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  #1  
Alt 05.10.2008, 15:01
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Leuchtfeuer Leuchtfeuer ist offline
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Standard Mein Vater

Hallo,

ich bin schon seit einiger Zeit ein stiller Mitleser in diesem Forum und denke, das ist ein guter Platz, sich mit andern Menschen, die dasselbe erlebt haben, austauschen zu können.

Unsere Geschichte begann im April diesen Jahres. Mein Vater (77) hatte eine hartnäckige Bronchitis und als in diesem Zusammenhang ein Lymphknoten deutlich sichtbar dick wurde, folgte die Einweisung ins Krankenhaus. Diganose: Lymphom... Das hat uns den Boden unter den Füßen weggerissen. Wer denkt an Krebs, wenn er eine Bronchitis hat???

Aber Lymphome sind ja behandelbar. Natürlich ist so was immer eine sehr schwere Erkrankung und nie kann ein Erfolg garantiert werden. Jeder beginnt seine eigene Statistik... Aber es bestand auch Hoffnung, die dürfe man nicht aufgeben. Und daran hängten wir alles. Mein Vater war zuversichtlich, wieder "gesund" zu werden und so begann er seine Chemo. Anfangs schien alles gut zu laufen. Der dicke Lymphknoten schwand, die Nebenwirkungen blieben halbwegs erträglich, die Ärzte waren mit dem Verlauf der Behandlung zufrieden und wir schöpften daraus neuen Mut.

Anfang Juli (nach der 4. Chemo) kam ein Rückschlag. Mein Vater musste mit schlechten Blutwerten und einem Infekt, der sich zur Lungenentzündung auswuchs, ins Krankenhaus. Er wurde innerhalb kurzer Zeit immer schwächer, die Bluttransfusionen und verschiedene Antibiotika schlugen nicht an. Ich wusste ja seit Beginn um das Damoklesschwert, das über ihm schwebte, aber die Angst, die sich nun breit machte, kann ich gar nicht beschreiben.

"Loslassen"... ja das sagt sich immer so... auch mir wurde klar, dass ich ihn gehen lassen musste. Natürlich habe ich das erkannt, wenn ich ganz ehrlich bin. Aber ich konnte nicht, ich wollte nicht. NEIN-NEIN-NEIN! Er sollte leben, er sollte gesund werden, ich wollte ihn behalten! Ich habe einfach nicht aufgehört, an ihn zu glauben. Ich hatte doch nur noch ihn (wir haben sonst keine Familie mehr). Ich wollte ihn noch mehr unterstützen und Mut machen - aber ich habe es nicht verhindern können... Die Hoffnung stirbt zuletzt - wie wahr.

Mein Papa hat tapfer gekämpft. Ich bin sicher, auch für mich. Durch seine Krankheit sind wir sehr zusammengewachsen. Er wollte mich nicht allein lassen, aber er konnte einfach nicht mehr, das weiß ich jetzt. In seiner letzten Nacht habe ich ihm, während er schlief, zugeflüstert, dass er gehen dürfe und gleichzeitig inbrünstig gehofft, dass er mich nicht gehört hat und mich nicht beim Wort nehmen würde. Letzten Endes war es tatsächlich so, dass er erst starb, als ich am Tag darauf für ein paar Stunden (hin- und hergerissen zwischen "ich kann doch jetzt nicht weg" und "ich bin so müde") nach Hause fuhr, um mich auszuruhen. Ich verabschiedete mich am Vormittag mit den Worten: "Ich fahre mal nach Hause und ruhe mich etwas aus, aber ich komme am Nachmittag wieder. Also tschüß Papa, bis später." Mein Vater konnte schon seit dem Vortag nicht mehr reden und antworten, aber ich bin mir ganz sicher, dass er mich da verstanden hatte, denn er hat mich noch mal angesehen. Und ich bin ehrlich davon ausgegangen, dass ich ihn am Nachmittag wiedersehen würde.

