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Hochmalignes B-Zellen Lymphom -> unsere Schuld?
Hallo an Alle!
Bei meinem Schwiegervater wurde im Juli vergangenen Jahres ein hochmalignes B-Zellen Lymphom im Kopf diagnostiziert. Die verabreichte Chemotherapie war erfolgreich und letzte Woche wurde er vorerst nach Hause entlassen. Man konnte bei den Abschlussuntersuchungen nichts mehr feststellen. So weit, so gut, wunderbare Nachrichten, wir haben uns wahnsinnig gefreut. Doch jetzt der Schock: Mein Schwiegervater behauptet, dass seine Krankheit durch "persönlichen Stress" mit meinem Mann ausgelöst wurde. Dazu muss man sagen, dass mein Mann und er ein etwas schwieriges Verhältnis zueinander haben. Allerdings jetzt auch nicht dramatisch schlecht. Unsere Nachfrage bei den Ärzten ergab, dass niemand sagen kann woran es lag dass er erkrankt ist. Gut, wir wissen das. Aber alle Verwandten und Bekannten zeigen nun mit dem Finger auf meinen Mann, er wäre angeblich Schuld. Ich muss niemandem erzählen wie schwierig die Situation ist, mit solch einer Krankheit -auch als Angehöriger- umzugehen und zu leben. Wir haben unser möglichstes getan, ihn immer besucht, geholfen und getan - und jetzt das. Wir versuchen uns einzureden, dass wir nicht schuld sind, natürlich nicht. Aber wir finden keinen Weg damit umzugehen. Man empfindet große Wut nach so einer Aussage und dann das schlechte Gewissen auf einen kranken Menschen böse zu sein... Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Lieben Dank littlewitch |
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AW: Hochmalignes B-Zellen Lymphom -> unsere Schuld?
Hallo Littlewitch!
Das ist eine schwierige Frage..... meine Meinung dazu:ein schwieriges Verhältnis besteht immer aus 2 Seiten und hat auch wahrscheinlich irgendeinen Grund,manche sehen das nicht ein und schieben das dann auf andere ab,von Schuld kann man da nicht so leicht sprechen,ich denke auch,dass bei einem Krankheitsausbruch mehrere Faktoren mitspielen.... Es ist schade,in so einem Fall solch Energien in Schuldzuweisungen zu verschwenden.Vielleicht könnte man mehr Augenmerk auf den erfolgreichen Ausgang der Geschichte legen und es als Chance zu sehen,die Dinge nun in eine andere,bessere Richtung zu lenken.Als Außenstehender ist das immer schwer zu beurteilen.Oft hilft ein klärendes Gespräch,wo auch jeder seine Beweggründe und Handlungen klarlegt. Wünsche Euch alles Gute,liebe Grüße Eva |
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AW: Hochmalignes B-Zellen Lymphom -> unsere Schuld?
Hallo,
ich weiß ja nun nicht, ob dein Schwiegervater sich durch die Krankheit im Verhalten auffällig verändert hat, aber das ist eine der wirklich üblen Auswirkungen dieser Krankheit. Mein Vater ist an einem primären ZNS-Lymphom (Non-Hodgkin) erkrankt und hat große Wesensveränderungen erlitten. Das äußert sich in Aggressionen und auch in ungerechtem Verhalten seinem Umfeld gegenüber. Ich würde die Äußerung deines Schwiegervaters also nicht zu ernst nehmen. Erstens ist sie eh haltlos und außerdem kann man schwer abschätzen, ob er das wirklich so meint. Bei meinem Vater war (im Juli 09) übrigens nach Chemo auch nichts mehr festzustellen. Leider hat er jetzt bereits ein riesiges Rezidiv Ich drücke euch die Daumen, dass es bei deinem Schwiegervater wirklich weg bleibt. Lieben Gruß Nadeshda |
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AW: Hochmalignes B-Zellen Lymphom -> unsere Schuld?
Lieben Dank für Eure Antworten. Wir versuchen auch die Äusserungen nicht ganz so ernst zu nehmen. Das mit dem agressiven Verhalten, kann ich teilweise, unterstreichen. Es ist halt schwer sich zu sagen, dass es die Krankheit ist die ihn verändert und gleichzeitig dann trotzdem immer da zu sein. Ich persönlich finde es zwar super, dass bei der letzten Untersuchung nichts mehr zu sehen war, aber seine Blutwerte sind extrem schlecht, was mich dann schon nachdenklich stimmt. Trotz zweier Bluttransfusionen und zweimal Plasma Übertragung, sind die weissen und die roten Blutkörperchen sehr schlecht. Trotzdem die Chemotherapie abgeschlossen ist, hat er ständig Nasen- oder Zahnfleischbluten.
