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  #1  
Alt 31.07.2005, 17:52
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Standard Kann mir vielleicht jemand helfen?

Ich weiß nicht so recht, wo ich meine Frage reinstellen soll und denke, sie ist hier am ehesten richtig.
Ich will auch nicht einen riesen langen Bericht schreiben, ich fasse mich kurz.
Mein Freund hat Darmkrebs, mit Metastasen im Hirn, der Leber und der Lunge. Das alles wurde im Februar diesen Jahres festgestellt. Anfangs glaubte man immer, die Leber würde als erstes versagen, doch jetzt wird es wohl die Lunge sein. Im Februar entfernte man ihm eine Metastase im Hirn, diese ist jetzt wieder da und viel größer als vorher, dazu noch zwei neue. Der eine Lungenflügel ist völlig ausgefüllt mit Metastasen, der andere zu dreiviertel.Dies alles wurde festgestellt, weil er wegen eines epileptischen Anfalls in die Klinik mußte. Ich habe ihn wieder zu mir nach Hause geholt, weil die Ärzte ihn nicht mehr behandeln.
Nun kommt drei mal am Tag eine Schwester vom Hospiz und spritzt ihm Faustan, sowie Dexamethason und er hat ein Morphiumpflaster. Die Ärzte sagten, er wird ersticken, durch die Hirnmetastasen und die ganzen Medikamente aber nicht viel mitbekommen.
Nun habe ich natürlich eine panische Angst davor, wie es eines Tages kommen wird.
Hat vielleicht einer von Euch Erfahrungen und fühlt sich in der Lage mir darüber zu berichten?
Ich danke Euch sehr und schicke liebe Grüße
Martina
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  #2  
Alt 31.07.2005, 18:13
selenio selenio ist offline
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Liebe Martina,

das Schicksal Deines Freundes und auch Dein Schicksal erschüttert mich.
Ich finde es wunderbar, daß Du Deinen Freund nach Hause geholt hast!
Diese Sicherheit ist sehr, sehr wichtig für ihn.

Du sprichst von Hirnmetastsasen und schilderst, daß beide Lungenflügel teilweise von
Metastasen ausgefüllt sind.

Du nennst auch die Medikamente, die Dein Freund bekommt. Für eine Antwort, um die Du bittest, sind das schon einmal genaue Angaben. Ich rate Dir, Dein Anliegen noch einmal so genau wie möglich, bei den Krebsarten im Forum unter 'Darmkrebs', 'Hirntumor' und unter 'Lungenkrebs' vorzutragen.
Dein Text kann ruhig lang sein. Manchmal versteht man erst durch eine ausführlichere Beschreibung die spezielle Situation.

Ich glaube, daß man Dir dort rasch und konkret antwortet.

Deinem Freund und Dir
alles Gute!

selenio
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  #3  
Alt 31.07.2005, 19:03
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Liebe Martina,

heute antworte ich Dir einmal hier. Ich verstehe Dich und hätte genauso gehandelt wie Du - nämlich Deine Frage hier herein gesetzt und nur hier.

Bei meinem Papa hieß es auch er wird ersticken. Davor hatte ich schreckliche Angst,wie Du, wie jeder in der Situation. Die Ärzte sagten sie würden ihm genügend Mittel geben, doch hat mich das nicht wirklich beruhigt.

Papa war in einem Heim. In den letzten zwei Tagen seines Lebens erhielt er neben den hoch dosierten Opiaten eine Spritze (ich glaube alle 8 Stunden). Diese Spritze soll zusätzlich schmerzstillend, entkrampfend und beruhigend sein. Papa döste die ganze Zeit.Bevor er starb öffnete er die Augen, schüttelte unwahrscheinlich kräftig meine Hand, formte seine Lippen zu einem Kuß, ich legte die Arme um ihn, küßte ihn und er starb.

Ich möchte Dir aber auch vom Sterben meiner Mama erzählen. Es war ein Erlebnis, das nicht nur mir half sondern einigen Menschen die großen Kummer hatten WIE ihre Lieben starben.

Drei Tage bevor Mama starb, starb sie beinahe. Die Ärzte, die Schwestern meinten das und ich, ich hatte ja nicht so viele Erfahrungen mit Sterben und Tod,ich glaubte das auch. Es war einfach schrecklich, sie lag da mit geöffneten Augen ohne einmal zu blinzeln und sie röchelte. Dieses Röcheln war furchtbar. Ich war verzweifelt, daß sie so schrecklich sterben muß.
Nach einigen Stunden kam sie wieder zu sich, war auch geistig völlig da, ging auf die Toillette, trank etwas und machte sogar einige ihrer trockenen Bemerkungen.

Am nächsten Tag meinte sie, ach wär ich doch gestorben. Ich fragte sie, Mama wie war es gestern? Und sie sagte, da war gar nichts, ich hatte keine Schmerzen, keine Angst, von weiter Ferne nahm ich dich wahr, es war alles gut. Ich sagte, aber Mama du hast so geröchelt, du hast keine Luft bekommen. Und sie sagte, wirklich, das hab ich gar nicht bemerkt.

Es weiß ja keiner von uns wie es wirklich ist beim Sterben, aber es kann sein, daß wir manches anders empfinden wie der Sterbende.

