Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 03.08.2008, 21:08
Benutzerbild von schnuffel71
schnuffel71 schnuffel71 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.05.2007
Beiträge: 75
Unglücklich Versteh' es einfach nicht....

Hallo zusammen!

Im letzten Jahr verlor ich eine gute Freundin an Krebs, seit dem bin ich hier im Forum mehr als „stille Mitleserin“ dabei.

Leider traf es im Mai diesen Jahres meine geliebte Mama. Sie wurde an Ihrem 43igsten Hochzeitstag mit Verdacht auf Schlaganfall ins Krankenhaus auf die StrokeUnit-Station gebracht. Es kam für uns aus heiterem Himmel, da es keine auffälligen Anzeichen gab….bis zu diesem Morgen. Mein Vater hatte gerade mit ihr zusammen gefrühstückt, als sie plötzlich anfing zu Lachen….ohne ersichtlichen Grund. Da mein Vater bei ihr nichts erreichte, fuhr er mit ihr zum Hausarzt, der in der Zwischenzeit schon den Rettungswagen verständigt hatte.

Als ich im Krankenhaus ankam, war meine Mama schon an sämtliche Überwachungsgeräte angeschlossen, sie war so durcheinander….und ich konnte die Angst in Ihren Augen sehen. Dazu sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass sie eine Bluthochdruck-Patientin ist, und Vorhofflimmern hat. Auf der StrokeUnit war sie gut 1 Woche, wo auch diverse Untersuchungen durchgeführt wurden, wie MRT und Liquorpunktion. Trotz dieser Untersuchungen wollte sich jedoch niemand auf eine genaue Diagnose festlegen. Herausgefunden hatte man bis zu diesem Zeitpunkt, dass es kein Schlaganfall war, und „irgendetwas“ an der linken vorderen Gehirnhälfte ist. Ob es „nur“ eine Hirnentzündung oder ein Tumor ist, das wollte keiner bestätigen.

Da sich der „Geisteszustand“ meiner Mama in dieser einen Woche erholt hat, entschied man sich dafür, sie in eine Klink zu verlegen, die mehr für Patienten mit „Hirnentzündungen“ zuständig ist. Dort war sie dann 2 Wochen, die nahezu nichts gebracht haben…., außer, dass sie schwächer wurde und teilweise nicht richtig hören konnte. Daraufhin kam sie zum ersten Krankenhaus zurück, auf die neurologische Station, wo sie dann innerhalb weniger Tage auch am Kopf operiert wurde. Die Operation hat geschlagene 8 Stunden gedauert, und angeblich sei alles gut verlaufen. Am nächsten Tag bekamen wir dann die Auskunft, dass sie in der Nacht „eine Blutung“ im Kopf hatte und sie noch im Koma liegen würde. So vergingen 2 Wochen, in denen man immer zwischen Hoffen und Bangen lag, weil sie so lange im Koma lag (oder sicher auch ins künstliche Koma gelegt wurde). Danach versuchte man sie von der künstlichen Beatmung usw. weg zu bekommen, doch meine Mama bekam zwischendurch immer mal wieder Fieber, und hat sich u.a. auch noch einen multiresistenten Keim eingefangen, der für erhöhte Schleimproduktion sorgt, so dass sie viel zu oft husten muss. Aufgrund des langen Zeitraumes wurde sie dann nicht mehr durch einen Nasenschlauch ernährt, sondern bekam eine Magensonde gelegt.

In dieser Zeit hat sich der Zustand meiner Mama leider nicht großartig verändert…: sie schläft viel, und wenn sie zeitweilig wach ist erkennt sie uns manchmal (denken wir zumindest), weil sie dann zwischendurch lächelt, grimassen schneidet oder unsere Hand drückt…sprechen kann sie jedoch noch nicht wieder.

