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  #1  
Alt 12.12.2012, 15:51
Liefrespa Liefrespa ist offline
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Beiträge: 5
Standard Angst vor der Zukunft =(

Hallo liebes Forum,

ich habe mich eben hier angemeldet, weil ich mir meinen Kummer und meine Ängste von der Seele schreiben möchte und gerne Erfahrungen mit euch austauschen möchte. Ich habe hier in den letzten Monaten oft vorbeigeschaut und viele von euren schlimmen Schicksalsschlägen gelesen. Dabei musste ich ziemlich oft weinen, weil ich gut nachvollziehen konnte, wie ihr euch fühlt, da ich seit August 2012 in derselben Situation bin.

Bevor ich anfange, von meinen Problemen und Ängsten zu reden, möchte ich mich erstmal kurz vorstellen: Ich heiße Dennis, bin 24 Jahre alt, wohne in Hannover und mache zurzeit eine Ausbildung zum Bürokaufmann. Falls ihr mehr über mich in Erfahrung bringen möchtet, zögert nicht, mich zu fragen. =)

Nun zu meinem Problem:
Ich bin im Januar diesen Jahres von Berlin nach Hannover gezogen, weil ich in Berlin beruflich und privat nie das große Glück gefunden habe und weil meine Freundin hier wohnt.
Leider möchte meine Freundin nicht mit mir zusammenziehen. Ich darf sie, seitdem ich in Hannover wohne, auch durchschnittlich nur 1 Mal in 2 Wochen besuchen, was ich wirklich sehr wenig finde. Sie nennt immer unterschiedliche Gründe, warum sie keine Zeit oder Lust hat (Bauchschmerzen, sich kaputtfühlen usw.) und sie weiß genau, dass ich mich gerne öfter mal mit ihr treffen möchte. Ich habe manchmal das Gefühl, dass sie nicht mehr so viel Interesse an mir hat. Zudem streiten wir uns oft und ich fühle mich sehr oft von ihr unverstanden.
Bis Mai habe ich alleine hier gewohnt und war sehr einsam, weshalb meine liebe Mutter im Mai nach Hannover zu mir in die Wohnung nachgezogen ist. Sie wollte selbst von sich aus aber auch hierher ziehen, weil sie sich in Berlin auch nicht mehr wohlgefühlt hat. Wir wollten beide hier in Hannover einen Neuanfang machen. Sie sagte auch nach kurzer Zeit, dass sie sich in Hannover wohlfühlt und sie es hier gemütlicher findet als in Berlin. Meine Mutter hatte auch nach kurzer Zeit eine gute Arbeitsstelle mit netten Arbeitskollegen gefunden, wo sie auch gut verdient hat. Auch ich hatte im Oktober das Glück, einen Ausbildungsplatz zu finden und fühle mich dort auch sehr wohl. Das Glück war aber leider nur von kurzer Dauer...
Meine Mutter hatte schon einige Zeit Probleme mit dem Husten, ist aber nie zum Arzt gegangen, weil sie sonst keinerlei Beschwerden hatte. Mitte August ist sie dann aber doch zum Arzt gegangen, weil es ihr unangenehm war, dass sie an ihrem Arbeitsplatz so viel gehustet hat. Sie wollte nur zum Arzt gehen, damit der ihr etwas gegen den Husten verschreibt, aber das, was der Arzt ihr dann sagte, traf uns beide sehr hart: Der Arzt sagte ihr, dass ihr rechter Lungenflügel total überschattet sei und dass sie dringend ins Krankenhaus müsste, um das weiter abzuklären. Sie bekam also einen Überweisungsschein ins Krankenhaus. Als sie dann nach Hause kam und mir das mitteilte, brach ich in Tränen aus, weil ich sehr große Angst um sie hatte. Meine Mutter fing dann auch an zu weinen... =(
