sonst gar nicht aufbringen. Für etwa 2 Jahre reichen meine Reserven noch ... Meine Erwerbsunfähigkeitsrente, die ich nun endlich beantragt habe, wird die Situation nur unwesentlich verbessern, weil dann diese staatliche Unterstützung wegfällt.

Kommt Zeit, kommt Rat … so sagten die Alten.

Ich mach mir nicht allzu große Illusionen. Einfach als chronisch krank wie bei meinem Diabetes kann ich diese Krankheit nicht ansehen, aber ein wenig in diese Richtung schon. Ich lebe für das Heute. Ich tue alles, damit es mir so gut wie möglich geht. Ich versuche nicht so viel darüber nachzudenken (außer, was die finanzielle Situation angeht), ob es noch ein paar Monate sind (es gibt ja noch andere mögliche Komplikationen bei dieser vermaledeiten Krankheit !) oder noch einige Jahre. Wußte ich ja vorher auch nicht ! Ende 2004 bin ich 2mal um Haaresbreite am Tod vorbeigeschliddert – einmal wollte mich ein besoffener Autofahrer umnieten. 80 cm (!) vor mir bekam er die Kontrolle zeitweilig wieder über sein Auto und hätte beinahe eine Fußgänger-Gruppe 50 Meter hinter mir erwischt. Auch sie hatten Glück, ebenso wie meine Freundin, die direkt neben mir stand. Das 2. Mal war es der Katheder für die Chemo, der sich auf die Wanderschaft in meine Lungenarterie begeben hatte. Buchstäblich in letzter Minute wurde das Unglück endeckt. Mit Tatü-Tata im Krankenwagen nach Paris, sofortige OP (ohne Narkose, dazu war keine Zeit) … am Tag danach bin ich mit 800 Leukozyten nach Hause gegangen – ich hatte die Schnauze voll von Ärzten. Und den Mikroben im Krankenhaus habe ich weniger freundschaftliche Gefühle zugetraut als denen hier zu Hause, die mich schon kannten, die mein Körper mochte.

Ich mach meine eigene Begleittherapie mit Vitaminen, Mineralen und Pflanzen, mit Sauerstoff, Reiki, Ayurveda, wenn ich mich überwinden kann, erschöpfe ich mich körperlich beim Rasen mähen oder anderem – danach geht es mir in der Regel physisch besser … den Gedanken, daß es mir eines Tages so gehen wird wie meinem Mann in der Endphase, schiebe ich so weit weg wie möglich und bereite dennoch alles vor. Ich hab meinen Nachlaß geregelt …

Ich setze nicht mehr auf Sieg über die Krankheit. Ich setze auf mein Leben – jetzt, hier und heute.

Ich denke an Euch bzw. an die Freundin.
An Dich Silvi: Deine lieben, sorgenden Gedanken werden Deiner Freundin hilfreich sein. Frau braucht Freundinnen in dieser Situation.

Marjana
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