Bis zu diesem Zeitpunkt wurde uns gesagt, dass es ein diffuses fibrilläres Astrozytom II ist, und dieser nicht komplett entfernt werden könne und mit der Zeit wieder langsam wachsen würde. Doch könnten sie uns nicht sagen, ob der derzeitige Zustand meiner Mama vom Tumor verursacht wird, oder durch die Blutung nach der OP – die in einer späteren Aussage als Schlaganfall diagnostierziert wurde. In der letzten Woche hatten wir dann ein Gespräch mit einem „Vertretungsarzt“ – die beiden zuständigen Ärzte waren krank und in Urlaub – der uns auf die Art kam: „soll ihre Frau/Mutter nach Hause oder gleich ins Pflegeheim?“, weil sich seiner Meinung nach bei meiner Mama keine Verbesserung eingestellt hat. Wir haben ihm dann ganz deutlich zu verstehen gegeben, dass das vorerst gar nicht in Frage käme und sie zur Früh-Reha soll. Man hat sich auch gleich gekümmert und mehrere Kliniken angeschrieben. Am Donnerstag kam schon eine Zusage vom Clemenshospital in Münster, was schon ein Glücksfall ist, da meine Mama ja noch den Keim und die Magensonde hat, sowie z.T. auch noch „Atmenunterstützung“ erhält. Freitag hätte sie bereits verlegt werden sollen, doch wieder kam das Fieber dazwischen…..Also hab ich sie Freitag wieder besucht und dort den Abschlussbericht gesehen, der mit nach Münster gehen soll. Leider konnte ich vieles davon nicht verstehen, aber dass dort Astrozytom III statt II stand, hab ich schon registriert.

Ehrlich gesagt, weiß ich seit dem nicht mehr genau, was ich eigentlich denken soll! Hat der Arzt deshalb gefragt, ob sie nach Hause oder ins Pflegeheim soll, weil die Prognose so schlecht ist?

Ich möchte an dieser Stelle erst einmal mit dem Schreiben aufhören, da sich bei mir im Kopf schon alles „dreht“. Es gibt noch so vieles zu berichten, da es mit dem Rest meiner Familie leider auch nicht ganz so einfach ist…..irgendwie sind wir alle damit überfordert und es trennt uns mehr, als dass es uns zusammenführt…..

Musste mir das bisherige einfach mal von der Seele schreiben….und es folgt bestimmt noch mehr….

Liebe Grüsse an alle!
Marion
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 03.08.2008, 23:31
illy illy ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 31.05.2008
Beiträge: 146
Standard AW: Versteh' es einfach nicht....

Hallo Marion,
herzlich willkommen in diesem Forum . Ich bin auch noch nicht so lange hier, aber ich fühle mich hier gut aufgehoben.
Erst einmal - ich kann dich gut verstehen, wie auch alle andern hier, dass du durcheinander bist und dir erst mal alles von der Seele geschrieben hast.
Wir haben uns am Anfang bestimmt alle hier genauso gefühlt wie du, aber man lernt es mit der Zeit wenigtens so ein bißchen mit der Krankheit umzugehen.
Mit hat deine Überschrift sehr gut gefallen, denn verstehen werden wir diese Krankheit nie. Jede Krebsart ist schrecklich, aber wenn der Kopf betroffen ist und der Mensch, den man so liebt, sich immer mehr verändert und meist dermaßen hilflos und abhängig wird, dass finde ich schon erschreckend.
Aber oft sieht die Situation so aussichtslos aus, und dann plötzlich geht es Schritt für Schritt wieder aufwärts, manchmal ist es "nur" ein Ödem, welches man sehr gut mit Kortison behandeln kann und vieles wird wieder so wie vorher. Das war bei meinem Mann (Glioblastom IV seit Juli 07) öfter so. Wir haben dann immer wieder sehr schöne Tage zusammen verbracht. Außerdem läuft es bei jedem anders, also lass den Kopf nicht hängen und versuche immer wieder ein bißchen Optimismus aufzubringen.
Ich wünsche dir, viel Kraft und Geduld, und du wirst sehen, diese Kraft wirst du mit der Zeit entwickeln.
Alles Liebe
Illy
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 04.08.2008, 20:45
Benutzerbild von schnuffel71
schnuffel71 schnuffel71 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.05.2007
Beiträge: 75
Standard AW: Versteh' es einfach nicht....