Meine Mutter ist übrigens 54 Jahre alt und sie hat seit ihrem 16. Lebensjahr geraucht, durchschnittlich 30 Zigaretten am Tag. Ich hatte sie schon seit vielen Jahren darum gebeten, mit dem Rauchen aufzuhören, aber sie hat es leider nie getan.
Wir machten uns dann auf den Weg ins Oststadt-Krankenhaus, wo sie dann in der Notaufnahme erstmal untersucht wurde. Ihr Blut wurde untersucht, um eine Erkrankung der Lunge durch Viren auszuschließen. Nach langer Wartezeit wurde meine Mutter dann auf Station gebracht. In den nachfolgenden Tagen wurden dann eine CT und eine Bronchoskopie durchgeführt. Auf die Ergebnisse mussten wir 3 Tage warten. Dieses Warten war für mich unerträglich, genauso wie die Angst, dass meine Mutter wirklich Krebs hat. Nach 3 Tagen kam dann die Diagnose, welche meine Mutter und mich wirklich fertiggemacht hat. Sie hat Lungenkrebs mit mehreren Metastasen in der Nebenniere (Adenokarzinom Stadium IV, nicht kleinzellig, inoperabel), welcher leider nicht mehr operiert werden kann. Es hat lange gedauert, bis meine Mutter und ich diese Diagnose verarbeiten konnten. Seitdem hoffe ich einfach nur, dass meine Mutter noch möglichst lange leben kann. Kurze Zeit, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde, bekam sie die erste Chemo, vor welcher meine Mutter ziemlich Angst hatte. Wir hofften einfach nur, dass die Chemo anschlägt und der Wachstum des Tumors gestoppt wird. Sie bekam nur eine palliative Chemotherapie, also das Ziel war LEIDER nicht die Heilung, sondern nur das Stoppen des Wachstums von dem Tumor. Leider hat sie die Chemo auch nicht so gut vertragen: Sie litt unter Appetitlosigkeit, Übelkeit und fühlte sich schwach, weshalb sie fast den ganzen Tag lang nur im Bett lag und kaum zu etwas fähig war. Die Mittel, die ihr in der Chemo gegeben wurden, waren unter anderem Cisplatin und Alimta. Auch die 2. Und 3. Chemo hat sie nicht gut vertragen und es ging ihr immer schlechter, weshalb sie sich dazu entschlossen hat, die Chemo abzubrechen und stattdessen einen Lungenfacharzt aufzusuchen, um einen weiteren Rat einzuholen. Sie musste auch öfters zur Punktion, um den Pleuraerguss, welcher sich immer wieder neu gebildet hat, zu entfernen.
Der Lungenfacharzt hat dann festgestellt, dass sie nurnoch 50% Sauerstoff im Blut hat und sagte, dass das sehr schlecht sei. Deshalb musste meine Mutter wieder ins Krankenhaus, wo sie dann auch 5 Tage bleiben musste. Bei ihr wurde wieder eine CT durchgeführt und es hat sich ergeben, dass die Chemo nicht angeschlagen hat, was mich sehr stark belastet. Die Ärzte sagten, sie können nun nichts mehr für meine Mutter tun. Eine Operation ist auch nicht möglich, da der Tumor bereits mit dem gesunden Gewebe verwachsen ist. Sie wurde nur an ein Sauerstoffgerät angeschlossen, damit sie besser Luft bekommt. Meine Mutter wurde diesen Montag aus dem Krankenhaus entlassen und es wurden auch bereits Sauerstoffgeräte zu uns nach Hause geliefert, sie muss die Geräte also auch zuhause und unterwegs tragen. Es belastet mich sehr, meine Mutter in dem schlechten Zustand zu sehen, wie sie auf ein Sauerstoffgerät angewiesen ist. Das ist der aktuelle Stand der Dinge... =(

Aufgrund dieser mich belastenden Situation habe ich viele Ängste:

