magenkrebs/peritonealkarzinose

[gabriele59]

Morphin - Warum wird es verabreicht?? Nur zur Schmerzbekämpfung?
Oder leitet man das Sterben ein.
Wer hat Erfahrungen?????
Lg gabriele

[tinchen71]

Liebe Gabriele,

nein, das glaube ich nicht das man bei Gabe von Morphin generell davon sprechen kann das man

" das Sterben einleitet " !

Morphin ist ein sehr starkes Schmerzmittel/Betäubungsmittel, das bei stärksten Schmerzen dem Patienten ein wenig Ruhe verschafft.

Du würdest vielleicht mehr Antworten erhalten, wenn du ein wenig den Hintergrund deiner Frage erläutern würdest ?
Natürlich nur, wenn du möchtest.

VG, Christina

[gabriele59]

Liebe Christina

Mein Mann, 55 Jahre, fortgeschrittenen Magenkrebs mit Metastasen in Lunge und Leber.
Kann nicht mehr essen und trinken, man kann ihn nicht mehr medizinisch helfen, hat große Schmerzen. Der Bauch ist hart und dick. Seit einiger Zeit kann er auch keine Medis mehr über den Mund einnehmen, er bricht sofort.

Nun hat man Morphin verschrieben. Ich habe gehört, das dieses Mittel den Tod beschleunigen soll.

Du mußt verstehen, wir wissen das er bald von uns gehen wird, ich möchte auch nicht mehr das er so leidet. Er selbst will und kann nicht mehr.

Wir möchten aber auch nichts verkehrt machen????

Lg gabriele

[phil07]

Hallo! Ich arbeite seit fast 4 Jahren in einer onkologischen Einrichtung (bin kein Arzt) und versuche, meine Antwort so schonend wie möglich zu verfassen.

Ihr macht nichts verkehrt, keine Angst. Morphin beschleunigt den Sterbeprozess auch nicht. Es ist aber leider so, dass außer einer Schmerzmedikation nichts mehr getan werden kann. Morphin (richtig dosiert) hilft ihm nun, die restliche Lebenszeit schmerzfrei zu gestalten - gleichzeitig wird aber das Leiden nicht künstlich verlängert.
Ist Morphin hochdosiert, befinden sich manche Patienten in einer Art Delirium, so dass sie friedlich einschlafen. Ich finde die Entscheidung des Arztes daher sowohl medizinisch als auch ethisch korrekt.

Mehr kann ich leider nicht sagen, ich will auch keine falschen Hoffnungen wecken. Ich wünsche Ihnen viel Kraft für kommende Zeiten.

[tinchen71]

Hallo Gabriele,

Phil hat recht, so habe ich es bei meinem Mann auch erlebt.

Wir wußten auch das er sterben wird , das Morphin hat ihn ..ich will es mal so sagen, in eine Art "Zwischenwelt" versetzt. Er war schmerzfrei, panikfrei aber eben auch nicht mehr richtig ansprechbar.

Danke, das du so offen warst.
Viele Grüße und viel Kraft wünsche ich Dir!

[gabriele59]

Ich danke Euch für die lieben Worte,

Wir wissen auch, dass er sterben werden muß. Ich glaube auch er selbst spürt es.
Das Morphin macht ihn, eben auch nicht mehr richtig ansprechbar. Er geistert dann manchmal durch das Haus, obwohl er so schwach ist und sich kaum auf den Füssen halten kann. Ich habe Angst das er sich noch anderst verletzen könnte.
Er weiss nicht mehr wo er lebt, ob es Morgen oder Abend ist.
Ich denke nein ich glaube er hat große Angst.
Was ist die richtige Dosis?
Wir geben jetzt zur Zeit, 3 mal 20 mg als Spritze, wir können es auf 5 mal erhöhen, nach Bedarf. Trauen uns aber nicht so richtig, da er uns eigendlich keine klare Auskunft mehr geben kann???
Er hat noch das Pflaster mit 75 mg und bekommt am Tag noch MCP, Novalgin, Haldol und Fortecrtin als Injektion in Wasser über den Port.

Ich würde mich über eine Anwort freuen.

Seit lieb gegrüßt gabriele und Danke

[HeikesFreundin]

Hallo!

Zu Deiner Frage möchte ich mich auch noch einschalten.

Das was die Vorschreiber Dir gesagt haben ist so richtig - Morphium gibt man um Schmerzfreiheit zu schaffen, denn ein so kranker Mensch soll nicht auch noch Angst oder Schmerzen haben, sondern in seinem Sterben noch soviel Lebensqualität wie möglich.
Das ist der Gedanke des "Pallaitive Care".