Hallo Illy!

Vielen Dank für Deine Lieben Worte, die tun wirklich gut!

In meiner Verwandschaft und meinem Freundeskreis hatte ich schon öfter mit Krebs zutun, und die meisten haben den Kampf leider verloren Es ist nie das selbe, nie die selbe Erfahrung...und jetzt bei meiner Mama tut es am meisten weh! Dieses ständige Auf und Ab hab ich bei den anderen auch mit erlebt und es macht mir Angst. Bestrahlt werden kann sie noch nicht, da es ihr Gesamtzustand derzeit nicht zulässt. Wir sollten uns noch einmal melden, wenn meine Mama aus der Früh-Reha entlassen wird, aber dazu muss sie erst mal in ner Reha sein.
Ich hoffe immer nur, dass sie keine allzu großen Schmerzen hat, und sie weiß, dass wir bei ihr sind.

Liebe Grüsse
Marion
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 04.08.2008, 23:08
illy illy ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 31.05.2008
Beiträge: 146
Standard AW: Versteh' es einfach nicht....

Hallo Marion,
auch ich hatte schon einige Fälle mit Krebserkrankungen in meiner engeren Familie und Verwandtschaft und du hast Recht: Es ist nie dasselbe und je lieber man den Kranken hat um so schlimmer wird es. Natürlich tut dir jeder Kranke leid, aber wenn es dann unmittelbar deine eigene kleine Familie betrifft, wird es doppelt schlimm.
Mein Mann ist leider seit Ende Juli (einem Jahr nach der Diagnose) austherapiert und wir haben auch gedacht, wir schaffen das, weil ja das Umfeld und die Familie so gut sind. Es geht ihm zwar körperlich nicht so schlecht, ausser dass er nicht gut gehen kann, aber im Kopf funktioniert nichts mehr so wie früher.
Nicky hier aus dem Forum, schreibt immer: die Situation hier ist wie Achterbahnfahren und das stimmt auch, immer wieder rauf und runter.
Was ich hier vorallem gelernt habe, ist, dass man hier nicht vor Selbstmitleid, was ja auch mal vorkommt, ertrinken kann, weil es immer wieder Schicksale hier gibt, die man noch schlimmer als das eigene empfindet.
Ich wünsche dir, dass deine Mama keine Schmerzen hat -Mein Mann hat auch kaum welche, bis jetzt kann ich sie immer noch mit Iboprufen 800 in Griff bekommen, und du viel Kraft findest, die nächste Zeit zu überstehen.

Alles Gute
Illy
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 04.08.2008, 23:24
Marion2008 Marion2008 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.07.2008
Ort: Frankfurt am Main
Beiträge: 65
Standard AW: Versteh' es einfach nicht....

Hallo Marion (Schnuffel71)

es tut mir so leid das auch du am eigenen Leib mit erlebem musst was Krebs
einem Menschen antun kann.

Bin auch noch nicht so lange hier im Forum aber wie illy schon sagte man fuehlt sich hier total aufgehoben und verstanden.

Mein Vater ist an Gliobastrom IV erkrankt aber ihm geht es soweit noch gut ab morgen faengt dann die Bestrahlungen bei Ihm an.


Schicke dir mal ganz viel Kraft und geduld rueber und lass den Kopf nicht haengen.

Viele liebe Gruesse Marion
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 05.08.2008, 22:46
Benutzerbild von schnuffel71
schnuffel71 schnuffel71 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.05.2007
Beiträge: 75
Standard AW: Versteh' es einfach nicht....

Hallo Illy und Marion!

Es tut so unglaublich gut, sich hier austauschen zu können, aber vor allem zu wissen: "man ist nicht allein"! Und Illy: nicky hat recht, obwohl ich finde, dass Achterbahn fahren manchmal echt n Witz dagegen ist .
Gestern z.B. war meine Mama sehr müde, und wenn sie zwischendurch mal "gute momente" hatte, dann hat sie mich mal erkannt, und dann wiederum guckt sie ins Leere, lächelt (oder guckt verängstigt, je nach dem) und streckt ihren Arm aus....Heute hingegen war sie sehr wach...brabbelte (das Gesprochene kann man leider noch nicht verstehen) vor sich hin, schnitt Grimassen und brachte sogar die Pfleger/in zum Lachen.