- Die größte Angst ist die Angst, dass meine Mutter bald sterben muss. Ich möchte noch sehr viel Zeit mit ihr verbringen. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis und haben oft etwas zusammen unternommen. Ich war damals sehr oft mit ihr spazieren, was ja nun leider auch nicht mehr möglich ist, da sie im Laufen schwer Luft bekommt und oft Pausen während des Laufens machen muss. Die Spaziergänge mit ihr haben mir sehr gefallen. Wir haben auch sehr oft gemeinsam ferngesehen (spannende Horrorfilme, Akte X und TV-Shows wie „Das Supertalent" und „Schlag den Raab" vor allem). Wir haben den gleichen TV- und Filmgeschmack. Mit meiner Mutter macht das Fernsehen immer sehr viel Spaß. Ich muss sehr oft darüber nachdenken, was für schöne Erlebnisse ich in meinem gesamten Leben mit meiner Mutter hatte. Wir haben so viel zusammen erlebt. Diese schönen Erinnerungen werden mir später, wenn meine Mutter von mir gegangen ist, sicher sehr wehtun.

- Eine meiner größten Ängste ist die Angst vor der Zukunft ohne meine Mutter bzw die Angst vor Einsamkeit in der Zukunft. Ich habe außer meiner Mutter niemanden: Meinen Vater kenne ich nicht, da er sich aus dem Staub gemacht hat, als meine Mutter mit mir schwanger war. Meine Großeltern sind leider schon tot. Geschwister habe ich leider keine, obwohl ich mir immer welche gewünscht habe. Freunde habe ich leider auch keine, da ich zu schüchtern bin und bei den Leuten langweilig rüberkomme (ist nur eine Vermutung). Das belastet mich auch sehr, da ich eigentlich für fast jeden Spaß zu haben bin und vieles mitmachen würde. Ich würde gerne einen Menschen finden, der mich in sein Herz schließt. Was ich damit sagen möchte ist, dass ich große Angst habe, mein Leben lang einsam zu sein, wenn meine Mutter nicht mehr da ist. Ich bin ein Mensch, der Liebe braucht wie die Luft zum Atmen. Einsamkeit ist das Schlimmste für mich und ich habe auch große Angst davor. Ich möchte nicht den Rest meines Lebens alleine wohnen bis ich als alter Mann sterbe. Das wäre für mich die Hölle. ***Edit by Mod***

- Ich habe außerdem Angst, dass meine Mutter den Abschluss meiner Ausbildung nicht mehr mitbekommt. Sie wäre nämlich sehr stolz, wenn ich die IHK-Prüfung bestehe. Wenn sie schon vor der Prüfung von mir geht, kann sie das leider nicht miterleben, was ich sehr schade finden würde. Ich möchte von ganzem Herzen, dass meine Mutter den Abschluss noch mitbekommt. Zudem mache ich mir Sorgen, dass ich mich dann nicht aufs Lernen konzentrieren kann aufgrund meiner tiefen Trauer.

Ich habe ein paar Fragen an euch und würde mich sehr über hilfreiche Antworten freuen:

- Gibt es wirklich keine Möglichkeit mehr, meiner Mutter zu helfen bzw. ihre Lebenserwartung zu verlängern?
- Habt ihr vielleicht einen Rat für mich, wie ich dann mit dem Verlust meiner Mutter umgehen soll? Sie war schon immer der einzigste Mensch, der jemals für mich da war. Ein Leben ohne meine Mutter kann und will ich mir nicht vorstellen.
- Wie soll ich mich auf die Abschlussprüfung vorbereiten, wenn meine Mutter zu dem Zeitpunkt nicht mehr da sein sollte?
- Kennt ihr vielleicht eine Möglichkeit, wo man sich mit anderen Angehörigen von Krebspatienten oder Verstorbenen in Hannover regelmäßig treffen kann, um über seine Gefühle und Ängste reden zu können? Ich weiß, dass 1 Mal im Monat ein Treffen bei einer Selbsthilfegruppe von Angehörigen stattfindet, nur finde ich 1 Mal im Monat zu wenig. Ich möchte gerne öfter als 1 Mal im Monat mit anderen Betroffenen reden, um gemeinsam zu trauern und sich gegenseitig Kraft zu geben. So entstehen vielleicht auch intensive Freundschaften, was mich sehr freuen würde. Dann könnte man auch öfters gemeinsam etwas unternehmen und sich gemeinsam von den Problemen und Schmerzen ablenken.

