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  #1  
Alt 29.05.2009, 12:15
Benutzerbild von Wetterhexe
Wetterhexe Wetterhexe ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Hallo Taddl,

eienn Menshen gehen zu lassen ist schwer. Jeder hat eine andere Art sich zu verabschieden, und nur "Du" weißt wie es richtig für Dich ist.
Ich finde es nicht schlimm, wennihr bei ihm gelacht und gescherzt habt. Wenn es zu euch als Familie, und deinem Paps passt.

Wir haben nach der Aussegnung, und später auch bei der Urnenbeisetzung auch viel über meinen Vater geredet, und gelacht. Er war auch ein sehr lebensfroher Mensch. Ich fand es schön, so konnte ihc meinen Vater auch nachs einem Tot noch etwas besser kennenlernen. Wir hatten nämlich über viele Jahre keinen Kontakt, haben ihn genau ein halbes JAhr bevor er gehen usste erst wiedergefunden.

Liebe Grüße
Nicole
__________________
Mein lieber Paps
31.08.1955 bis 03.03.09

Unser neuer gemeinsamer Lebensweg ging viel zu schnell zu Ende.
Ich vermisse Dich
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  #2  
Alt 29.05.2009, 12:25
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Hallo Taddl,

einigen wir uns darauf hier weiter zu schreiben?

Erst einmal sage ich Dankeschön für deine liebe Antwort(en).

Du mußt dir keine Gedanken machen, du hast mich nicht schockiert mit deinem Posting.

Ich hatte vor vielen Jahren einen Riesenzelltumor, einen Knochentumor. Aber das ist schon, wie gesagt, eine ganze Weile her.

Da hast du ja mehr Antworten erhalten, als du dachtest.
Das ist doch gut!

Meine Mutter ist im Juli schon zwei Jahre tot. Aber besonders ihre letzten Monate sind mir noch sehr lebhaft in Erinnerung.

Ich werde gerne einmal ausführlicher darüber schreiben, wenn du magst.

Euch allen, besonders dir Taddl, ganz herzliche Grüße!
Kerstin
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  #3  
Alt 29.05.2009, 12:31
pialotte pialotte ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Hallo Taddl,
auch ich bin noch hier...
Natürlich! Ist doch nicht schlimm,
wenn du mal nicht hier warst.

Antworten hast Du bekommen,
das ist doch schön, oder!?

Ich würde mich auch sehr freuen wieder mehr
von Dir hier zu lesen.

Also ein schönes Wochenende Taddl und allen anderen,
Die Pia
__________________
Eines Morgens wachst Du nicht mehr auf,
die Vögel aber singen wie sie immer sangen.
Nichts ändert diesen Tageslauf.
Nur Du bist fortgegangen.

***
Mein Vater *12.02.1948 +27.09.2008


Diagnose: Hochmalignes Non-Hodgkin Lymphom der T-Zellreihe Stadium IIIB
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  #4  
Alt 08.09.2009, 08:29
Teddy43 Teddy43 ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

@Taddl

Ja da bin ich noch ...
allerdings meistens nur als stille leserin..
hoffe aber dir geht es soweit ganz gut, wenn es einem überhaupt gut gehen kann wenn man immer noch trauert
ich komm im moment gar nicht damit klar und vermisse meine mutsch fürchterlich
__________________
Wenn der Himmel die Erde berührt, findet ein Engel seinen Platz zum landen.

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Mama 4.4.1947 - 18.2.2009
Onkel Klaus 18.6.1945 - 29.5.2009
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  #5  
Alt 29.05.2009, 12:41
Taddl Taddl ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Hallo Ihr Lieben

@Kerstin: Ja hier weiter zu schreiben wäre sehr schön, da sich ja wirklich ein paar Leute gemeldet haben.

Ich bin froh, dich nicht schockiert zu haben. Ich habe diese Meinung auch noch nie in einem anderem Posting vertreten, da ich mir schon darüber bewusst bin, was es für einen Eindruck hinterlässt.
Ich würde sehr gerne deine Ausführliche Geschichte einmal lesen.

@Wetterhexe: Ich musste mich vorher noch nie von einem geliebten Menschen verabschieden und musste während der Erkrankung und dem Tod meines Stiefvaters diese Irrationalen Gedanken feststellen, ich dachte am Anfang ich bin nicht normal. Nach der Trauerfeier konnte ich auch lachen. Aber währenddessen habe ich geheult wie ein Schoßhündchen. Ich sah in Gedanken meinen Vater immer in dieser Kiste liegen. Bei der Urnenbeisetzung war es besser.