Wenn mir zwischenzeitlich im Krankenhaus nicht ein paar ganz liebe Freunde und ein Seelsorger zur Seite gestanden hätten, ich hätte nicht gewusst, wie ich das alles hätte aushalten sollen. Es war alles zu groß und zu viel für uns allein geworden. Mein Freundeskreis ist inzwischen neu gemischt...

Na ja, während ich also dann zuhause war, ist mein Vater gestorben Ich glaube jetzt, er wollte mir das nicht antun, während ich an seinem Bett saß. Er muss gewusst haben, welch fürchterliche Angst ich hatte. Ich habe nicht gewusst, dass er mich so sehr lieb hatte, dass er sogar mit seinem Sterben wartete, bis ich weg war. Aber er hat sehr viel Liebe hier gelassen. Während ich vorher noch davon ausging, dass dieses Band, das Menschen miteinander verbindet, im Begriff war zu zerfasern und am Ende völlig zu zerreißen, spüre ich jetzt ein viel stabileres solides Stahlseil, das mich mit meinem Vater verbindet. Es gibt viele Dinge, die nicht zu erklären sind... die wir mit unseren Augen nicht erkennen können, weil wir als Menschen Augen haben, die nur die Dinge sehen, die für unser Leben auf diesem Planeten wichtig sind. Vielleicht ist ja so.... wär jedenfalls sehr schön.

Uff, nun ist das aber ein langer Text geworden und wahrscheinlich auch etwas konfus verfasst. Das Schreiben hat gut getan und ich danke Euch für's Lesen.
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  #2  
Alt 05.10.2008, 21:14
Ronnya Ronnya ist offline
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Standard AW: Mein Vater

Liebes Leuchtfeuer......

Mein aufrichtiges Beileid zu deinem schwerem Verlust......

Es gibt keine Worte des Trostes.....


Du hast Recht....dies hier ist der richtige Platz,schön das du den Weg hierher gefunden hast.....
Das was du erlebt hast,habe auch ich erlebt......
Mein geliebter Vater verstarb am 16.6.2008 an Blasenkrebs.....
Es reißt einem den Boden unter den Füßen weg,die Welt scheint sich weiter zu drehen,und doch ändert sich alles....
Es tut mir leid, das auch du das jetzt erfahren musstest.
Mir hilft dieses Forum ungemein,und ich hoffe das es auch dir helfen wird ....
Ein herzliches Willkommen, auch wenn der Anlass immer ein trauriger ist.......
Liebe Grüße
Regina
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Mein geliebter Vater - 16.6.2008
Und immer sind da Spuren deines Lebens
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  #3  
Alt 05.10.2008, 23:23
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Leuchtfeuer Leuchtfeuer ist offline
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Standard AW: Mein Vater

Liebe Ronnya,

ich habe Deinen Beitrag gelesen. Es tut mir auch sehr leid für Dich. Auch mir fehlen tröstende Worte, aber ich weiß genau, wie's Dir geht

Eine Freundin schrieb mir folgendes auf ihrer Trauerkarte:

Trösten ist eine Kunst des Herzens.
Sie besteht oft nur darin, liebevoll zu schweigen
und schweigend mitzuleiden.

Ich finde, diese Zeilen haben es sehr gut getroffen und deshalb habe ich sie Dir abgeschrieben.

Ja, die Welt hat sich einfach weitergedreht. Als ich meinen Papa, nachdem er gestorben war, noch mal in seinem Krankenzimmer besuchte und Abschied nahm, konnte ich durchs Fenster in den Garten des Krankenhauses sehen. Nur wenige Meter entfernt schlenderten Patienten mit ihren Freunden und Angehörigen über die Wege, saßen in der Sonne, lachten... als wäre nichts geschehen. Die Zeit danach läuft einfach weiter, man wird mitgerissen - fortgerissen von dem Tag, an dem die Welt stehenblieb. Ich komme mit meinen vielen neuen Gedanken, neuen Sichtweisen und mit meiner Traurigkeit auch kaum mehr hinterher, ich glaube, man braucht wirklich viel Zeit.