Wie ich schon geschrieben hatte, war ich hier mehr stille Mitleserin, und es hat viele Erfahrungsberichte gegeben, wo ich selbst mitweinen musste.Tja, und nun...nun schreib auch ich meine Erfahrungen, aber vor allem wohl eher meine Gefühle, nieder

Ich habe auch Euren Thread gelesen, und weiss nicht wirklich was ich sagen soll...es tut mir so leid, dass Ihr es so hautnah erleben müsst. In Gedanken werde ich mich daran erinnern, und es wird mir manchmal vielleicht die Kraft geben, wo ich denke: "es geht nicht mehr weiter". Ich bin dankbar, dass Ihr mir mit Euren Worten ein Stück Eurer Kraft abgegeben habt, obwohl Ihr sie doch selber braucht. Danke dafür!
Ich hoffe, dass ich mit der Zeit vielleicht auch ein wenig Trost und Kraft weitergeben kann?!

Liebe Grüsse
Marion
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 05.08.2008, 23:44
Marion2008 Marion2008 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.07.2008
Ort: Frankfurt am Main
Beiträge: 65
Standard AW: Versteh' es einfach nicht....

Hallo Schnufel71,

Du weisst doch geteiles Leid iss halbes Leid.Und so sollte das doch auch sein wir helfen uns doch hier gegenseitig und das ist das gute hier.Den egal ob betroffener oder Angehoerige wir sitzten alle im gleichen Boot.Und wir die hier sind koennen nachvollziehen wie es dem anderen geht.

Mein Vater hat heute seine erste Bestrahlung gehabt ich war mit ihm und ich fand das so schlimm ihn da mit der Maske da liegen zu sehen ich muste sofort an
den Film Schweigende Lemmer denken.Hoert sich bestimmt komisch an aber ich empfand das als schlimm.Soweit geht es meinem Vater noch recht gut bis auf die Augen und die Motorig.

Es gibt bestimmt zeiten da geht es deiner Mama besser hab zwar keine erfahrung darin aber was ich so bis jetzt gelesen habe ging es mal auf und ab.

Ich schicke dir ganz viel Kraft und nimm dich in den Arm.

Liebe Gruesse Marion
__________________
Papa, warum antwortest du nicht mehr?
Papa, ich hab dich doch lieb!
Papa, warum musst du gehen?
Papa, ich brauchen dich noch!
Warum tut es so weh?
Papa, ich hab dich lieb!
Papa, warum öffnen sich deine Augen nicht mehr?
Warum sticht es so im Herzen?
Papa, warum weine ich?
Papa, ich hab dich doch lieb!
Papa, warum kann ich dich nicht gehen lassen?
Warum ist der Schmerz so tief?
Papa, ich hab dich lieb!
Warum ist da nur Schmerz?
Warum kann ich das nicht annehmen?

Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 07.08.2008, 00:33
illy illy ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 31.05.2008
Beiträge: 146
Standard AW: Versteh' es einfach nicht....

Hallo ihr beiden "Marions

Ja, ist wirklich nicht schön, was man als Angehöriger bei dieser Art von Krebs miterleben muss. Jede Krebserkrankung ist natürlich gleich schlecht, aber für die Angehörigen ist es noch schlimmer, wenn der Kopf nicht funktioniert, denn Schmerzen kommen ja meist doch irgendwann dazu. Andersereits denke ich, so schlimm das für den Partner oder Angehörigen ist, für den Betroffenen ist es vielleicht sogar manchmal besser, wenn er nicht mehr alles mitkriegt. Wenn mein Mann bewußt mitkriegen würde, wie hilflos und abhängig er von mir ist, ich glaube, das würde er gar nicht verkraften, dann wäre alles noch viel schlimmer für ihn. Ich tröste mich immer wieder damit, dass er seinen eigenen Verfall nicht miterlebt.
Übrigens fand ich die Maske meines Mannes damals auch nicht besonders toll. Ist schon etwas gruselig, aber wenn es doch hilft.