Ich selbst war in der Pflege in einem Hospiz tätig und muss in einem Punkt etwas richtig stellen:
es ist möglich, dass eine Erhöhung des Morphiums dazu führt dass jemand etwas früher verstirbt (nicht Wochen früher, aber vielleicht ein paar Stunden oder einen Tag).
Aber was ist das in Relation dazu, dass ihm die Schmerzen genommen sind? Niemand will ja dass jemand leidet.

Welche Spritzen bekommt er da genau? Es gibt ja mehrere Möglichkeiten (von Palladon bis sonstwas)
MCP wird sicherlich gegeben, um Übelkeit zu minimieren (die kann Nebenwirkung vom Morphium sein)
und Haloperidol soll sicher Ängste minimieren (was bekommt er da genau in welcher Dosierung?).
Ob nun noch neben dem Morphium und dem transdermalen Pflaster Novalgin noch Großes bewirkt sollte man vielleicht mit dem Arzt besprechen.
Fortecortin wird zur Ausschwemmung der Oedeme sein.

Im Grunde klingt die Medikation plausibel und sinnvoll
und es kann schon sein dass er wirklich Angst hat - ich glaube kein Medikament der Welt kann diese komplett nehmen, sondern nur dämpfen oder in den Hintergrund treten lassen.

Ob jemand Schmerzen hat kann man noch anders ermitteln, wenn er sich nicht mehr äußern kann,
denn Schmerz erzeugt puren Stress ...

- dann ist zB der Ruhepuls erhöht
- Muskeln sind evtl angespannt
- Pupillen sind evtl erweitern
- Körpertemperatur steigt etwas an
- jemand wird aggressiv

Und: es kann auch sein dass unter der Medikation oder durch den Tumor das Sehzentrum beeinträchtigt wird - also räumt alle Stolperfallen (Teppiche, Kabel usw) so wie es möglich ist aus dem Weg.

Ich hoffe, ich konnte Dir etwas helfen.

Viel Kraft und liebe Grüße,
Angie

(exam. Altenpflegerin mit Schwerpunkt Demenzerkrankungen und Sterbebegleitung)

[gabriele59]

Liebe Angie,

ich danke dir für deine Worte,

er bekommt 2 Amp. Fortecortin, 1 Amp. Haldorf, 1 Amp. MCP und 2 Amp Novalgin ins - ich sag mal Wasserinfussion. Dann 4 Amp Buscopan in die Nahrung.
Alles über den Port.
Gespritzt wird Morphin ***** 20mg. Wie gesagt, wir geben es ihn 3x alle 8 Stunden. Das Matrixpflaster 75 Mikrogramm Fentanyl Stada wird alle 3 Tage auf der Haut geklebt. Dann bekommt er noch Lorazepam-neuraxpharm 1mg abends in die Wangentasche gelegt. Aber meist will er sie nicht.

Ich dank dir für deine Anwort, sei lieb gegrüßt gabriele

[fips]

Hallo Gabriele56

Danke für die lieben Worte ich werde sie immer zu Herzen nehmen. Du hast Recht man sollte sich niemals aufgeben. Man soll immer nach vorn sehen.
Als ich Dein e Zeilen las, kullerten mir die Tränen. Auch meine liebe Frau weint Abends wenn sie allein ist. Sie wird so schnell nicht mit der Sitoation fertig.
Wenn ich gemerkt habe, daß meine Frau geweint hat, denke ich sofort an Dich.
Deine Sitoation ist 1000 mal schlimmer als meine und deshalb drücke ich die Daumen, daß Dein lieber Mann nicht so sehr leiden muß. Mach Ihm noch ein paar schöne Tage und nach Deiner Schilderung über seinen Zustand wird er nicht lange mehr unter uns verweilen.Las was von Dir hören. ich drücke alle Daumen, sei stark und Tapfer.
Lg Fips

[HeikesFreundin]

Alles in allem sagt man immer:
die Dosis macht das Gift ... der eine Mensch benötigt 20 mg zur Schmerzfreiheit
und wird dauermüde - ein anderer benötigt 200 und wird nicht müde.

Um auf Deine Eingangsfrage zurückzukommen:
Es ist mir bekannt, dass Morphium zur Schmerzreduktion eingesetzt wird.
Es ist mir NICHT bekannt, dass Morphium vorsätzlich dazu eingesetzt würde, das Sterben einzuleiten.

Das Letztere wäre im Übrigen auch "aktive Sterbehilfe" und die ist in Deutschland ja bekanntlich verboten.

