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Alt 05.08.2009, 01:48
heffermann0 heffermann0 ist offline
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Registriert seit: 21.01.2009
Ort: Wien
Beiträge: 104
Standard Lungenkrebs - Schlaganfall

Hallo,

da ich kein "Schreiber" bin, habe ich hier in den letzten Monaten so fast alles mitgelesen, um mich ein bißchen mit der Krankheit bekanntzumachen.
Viel ermutigendes, aber (leider) auch viel trauriges, habe ich mit euch miterlebt.
Ich habe mich mit euch mitgefreut, mitgezittert und mitgetrauert.
Ich habe mich sozusagen an eurem Leben mitbeteiligt und habe gehofft, noch lange im Verborgenen bei euch sein zu können.

Hoffendlich, war ich bis jetzt nicht zu vermessen, oder bin jemanden zu nahe getreten.

Nun ist aber leider der Zeitpunkt gekommen, wo ich mich doch mitteilen möchte, in der Hoffnung, daß es mir hilft. (Ich hoffe, daß das nicht zu egoistisch ist.)

Ich möchte mich kurz vorstellen. Mein Name ist Gert und ich wohne in Wien.
Ich werde 60 Jahre alt. Ich habe einen Bruder und der wird wahrscheinlich nicht mehr 63 Jahre alt.

Bei meinem Bruder, wurde im Oktober letzten Jahres Lungenkrebs festgestellt.
Im Januar wurde mit einer Chemotherapie begonnen, warum so spät, weis ich nicht!
Schwer Luft, bekam er schon die letzten 5 Jahre, gefunden wurde aber nie etwas!
Da mein Bruder und ich unser ganzes Leben lang, immer ein mehr oder weniger distanziertes Leben geführt haben, teilte er mir auch keine Einzelheiten mit.
(Ich habe mit der Zeit aber festgestellt, daß er von seiner Krankheit auch nicht wirklich was wissen wollte. Er sagte nur, ich bekomme jetzt die Chemo und dann werde ich wohl wieder gesung sein!).
Trotzdem ist und bleibt er immer mein großer Bruder, der immer stark ist und mich beschützt, auch wenn er nicht bei mir ist.

Mein Bruder lebt mit seiner Frau, die sehr sehr hilflos dam Ganzen gegenübersteht, in Klagenfurt.

In meinem Urlaub, wollte ich nun mit meinem Bruder ein klärendes Gespräch führen. Ich wollte über unser relativ getrenntes Leben reden und über das Leben danach, falls er nicht mehr sein sollte. Ich habe zwar alle paar Tage angerufen, aber Fragen über seine Krankheit, blockte er immer ab und sprach über Belangloses.
Die letzten 3 - 4 Wochen, wurde er direkt böse, wenn ich sachte versuchte, ein bißchen in sein Innerstes zu blicken. Er legte eine übertriebene Fröhlichkeit und Heiterkeit an den Tag und ich war wie immer, der kleine Bruder.
Wir kamen am Montag um 3 Uhr früh in Klagenfurt an und ich freute und sehnte mich schon auf unser Gespräch.
Um 9 Uhr, bekam ich einen Anruf von seiner Frau, die ganz verstört mitteilte, das mit meinem Bruder etwas passiert sei.
Meine Frau und ich fuhren daraufhin sofort ins Krankenhaus, wo uns mitgeteilt wurde, das mein Bruder einen schweren Schlaganfall erlitten hat.
Er ist rechtseitig gelähmt und er kann n i c h t m e h r s p r e c h en.
Bei unserem dritten Besuch am Abend, war er bei Bewusstsein. Er sah seine Frau, meine Frau und mich mit, meiner Meinung nach, großen und traurigen Augen, an und versuchte mit der linken Hand sich die Sonden und die Beatmungsmaske herunterzureissen.
Meinen großen starken Bruder in dieser Situation zu sehen, zerriss mir fast das Herz. Bis dahin, wußte ich nicht, das Augen reden können, ich hoffe, ihr wisst was ich meine, nämlich Wut und Traurigkeit auszudrücken.

Auf der neurologischen Intensivstation, wird natürlich alles menschenmögliche gemacht.
Ich ging hinüber auf die Lungenstation, wo er stationär gelegen ist, weil er so wahnsinnige Schmerzen im ganzen Körper hatte.
Der Bettnachbar erzählte dann, das er fröhlich war, geblödelt hat und plötzlich Kopfüber nach vorne gesackt sei!

Der Lungenarzt teilte mir dann mit, das sämtliche Behandlungen der Onkologie nach diesem Schlaganfall eingestellt sind.

Sein Kommentar auf die Frage nach einer Prognose erfolgte nur mit einem Achselzucken. Es schaut nicht gut aus, las ich aus seinem Gesichtsausdruck.

Ich werde mit meinem Bruder nnnnniiiieeeeee mehr reden können, wie sehr hätte ich mir das gewünscht.

Wenn ihr ein paar freundliche Worte für mich erübrigen könnt, bitte ich euch sie mir nicht vorzuenthalten, falls ich euch mit meinem Geschreibsel auf die Nerven gehe, ignoriert mich ganz einfach

Ganz liebe Grüße und Hoffnung an Alle

P.S.
Wie kann man schlafen, mit diesem traurigen Blick in den Augen meines Bruders! Es zerreisst mich ganz einfach schier
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