Es ist schön, das du wenigstens noch die Möglichkeit hattest deinen Vater besser kennenzulernen und vor seinem Tod noch mal zu sehen. Ich glaube, wenn du diese Möglichkeit nicht gehabt hättest, wäre es viel schlimmer gewesen.


@pialotte: Schön, dass du noch geschrieben hast. Es freut mich. Ich werde jetzt auch immer nachlesen, ob sich was getan hat. Ich hoffe, dir geht es inzwischen auch wieder einigermassen gut.

LG Taddl
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In unserer Sanduhr fällt das letzte Korn,
ich hab gewonnen und hab ebenso verlorn'.
Jedoch missen möcht ich nichts,
alles bleibt unser gedanklicher Besitz.



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27.10.1948 - 08.10.2008
BSDK-Diagnose im April 08

Geändert von Taddl (29.05.2009 um 12:44 Uhr)
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  #6  
Alt 29.05.2009, 12:54
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Wetterhexe Wetterhexe ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Hallo Taddl,

genauso ging es mir auch, während der Aussegnung, und vor allem als der Sarg ins Auto gebracht wurde, und wir hinterherlaufen mussten, bin ich fast zusammengebrochen, der ganze Schmerz hat mich so gefangen genommen, mein Freund war völlig überfordert mit mir.
Ich finde es wichtig auch fröhlich über ihn zu sprechen, Es war schön viele Geschichten zu hören. Und auch wenn amn traurig über den Verlust ist, sollte man doch das Lachen und seien Humor trotzdem nicht auch noch verliehren.
Ich konnte meinen Vater in all der Zeit leider nur einmal besuchen, er wollte nicht dass wir ihn so sehen.
Als es ihm richtig schlecht ging, hab ich ihn dann trotzdem besucht, und heute bin ichs ehr froh über diese Entscheidung, denn auch wenn wir nicht sprechen konnten, weil er in künstlichen Schlaf gelegt wurde, anders wären die Schmerzen zu groß gewesen, denke ich dass er es gespürt hat. Vor allem war es so, dass er eine Stunde nachdem ich gegangen bin für immer eingeschlafen ist.
Grüße
Nicole
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  #7  
Alt 29.05.2009, 13:51
Taddl Taddl ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Hallo an alle,

es ist schön, das sich so viele beteiligen. Der Thread wurde von mir ja nach dem Tod meines Vater geöffnet und nur durch ein Missgeschick heute meinerseits im BSDK-Forum, wurde ich dazu animiert wieder hier zu schreiben.

@Kirsten: Ich war die ganze Zeit im BSDK-Forum stiller Mitleser, deshalb weiss ich auch von Deiner Geschichte.
Ich habe sie die ganze Zeit mitverfolgt und immer gelesen wie es deinem Papa geht. Ich weiss er hat gekämpft und seine Entscheidung die Chemo abzusetzten war richtig. Er wusste genau wie meiner, wann nichts mehr möglich ist.
Ich möchte dir an dieser Stelle noch einmal mein Beileid aussprechen.
Wie geht es Deiner Mama inzwischen, sie wollte sich doch ganz lange nicht damit auseinandersetzten, das dein Papa stirbt? Ich hoffe sie hat es ein wenig verarbeitet.
Es freut mich, dass du dich mit mir ins Hinterbliebenen-Forum gesellst. Der Tod deines Vaters ist noch sehr frisch, aber mit der Zeit wird es leichter. Und vielleicht können wir uns hier ein wenig trösten und alles verarbeiten.

Anfangs habe ich vor dem Aufstehen und Einschlafen an meinen Vater gedacht. Inzwischen denke ich erst daran, wenn ich im Bus zur Arbeit sitze. Wenn ich zu Hause bei meiner Mutter bin, setze ich mich immer auf den Sessel, in dem er saß als er noch gesund war. Mein Bruder und meine Mutter können das nicht.
Ich konnte jetzt auch sein Bild aufstellen. Jedoch lag es vorher 8 Wochen im Schrank. Es wurde 2005 auf Madera gemacht. Meine Mutter und er haben gerne Reisen unternommen, wo sie auch was von der Landschaft sahen. Er steht auf dem Bild auf einem Berg vor dem Gipfelkreuz. Welch eine Ironie, denke ich mir oft. Ich würde es sehr gerne meiner Signatur anfügen. Aber mein Vater wollte nicht einmal eine Todesanzeige in der Zeitung. Er wäre nicht damit einverstanden und würde mir, glaub ich, einen Ziegelstein von da wo er jetzt ist, auf den Kopf werfen. Ich füge mich dem, was er gewollt hätte.