Danke im Voraus für eure Antworten. Ich werde versuchen, immer so schnell wie möglich auf eure Nachrichten zu antworten.

Liebe Grüße, Liefrespa/Dennis

Geändert von Anhe (12.12.2012 um 17:32 Uhr) Grund: PN
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  #2  
Alt 12.12.2012, 22:37
Benutzerbild von wildcat2505
wildcat2505 wildcat2505 ist offline
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Standard AW: Angst vor der Zukunft =(

Hallo Dennis
was sagt man, was soll man raten?
Euer Schicksal ist nicht einfach, dein Ängste und Sorgen mehr als nur nachvollziehbar. Ich glaube, jeder von uns hier hat sie in der einen oder anderen Weise erlebt. Deshalb darfst du davon ausgehen, dass wir dich verstehen und genau deshalb finde ich es auch wichtig und richtig, dass du deine Gefühle und Ängste in Worte packst. Wir sind hier füreinander da, hören zu, stärken den Rücken und mancheiner holt sich hier auch sein Kraftpaket ab, weil alles zuviel wird.
Du bist 24, deine Mutter deine einzigste Bezugsperson. Du machst dir Gedanken über das, was danach kommt.
Sicher, es wird kommen - aber, es hilft dir nicht weiter, wenn du jetzt schon mit der Überzeugung dabei bist, dass deine Mutter all das nicht mehr erleben wird.
Genau wie du an ihr hängst und mit ihr leidest, ist es umgekehrt genauso.
Ich bin Mutter und ich wüsste, wenn meine Tage auf Erden gezählt sind, es würde mir das Herz brechen mein Kind alleine zu lassen. Das kann ungeahnte Kräfte mobilisieren.
Du fragst, wie du damit umgehen sollst? Selbsthilfegruppe ist ein guter Weg, aber hast du schon mal über professionelle therapeutische Hilfe nachgedacht? Ein Onkopsychologe könnte dich/euch auf eurem Weg begleiten und ratend und helfend zur Seite stehen.
Wir hier können dir zuhören, dir Trost spenden - aber wir können nicht die Arbeit eines Therapeuten ersetzen und dich auffangen.
Aber eins möchte ich dir noch mit auf den Weg geben und daran glaube ich inzwischen felsenfest...sie wird immer bei dir sein, auf dich aufpassen.
__________________
GlG Rika
mein Mann: Hautkrebs pT3aN1aM1c Klinisches Stadium IV, CL 4 *16.09.1963 - 26.1.13
Nicht die Zeit heilt unsere Wunden, wir gewöhnen uns nur an den Schmerz
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  #3  
Alt 13.12.2012, 08:42
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Angst vor der Zukunft =(

Lieber Dennis,

Du klingst so verloren, so einsam. Ich möchte Dir gerne etwas sagen, was Dich aufbaut. Aber ich weiß gar nicht, was Dir helfen kann.
Nach dem Lesen Deiner Zeilen, fühlte ich mich sehr an unser Schicksal erinnert. Auch wenn ich wesentlich älter bin als Du, Du könntest mein Sohn sein, hat mich die Diagnose meines Vaters doch genau so heftig getroffen. Und es war so unwirklich, es ging dann so schnell. Keine Therapie konnte mehr helfen...

Auf Deine Fragen kann ich Dir leider keine konkreten Antworten geben. Aber eines weiß ich aus meiner Erfahrung: Ich habe mir gewünscht, dass mein Vati in Ruhe einschlafen kann und keine Schmerzen mehr haben muss, als es ihm dann schon sehr schlecht ging. Der Tod war in dem Moment wirklich eine Erlösung. Lebensverlängernde Maßnahmen hätten nur sein Leid und seine körperlichen Schmerzen verlängert.
Mein Vati hatte eine Patientenverfügung, die solche Maßnahmen ausgeschlossen hat.

