Weihnachten ohne die Eltern

[Chrissylie]

Hallo ihr Lieben,

ich habe mich noch nie persönlich vorgestellt sondern nur ab und zu mal in einem anderen Thema von meiner Geschichte erzählt.
Ich bin 25 Jahre alt und habe letztes Jahr im April meine über alles geliebte Mama (und gleichzeitig auch allerbeste Freundin) und 5 Monate später, im September, meinen über alles geliebten Papa verloren...beide haben den Kampf gegen den Krebs verloren.
Seitdem ist nichts mehr wie es war, ich kämpfe sehr mit dieser Situation und leide an psychosomatischen Beschwerden.
Der Grund, warum ich euch schreibe ist das bevorstehende Weihnachten...zwar ist es "schon" das zweite Weihnachten ohne meine Mama und ohne meinen Papa aber irgendwie finde ich es diesmal noch schlimmer....Grund ist, dass die Mutter von meinem Freund nicht verstehen will, dass es für mich der absolute Horror ist, an Weihnachten bei seiner Familie zu sein...also es macht mir nichts aus, wenn wir einen Tag bei seinen Eltern zum Kaffee trinken sind oder so...schließlich sind wir Heiligabend auch bei meinen Geschwistern...aber die Mutter von meinem Freund hat nun gestern entschieden, dass am ersten Weihnachtsfeiertag das Kaffee trinken beim Bruder meines Freundes stattfindet. Dort werden dann ca. 12 Leute sein, da auch noch dessen Frau und ihre Eltern und ihr Bruder usw. anwesend sein werden.
Allein die Vorstellung, dass dann da alle mit ihren Eltern sitzen und ich sitz dabei und muss mit den Tränen kämpfen....das macht mich heute schon fertig. Und sie versteht das nicht und das macht mich so unendlich wütend und traurig...im Prinzip kann es mir egal sein, was sie denkt und ich muss da auch nicht hin. Ich bin nur so furchtbar traurig, dass Außenstehende oft einfach nicht verstehen wie schlecht es mir geht und wie sehr ich unter alldem leide...und ich find es total scheiße,dass ich das immer erklären muss.

Ich hoffe und bin mir sicher, dass ihr mich hier besser verstehen könnt.

Liebe Grüße,
Chrissy

[fraunachbarin]

liebe chrissie
ich verstehe dich voll und ganz. wenn dir nicht danach zumute ist, dann geh nicht hin. ob die anderen das verstehen oder nicht. es ist DEINE trauer und du bestimmst, wie lange sie dauert, und was du möchtest/kannst und was nicht.
es wäre für dich wohl eher eine qual als ein fest. also sei gut zu dir und hör auf dein herz.
wünsch dir trotz all dem eine schöne besinnliche vorweihnachtszeit
lg tine

[monika100]

Hallo Chrissy,

das ist hart, so jung und beide Eltern tot. Das tut mir leid.

Ich habe meine Mutter noch, ich bin 52 Jahre alt, vor 9 1/2 Jahren ist mein Vater gestorben, das war für mich sehr schlimm. Ich habe ihn sehr geliebt und er und ich waren uns sehr ähnlich, deshalb vermisse ich ihn bis heute.

Das 2. Weihnachten ohne ihn fand ich auch schlimmer als das Erste.
Beim 1. Mal ist es klar, man stellt sich darauf ein, dass das Weihnachtsfest nichts werden kann. Aber beim 2. Mal habe ich gedacht, jetzt haben wir das ja schon einmal geschafft - aber da hat mich die Trauer dann richtig erwischt.

Du darfst dich eigentlich nicht vergraben, aber wenn du absolut keine Lust hast und zu traurig bist um dorthin zu gehen, dann lass es! Dann bringt es eh nichts. Und was die anderen denken ist wurscht, die kapieren das immer erst alle, wenn sie selbst betroffen sind.

Alles Liebe für dich,
Monika

[Wollo]