@Nicole: Du hast Recht, auch wenn man über den Verlust traurig ist, sollte man sein Lachen nicht verliern. Ich habe während der Erkrankung meines Vaters gelernt, ich sollte mein Leben so leben, das ich damit zufrieden bin, wenn es für mich soweit ist. Unsere Angehörigen hätten es so gewollt. Ich weiss das, weil ich es nicht anders wollte.
Ich bin froh, das mein Vater eine Urnenbestatung wollte, ich kann gut nachvollziehen, wie du dich gefühlt hast hinter dem Auto herzulaufen. Mein Vater wollte auch niemanden sehen. Nur meine Mutter und mein Bruder haben ihn gesehen, als er so krank war. Aber mir hat es auch nicht gutgetan ihn so zu sehen. Ich hatte dann immer Sylvester 2007 im Kopf, da war seit 20 Jahren die ganze Familie zusammen essen. Er hat damals schon nicht mehr viel gegessen, aber das war nichts besorgniserregendes für uns. Er hatte immer sehr auf seine Figur geachtet und mich und meine Mutter als disziplinlos bezeichnet , weil wir halt ein paar Pfunde zuviel auf den Rippen haben. Bei meinem letzten Besuch sagte er, er wünschte sich ein paar Kilos mehr. Da war ich sehr betroffen und wusste auch keine Antwort darauf.

Es ist wirklich schön, das ich all das was mir im Kopf rumgeht hier schreiben kann. Meine Mutter will es zum Teil nicht hören, weil sie logischerweise irgendwie abschließen muss. Und mein Freund hat noch immer genug damit zu tun, den Tod seines Vaters zu verarbeiten. Für ihn war 2008 einfach zu viel.

LG Taddl
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Mein (Stief) Papa:
27.10.1948 - 08.10.2008
BSDK-Diagnose im April 08

Geändert von Taddl (29.05.2009 um 14:02 Uhr)
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  #8  
Alt 29.05.2009, 14:16
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Hallo ihr Lieben,

schön, daß hier so viel los ist.

Eure Geschichten gehen mir sehr zu Herzen. Sie sind so traurig aber auch voller Hoffnung.

Meine Mutter wollte eigentlich nie, daß wir ihr so nah kommen, wie wir ihr dann doch zu Schluß gekommen sind.
So lange ich denken kann, wollte sie eigentlich immer nur "ihre Ruhe" haben.
Sie war sehr froh, als wir endlich alle aus dem Hause und weit fortgezogen waren.
Das klingt sicher für euch sehr hart. Das war es auch.
Ich konnte mich nie damit abfinden, daß meine Mutter so unnahbar und kühl ihrer Familie gegenüber war.

Sie war nie besonders liebevoll oder zärtlich zu uns Kindern. Auch nicht zu unserer Tochter, ihrer einzigen Enkelin.

Als ich mit Anfang zwanzig erkrankte(meine Tochter war gerade etwa ein Jahr alt), war meine Mutter nicht an meiner Seite. Sie könne das nicht, meinte sie nur.

Mein Mann und ich ich mußten alleine klar kommen. Es war eine schlimme Zeit für uns.

Auch als einige Jahre später meine Mutter selber erkrankte, wollte sie alles alleine durchstehen. Nur meine Schwester ließ sie an sich ran.

Erst als die Krankheit zum dritten Mal auftrat - und ich wußte, daß es dieses Mal keine Hilfe mehr gab, wurde meine Mutter endlich zugänglicher.

Als unsere Mutter schließlich starb, waren wir alle bei ihr. Wir haben an ihrem Sterbebett gesessen und uns Geschichten von "früher" erzählt. Wir haben zusammen gelacht und geweint und uns gegenseitig gestützt.

Als meine Mutter morgens starb, waren mein Mann und ich die einzigen, die gerade wach waren. Die anderen waren kurz nach Hause gefahren um sich frisch zu machen. Nur mein Bruder saß auch noch bei uns.

Wir weckten ihn, als ich sah, daß die Atmung meiner Mutter aussetzte.
Es ging ganz schnell, leise und sehr friedvoll.

Meine Mutter wollte nicht über das Sterben oder den Tod sprechen. Sie sagte einmal, das ließe sie nicht an sich heran.
Wir haben das akzeptiert.
Sie bat mich aber einen Priester zu holen, wenn ich meinen würde, daß es sehr schlimm um sie stände. Sie wollte die letzte Ölung mit auf den Weg haben. Das war ihr Wunsch. Das war ihr sehr wichtig. Meine Mutter war Katholikin.

Am Tag bevor sie starb, erfüllte ich ihr diesen Wunsch. Der Arzt hatte uns zuvor berichtet, daß sich ihr Zustand sehr verschlechtern hätte. Es sei nun bald so weit.