Wünsche euch beiden alles Gute
Illy

Geändert von illy (07.08.2008 um 22:52 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 07.08.2008, 10:03
Marion2008 Marion2008 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.07.2008
Ort: Frankfurt am Main
Beiträge: 65
Standard AW: Versteh' es einfach nicht....

Hallo Marion und illy,

da geb ich dir vollkommen recht das es manchmal besser ist wenn es einer nicht so mit bekommt und er nichts mehr machen kann,das waere noch eine belastung fuer denjenigen dazu den wer will schon auf jemand anderes angewiessen sein.

Das ist mir schon klar das die Maske sein muss nur mich erschreckt das fuerchterlich wenn ich ihn dann so liegen sehe damit.

Meinem Vater geht es soweit noch gut (ich danke Gott dafuer) aber wir wissen alle das hab ich hier gelernt es kann sich schnell aendern.
Mein Vater ist zeit er Bestrahlungen bekommt noch mueder geworden und ich habe das gefuehl auch etwas langsamer beim laufen.Sonst hab ich bis jetzt nicht mehr feststellen koennen ich hoffe das bleibt so.

Schicke euch beiden viel Kraft

Viele Liebe Gruesse Marion
__________________
Papa, warum antwortest du nicht mehr?
Papa, ich hab dich doch lieb!
Papa, warum musst du gehen?
Papa, ich brauchen dich noch!
Warum tut es so weh?
Papa, ich hab dich lieb!
Papa, warum öffnen sich deine Augen nicht mehr?
Warum sticht es so im Herzen?
Papa, warum weine ich?
Papa, ich hab dich doch lieb!
Papa, warum kann ich dich nicht gehen lassen?
Warum ist der Schmerz so tief?
Papa, ich hab dich lieb!
Warum ist da nur Schmerz?
Warum kann ich das nicht annehmen?

Mit Zitat antworten
  #10  
Alt 10.08.2008, 10:20
Benutzerbild von schnuffel71
schnuffel71 schnuffel71 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.05.2007
Beiträge: 75
Standard AW: Versteh' es einfach nicht....

Hallo Ihr Lieben!

Meine Mama ist am Donnerstag nun endlich zur Früh-Reha nach Münster ins Clemenshospital gekommen. Leider sind es von hier gute 2-2 1/2 Std. Autofahrt, so dass ich nicht "mal eben" sie besuchen fahren kann

Ich habe sie dort am Freitag und Samstag besucht, und ich hatte den Eindruck, dass sie "nicht mehr will". An beiden Tagen sagte sie mir - und auch meinem vater, wie ich später erfuhr - dass sie nicht mehr könne. Ich habe ihr dann am samstag gesagt, wie ich darüber denke, und dass ich nicht bereit dafür bin sie einfach "gehen zu lassen". Wir haben doch noch so viel vor! Danach wurde sie wieder etwas zugänglicher, und ich konnte sie zwischendurch sogar zum Lachen bringen. Als ich ihr sagte, dass ich sie lieb habe, konnte sie mir sogar schon sagen: ich hab dich auch lieb, mein schatz!
Ist das nicht toll?!
Ich weiß, dass es für meine Mama ein langer und schwerer Weg wird, dass der Tumor nicht weggeht bzw. sich nicht vollständig entfernen lässt, und er dazu auch noch diffus wächst, aber ich möchte, dass sie die Chance hat so viele schöne Erlebnisse mitzunehmen wie sie kann.