Hallo Cryssillie,

ich kann mich den Worten von Monika nur anschließen. Ich weiß genau wie du dich fühlst. Am 09. Mai dieses Jahres hat meine geliebte Frau nach sechs Jahren Kampf gegen diese scheiß Krankheit verloren. Ich habe Angst vor Weihnachten, alle sind plötzlich so nett zu einander und du selbst kannst den Gedanken nicht ertragen ohne den oder die geliebten Menschen die Feiertage verbringen zu müssen. Bei mir wird es dieses Jahr keine Weihnachtsdekoration und keinen Christbaum geben, weil ich in allem meine Andrea sehe. Sie hat immer großen Wert auf Weihnachten und die Dekoration gelegt und jedes Jahr haben wir ein Familienfoto vor dem Christbaum gemacht. Doch letzes Jahr sagte sie zu mir, du machst das Foto nur weil du weist dass es unser letztes gemeinsames Weihnachtsfest ist. Leider hatte sie Recht behalten und je näher die Feiertage rücken, umso mehr wünsche ich mir dass sie schnell vorbei sind. Für mich gibt es kein Weihnachten ohne meinen Engel und dann kommt auch noch Sylvester.
Ich mach das was für mich das Beste ist und nicht das was andere von mir erwarten. Keiner von denen die sich anmaßen sich ein Urteil erlauben zu dürfen, können den Schmerz verstehen und begreifen den wir vor allem an diesen Tagen ertragen und versuchen ihn nicht zu zeigen. Nur damit alle anderen ihren gewohnten Ablauf der Feiertage haben.
Tu das was du für Richtig hältst und kümmere dich nicht um das was andere denken. Es gibt nur einen Menschen dem du Rechenschaft schuldig bist… und das bist du selbst!

Fühl dich gedrückt.
Wolfgang

[Ambber]

Hallo Chrissy,

ich kann mir vorstellen, wie es dir geht. Das Umfeld meint, dass man ja nach einer gewissen Zeit den Schmerz ein Stück weit überwunden hat... Verstehen können es nur die Menschen, die es selbst schon erlebt haben.
Ich fürchte mich auch etwas vor Weihnachten und vor der Feier bei den Eltern meines Freundes. Aus dem Grund werden wir direkt nach dem 24. ein paar Tage in die Sonne fliegen. Ich wollte auch den endlosen Feiertagen, Familientreffen und so weiter entfliehen. Am liebsten wäre ich auch am 24. nicht hier...
Wenn es für dich nicht richtig ist, dann gehe nicht hin. Allerdings überlegst du dir dann vielleicht auch ein Alternativprogramm, denn wenn du allein bist, überfallen dich vielleicht die Erinnerungen.

LG

Ambber

[mon ami]

Hallo,

achja Weihnachten......................was für eine schlimme Zeit, eine Zeit, wo

man kaum Lieder, Lichter und alles drum herum aushalten kann,

weil die Trauer und die Erinnerungen, ganz so wie Wolfgang es beschreibt,

mit aller Macht zuschlagen, es einem so dermaßen bewußt machen, dass

nichts mehr so ist wie es war.

Chrissilie, tu was du für richtig hälst, hör auf dich und folge deinem Gefühl.

Lieben Gruß

mon ami

[HeikesFreundin]

Hallo,

ist vielleicht ne komische Idee, aber mir hat sie damals sehr geholfen ...

Meine Mutter starb am 10.Dezember - also 14 Tage vor Weihnachten.

Weil ich wußte, dass es sehr wichtig ist, sich gerade an diesen eh schon schweren Tagen nicht einzuigeln, bin ich hin, wo auch ich nicht hingehen wollte
aus denselben Gründen, die Du anführst.

Um meine Mama bei mir zu haben, habe ich ein Foto von ihr auf mein
Herz gelegt (quasi in den BH ) ... so hatte ich sie ganz nah bei mir,
ohne dass jemand davon wußte.

Im Nachhinein dann dachte ich:
"das alles war doch nicht so schlimm, wie ich es vorab in meinem Kopf vermutet hatte (ich hatte richtigggehend Angst)
und:
"wir waren uns auf dieser "Feier" sehr viel näher, als alle Leute um uns herum sich nah waren" ... und diese Erkenntnis hat mir sehr viel Kraft gegeben.


Du musst das natürlich ganz allein für Dich entscheiden - es kann für die Verarbeitung Deiner Trauer auch positiv sein.
Auch wenn ALLES sicher "anders" ist - es kann auch schöne Augenblicke geben für Dich. Und Tränen sind sicher erlaubt.

Ich wünsche Dir, dass Du immer etwas mehr Kraft hast, als Du brauchst!

Herzlichst, Angie

[Chrissylie]

Hallo ihr Lieben,

ich danke Euch für Eure verständnisvollen und lieben Worte...es tut so gut zu wissen, dass man nicht allein ist und es doch noch Menschen gibt, die mich verstehen
Ich weiß immer noch nicht genau wie und was ich an den Feiertagen mache aber ich weiß jetzt, dass ich das machen muss, was ICH will und was MIR guttut.
Ihr habt mir sehr geholfen, vor allem Angies Idee mit dem Foto auf dem Herz find ich super Aber auch alle anderen haben mir echt richtig Kraft gegeben, die bald bevorstehenden Weihnachtsfeiertage zu überstehen.

Ich möchte Euch allen auch ganz viel Kraft zurück schicken, wir schaffen das schon irgendwie

Liebe Grüße, Chrissy