Was sein könnte ist, dass die Morphindosis seitens des Arztes heraufgesetzt wird, wenn über einen längeren Zeitpunkt beobachtet wird, dass die gegebene Dosis nicht ausreicht und der Mensch offensichtlich noch immer unter Schmerzen leidet. Nach dem "Palliativ-Gedanken" aber ist Schmerzfreiheit eines der erklärten Ziele und es ist möglich, dass ein Arzt die Dosierung heraufsetzt unter ungewollter Inkaufnahme eines früheren Todeseintritts (der passieren KANN aber nicht MUSS - das sei hier ausdrücklich gesagt!) ... denn ein geschwächter Organismus wird durch solche Medikamente natürlich auch noch zusätzlich belastet und wie ein Organismus wirklich reagiert weiß auch ein Arzt zuvor nicht.

Habt ihr mal mit dem Arzt darüber gesprochen die Lorazepam-neuraxpharm 1mg zu tauschen gegen zB Tavor (ist nur ein Beispiel)?
Aus eigener Erfahrung weiß ich dass die Medikamente von neuraxph oft unschön schmecken ... ich vertrug sie Mundschleimhauttechnisch zB gar nicht.
Vielleicht aber mag der Betroffene auch überhaupt die Sedierung nicht?

LG, Angie

[Kasimei]

Hallo,ich möchte mich wieder mal melden,habe lange Zeit nur noch mitgelesen.
Mein Freund kam gestern ins KH ihm soll ein Stand eingesetzt werden,da er nichts mehr essen kann und nix mehr drinnen bleibt und er nur noch depresiv ist und böse wird.
Ist ja klar,wenn man Hunger hat und nix essen kann und alle anderen essen einem was vor.
Es wurde zwischen Magen und Speiseröhre eine 5 cm lange Verengung festgestellt und deshalb der Stand.
Er meint es bringt alles nix mehr unde er hat das Leben sowieso satt am liebsten würde er sich einen Strick nehmen.Es ist schlimm das alles mitzuerleben und damit umzugehen.Ich bin oft verzweifelt und am heulen habe schon versucht Ihm gut zuzureden aber er blockt ab er meint er wäre zu sehr verkrebst es nütze alles nix mehr er ist ein total sturrer Mensch.Auch eine Chemo die er jetzt machen soll will er ablehnen ich weiß nicht mehr was ich noch machen soll.Er meint immer Ihr habt die Schmerzen ja nicht und könnt nicht mitfühlen wie es ist,obwohl ich schon sehr einfühlsam geworden bin und eher ruhiger.
Ich bin total verzweifelt und mit meiner Kraft am Ende.

Lieben Gruß Simone

[Christian S.]

Hallo Simone,

das tut mir leid für deinen Freund. Ja machen kannst da auch nicht wirklich was. Wenn er der Meinung ist das es so sein soll, dann muss es so sein. Du kannst es hinnehmen und ihn auf dem Weg begleiten. Hast da leider eine anderen Möglichkeiten.

Die Chemotherapie wird ein harter Gang aber sie kann die Situation erheblich verbessern. Heilende Aussichten wird man nicht darin setzen.

Lass dich nicht so aufregen und einbeziehen. Er will diesen Weg so gehen und damit hat er sich entschieden.

glg

[gabriele59]

Hallo ihr Lieben, Hallo Simone,

ich muß Euch leider sagen, dass mein Mann gestern seinen Kampf gegen den Krebs verloren hat.

Es war ein langer, schwerer Weg zwischen Hoffen, Kämpfen.

Das einzige was wir tuen konnten, war ihn nicht allein zu lassen und ihn auf den letzten Stück zu begleiten. er ist jetzt frei, erlöst und ohne Schmerzen aber ich bin allein.

Das Leben ist ungerecht. Ich wünsche Euch anderen Kraft, Mut und mehr Glück Gabriele

[Kasimei]

Liebe Gabrielle,

ersteinmal mein herzliches Beileid und ich hoffe du bist jetzt in der Stunde der Trauer nicht allein.Ich weiß Worte können jetzt nicht helfen der Schmerz und die Trauer sitzen zu tief.Ich wünsche Dir von ganzem Herzen Kraft und den Willen weiter zu leben.
Wenn Du jemanden brauchst kannst Du gerne auf mich zurückgreifen ich bin da.

Lieben Gruß und viel,viel Kraft für alles das was kommt.

In tiefer Trauer Simone!!!

[fips]

Liebe Gabriele 59

Als erstes Herzliches Beileid zum Ableben Deines lieben Mannes von mir und meiner Frau.
Ich kann Deinen Schmerz verstehen. Für Deinen lieben Mann sind die Qualen und der Schmerzen vorbei und er müß sich nicht weiter Quälen.
Meine Gedanken sind bei Dir und wir können in Verbindung bleiben.
Laß bitte was von Dir hören. Am 16.08. muß ich zur Op.
LG Fips