Schwierig ist für mich der Umgang mit dem Rest meiner Familie, sie verstehen einfach nicht, dass ich lieber für mich bin. Ich muss dazu sagen, dass ich mich mit meinem Bruder und meiner Schwester eigentlich gut verstehe, aber mein Vater und ich sind eher wie Katz und Maus. Sicher ist es für ihn sehr schwer - keine Frage! -, schließlich sind sie seit 43 Jahre verheiratet, ab er erwartet ständig, dass ich mich um ihn auch noch kümmere. Da ich eine 40-Std.-Woche habe und gut 45 km von ihm entfernt wohne - ganz zu schweigen von meiner eigenen psychischen Belastung - sehe ich mich dazu außer stande. Hinter meinem Rücken beschwert er sich bei meiner Schwester darüber, warum ich so kurz angebunden und abweisend bin, und warum ich ihn denn nicht anrufe, um zu fragen, wie es meiner Mama geht. Klingt vielleicht jetzt sehr herzlos, aber er geht mir echt auf die Nerven, dauernd will er irgendwas anderes, und ich möchte einfach nur für mich sein, meine Ruhe haben, sonst komm ich nicht damit klar.
Ist es denn so falsch von, zu versuchen, etwas "Abstand" zu gewinnen?

Liebe Illy, wie ich gelesen habe, hat sich der Zustand Deines Mannes leider verschlechtert. Ich schicke Dir ein wenig Kraft herüber und nehme Dich ganz fest in den Arm!

Liebe Marion, es freut mich für Dich, dass es bei Deinem Vater keine Verschlechterung gibt, und hoffe für Euch, dass es zumindest so bleibt oder eher besser wird! Fühl auch Du Dich von mir umarmt.

Liebe Grüsse
Marion
Mit Zitat antworten
  #11  
Alt 11.08.2008, 20:43
Benutzerbild von schnuffel71
schnuffel71 schnuffel71 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.05.2007
Beiträge: 75
Standard AW: Versteh' es einfach nicht....

Wirklich unglaublich, wie viele von Euch mit dieser sch... Krankheit schon in Berührung gekommen sind - ob nun als Angehörige/r oder Betroffene/r, und das macht mich echt traurig! Wenn ich so manchen Thread lese, dann denke ich immer, dass ich in den Spiegel gucke. Auf der einen Seite gibt es mir Kraft, weil ich sehe: ich bin nicht allein. Auf der anderen Seite macht es mir aber auch Angst, wenn ich weiter lese oder Euch im Hinterbliebenenforum wieder finde.

Manchmal denke ich, dass wir einfach nur in einem schlechten Film sind, und wir das Skript umschreiben können, zum Happy End. Wär das nicht toll?! Meine Gedanken versuchen so, der Realität - wenigstens für einen Moment - zu entfliehen.

Ich liebe meine Mama über alles, auch sie hat diese Krankheit nicht verdient! Warum muss sie sich noch einmal mit Krebs auseinander setzen, und dazu noch mit einem, dem sie diesmal nicht entfliehen kann? (vor ca. 35 Jahren wurde sie schon mal wegen Gebärmutterhalskrebs operiert)

Ich kann das alles einfach nicht verstehen (!), und alles in mir wehrt sich dagegen, die Diagnose zu akzeptieren. Was soll ich nur tun?

Bis bald....
Marion
Mit Zitat antworten
  #12  
Alt 11.08.2008, 22:25
Marion2008 Marion2008 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.07.2008
Ort: Frankfurt am Main
Beiträge: 65
Standard AW: Versteh' es einfach nicht....

Hallo Schnuffel71

es wird dir nichts anderes uebrig bleiben als die Krankheit von deiner Mama zu akzeptieren da es jetzt zu eurem Leben gehoert.Kaempfe nicht dageben an den das macht es noch schlimmer, habe fest gestellt wenn man sich damit abfindet dann fuehlt es nicht mehr so schlimm an.
Versuche deiner Mama so lange es geht noch eine schoene zeit zu bescheren und geniesst es so lange es geht.Hoert sich komisch an ich weiss es aber was anderes kann man nicht machen. Das warum und wieso darauf kann dir keiner eine Antwort geben.

Ich weiss, den ich spreche aus erfahrung das das alles nicht leicht ist.

Ach Marion es ist so schwer die richtigen worten dafuer zu finden mir geht es auf jeden fall so.Den ich weiss wie es in dir ausschaut aber uns bleibt keine andere wahl als das beste drauss zu machen, so das sie die zeit noch geniessen koennen solange es noch geht.

