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  #166  
Alt 24.09.2011, 09:00
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Sybille, liebe Tanja,

danke für Eure lieben Worte. Es tut so gut, hier immer wieder Zuspruch und Verständnis von Euch zu bekommen.

Meine Gefühle sind in der letzten Zeit so stark und so verwirrend manchmal, dass ich gar nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Die letzten Tage mit meinem Vati da war so eine tiefe besondere Liebe, wie ich sie vorher selten empfunden habe. Es ist auch anders, als die Gefühle zu meinen Kindern oder meinem Partner.

Die Therapeutin wird noch einiges mit mir zu tun haben, glaube ich. Dieses Mal werde ich die Therapie auf jeden Fall weitermachen, auch wenn es schwer fällt, all diese Gefühle und Gedanken zuzulassen.

Das mit den dunklen Tagen kann ich gut verstehen. Der November ist für mich auch der schlimmste Monat im Jahr. Da ich ja voll arbeite, schaffe ich es selten, mal im Hellen nach Hause zu kommen. Ich bin so ein Mensch, der viel Sonne und Licht braucht.

Aber dieses Jahr werde ich wohl trotzdem gerne mal zu Hause sein. Ich habe beschlossen, 2 kleine Katzenbabies aufzunehmen. Meine eigene Katze ist nun seit 3 Wochen weg und kommt wohl auch nicht wieder.
Im Pferdestall habe ich vor Wochen schon eine halb verhungerte Katze gefunden, die 3 Kleine hat. Die versorge ich dort jeden Tag und 2 Kleine ziehen in 3-4 Wochen bei mir ein. Die sind so süß und vielleicht sollte das alles mal wieder so sein...
Bin schon gespannt, was die kleinen Monster in meiner Bude so alles anstellen werden.

Nach all dem Schmerz und Leid dieses Jahr brauche ich einfach etwas, worauf ich mich wieder freuen kann.

Liebe Grüße an Euch alle.
Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

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  #167  
Alt 25.09.2011, 09:55
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

So Ihr Lieben,

nun ist Vatis Auto tatsächlich verkauft. Gestern abend habe ich es der neuen Besitzerin übergeben. Dazu mußte (durfte) ich es noch mal fahren, bis zu ihr nach Hause.

Ich kann Euch gar nicht sagen, was mir auf dem Weg dahin alles durch den Kopf ging. Auf der einen Seite ist das nun endlich erledigt, aber auf der anderen Seite ist es wieder so ein Stück von ihm, was nun nicht mehr da ist.
Ich hoffe sehr, dass ich es richtig gemacht habe und mein Vati damit einverstanden wäre.

Später wollte mein Mann dann unbedingt noch mal zum Herbstmarkt hier in der Stadt. Ich bin zwar mitgegangen, aber ich fühlte mich zwischen all diesen Menschen, der lauten Musik, den bunten Fahrgeschäften so was von allein und das war mir einfach alles zuviel.
Er fand das da sehr nett, merkte leider gar nicht, wie schlecht es mir dabei ging. Schade, da wo ich am meisten Unterstützung brauche, bekomme ich sie leider nicht.

Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

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  #168  
Alt 25.09.2011, 14:49
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Eithne_1982 Eithne_1982 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Carla,
ich kann messagio nur Recht geben. Auch meine Mama hat immer gesagt "Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden".
Mein Freund kann auch nicht so recht mit der Situation umgehen, scheint der Meinung zu sein, dass es mir gut geht, solange er mich nur gut genug ablenkt. Leider ändert das nicht viel. Und manchmal muss ich ihm dann einfach sagen, dass es mir gerade nicht gut geht, dass er mich einfach in den Arm nehmen soll und festhalten (oder was auch immer). Danach gehts mir besser und ihm auch, weil er mir nämlich wirklich geholfen hat...
__________________
Mama:
19.03.2010 : Diagnose Darmkrebs
29./30.03.2010 : CT und MRT; inoperable Lebermetastasen
03.04.2010 : Staging T3N1M1 Grading G2
04.2010 - 06.2010 : Radiochemotherapie,
30.06.2010 : CT: Metas unsichtbar, Tumor kleiner
21.07.2010 : DarmOP (Stoma-Legung), Metas weg
18.08.2010 : Adjuvante Chemo mit 5FU
25.10.2010 : hepatische Metas im CT wieder da :-(
Anfang 2011: 3x SIRT (jede Metas)
16.06.2011: Jetzt doch OP?
11.07.2011 : friedlich voraus gegangen
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  #169  
Alt 26.09.2011, 13:23
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo,

Ihr habt ja recht mit dem Reden. Nur finde ich bei ihm so schwer die richtigen Worte und er kennt mich schon so lange.
Als wir das Auto weggebracht haben, liefen mir nur so die Tränen übers Gesicht. Da geht es mir doch nicht gut, oder. Was soll ich denn da noch sagen?

