Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 15.08.2010, 11:57
Boleyne Boleyne ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2010
Beiträge: 4
Standard ich kann es nicht bergreifen

Hallo Ihr Lieben !
Durch Zufall bin ich hier auf die Seite gestoßen,und lese hier seit gestern mit.
Ich dachte ich bin alleine mit meinen Problemen auf der Welt,es tut gut zu wissen das es doch nicht so ist.
Ich habe vor vor 2 Monaten meinen geliebten Partner verloren,er ist im März an Krebs erkrankt,von jetzt auf gleich.Wir hatten einen eigenen Betrieb,sind durch höhen und Tiefen gegangen,haben zusammen gelacht und auch geweint.Ich bin jetzt 39,wir waren 8 jahre zusammen,ich habe noch nie so einen Menschen geliebt wie ihn.
Es ist so,das ich alles Organisiert habe, die Beerdigung,habe den Betrieb komplett aufgelöst,hatte rennerei ohne Ende und war froh das ich alles gut gemanagt bekommen habe.Jetzt ist es aufeinmal sehr sehr ruhig geworden,es ruft kaum noch einer an(Familie habe ich nicht mehr),ich ziehe mich immer mehr zurück,bin sehr dünn geworden,und lebe nur noch für meine Tiere Hund & Pferd.
Ich gehe Arbeiten,spule meinen Tagesablauf runter und Funkioniere nur noch,mein lachen ist weg,meine Lebensfreude, einfach alles....und es tut verdammt weh....
wir hatten auch nicht immer eine leichte Zeit gehabt,aber das hat uns zusammengeschweißt.Der arme Kerl hat soviel im Krankenhaus mitgemacht,die schmerzen waren unerträglich,er ist 2 mal Opperiert worden,beim ersten mal ist die ganze naht aufgeplatzt da er zu früh entlassen worde,dann wurde es wieder zugenäht,und zu guter letzt starb er an einer Lungenembolie,da er im linken Bein die Aterien verstopft hatte,ich weiß nicht aber das hätte doch alles nicht sein müßen,er war so hilflos,er hat so hart gekämpft und immer gesagt:schatz ich schaffe das,doch dann hat er den kampf doch verloren und ich habe mich von ihm verabschiedet.
Ich weiß es nicht ob ich im Leben nochmal Glücklich werden kann,ich habe immer hart gekämpft,hatte es nie leicht gehabt,doch meine Kraft ist am Ende,ich kann nicht mehr.In meinem Bekanntenkreis sagen sie,ach das wir schon wieder du mußt Trauern,darfst dich aber selber nicht aufgeben,das weiß ich auch,aber ich schaffe es nicht mehr.Die einzigsten die mich noch brauchen sind meine Tiere,ansonsten nichts mehr.Wie komme ich aus diesem Loch raus?habe Angst sehr große Angst.
Bin Dankbar für jede Antwort die ich bekomme,eure Anni
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 16.08.2010, 02:28
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 05.06.2009
Ort: Ba-Wü
Beiträge: 202
Standard AW: ich kann es nicht bergreifen

hallo Anni,

tut mir sehr leid, daß du deinen Partner gehen lassen mußtest. Mein herzliches Beileid

Deine Bekannten haben schon recht. Nimm dir Zeit für deine Trauer. Das muß sein. Es ist eine harte Prüfung, wenn man einen geliebten Menschen verliert.

Aber du bist noch jung - noch nichtmal 40 - DEIN Leben geht weiter. Du hast es geschafft, den ganzen organisatorischen Kram zu bewältigen - und das nervt in so einer Situation ohne Ende.

Jetzt gilt es, den Alltag zu bewältigen. Schritt für Schritt wieder nach vorne gehen. Du schreibst, du lebst im Moment nur für deine Tiere. Das ist gut, daß du sie hast. Damals, als meine Mutter krank war und starb, hab ich immer gesagt, meine Hunde sind zur Zeit das einzig Normale in meiner Familie. Sie waren es oft, die mir Kraft gegeben haben in ihrer tierischen Unschuld, wenn sie ihre Aufmerksamkeit und Liebe eingefordert haben - an ihnen hab ich mich oft festgehalten dann.

Möchte dir aber noch einen Gedanken mitgeben. Du hast deinen Partner sehr geliebt - und ich denke, daß er dich ebenso geliebt hat. Was würde ER sich für dich wünschen in der Zukunft? Was würde ER dir sagen, was du tun sollst mit dem hoffentlich sehr langen Rest deines Lebens?
Würde er wollen, daß du wieder glücklich wirst irgendwann, wenn der Schmerz nachgelassen hat?
ER ist jetzt nicht mehr - er lebt nur noch in deinem Herzen und in deiner Erinnerung weiter. Und das wird auch so bleiben.

Sich in dem tiefen Loch einzugraben, in dem du jetzt steckst, bringt dich nicht weiter. Wende dich wieder dem Leben zu, und sei es für den Anfang - jetzt nur als Beispiel, daß du dir lustige Filme anschaust und dir dabei selber erlaubst, auch mal wieder zu lächeln oder lachen. Erlaube dir, dich über deine Tiere zu FREUEN. Ich weiß, das hört sich idiotisch an - aber es funktioniert.
Ich weiß ja nicht, was es ist, das dir sonst noch Freude bereitet hat oder dich zum Lachen gebracht hat früher. Was immer es war, laß es wieder zu.

Wenn dir grad die Sonne dunkel erscheint, sie wird für dich auch wieder hell werden - du mußt es nur zulassen und nicht denken, daß du deinen Partner damit irgendwie "verrätst".
Geh es langsam an - Schritt für Schritt und Tag für Tag. Wenn du zuläßt, daß du dich wieder über Kleinigkeiten freuen kannst, kommt irgendwann auch das Lachen zurück.