Ich druecke dich mal ganz feste und schicke dir viel Kranft

Viele Liebe Gruesse Marion
__________________
Papa, warum antwortest du nicht mehr?
Papa, ich hab dich doch lieb!
Papa, warum musst du gehen?
Papa, ich brauchen dich noch!
Warum tut es so weh?
Papa, ich hab dich lieb!
Papa, warum öffnen sich deine Augen nicht mehr?
Warum sticht es so im Herzen?
Papa, warum weine ich?
Papa, ich hab dich doch lieb!
Papa, warum kann ich dich nicht gehen lassen?
Warum ist der Schmerz so tief?
Papa, ich hab dich lieb!
Warum ist da nur Schmerz?
Warum kann ich das nicht annehmen?

Mit Zitat antworten
  #13  
Alt 11.08.2008, 23:26
illy illy ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 31.05.2008
Beiträge: 146
Standard AW: Versteh' es einfach nicht....

Hallo ihr beiden,
ich glaube ich kann dir nur recht geben, der beste Weg mit der Krankheit umzugehen ist, sie anzunehmen, auch wenn es manchmal fast unmöglich erscheint. Verstehen tun wir es alle nicht, wir können nur versuchen damit umzugehen.
Klar hofft jeder, bei uns wird alles anders. Als wir vor einem Jahr die Diagnose erhielten,dachten wir genauso und es lief nach anfänglichen Schwierigkeiten auch gar nicht schlecht, aber oft holt einem die Realität schnell wieder ein und irgendwann muss man einfach akzeptieren, so jetzt ist bald Schluß, es gibt ja keine andere Alternative. Das alles anzunehmen ist wirklich unheimlich schwer, aber man versucht es, lernt es und irgenwann kann man es.
Das hört sich leider alles nicht sehr aufbauend an, aber leider ist unsere jetzige Lage auch nicht besonders schön und ich muss mich nun auf den Tod meines Mannes vorbereiten und das fällt mir verdammt schwer.
Ich wünsche allen Betroffenen etwas mehr Glück, als wir es hatten, obwohl ich sagen muss, das eine Jahr war eigentlich sehr schön und wir haben es zusammen bewußt erlebt und auch oft sehr genossen.

Bis bald
Illy
Mit Zitat antworten
  #14  
Alt 12.08.2008, 08:42
Marion2008 Marion2008 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.07.2008
Ort: Frankfurt am Main
Beiträge: 65
Standard AW: Versteh' es einfach nicht....

Hallo Illy und Marion,


wenn man das nicht nimmt wie es ist und sich dageben wehrt ist es nur schlimmer habe auch selber schon viel mitgemacht leide zeit 13 Jahren an Angstneurose und ich habe mich immer dagegen gewehrt und gesagt das kann nicht sein.Aber ich habe gelernt das es zu mir gehoert das es mein Leben beeinflusst und das ich das beste daraus machen muss.
Und das ob ihr es glaubt oder nicht hat echt geholfen.Auch wie wir gesagt bekommen haben das mein Vater den scheiss sorry fuer das wort aber das muss mal gesagt werden, Glio hat habe ich es einfach nicht wahr haben wollen und nach dem ich mich erst mal im Internet schlau gemacht habe was der Glio eigendlich ist und das er einfach ein Tumor ist der einfach nicht aufhoert zu wachsen und eigendlich ein Totesurteil ist fuer meinen Vater. Habe ich langsam angefangen mir zu sagen ok er ist da wir koennen gegen ihn nicht richtig ankaempfen aber ich kann meinem Vater noch eine schoene zeit machen solange er da ist.Also sind wir da mein Vater Tuerke ist und seine ganze Familie in der tuerkei Lebt erstmal in die Tuerkei geflogen.Die Aerztin meinte zwar das sollte ich nicht machen aber das war mir egal es nicht auch um mein Vater sein wohlbefinden und das hat ihm so gut getan seine Familie zu sehen.Fuer mich selber war es zwar schwere 14 Tagen da ich kein wort Tuerkich kann und das English von den Tuerken ist auch nicht das beste aber es ging und ich habe es fuer meinen Vater getan.Das hat ihm viel Kraft gegeben.Und jetzt macht er die Bestrahlung und wie gesagt ihm geht es soweit gut ich hoffe es bleibt so und er leidet nicht so.Was ich hier immer so lese macht mir so eine Angst.Aber wir muessen fuer unsere Betroffenen stark bleiben und es ihnen so gut wie nur moeglich machen ihnen die schoenste zeit noch schenken wie es geht.