Als der Priester dann kam, wußte sie sofort was los war.

Zuerst habe ich mir Vorwürfe gemacht, daß ich ihr unnötig Angst mache. Aber, als sie dann mit dem Pfarrer sprach und er sich richtig viel Zeit für sie nahm, wußte ich, daß es in Ordnung war.

Danach hat sie sogar noch mit Hilfe unserer Tochter ein wenig zu Mittag gegessen.

Bis nachmittags blieb sie bei Bewußtsein. Dann dämmerte sie mit Hilfe des Morphiums hinüber in einen Schlaf, der immer tiefer wurde.

Manchmal frage ich mich, ob sie uns noch gehört hat, wenn wir uns Geschichten aus unserer Kindheit erzählten oder auch einmal lachten und scherzten.

Gerne hätten wir ihr ermöglicht zu Hause zu sterben.
Sie war noch einmal ins Krankenhaus gebracht worden, weil sie so unter Luftnot litt und man ihre Lunge punktieren wollte.
Anschließend wollten wir sie wieder mit nach Hause nehmen. Aber es ist halt alles anders gekommen.

Das ist meine Geschichte.
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  #9  
Alt 29.05.2009, 14:50
Taddl Taddl ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Als ich eben deine Geschichte laß, musste ich erst einmal schlucken und überlegen, was und wie ich dir anworte.

Dieses Gefühl, wenn die Mutter einen nicht in den Arm nimmt, kenne ich. Bei mir zu Hause war das genauso. Deshalb empfindet meine Mutter meine Trauerbewältigung auch als lästig, sie ist es nicht gewohnt Gefühle zu zeigen. Sie sagt immer, sag doch nicht immer, so war es als Gert (mein Stiefvater) krank war. Sie kann es nicht nachvollziehen, dass ich reden muss und will.
Als mein Vater starb sagte die Ärztin zu ihr: "Sie und ihr Mann haben nicht viel über Gefühle geredet." Deshalb brauchte sie erst mal ein Mittel gegen ihre Depressionen, weil sie nie Gefühle zugelassen hat.

Ich kenne es auch, wenn eine Mutter nur "ihre Ruhe" habe will, jedoch nicht von meiner Mutter, aber von mir. Ich habe meine 1. Tocher (sie ist jetzt 22) mit 19 Jahren bekommen und wollte auch immer nur meine Ruhe. Ich war zu jung und unerfahren und es war viel zu früh ein Kind zu bekommen.

Ich weiss nicht, wie alt deine Mutter war, aber ich glaube es ist ein Generationen-Problem. "Ältere" Menschen (meine Mutter ist jetzt 63) können keine Gefühle zulassen und es ist normal für sie, das die Kinder so nebenherlaufen und alleine funktionieren. Als sie klein waren, war es genauso. Da hatte man keine Zeit für Kinder, wie es heute ist.
Wir machen uns heute Gedanken wie es unseren Kinder geht, was sie empfinden, ob sie Gefühlsmässig alles schaffen und räumen ihnen sehr viel Mitspracherecht innerhalb der Familie ein. Das alles gab es bei uns nicht (also zumindestenst nicht bei mir).

Ich finde es stark von dir, dass du trotz deiner Erfahrung die du gemacht hast, bist zum Schluss bei deiner Mama warst. Du wolltest ihr auch ermöglichen zu Hause zu sterben. Du hast dir nichts vorzuwerfen. Das war eine Leistung, von der ich mir nicht sicher bin, ob ich es geschafft hätte.

Ich bedanke mich bei dir, das du deine Geschichte erzählt hast. Und damit bin ich dir auch dankbar, dass du mich dazu animiert hast ins Hinterblieben-Formum zu wechslen.

Ich hoffe, wir können hier noch Gespräche führen, in denen wir das eine oder andere aufarbeiten, einfach indem wir darüber sprechen, was irgendwann schief gelaufen ist.

LG Deine Taddl
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Mein (Stief) Papa:
27.10.1948 - 08.10.2008
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  #10  
Alt 29.05.2009, 16:21
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Hallo Taddl,

ja, gerne können wir weiter erzählen.

Ich habe zwar meinen Frieden mit meiner Mutter gemacht, aber ich denke noch sehr oft über ihr Sterben nach.

Meine Mutter war fast 28 Jahre alt, als sie mich bekam.
Hatte ich erwähnt, daß ich die Älteste bei uns bin?

Meine Mutter hat uns Kinder alle gleich schlecht behandelt. Obwohl meine Schwester sich heute einredet, daß unsere Mutter besonders liebevoll und zärtlich war.