Wenn wir das schaffen, werden wir ein Stückchen größer sein.

Liebe Grüße,
Leuchtfeuer
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  #4  
Alt 06.10.2008, 15:35
Benutzerbild von Desi
Desi Desi ist offline
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Standard AW: Mein Vater

Hallo liebes Leuchtfeuer!
Auch von mir meine aufrichtige Anteilnahme!
Ich kann mir nur zu gut vorstellen wie du dich jetzt fühlst. Ich habe meinen Dad am 08.02.08 an Bauchspeicheldrüsenkrebs verloren. Er starb drei Wochen vor seinem 55 Geburtstag! Als ich die Diagnose damals erfuhr, habe ich gedacht mir reisst es den Boden unter den Füssen weg. Ich komme selber aus dem medizinischen Bereich, deshalb wusste ich nur zu gut, wie es aussieht. Mein Dad hat gekämpft wie ein Löwe. 3-6 Monate haben die Ärzte ihm gegeben, 2 Jahre sind daraus gewoden. 2 Jahre voller Höhen und Tiefen, Lachen, Weinen, Beten, Wut, Verzweiflung es war alles dabei.
Mein Dad war mein ein und alles. Als er starb ist ein Teil von mir mitgegangen.Aber ich fühle mich trotz allem noch sehr verbunden mit meinem Dad. Denn Liebe stirbt niemals.
Ich wünsche auch dir, viel Kraft für die kommende Zeit!
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In Liebe Daddy geb. 27.02.54 gest. 08.02.2008
Du wirst für immer in meinem Herzen sein.
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  #5  
Alt 06.10.2008, 18:34
Ronnya Ronnya ist offline
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Standard AW: Mein Vater

Liebes Leuchtfeuer......
Danke für deine so lieben Worte.....

Du hast das so treffend beschrieben,die Situation im KH.....
Genau so ist es...
Man kann überhaupt nicht verstehen, das um einen herum alles so weiterläuft als wäre nichts geschehen.....
Ich hab das auch nicht begriffen,und auch heute fällt es mir noch schwer,mich an Gesprächen zu beteidigen....

Wenn wir das schaffen,werden wir ein Stück größer sein....
Das macht Mut.....

Ich hoffe das dem auch so ist....
Im Moment fühl ich mich noch verletzlicher und angreifbarer ,als je zuvor.....
Ist halt ein verdammt langer und steiniger Weg......
Mit vielen Höhen und Tiefen.....
Ich hoffe für uns alle hier,das wir an den Höhen wachsen werden .
Papas Tod hat mich verändert,ich hätte es vorher nicht für möglich gehalten....
Nun ja ich hab auch nie darüber nachdedacht...
Ich dachte meine Eltern leben ewig

Ich drück dich mal.....
Regina
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  #6  
Alt 06.10.2008, 22:41
stella29 stella29 ist offline
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Standard AW: Mein Vater

Auch von mir mein aufrichtiges Beileid !

Auch ich habe meinen geliebten Papa verloren - an Darmkrebs.

Ich kann bis heute - es sind schon 7 lange Monate vergangen - nicht glauben, daß ich ihn nie wieder sehen werde. Es ist Hölle. Man durchlebt eine Art Achterbahn der Gefühle.

Ich werde immer um meinen Papa trauern, das wird nie enden. Es wird sich verändern, die Trauer. Aber der Schmerz und das Verlangen die Uhr zurückzudrehen - das bleibt.