Illy das finde ich super gut das ihr das Jahr noch genossen habt zusammen das gibt dir auch noch mal etwas kraft hoffe ich.Ich weiss es ist sehr schwer
zu wissen das man seinen geliebten Mann verliert aber versuch dir vorstellen das es ihn dann besser geht und er eifnach nicht mehr leidet.Ich weiss das iss leicht gesagt aber man muss sich an etwas klammern und so hab ich das mit meiner besten Freundin vor5 Jahren gemacht sie ist auch an Krebs gestorben und ich habe sie bin zum schluss begleitet und war immer da.


Schicke euch viel Kraft ihr zwei und freu mich von euch zu hoeren

Viele Liebe Gruesse Marion
__________________
Papa, warum antwortest du nicht mehr?
Papa, ich hab dich doch lieb!
Papa, warum musst du gehen?
Papa, ich brauchen dich noch!
Warum tut es so weh?
Papa, ich hab dich lieb!
Papa, warum öffnen sich deine Augen nicht mehr?
Warum sticht es so im Herzen?
Papa, warum weine ich?
Papa, ich hab dich doch lieb!
Papa, warum kann ich dich nicht gehen lassen?
Warum ist der Schmerz so tief?
Papa, ich hab dich lieb!
Warum ist da nur Schmerz?
Warum kann ich das nicht annehmen?

Mit Zitat antworten
  #15  
Alt 16.08.2008, 21:04
Benutzerbild von schnuffel71
schnuffel71 schnuffel71 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.05.2007
Beiträge: 75
Standard AW: Versteh' es einfach nicht....

Hallo Illy und Marion!

Ich weiß, das Ihr beiden recht habt, und ich das Ganze annehmen muss. Wie sag ich (sonst) immer: "es ist wie es ist!".

Diese Woche war echt schwer, und ich bin mir nicht sicher, was ich davon halten soll. Seit Montag ist sie ein völlig anderer Mensch...aggressiv, aufmüpfig, unzufrieden....Sie glaubt immer, dass wir sie nach Hause holen wollen, und wenn wir ihr dann sagen, dass das noch nicht geht, dann wird sie echt ausfallend und gemein. Sie meckert mit dem Pflegepersonal, meinem Vater hält sie vor, dass er daran schuld sei, und mir hat sie heute vorgehalten, dass sie für mich alles auf sich genommen hätte, und sie von mir enttäuscht ist, dass ich ihr nicht helfen will. Ich war total fertig und hab dort geweint. Das ist nicht meine Mama.....so ein Mensch war sie nie!
Als ich das Zimmer betreten wollte, redete sie auch mit sich selbst. Kann aber nicht beurteilen, ob sie der Meinung war mit "Jemandem" zu reden.

Bedeutet das jetzt, dass der Tumor wieder gewachsen ist, und ihr Wesen verändert - für eine zeitlang? für den Rest ihres Lebens? - oder könnte es auch daran liegen, dass sie jetzt ein Medikament nicht mehr bekommt, was sie in der vorherigen Klinik erhalten hat????

Ich hab so ein komisches Gefühl, dass meine Mama in ihrer jetzigen Situation irgendetwas dummes anstellen wird, sobald sich ihr die Gelegenheit bietet. Es ist zwar "nur" ein Gefühl, trotzdem hoffe ich, dass ich mich irre.

Ich danke Euch für's "Zuhören", macht's gut Ihr Lieben!

Marion
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 11:44 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55