Mein Mann meint eben auch, dass ich mich so langsam mal wieder besser fühlen MUSS. Ich kann das aber nicht erzwingen und ICH wollte nicht auf diesen Markt. Das habe ich auch ganz klar gesagt, dass mir das zu viel ist.

Ich habe ihm auch schon sehr oft gesagt, dass er mich mal einfach in den Arm nehmen soll. So habe ich immer das Gefühl, sehr weit von ihm entfernt zu sein und ihn gar nicht zu erreichen.
Im Moment ist es bestimmt nicht einfach mit mir. Aber das habe ich mir auch nicht ausgesucht und ich gehe ja schon einmal in der Woche zur Therapie.

Es braucht halt alles Zeit.
Carla
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  #170  
Alt 26.09.2011, 14:34
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Carla,

erstmal möchte ich dich ganz doll in den Arm nehmen und dich knuddeln.

Weisst du, dass mit den Männern ist denke ich so eine Sache. Ich denke dein Mann ist einfach mit der Situation überfordert und weiss nicht, wie er dir helfen kann. Meiner ist auch so. Letztens hab ich ihn gefragt, warum er mich nicht mal trösten kann wenn ich traurig bin oder wie letztens so verletzt war. Er sagte, das er das nie kennengelernt hat und deshalb nicht weiss, was er dann machen soll. Dabei reicht es manchmal schon einfach in den Arm genommen zu werden. Das bedarf auch mal keiner Worte und man fühlt sich verstanden.

Der Besuch auf dem Markt, das hat er bestimmt nicht böse gemeint und er wollte dir bestimmt nicht weh tun. Er hat es sicher gut gemeint und wollte dich ein bisschen ablenken, nachdem du so traurig warst.

Aber zwingen musst du dich nicht und es muss dir auch nicht besser gehen. Das braucht halt alles seine Zeit, damit fertig zu werden. Du hast deinen Papa unheimlich geliebt und das es dir noch schlecht geht ist doch zu verstehen. Lass dir einfach Zeit.

Ganz liebe Grüße
und ne dicke Umarmung
Jäcky
__________________
mein liebster Papa
seit 2006 Multiples Myelom
seit 2009 Myelodysplastisches Syndrom

Nach langem, schmerzvollem Kampf am 25.07.12 um 15.00 Uhr im Kreise seiner lieben Familie eingeschlafen.

Papi, wir lieben dich so sehr! Für Immer und Ewig!

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  #171  
Alt 30.09.2011, 20:59
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Carla,

hab eine Weile schon an dich gedacht, wie gehts dir im Moment?

Ganz liebe Grüße
Jäcky
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  #172  
Alt 01.10.2011, 08:46
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Jäcky,

diese Woche bin ich kaum zum Schreiben gekommen. Die Arbeit frißt mich auf und abends bin ich dann müde und kaputt.

Montag war wieder Therapie. Dabei geht es ja auch um das Durchatmen und Luftholen im Hier und Jetzt. In so einem Moment kamen dann urpötzlich die Bilder von Vati hoch, seine letzten Minuten, seine letzten Atemzüge ... alles wieder da, volle Wucht der Gefühle, genau wie damals am 17. Juli.
Das ist immer noch kaum auszuhalten. Selbst jetzt hier beim Schreiben laufen schon wieder die Tränen.

In der Woche sprach mich eine Kollegin noch an. Sie hatte vor 8 Jahren ihre Mutter verloren und hat immer noch Schwierigkeiten, damit umzugehen. Besonders das Ausräumen der Schränke, weggeben von Sachen usw. machen ihr bis heute zu schaffen. Oh Mann, nach 8 Jahren. Das ist wirklich hart.