Ich kenne deine Trauer, den Schmerz nur zu gut. Aber auch wir müssen unser Leben meistern, und bin mir 100% sicher, unsere Verstorbenen würden es niemals wollen, dass wir hier in ewiger Trauer leben und nicht mehr am Leben teilnehmen. NEIN, so schwer es manchmal auch sein mag - das Leben geht weiter - und auch wir werden wohl irgendwann mal von jemanden betrauert werden und meine Größe Sorge ist, das es ihnen auch so geht wie uns jetzt.... will damit sagen, wir müssen nach vorne schauen...

LG
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Der Himmel hat einen weiteren Engel bekommen - mein geliebter Papi
geb. 28.12.1941 gest. 28.02.2008
Du bleibst unvergessen!


WER IM GEDÄCHTNIS SEINER LIEBEN LEBT,DER IST NICHT TOT, DER IST NUR FERN. TOT IST NUR WER VERGESSEN WIRD
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  #7  
Alt 06.10.2008, 23:43
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Leuchtfeuer Leuchtfeuer ist offline
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Standard AW: Mein Vater

Hallo, guten Abend zusammen!

@ Desi: vielen Dank auch für Deine lieben Worte. Dein Vater war erst 54! Es tut mir auch wahnsinnig leid! Wenn Du schreibst, dass er dem Krebs noch 2 Jahre abtrotzen konnte, hoffe ich, dass Ihr in dieser Zeit auch viele schöne Momente hattet. Bei meinem Vater ging alles schneller... aber ich habe die "guten Tage" aus diesen Monaten viel intensiver in Erinnerung, als gute Tage aus der Zeit, wo er noch keinen Krebs hatte. Im Moment tut es allerdings noch weh, sich daran zu erinnern...

Diese gefühlsmäßige Achterbahnfahrt während der Krankheit kenne ich (leider) nun auch.

Mein Papa und ich saßen auf der Achterbahn lange in verschiedenen Wagen, wir haben leider lange nicht zusammen sondern nur nebeneinander gekämpft und gelitten. Jeder wollte dem anderen Stärke vormachen und zuversichtlich nach vorn schauen... wir hätten uns viel mehr gegenseitig helfen können, wenn wir uns auch unsere Ängste gezeigt hätten.

Ich wünsche Dir auch ganz viel Kraft. Und Du hast Recht. Sie gehen nie ganz, irgend etwas von ihnen bleibt. Wir können es nicht sehen, aber spüren.


@ Ronnya (Regina): ich habe auch immer ganz weit von mir geschoben, dass mein Vater irgendwann sterben würde. Ich habe natürlich schon mal daran gedacht, schließlich war er schon Mitte/Ende 70. Aber mir so richtig vorstellen, wie es sein würde, wenn er plötzlich nicht mehr da ist, nicht mehr mit mir redet, lacht, mir zuwinkt... nein, das konnte ich nicht. Ich habe das immer ganz schnell abgeschüttelt. Ich war nie wirklich darauf gefasst. Und dieser Verlust wird mir auch jetzt erst nach und nach so richtig klar. Es sind diese vielen Kleinigkeiten des Alltags (beim Einkaufen was für ihn mitbringen, bei Karstadt nach einem Pullover schauen, überlegen, was er zu Weihnachten kriegt... Weihnachten überhaupt...).

Ich verstehe Dich, wenn Du sagst, dass Du Dich verändert hast. Mir geht es ähnlich. Es ist momentan im Kopf noch alles ganz durcheinander geschüttelt und ob sich diese Puzzleteile wieder zu ihrem alten Bild zusammensetzten? Immerhin fehlt ein ganz wesentlicher Teil... aber doch... wir werden wachsen. Wir werden größer und stärker. Wir sind schon dabei!