Ich wünschte mir, das wäre so gewesen, schon wegen meiner Schwester, die sehr an meiner Mutter gehangen hat.

Kann sein, daß die Leute dieser Generation eher ein wenig unterkühlt und arm an Gefühlen sind.
Meine Mutter hatte auch keine einfache Kindheit.

Als unsere Tochter zur Welt kam, habe ich mir geschworen, es besser zu machen. Ich wollte, daß sie weiß, daß wir sie lieben.

Ich wollte nicht so werden wie unsere Mutter, die uns Kinder stets für alles verantwortlich machte, was ihr im Leben Schlechtes passiert ist(und wenn es nur um die Bügelwäsche ging, die wir produzierten).

Wieviel leichter haben es Menschen, die es gewohnt sind über ihre Gefühle zu sprechen, sie überhaupt erst zuzulassen.
Vor allen Dingen im Angesicht einer schweren Krankheit.

Aber wenigstens konnte ich noch meinen Frieden mit meiner Mutter machen. Sie hat zwar nicht mit mir gesprochen um noch einiges klarzustellen. Aber wenigstens hat sie uns noch sagen können, daß sie uns alle liebt und wie stolz sie auf uns ist.

Das war doch mal was!

Aber du scheinst ja auch kein einfaches Verhältnis zu deiner Mutter zu haben.
Du hast recht. Früher wurden die Kinder so mitgezogen. Kinder hatte man halt. War eben so.

Gut, daß sich die Zeiten geändert haben(bei vielen Menschen hierzulande jedenfalls, muß ich mit Einschränkung hinzufügen).

Ich schicke dir ganz liebe Grüße und freue mich, wieder von dir zu lesen.

Kerstin
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  #11  
Alt 29.05.2009, 12:47
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
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Beiträge: 842
Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Hallo,

Vielen Dank, liebe Taddl, dass Du den Thread "reaktiviert" hast.

Ich würde mich gerne dem Austausch anschliessen. Auch für mich war es der erste Abschied von einem geliebten Menschen. Und dann war es auch noch mein Papa, zu dem ich seit je her eine sehr enge Bindung hatte.

Der Tod meines Vaters liegt knapp 8 Wochen zurück. Ich beginne jetzt aber erst langsam zu begreifen, was passiert ist.

Ich habe meinen Papa über 10 Monate sehr eng begleitet, war diejenige, die mit zu den wichtigen Arztgesprächen gegangen ist, auf mich hat er sich die ganze Zeit verlassen. Wenn Chaos und Verzweiflung in der Familie aufkam, habe ich ihm die von ihm dringend gewünschte Ruhe gebracht.

In den Wochen vor seinem Tod hat er keine medizinische Entscheidung ohne meine Meinung getroffen. Die letzten zwei Wochen war ich mit Ausnahme von 2x2 Tagen bei meinen Eltern, habe auch meiner Mama Tag und Nacht beigestanden.

Als die Zeit des Abschieds kam, hat er alle Familienmitglieder "gerufen", und als dann alle eingetroffen waren, hat er alle in den Nebenraum geschickt. Nur ich durfte und sollte bei ihm sitzen bleiben.
30 Minuten vor seinem Tod hat er mir zu verstehen gegeben, dass es so weit sein wird. Wir sind dann alle zusammengekommen.
Er ist verstorben mit dem Kopf auf meiner Schulter, an mich angelehnt. Mama hielt sein Hand, meine Schwester saß auch mit auf dem Bett.

Wir haben danach noch 4 Stunden von ihm "Abschied" genommen.

Verarbeitet habe ich die Zeit bislang nur wenig, kann nicht im Wohnzimmer meiner Eltern sein, kann nicht über die Stelle gehen, wo sein Pflegebett stand.
Die Verantwortung in dieser Zeit ist für mich kaum mehr tragbar, komischerweise erst jetzt, wo alles vorbei ist.
Die traumatischen Erlebnisse in seinen letzten zwei Wochen lassen mich nicht zur Ruhe kommen.

Ich habe das Glück, eine sehr gute Psychlogin gefunden zu haben, würde mich aber auch über den Austausch hier sehr freuen, auch wenn "es" bei mir noch so frisch ist und ich nicht weiss, ob ich schon sinnvolle und hilfreiche Beiträge leisten kann.

Liebe Grüße von Kirsten.
__________________
Mein Papa: Diagnose BSDK mit Lebermetastasen Ende Mai 2008
Den schweren Kampf verloren am 05.04.2009


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Geändert von Kirsten67 (29.05.2009 um 13:33 Uhr)
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