Auf der anderen Seite hatte ich einen dienstlichen Termin bei meinem Chef (höchste Ebene bei uns). Der hatte mir damals sogar einen persönlichen Beileidsbrief geschrieben. Im Gespräch kam dann dieses Thema kurz auf und von ihm die Aussage: na zum Glück heilt die Zeit alle Wunden ;-(

Da fällt mir echt nichts dazu ein. Ich glaube nicht, dass er wirklich weiß oder es ihn tatsächlich interessiet, wie es mir geht.
Hauptsache ich arbeite und mache meinen Job gut. Na super. Der Mensch ist dabei egal. Dann soll er besser gar nichts dazu sagen.

Mein Bruder ist nun wieder für Monate im Ausland (Asien). Meine Mutter ruft dauernd bei mir im Büro an und ich denke jedes Mal, es ist was passiert. Ich verstehe ja, dass sie jemanden zum Reden braucht, aber tagsüber muss ich nun auch mal meine Arbeit machen und kann nicht immer privat telefonieren. Sie will mir meistens nur erzählen, dass sie gerade einkaufen war oder so.

Von einer Freundin der Partner hat nun auch noch Krebs (Niere), wird in 2 Wochen operiert. Das war diese Woche auch ein Schock, er ist gerade 50 geworden vor ein paar Monaten. Der Tumor ist nur zufällig entdeckt worden, aber immerhin über 10 cm groß, ohne dass er Beschwerden hatte.
Da mag ich gar nicht drüber nachdenken, wie schnell es einen erwischen kann.

Liebe Grüße
Carla
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  #173  
Alt 03.10.2011, 09:29
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Nun habe ich gestern zufällig beim Kramen in einer Schublade einen Zettel gefunden. Da hatte meine Mama mit der Schreibmaschine ein Rezept für mich drauf geschrieben: Kirschpfanne mit Griesklößchen.
Daneben stand handschriftlich von meinem Vati: Hm und dem Vati hat das auch lecker geschmeckt.

Ich habe keine Ahnung, wie lange der Zettel da schon in der Schublade lag und wieso ich den nie ins Kochbuch gelegt habe. Aber es riss mir mal wieder komplett den Boden unter den Füßen weg.

Und es kam noch heftiger. Weiter unten lag dann auch noch eine Postkarte, die mein Vati mal aus dem Urlaub an mich geschrieben hatte. Zur goldenen Hochzeit hatte ich meinen Eltern eine Woche Urlaub in einem Kurhotel mit Whirlpool, Massagen und tollen Menüs geschenkt. Auf der Karte schreibt mein Vati, wie schön es doch dort ist und was für ein tolles Geschenk das war.

Ich habe meine Eltern damals dort einen Tag besucht und es war ein schöner Tag. Jetzt bleibt nur noch die Erinnerung und es tut so weh, seine Handschrift zu lesen und die Gedanken an die glücklichen Tage, die es so nie wieder geben wird.

Auf der einen Seite die schönen Erinnerungen und auf der anderen Seite der Schmerz über den Verlust.
Leider saß ich gestern mit meinen ganzen Gefühlen mal wieder alleine da. Mein Mann hat nicht einmal gefragt, was denn eigentlich los ist ;-(

Ich könnte nur noch weglaufen oder mich irgendwo verkriechen. Langsam habe ich das Gefühl, es interessiert ihn überhaupt nicht, solange das Essen pünktlich auf dem Tisch steht und die Wäsche gewaschen ist.
Ich weiß da echt nicht mehr weiter.

Liebe Grüße an Euch alle, die hier immer mitlesen.
Carla, heute mal wieder sehr traurig.
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  #174  
Alt 03.10.2011, 16:14
Benutzerbild von sternchen2190
sternchen2190 sternchen2190 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Carla,
ich habe gerade deine letzten Postings gelesen, und kann dich sooo gut verstehen!!
Mir geht's nicht anders.....irgendwie fühlt man sich so alleingelassen in seinem Schmerz.
Aber Du bist nicht allein, es geht mir genauso!!!
Ich kann dich nicht drücken, aber ich kann hier von dir lesen,
und mit dir trauernweil ich ganz genau weiss was Du fühlst.