Ich möchte Dir einfach nur sagen, dass Du jetzt einfach die verbleibende Zeit intensiv mit Deiner Mutti verbringen kannst. Jede Minute nutzen, bei ihr sein, sie unterstützen, reden und Euch austauschen. Einfach füreinander da sein.

Was wirklich kommt, wie lange es dauert, wie Euer Weg weiter gehen wird, dass kann hier leider keiner vorher sagen. Und wenn Ihr beide ein so enges Verhältnis zu einander habt, dann wird Dir Dein Herz den richtigen Weg zeigen und Du wirst die Kraft haben, diesen Weg zu gehen.

Mir hat es in der schweren Zeit geholfen, nicht so weit nach vorne zu denken sondern nur diesen einen Tag, der gerade war, zu leben und möglichst gut mit meinem Vati zu verbringen. Und dann den nächsten Tag usw.
Denn alles, was weiter weg war, konnte ich mir gar nicht vorstellen und ich hatte auch oft das Gefühl, dass die Gedanken daran mich lähmen und mir vielleicht die guten Minuten im Jetzt zerstören. Die Gedanken an die Zukunft, die Vorstellung vom Schmerz, den der Tod meines Vatis bringen würde, wären einfach unterträglich gewesen.
Und letztendlich ist unser Weg ganz anders gewesen, als ich mir das vorgestellt habe und auch der Schmerz und die Trauer sind anders.

Ich wünsche Dir von ganzem Herzen viel Kraft für Euren Weg und sende Dir und auch Deiner Mutti ganz liebe Grüße

Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
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  #4  
Alt 13.12.2012, 12:33
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Angst vor der Zukunft =(

Lieber Dennis,
es tut mir leid, dass Deine Mutter so schwer krank ist! Ich kann sehr gut verstehen, wie viel Angst Dir das macht - ich hatte auch sehr damit zu kämpfen, als meine lieb Mami an Lungenkrebs erkrankte und bin viel älter als Du... Meine Mami war auch auf Sauerstoff angewiesen, unsere Spaziergänge wurden immer kürzer und waren irgendwann gar nicht mehr möglich.
Als meine Mami dann gestorben ist, war mein erster Gedanke, dass sie jetzt nicht mehr leiden muss.

Ich kann das nur bestätigen, was Carla sagt - auch für mich war die beste Lösung, mich so weit wie möglich auf die Gegenwart zu konzentrieren, zu genießen, was aktuell noch geht. Natürlich kamen trotzdem immer mal Gedanken, was noch kommt (ich bin auch eher ein grüblerischer Mensch) - und meine Erfahrung ist, dass man sich das eh nicht richtig vorstellen kann... Irgendwie habe ich dann auch Situationen ganz gut überstanden, vor denen ich vorher in der Vorstellung nur schreiend geflüchtet wäre. Und das wirst Du auch - die Liebe zu Deiner Mutter wird Dir die Kraft dazu geben.

Und auch ich denke, dass es eine gute Idee wäre, Kontakt zu einem Psycho-Onkologen aufzunehmen und Dir da Unterstützung zu holen.

Alles Liebe für Dich und Deine Mutter,
Anja
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  #5  
Alt 13.12.2012, 13:49
Liefrespa Liefrespa ist offline
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Standard AW: Angst vor der Zukunft =(

Danke für eure lieben Antworten und Ratschläge und danke, dass ihr mich versteht

Ich kann auch sehr gut nachvollziehen, wie ihr euch gefühlt haben musst, als ihr in meiner Situation wart. Hattet ihr noch jemanden, mit dem ihr über eure Gefühle reden konntet? Bei mir ist ja das Problem, dass ich neben meiner Mutter niemanden mehr habe, mit dem ich darüber reden kann.

