Meine Mama hat ein Magen-CA

[AnnaSue]

Hallo an Alle!

Heute traue ich mich mal, hier zu posten. Wir haben ja alle ein ähnliches Schicksal, und ich hoffe, mich hier ein wenig austauschen zu können. Innerhalb meiner Familie muss ich nämlich die Starke mimen, und habe außer meinem Bruder mit niemandem darüber gesprochen, wie schlimm es wirklich um meine Mama steht.

Meine Mama (60) ist vor fast 4 Wochen zum Hausarzt, weil ihr der rechte Fuß so weh tat. Der schickte sie zum CT zum Radiologen. Und was danach folgte, hat unser ganzes Leben innerhalb von wenigen Stunden komplett verändert, und gleicht einem Albtraum. Der Radiologe stellte außer einer Thrombose einen riesengroßen Tumor am Eierstock fest, kleinere Lungenembolien, sowie Metastasen in Bauchspeicheldrüse, Lunge, und in den Lymphknoten. Stück für Stück kam in den nächsten Tagen die schreckliche Erkenntnis: Meine Mama hat ein Ovarial-CA in weit fortgeschrittenem Stadium, inoperabel. Die Worte des Arztes waren: "Ganz gesund kriegen wir sie nicht mehr". Sie wurde dann ins Krankenhaus eingewiesen, um eine Biopsie des Tumors zu gewinnen. Die Operation hat sie ganz gut weggesteckt, aber seit sie wieder zuhause ist (das ist jetzt 2,5 Wochen her) verfällt sie zusehends, ist stark abgemagert, hat keinen Appetit mehr, verträgt fast nichts mehr. Der Bauch ist dick aufgetrieben, ein eindeutiges Zeichen für maligne Aszites.
Nun am Freitag der nächste Schock: Die biochemische Bestimmung der Biopsie hat ergeben, dass der Krebs vermutlich vom Magen ausgeht. Morgen nun soll meine Mama zur Magenspiegelung, und am Folgetag zur ersten Chemo in die Klinik. Ironischerweise wurde erst im Februar eine Magen- und Darmspiegelung durchgeführt, ohne Befund, so dass meine Mama davon ausging, ihre Beschwerden seien stressbedingt.
Ich bin ein wenig medizinisch vorgebildet, und mich viel im Internet und hier im Forum informiert. Ein Magen-CA, dass von innen nach außen wächst, kann auch schon mal bei einer Magenspiegelung unentdeckt bleiben, da die Magenschleimhaut einfach nur ein wenig starrer ist, als normal, aber sonst keinerlei Unauffälligkeiten zeigt. Und ihr Ovarial-CA ist wohl dann der gefürchtete Krukenberg-Tumor. Zusammengenommen mit dem späten Stadium, der Aszites UND der Peritonalkarzinose hat Mama eigentlich gar keine Chance mehr, und eine mittlere Lebenserwartung von 3-6 Monaten. Und nur ich weiß, dass es so ist. Und die Ärzte wohl, aber sie haben es uns noch nicht gesagt.

Ich bin so am Ende: Ich bin alleinerziehend, habe 2 Kinder, studiere nebenher, und manage fast alles bis sehr viel, was den Haushalt meiner Eltern angeht, ich betreue meine Großeltern (hat vorher meine Mama gemacht), und spiele die Starke meinem Sohn (14, er hängt so sehr an seiner Oma) und meinem Vater angeht. Meine Tochter (20 Monate) ist noch zu klein, um viel davon zu verstehen, aber sie merkt eben auch, wie alle leiden, und ist total durch den Wind. Dazu kommt, dass ich sie so oft mit ins Krankenhaus und zum Arzt nehmen musste, weil ich einfach außer meiner Mama niemanden habe...
Der Gedanke, dass Mama vermutlich nicht mal mehr ihren Geburtstag im Oktober erleben wird, zerreißt mich innerlich. Und sie selbst tut mir so unsagbar leid - sie war IMMER für andere da, für uns Kinder hat sie immer alles stehen und liegen gelassen, und sie war lange Zeit meine einzige Vertraute in schweren Zeiten. Das hat sie nicht verdient!!! Niemand hat das! Und ich sehe ihre Panik und ihre Angst, versuche sie immer wieder zu beruhigen, ihr Mut zu machen, und weiß aber selbst genau, wie schlimm es steht. Das frisst mich auf!!!

Meine Mama stirbt, und ich kann nichts tun!!!

Verzweifelte Grüße,
AnnaSue