Liebe Grüße
Leuchtfeuer
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  #8  
Alt 07.10.2008, 17:00
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Desi Desi ist offline
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Standard AW: Mein Vater

Hallo Leuchtfeuer!
Ich weiss das es im Moment noch alles viel zu weh tut. Es kann auch gar nicht anders sein, dafür ist alles noch viel zu frisch.
Es wird eines Tages leichter werden, und du wirst dich immer öfter mit einem Lächeln im Gesicht an deinen Dad erinnern können.
Aber das braucht allles seine Zeit!
Ich kenne das auch, mein Dad hat zum Schluss nur noch ganz bestimmte Sachen gegessen. So bin ich immer überall hingeflitzt, um sie ihm zu besorgen. Wenn das nciht schon meine Mum erledigt hattte. Die ersten Wochen habe ich wenn wir einkaufen gegangen sind, immer ganz unbewusst diese Sachen mit in den Wagen gelegt. Oft ist mir erst an der Kasse bewusst geworden, das das ja für meinen Dad gewesen wäre, und er es ja jetzt gar nicht mehr braucht. Da musste ich immer mit den Tränen kämpfen, es tat so weh! Es tut immer noch weh, aber es ist erträglicher geworden.
Oft war ich auch kurz davor ihn anzurufen, auf seinem Handy, wie ich es früher sehr oft am Tag getan habe.
Aber ich werde nie mehr mit ihm telefonieren können.
Das Begreifen fällt besonders schwer.
Aber du hast recht, wir kämpfen jeden Tag und werden jeden tag ein bisschen stärker!
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Du wirst für immer in meinem Herzen sein.
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  #9  
Alt 07.10.2008, 18:35
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Leuchtfeuer Leuchtfeuer ist offline
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Standard AW: Mein Vater

Hallo Ihr Lieben!

ich freue mich, dass ich schon so liebe Antworten auf meinen Beitrag bekommen habe. Das bringt mir sehr viel.

Nicht, dass ich zuhause das völlig verwaiste Einzelschicksal bin... aber nach jetzt gut 2 Monaten habe ich mitunter schon manchmal den Eindruck, meine Freunde wollen doch nicht mehr so viel über so bedrückende Themen wie Tod und Trauer reden, wie es mir noch ein Bedürfnis ist. Verständlich. Sie mögen mich, aber sie vermissen meinen Papa nicht. Viele haben zum Glück auch ihre Eltern noch und ich glaube, das ist auch ein Punkt. Ich hab' ja auch vorher keine Ahnung gehabt, wie weh das tut. Ich nehme ihnen das nicht übel und es sollen ja jetzt auch nicht alle ihre Lebensfreude verlieren und mit gesenkten Köpfen herumschleichen. Aber das Tempo, mit dem sie mich beizeiten ins "Leben zurück" ziehen wollen, ist mir zu schnell. Natürlich bin ich froh, dass sie mich nicht hängen lassen und ich grabe mich nicht ein (habe auch schon mal wieder wirklich herzhaft lachen können und hatte für einen kleinen Moment (!) das alte Gefühl der Unbeschwertheit zurück. ...das war schon fast vergessen...).

Aber hier mit Euch ist das viel einfacher. Jeder versteht und man kann sich einfach jederzeit viel von der Seele schreiben. Ich hoffe, ich kann vielleicht auch mal dem/der Einen oder Anderen mit einem Beitrag helfen.

Also an der Stelle mal: ich fühle mich gut aufgehoben, DANKE!

Euer Leuchtfeuer
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  #10  
Alt 07.10.2008, 21:22
Tommi007 Tommi007 ist offline
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Standard AW: Mein Vater

Hallo Leuchtfeuer,

auch von mir mein herzliches Beileid zum Tod Deines Vaters!

Ich denke auch, daß der Tod eines geliebten Menschen in jedem alter schlimm ist, obwohl ich meine Freund auch wieder verstehe, der sagt, daß man in einem bestimmten alter eher von einem "erfüllten Leben " sprechen kann und es zwar sehr traurig, aber dennoch "normaler "ist. Vielleicht kannst Du verstehen, was ich meine. Sein Papa ist mit 64 gestorben, 1 Jahr nach der diagnose Glioblastom.
Bei uns war das ganze letzte Jahr auch fast nur von Krankheit, Leid und Tod geprägt. Es stimmt, die Trauer verändert sich, das Leben geht weiter. obwohl man sich manchmal fragt, wie kann es einfach so weitergehen??? Und es stimmt auch, daß es irgendwann schwierig ist, mit anderen Leuten, die nicht Ähnlcihes erlebt haben, darüber zu sprechen- über den Tod, den Verlust, die Trauer und der Frage: WARUM??