Ich werde versuchen, jeden verbleibenden Tag mit meiner Mutter zu genießen und nicht an die Zukunft zu denken, was mir aber SEHR schwer fallen wird, da ich meine Mutter jeden Tag geschwächt und mit traurigem Gesichtsausdruck sehe. Jetzt am Samstag freue ich mich beispielsweise schon darauf, mit meiner Mutter gemeinsam das Finale von "Das Supertalent" zu schauen. Ich hoffe, sie wird dadurch auch ein wenig abgelenkt. Oft stelle ich mir aber auch solche Fragen wie: "Mit wem soll ich in Zukunft meine Lieblingssendungen schauen, wenn meine Mutter nicht mehr da ist? Alleine macht fernsehen viel weniger Spaß als gemeinsam." Und so denke ich dann doch wieder an die Zukunft. Wie ihr seht, ist es sehr schwer, nicht an die Zukunft zu denken.

Kann ein Psychologe mir bei meinen Ängsten wirklich helfen? Er kann mich auch nicht aus meiner Einsamkeit befreien. Ich kann mir das nicht so richtig vorstellen, da ich ein Mensch bin, der ohne Liebe in tiefe Depressionen verfallen würde. Ich brauche Menschen, denen ich Liebe schenken kann und die mir Liebe schenken. Die 4 Monate, die ich alleine gelebt habe, waren für mich echt schlimm. Ich habe mich sehr einsam gefühlt trotz einiger Telefonate mit meiner Mutter. Mir hat es gefehlt, nicht in den Arm genommen zu werden und mit jemandem etwas gemeinsam zu unternehmen (z.B. Spaziergänge, Kino, Essen gehen etc). Ich hatte in dem Zeitraum Depressionen und habe mich leer gefühlt. Wenn meine Mutter dann nicht mehr am Leben ist und ich NIE einen Menschen treffen werde, der mich in sein Herz schließt, dann gehe ich an der Einsamkeit und der Sehnsucht nach Liebe kaputt. Jeden Tag nach der Arbeit nach Hause zu kommen, wo niemand mehr auf einen wartet, ist für mich schlimm. In der Wohnung wird es dann so leer und kalt sein, ohne menschliche Wärme. Ich habe große Angst, dass ich nie wieder einen Menschen finde, der mich liebt. Ich würde alles dafür tun, geliebt zu werden, nur weiß ich nicht, wie ich das machen soll. Es wäre für mich wirklich die Hölle, wenn ich bis an mein Lebensende nie einen geliebten Menschen an meiner Seite habe. Was ist eine Welt ohne Liebe?
Wie kann der Psychologe mir helfen? Er kann meine Mutter leider nicht am Leben erhalten oder wiederbeleben und er wird sicher auch nicht ein Freund, der immer für mich da ist. Der Psychologe kann nichts an der Tatsache ändern, dass meine Mutter bald nicht mehr am Leben ist und dass sie die einzigste Person war, die immer für mich da war. Er kann auch nichts daran ändern, dass ich dann niemanden mehr habe und er kann auch nicht dafür sorgen, dass irgendein Mensch auf dieser Welt Liebe oder Freundschaft für mich empfindet. Er wird mich nach dem therapeutischen Gespräch wieder nach Hause schicken, wo neben mir keine Menschenseele ist, die mich begrüßt und mich in den Arm nimmt. Könnt ihr mir vielleicht sagen, inwiefern der Psychologe einem die Situation erträglicher machen kann? Über was will er denn mit mir reden? Ich werde ihm sagen, wie ich mich fühle und wie es meiner Mutter geht, aber was kann er daran ändern? Ich hoffe, ihr versteht meine Frage.