Jede Trauer braucht seine Zeit - und diese Zeit mußt du dir lassen. Mit 2 Monaten ist das alles noch sehr frisch bei dir jetzt.
Aber niemals darfst du dich selber aufgeben. Der Schmerz wird nachlassen, wird sich verändern, die Zeit kommt, wo du mit Wehmut und Liebe zurückblickst, ohne daß du weinen mußt. Dann erinnerst du dich an die schönen Zeiten, die ihr hattet.
__________________
Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 16.08.2010, 15:05
Benutzerbild von Wasser13
Wasser13 Wasser13 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.04.2010
Beiträge: 138
Standard AW: ich kann es nicht bergreifen

Liebe Anni,

mein tiefes Mitgefühl für Dich. Du hast in den zurückliegenden Wochen ganz offenbar grossartiges geleistet. Diagnose. Abschied. Beerdigung. Und dann auch noch einen Betrieb aufgelöst. Alle Achtung. Ich kann mir gut vorstellen, dass Du derzeit mit Deiner Kraft am Ende bist.

Ich war 43, als ich meinen Mann an den Krebs (Darm/Leber) verloren habe. Das ist inzwischen 5 Jahre her (bin nun ein zweites Mal "hier" - Barettkarzinom in der Familie). Mein Mann hat sich von mir verabschiedet, sich für die gemeinsamen Jahre bedankt und mir alles Gute für die Zukunft gewünscht. Damals blieb ich mit meinen drei kleinen Hunden zurück.

In der ersten Zeit hatte ich alle Hände voll zu tun, alles zu regeln (war in meinem Fall leider kein Zuckerschlecken und ist tatsächlich bis heute nicht endgültig abgeschlossen). Mein Körper hat mich nach dem Tod meines Mannes sehr schnell in die Schranken gewiesen, ich musste sehen, dass das alles doch nicht so an mir vorbei gegangen war.

Aber: ich war einfach zu jung, um alleine zu bleiben ... Ein Jahr nach dem Tod meines Mannes habe ich den jetztigen Mann an meiner Seite kennengelernt. Einfach so. Nicht gesucht - gefunden.

Heute freue ich mich darüber, dieses zweite Glück gefunden zu haben. Mein verstorbener Mann ist nach wie vor Teil meines Lebens. Ich war 21 als ich ihn damals kennenlernte - und mit ihm 22 Jahre zusammen (mehr als "in meiner Vater-Mutter-Geschwister-Familie), Zeit, die man nicht einfach so vom Tisch wischen kann, und was ich auch auf keinen Fall will. Mein Mann hat nach wie vor einen Namen in unserem Haus, in meinem Leben.

Eines ist geblieben, wenn auch (nur) noch in "kleinen Dosen": die Trauer und die Frage nach dem Warum. Und manchmal fließen Tränen. Heute noch. Als wir kürzlich bei einem befreundeten Ehepaar (eines aus der "damaligen Zeit") zum Grillen waren, war ein weiteres Paar dabei. Die Frau sagte dann in einem Satz: "du hast einen so tollen Mann gehabt". Was sie nicht wissen konnte: sie sagte mir dass an meinem 23. Hochzeitstag ... (Kloß-im-Hals).

Liebe Anni, Du hast jetzt schon viel hinter Dir, bist eine Kämpferin. Lass' Dir ein bisschen Zeit, gibt dem Schmerz Raum ... versuche Ruhe zu finden ... (leicht gesagt, ich weiß). Schau': mit Hund&Pferd musst Du raus, kommst Du auch unter Leute. Ablenkung dürfte auch Dein Job bieten (was auch nicht leicht sein dürfte, nachdem Du zuvor mit Deinem Partner zusammengearbeitet hast) und vielleicht öffnest Du Dich ja auch für ein neues Hobby (?). ...

Auch wenn es jetzt weh tut - eines Tages kannst Du wieder lächeln ... und bekommst ein Lächeln zurück ...

Liebe Anni, ich Dir hiermit zu und wünsche Dir, dass es Dir bald wieder besser geht ... Alles Gute für Dich
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 16.08.2010, 17:07
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.05.2010
Ort: Lüneburg
Beiträge: 917
Standard AW: ich kann es nicht bergreifen

Hallo Anni!

... lass Dich mal virtuell fest drücken ....

Hast Du mal überlegt, jetzt mal eine Kur zu machen um Dir Raum zu geben das alles erstmal zu begreifen?

Vielleicht wäre das ein guter Schritt, denn Du hast beinahe Unmenschliches geleistet - ich hoffe das weißt Du ...?


Alles Liebe für Dich,
Angie
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 20.08.2010, 17:41
Boleyne Boleyne ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2010
Beiträge: 4
Standard AW: ich kann es nicht bergreifen

Hallo ihr Lieben !
Vielen Dank für eure Antworten,das hilft doch schon was.
Das Problem ist bei mir das ich nur an die Vergangenheit denke,wie schön alles war,was mich dann noch immer runterzieht.
Ich kann mich nicht hängen lassen, habe ja Verpflichtungen,nur ist es doch verdammt schwer jeden Tag aufs neue zu gestalten.
Auf der Arbeit habe ich ablenkung was ja auch gut ist,aber wenn ich nachhause komme,bin ich nur wieder am heulen.
was mich nur immer wieder an mir selber wundert ist(ich bin ein kleines zierliches persönchen)was ich noch für ne kraft habe und was ein Körper so aushalten kann.Die Angst ist da das ich irgendwann nichts mehr bewältigen kann,und zusammensacke.....
Ich drück euch ganz fest eure Anni
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 08:51 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55