@Nadeshda Wie wurde das Rezidiv bei Deinem Vater festgestellt, Nachkontrolle oder neuerliche Symptome? Lieben Gruß littlewitch |
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AW: Hochmalignes B-Zellen Lymphom -> unsere Schuld?
Bei einer Nachuntersuchung im Oktober war bei meinem Vater nichts zu sehen. Kurz danach fingen die Symptome wieder an. Überwiegend Wesensveränderungen, Verwirrtheit, Orientierungslosigkeit, Vergesslichkeit. Er hat auch wieder stark an Gewicht verloren. Leider hat das kein Arzt wirklich ernst genommen. Es hieß immer, dass das MRT vom Oktober ja keinerlei neue Auffälligkeiten gezeigt hätte und dass es wohl Nachwirkungen der Chemo sind.
Letzten Montag war dann wieder MRT und nun siehts leider ganz übel aus... Meine Mutter hat auch Probleme damit, sein Verhalten nicht persönlich zu nehmen. Bei vielen Sachen, die er so anstellt, reagiert sie, als täte er das extra um sie zu ärgern. Es ist nunmal auch schwer nachzuvollziehen, warum manche sehr komplexen Dinge noch funktionieren (Fußballergebnisslisten auswendig können) und kleine, aber elementare Dinge (das Klo finden, wenn man muß) eben nicht mehr gehen. Sie empfindet das als unlogisch und ist nur sehr schwer davon zu überzeugen, dass diese Krankheit mit Logik auch nicht so viel zu tun hat... |
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AW: Hochmalignes B-Zellen Lymphom -> unsere Schuld?
Das tut mir ehrlich leid. Ich wünsche Dir schon mal für alles was jetzt wieder auf Dich zu kommt viel, viel Kraft.
Das mit Verwirrtheit und Dinge vergessen bzw. ganz oft fragen, ist bei uns auch so. Allerdings haben wir das immer darauf geschoben dass er einfach viel zu denken hatte, Firma und solche Sachen. Das ging auch schon fast ein halbes Jahr vor der Diagnose so. Erst wurde auf Burn-Out getippt, das erschien uns allen recht plausibel. Nur zufällig wurde dann bei einer Gehirnwasseruntersuchung das Lymphom entdeckt. Ein riesen Glück also. Das Schlimme ist für mich auch, dass er dann wieder diese "ganz normalen" Momente hat, wo er lieb und nett ist. Es wechselt aber so extrem und schnell dass man den Übergang irgendwie gar nicht merkt. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, denke aber Du verstehst was ich meine. So alltägliche Sachen die macht er schon lange nicht mehr alleine (Essen selber schneiden, Schnürsenkel binden, ...). Hier merkt man allerdings, dass er es gezielt macht er könnte es nämlich selber. Er lässt sich gerne "bedienen" und kommandiert ziemlich rum. Im Gegenzug fährt er mit dem Auto, obwohl er es ausdrücklich verboten bekommen hat. Nicht dass das falsch rüberkommt, wir machen das alles, wir wollen ja dass er gesund wird und ihm Unterstützung bieten. Doch dann folgt wieder der nächste Hammer. Was mich am meisten mürbe macht ist dieses schlechte Gewissen das er in uns auslöst, für Sachen wo man weiß, dass man nichts dafür kann Liebe Grüße littlewitch |
#7
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AW: Hochmalignes B-Zellen Lymphom -> unsere Schuld?
Mein Problem ist, dass meine Eltern im Sommer umgezogen sind. Meine Mutter wollte das unbedingt. Jetzt wohnen sie etwa 500km von mir weg. Dafür dicht an meiner Schwester, aber ich kann gar nichts mehr tun, außer auf Neuigkeiten zu warten. Heute z.B. soll(te) entschieden werden, ob und wenn ja wie behandelt wird. Bei dem Gespräch wäre ich gerne dabei gewesen, um nicht immer alles aus dritter Hand zu erfahren, wo man sich dann nicht sicher sein kann, ob nicht die eine Hälfte falsch verstanden und die andere Hälfte weggelassen wurde...
Von daher beneide ich dich eher darum, dass du die Chance hast, zu helfen. Schuldig fühle ich mich auch oft. Am Samstag z.B. hat mein Vater mich innerhalb von 2 Stunden 6 Mal auf den Handy angerufen und ich habs nicht mitbekommen. Als ich die Nachrichten abgehört hab, die er mir hinterlassen hat, ist es mir kalt den Rücken runtergelaufen. Von intensivem Bitten, ihn zurückzurufen, bis Beschimpfungen, dass ich mir ein schönes Leben mache, statt mich um ihn zu kümmern war alles dabei Das ist schon eine Scheißkrankheit... |
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