Mir tut es weh, dass die Chemo nicht angeschlagen hat und meine Mutter, die sonst immer so fit war, so schwach zu sehen. Kommt es häufig vor, dass die Chemo von Anfang an nicht anschlägt oder ist das eher die Seltenheit? Ich dachte immer, dass sie Wahrscheinlichkeit, dass die Chemo anschlägt, sehr hoch ist. Ich möchte nicht mehr, dass meine Mutter leidet und wünsche mir von ganzem Herzen, dass alles wieder so ist wie damals. Ich habe meine Mutter schon so lange nicht mehr lachen sehen, was mich auch sehr traurig macht. Ich frage mich auch oft, warum es ausgerechnet meine Mutter treffen musste

Liebe Grüße
Dennis
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  #6  
Alt 13.12.2012, 15:04
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wildcat2505 wildcat2505 ist offline
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Standard AW: Angst vor der Zukunft =(

Lieber Dennis,
ich denke, du solltest unbedingt die Hilfe eines guten Psychologen in Anspruch nehmen. Irgendwann bist du an einem Punkt angelangt, wo du vielleicht keinen Ausweg mehr sehen wirst. Bitte handele, ehe es zu spät ist.
Auf deine Frage:
Zitat:
Wie kann der Psychologe mir helfen?
Er kann dir helfen, mit der Situation klar zu kommen, Wege zu finden, die es für dich erträglicher machen und natürlich auch Wege aus deiner emotionalen Einsamkeit zu finden. Damit du offener wirst, dich nicht so sehr zurückziehst.
Im Allgemeinen redest DU mit dem Psychologen. Das Gespräch zwischen euch sollte so laufen, dass er dir Gedankenanregungen geben kann, nicht er erzählt dir, sondern du erzählst ihm.
Er kann dir ausserdem helfen, loszulassen... ich meine die Angst und die Verzweifelung loslassen.
Auch wenn du gerade keinen wirklichen Weg darin siehst, weil wie du schon sagst, helfen kann er deiner Mutter nicht und sie so zurückbringen, wie du sie immer kanntest, das kann er auch nicht.
Aber er kann dich emotional stärken, dir Unterstützung geben. Und das ist für uns ganz wichtig. Er kann dir z.B. auch deine Angst vor der Einsamkeit bis ins Alter nehmen, dein Selbstbewusstsein stärken. Wieso bist du so sehr davon überzeugt, dass du für dein Leben keine verständnisvolle und Liebe Partnerin findest, eine Familie haben wirst?
Die Kranken sind mitunter sehr schlimm dran, genau wie deine Mama...aber und das sage ich aus Erfahrung...wir Angehörigen haben doppelte Last zu tragen. Wir müssen sehr viel aus dem Alltag übernehmen, weil sie es nicht mehr können, wir müssen stark sein, Rückenhalt geben, zuhören, helfen.
Das geht nicht spurlos vorbei und dafür ist jede mögliche Unterstützung gut und richtig. Vorallem, wenn man so wie du sagst, nicht wirklich Freunde hat.
__________________
GlG Rika
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  #7  
Alt 13.12.2012, 18:28
Flower* Flower* ist offline
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Standard AW: Angst vor der Zukunft =(

Lieber Dennis, jetzt schreib ich dir auch mal hier
Ich denke auch, dass es eine gute Möglichkeit ist, mit der Situation einigermaßen fertig zu werden, wenn man zu einem Psychologen geht.. Da schließ ich mich wildcat vollkommen an..
Zum Thema Freunde kann ich dir nur eins sagen: Ich zum Beispiel werde aggressiv, wenn mich meine Freunde auf das Thema ansprechen.. Es ist die eine Sache, mit jemandem zu reden, der sich auskennt oder selbst in der Situation ist oder war.. ne ganz andere aber, ob irgendwer einem erzählen will, was man nun am besten tut, wie man fühlen sollte usw., der schlichtweg die Klappe halten sollte, weil er sich noch nie Sorgen um ein Elternteil/Kind/o.ä. machen musste..
Und besonders in Bezug auf dein Selbstbewusstsein und deine Zurückgezogenheit wär da jemand Professionelles wohl viel besser Grad auch, wenn du sagst, dass du schon Depressionen hattest, in dem Fall musst du extrem auf dich aufpassen.. warst du denn deshalb mal bei nem Psychologen? Wenn nicht solltest du wirklich drüber nachdenken..
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