Ich bin in Gedanken bei dir

Anja
__________________
Meine geliebte Mama
Dezember 2008 Diagnose Leiomyosarkom - 07.07.2011
Mein geliebter Papa
8.12.10 plötzlicher Herzinfarkt

Ich sterbe,aber meine Liebe zu Euch stirbt nicht.
Ich werde Euch vom Himmel herab lieben,
wie ich Euch auf Erden geliebt habe.


http://youtu.be/2nh7A-0Z5zs
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  #175  
Alt 03.10.2011, 18:52
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Eithne_1982 Eithne_1982 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Ja Mädels, ich bin auch bei euch! *Gruppenumarmung!*
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19.03.2010 : Diagnose Darmkrebs
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  #176  
Alt 05.10.2011, 11:12
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Carla,
ich kann das so gut verstehen, wie weh das tut, diese Zettel zu finden, diese Erinnerungen... Ich räume gerade in unserer Wohnung rum, weil wir umziehen und finde so viele Karten und Fotos von meiner Mami - und bei jedem muss ich weinen... So viele liebe Worte von meiner Mami und das werde ich nie wieder bekommen... Und meine Mami ist bald schon 10 Monate tot...

Ich habe von anderen Betroffenen gelesen, dass sie sich irgendwann auch wieder mit einem Lächeln an diese schönen Dinge erinnern können - darauf hoffe ich ja noch...

Ich habe ja das große Glück, dass mein lieber Mann sehr verständnisvoll ist - er fragt meist auch nicht nach, er weiß ja, was los ist, aber wenn ich ihm so eine Karte zeige, nimmt er mich lieb in den Arm.
Trotzdem fühle ich mich auch alleine - ich bin die einzige, die um meine liebe Mami trauert... es mag ein paar Freunde geben, die noch ab und zu an sie denken (habe ich aber auch keinen Kontakt), aber ich bin die einzige, die diesen Schmerz empfindet...

Alles Liebe,
Anja
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  #177  
Alt 05.10.2011, 14:56
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo Ihr Lieben,

gestern habe ich erfahren, dass der Mitpatient, der im Juni mit meinem Vati zusammen in der Klinik lag, nun auch vor ein paar Tagen verstorben ist. Wir hatten zu der Familie noch losen Kontakt, da wir in den zwei Wochen Klinikaufenthalt ja auf Grund des kleinen engen Zimmers doch sehr viel voneinander mitbekommen haben.

Der Mann hatte auch Krebs (Magen), eine schwere OP hinter sich und ihm ging es schon damals sehr schlecht. Er konnte fast nichts essen, gar nicht aufstehen und ansonsten war er auch sehr schwach. Ich habe mich gewundert, dass er überhaupt noch so lange durchgehalten hat. Aber ob er wirklich noch Lebensqualität hatte? Schon im Juni hatte er starke Schmerzen und konnte eigentlich nicht mehr.

Die Familie war sehr erstaunt, als wir im Juli angerufen haben, als mein Vati verstorben war. Denn in der Klinik sah es eher umgekehrt aus. Mein Vati konnte laufen, wollte leben, hat gegessen und wir hatten so viel Hoffnung.

Ich denke, dass der andere Patient nur eine längere Leidenszeit hatte. Eine wirklich Chance auf Heilung bestand da sicher auch nicht. Und wie viele Therapien, OPs, Medikamente mußte er wohl noch ertragen?

Es macht mich schon sehr traurig, dass er auch so lange leiden mußte. Ich frage mich dann immer wieder, ob man in dem Alter den Krebs nicht einfach in Ruhe lassen sollte, und den Menschen nicht noch so viel zumutet, wenn es doch keine Hoffnung mehr gibt.

Die Familie tut mir trotzdem sehr leid. Seine Frau und die beiden Töchter waren auch jeden Tag in der Klinik und haben sicher auch sehr unter der Situation gelitten. Der Mann hatte im August noch seinen 80. Geburtstag.

Liebe Grüße
Carla
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  #178  
Alt 05.10.2011, 15:07
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Meine liebe Carla,

lass dich einfach ganz doll in den Arm nehmen und dich mal feste drücken

Ich hab seit 2 Tagen bei dir immer wieder gelesen, aber ich konnte keine Worte finden, die wie ich denke, dir helfen. Deshalb erstmal Knuddelzeit. Warum musst du soweit weg wohnen, ich würd gern kommen und dich trösten.

Ich kann dich so gut verstehen, dass diese Erinnerungen weh tun. Aber ich denke, irgendwann wirst du dich auch über die Sachen freuen. Ich habe auch schon vor 2 oder 3 Jahren mehrere DVD mit Papa und den Jungs aufgenommen, damit ich diese Erinnerungen später mal hab und mache auch extra viele Fotos auf denen er mit den Jungs drauf ist.