Ich wünsche Dir viel Kraft für die kommende Zeit und heiße dich hier auch herzlich willkommen!

Viele Grüße, Uli
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In Erinnerung an meinen Bruder geb. 30. Jan 1960, gest. 21. Sep. 2007 und an meinen Schwiegervater geb 27. Apr 1943, gest.11. Feb 2008
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  #11  
Alt 08.10.2008, 21:07
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Leuchtfeuer Leuchtfeuer ist offline
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Standard AW: Mein Vater

Hallo, guten Abend zusammen,

hallo Uli,
ja Dein Freund hat schon irgendwo Recht. Es ist natürlich was anderes, wenn ein junger Mensch sterben muss, der eigentlich das ganze Leben noch vor sich hat. Ich versuche mir das auch immer wieder vor Augen zu halten. Mein Vater war 77... wenn ich es nur immer so nüchtern betrachten könnte... aber das funktioniert nicht. Er war halt ein Mensch, den ich sehr lieb hatte. Ganz egal, wie alt. Im Gegenteil, je älter er wurde, um so rührender war er. Ich vermisse ihn...

Und jetzt ist auch noch passiert: ich kann mich nicht mehr an die Stimme meines Papas erinnern, ich meine, ich habe nicht mehr im Kopf, wie sie klang!!! Geht es Euch auch so? Ich habe keine Filme oder Tonbandaufnahmen von ihm, die ich mir mal anhören könnte (mal ganz abgesehen davon, dass ich das im Moment auch nicht fertig bringen würde)... Aber ist die Erinnerung an seine Stimme jetzt weg????? Ich bin so traurig darüber! Wie konnte ich das vergessen??? Ich gäbe so viel dafür, sie noch mal zu hören. Sch...

...Übermorgen fahre ich für eine Woche in Urlaub. Mit gemischten Gefühlen (viel Lust habe ich gar nicht), auch wenn mir hier daheim jeder erzählt, dass das richtig ist und ich soll mal raus. Na ja, meine Gedanken werden mitreisen...

Liebe Grüße,
Leuchtfeuer
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  #12  
Alt 08.10.2008, 21:41
Ronnya Ronnya ist offline
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Standard AW: Mein Vater

Liebes Lichtfeuer......

Ja mir geht es ganz ähnlich.....
Da hat man diese Stimme sein ganzes Leben lang gehört und auf einmal ist sie aus dem Kopf....
Ich strenge mich auch an, sie mir zurück zu rufen,aber es gelingt mir nur sehr schwer.Ich weiß noch genau ,wie seine Hände ausehen,seine Arme,wo er welches Muttermal hatte,ich hab mir das alles noch genau eingeprägt,als er schon auf dem Sterbebett lag....aber seine Stimme......

Ich würde auch alles geben,sie noch einmal hören zu dürfen....

Mein Papa war ja auch 78 und ein alter Mann .....
Es stimmt ,mein Kopf sagt mir auch,das es ein hohes Alter war und er ein erfülltes Leben hatte,bis zu seinem 70 Geb. war er nie krank.
Aber mein Herz empfindet es doch anders .....
Ich hab ja immer gehofft, das er mit 90 sanft in seinem Lieblingssessel einschläft......
Das wünschen sich wohl die meistens Menschen und den wenigsten passiert genau das.....
Er war und ist halt mein Papa,und es tut weh.
Egal wie alt er geworden ist.
Ich hätte mir so sehr gewünscht,das mein 9-jähriger Sohn noch länger etwas von gehabt hätte.....
Aber ich will nicht zu sehr jammern....Ich hoffe das Sidney seinen Opa für immer in seinem Herzen tragen wird,und wenn es nur eine kleine Ecke seines Herzens ist.....