Und das dich dein Mann nicht tröset ist echt traurig. Vielleicht hat es ihm als Kind auch niemand gezeigt, wie das geht? Bei meinem Mann ist das jedenfalls so, hat er soagr zugegeben. Vielleicht läuft er auch einfach vor den Gefühlen weg. Ich kann ja nur vermuten, dazu kenn ich ihn zu wenig.

Umarme dich ganz doll

Liebe Grüße
Jäcky
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seit 2009 Myelodysplastisches Syndrom

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  #179  
Alt 06.10.2011, 10:30
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Liebe Jäcky,

es hilft mir schon, wenn Du hier liest und mir auch dazu schreibst.
Ich habe leider keine Filme von meinem Vati. Meine Eltern hatten früher so eine Schmalfilmkamera und haben ganz viel aufgenommen.
Leider haben sie vor ein paar Jahren alles wegetan, weil Ihnen der Aufwand zu hoch war, dass auf Video oder sogar DVD zu bringen. Das ist echt schade.

Diese Filme habe ich immer gerne gesehen, wie wir als Kinder da so rumgelaufen sind und so. Nun ist das alles verloren.
Alte Fotos von der Zeit habe ich zum Glück.

Die Dinge in der Schublade zu finden, war vor allem deshalb so heftig, weil ich die da nicht vermutet hatte. Das ist so eine große Schublade in der Schrankwand, wo eigentlich andere Dinge drin liegen. Ich war da schlichtweg nicht drauf vorbereitet.
Die Fotoalben habe ich mir mal bewußt angeschaut, weil ich es wollte und das ging auch ganz gut.

Aber Rezepte habe ich normalerweise in einem Buch. Und Postkarten hebe ich eigentlich nicht so lange auf. Aber so habe ich das alles noch einmal bewußt gesehen und gelesen. Sonst wäre mir das bestimmt gar nicht aufgefallen, dass mein Vati da neben dem Rezept noch den Satz geschrieben hatte. Und die Postkarte war längst vergessen. Eigentlich.
Wer weiß, warum die Sachen gerade da gelandet sind.

Ja, die Entfernung das ist schon blöd. Vielleicht sollte endlich mal einer das Beamen erfinden oder Portschlüssel wie bei Harry Potter.
Ich habe sowieso immer das Gefühl, dass die Zeit mehr und mehr rennt. Alles ist oft so hektisch, so viele Termine und Verpflichtungen.

Nur einmal in diesem Jahr ist die Zeit einfach stehen geblieben ....

Liebe Grüße
Carla
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  #180  
Alt 13.10.2011, 08:39
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Nun ist schon wieder so viel Zeit vergangen und hier war so viel los.
Erst wollte ich ganz aus dem KK-Forum gehen, nach diesen "Geschichten", aber mir ist es wichtig, weiter mit Euch zu schreiben.

Diese Woche war ich wieder bei der Therapeutin. Diese Sitzung war richtig gut. Ich hatte endlich das Gefühl, dass ich langsam lerne, diese ganzen Gefühle und Gedanken sortieren zu können.
Ich kann das schlecht beschreiben, aber es kamen so Bilder, mit denen ich das alles einordnen konnte.
Die Therapie ist ja eine Kombination aus Körper- und Psychotherapie.

Ach Mann, wenn ich das doch nur besser beschreiben könnte. Es wird jedenfalls eine Art Massage gemacht und damit dem Körper neuer Raum gegeben, so dass man sich für die Gefühle und Gedanken öffnen kann. Und das alles über den Atem noch zusätzlich beeinflußt.
Hört sich jetzt kompliziert an, aber es fühlte sich dieses Mal ganz leicht an, auch als die Bilder von Vati wieder hoch kamen.

Und darum geht es dabei auch. Die Gefühle zulassen, ihnen Raum geben und gleichzeitig positive Empfindungen mit dazu packen.

Leider zahlt so eine Therapie keine Kasse. Eigentlich sehr schade. Denn mit einer reinen Psychotherapie bin ich vor Jahren mal heftig gescheitert. Das paßte einfach nicht.

Übrigens, dass ich abends so selten hier bin, liegt daran, dass meine 2 Babykätzchen vor ein paar Tagen hier eingezogen sind....
Endlich etwas Schönes in diesem Jahr. Ich freue mich jeden Tag auf das Nachhausekommen und sie lenken auch von den trüben Gedanken ab.

Allen, die hier ehrlich lesen und schreiben, liebe Grüße.
Carla
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