Liebes Leuchtfeuer ,egal wo du bist,ob in deinen vier Wänden oder am Ende der Welt....dein Papa ist in deinen Gedanken und da wo du bist,ist auch er......Nimm dir eine Auszeit und lass die geschundene Seele ein wenig baumeln......

Alles Liebe
Regina
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  #13  
Alt 08.10.2008, 22:57
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Leuchtfeuer Leuchtfeuer ist offline
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Hallo Regina,

danke für Deine lieben Zeilen! Ich habe meinen Vater in den letzten Tagen im Krankenhaus auch regelrecht eingescannt, wollte jede Einzelheit für alle Zeit in meinem Kopf konservieren. Ansonsten hängt auch ein Foto in der Familienecke der Stube... Aber dass ich schon so schnell nicht mehr weiß, wie seine Stimme klang...

Ich bin sicher, Dein Sohn wird Deinen Vater immer im Herzen behalten. Ein Opa ist doch was ganz besonderes . Und wenn Sidney jetzt 9 Jahre alt ist, hat er ihn ja noch bewusst erlebt.

Ja, unsere Väter können jetzt überall hin . Jederzeit. Vielleicht sind sie gar nicht so weit weg.

Gute Nacht und liebe Grüße,
Leuchtfeuer
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  #14  
Alt 19.10.2008, 16:12
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Leuchtfeuer Leuchtfeuer ist offline
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Standard AW: Mein Vater

Hallo allerseits,

ich bin wieder zurück und es war "so gesehen" eigentlich ein schöner Urlaub . Sonne, eine wunderschöne Gegend und man konnte sogar noch im Meer baden. Die ersten Tage ging es mir dort auch gut, aber die Gedanken holten mich natürlich auch dort ein. Na ja, das war zu erwarten...keiner kann seinen Kopf ausschalten. Ich war mit einer Freundin unterwegs und die wollte ich auch nicht "schon wieder" mit dem Thema zuquatschen. Ich habe mir alle Mühe gegeben, leicht und fröhlich zu sein (ist auch gelungen...). Es war ja schließlich auch ihr Urlaub...

Jetzt bin ich wieder zuhause und wie gern würde ich meinem Papa erzählen, was wir erlebt haben und ihm Bilder zeigen... dazu kommt noch, dass ich meinen letzten Urlaub am Meer (wirklich schon ewige Jahre her) noch mit meiner (inzwischen auch verstorbenen) Oma und meinem Vater zusammen verbracht habe (ich war seither nur mehr in den Bergen unterwegs...). Jetzt sind so viele alte Erinnerungen wieder hochgekommen und ich könnte schon wieder nur noch heulen. Ich glaube, ich habe mich mit diesen Ferien gefühlsmäßig wieder voll an die Wand gefahren. Aber vielleicht muss man so oder so durch diese Tiefs...

Seid ganz lieb gegrüßt,
Leuchtfeuer
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  #15  
Alt 20.10.2008, 21:30
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Lilian101 Lilian101 ist offline
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Standard AW: Mein Vater

hallo leuchtfeuer

auch von mir ..mein herzliches beileid...
ich kam auch gerade aus dem Urlaub mit den Kindern...ich fand es sehr schlimm...für die Kinder aber war er wichtig...es war das erste mal das wir ohne meinen Mann geflogen sind...ich hatte mir erholung und ruhe erhoft..
aber ich wurde immer wieder daran erinnert....es gibt kein Entrinnen...und jetzt da ich wieder zuhause bin..ist es schlimmer als vorher....

ich wünsche dir alle Kraft der Welt..
lg simone
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geboren.am 17.09.1970
verstorben am 27.08 2008 Cup-Syndrom
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