Liebe Martina ich wünsche Wolfgang eine gute Sterbestunde wenn es soweit ist. Das wünschen sich Leute bei uns am Land noch immer und erst jetzt, wo ich selbst älter bin, weiß ich, daß es ein guter, wichtiger Wunsche für jeden ist.

Ich umarme Dich
Briele
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  #4  
Alt 31.07.2005, 19:32
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Monika Totz Monika Totz ist offline
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Liebe Martina!

Die Angst vor dem Sterben ist für viele das Schlimmste. Das war es auch für mich. Obwohl ich als Krankenschwester auf einer Krebsstation tätig bin, hatte ich immer wahnsinnig viel Angst davor wie mein Papa sterben wird. Er hatte BSDK und Lungenkrebs. Ich hatte einfach Angst das er erstickt. Aber zum Glück war es nicht so. Er durfte am 11.5.05 friedlich einschlafen.
Aber auch wenn es für den aussenstehenden so aussieht das der Liebste erstickt bekommen die nichts mit davon. Das Gehirn realisiert das "röcheln" das für uns deutlich ist nicht als ersticken. Für den Sterbenden ist dies kein ersticken. Ich habe lange gebraucht bis ich dies glauben konnte. Aber da ich schon sehr viele Menschen in den Tod begleitet habe kann ich dies mitlerweile sagen. Wichtig für den sterbenden ist, nicht alleine zu sein. Wenn dein Schatz spürt das du da bist, wenn es soweit ist, wird auch er in ruhe und Frieden gehen können.
Liebe Martina ich wünsche euch ganz viel Kraft für die kommende Zeit, hab keine Angst, glaub mir wenn es soweit ist entwickelst du wahnsinnige Kräfte! Ich wünsche dir alles Gute

liebe Grüsse
Monika
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  #5  
Alt 31.07.2005, 20:08
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Oh, meine liebe Briele, ich dankeDir von Herzen. Es muß für Dich einfach furchtbar gewesen sein, Deine Eltern so sterben zu sehen. Er tut mir sehr leid, aber ich danke Dir, dass Du mir das Erlebnis mit Deiner Mam erzählt hast. Er gibt einem irgendwo eine innere Rhe. Ja, ich habe Angst vor dem Moment, man ist dann bestimmt sehr hilflos. Wolfgang schaut auch manchmal regelrecht durch mich durch oder stiert lange auf einen bestimmten Punkt. Selbst wenn ich dann meine Hand vor seinen Augen hin und her gehen lasse, reagiert er nicht. Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich auf den Balkon setze und ein Eis esse. Er liegt im Bett, bekoommt seine künstliche Nahrung und ich weiß doch, wie gerne er immer Eis gegessen hat.
Was mich hier interessiert hat, wie lange ein mensch in dieser Art Dämmerzustand bleibt. Sicher ist es bei jedem anders, aber ich frage mich immer, wie lange muß er das noch ertragen.
Ach menno Briele, keiner kann mir eine Antwort auf die Frage "Warum" geben und doch ist sie allgegenwärtig.

Lieber Selino, auch Dir vielen Dank für Deine netten Worte. Ich habe wirklich überlegt, wo ich meine Frage reinstelle, doch dann dachte ich, daß man mir hier noch am besten helfen kann. Vielleicht haben einige das gleiche durch und können mir so in etwa sagen, wie es sich eventuell weiter entwickelt und worauf ich achten muss. Was ich eventuell noch tun kann und was die anderen für Erfahrungen gemacht haben. Schau, in den einzelnen Foren weilen doch die meisten der kranken noch unter uns, soll ich sie dann mit den Sorgen des eventuellen Endstadiums belasten?

liebe Grüße an Euch und nochmals vielen Dank
Martina
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  #6  
Alt 31.07.2005, 20:21
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Liebe Monika, jetzt mußte ich erst einmal warten, bis ich wieder aufhören konnte zu weinen. Es tut mir so leid, mit Deinem Paps, obwohl ich auch froh bin, dass er so friedlich einschlafen konnte. Deine Worte sind so lieb, ich danke Dir so sehr dafür. Ja, ich habe schon oft über mich selbst gestaunt, man entwickelt Kräfte, von denen man vorher nichts wußte. Erst kürzlich hatte er einen epileptischen Anfall. Ich hab ihm ganz schnell einen Kugelschreiber zwischen die Zähne geschoben. Es war nur dieser und ein Fieberthermometer in greifbarer Nähe. Man tut, glaube ich, genau das richtige in diesem Moment. du sagst, ich soll einfach da sein, wenn es soweit ist. Aber woher weiß ich das? Was, wenn es in der Nacht passiert? Ich schlafe zwar neben ihm, aber wenn ich es nicht höre? Oder wenn ich gerade dusche? Du weißt es am besten - gibt es denn Vorzeichen?Ich will dann wirklich nicht mehr von seiner Seite weichen.
Ach Monika, nochmals danke für Deine lieben Worte und einen lieben Gruß an Dich
Martina
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  #7  
Alt 31.07.2005, 20:22
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Liebe Martina,

danke für Deine Antwort. In meinem "Brief" an Dich habe ich das Wichtigste gar nicht geschrieben - bin nur mehr so halb da, weil ich morgen heimfahre. Also Mama ist drei Tage später ganz ruhig eingeschlafen, wirklich hinüber geschlafen.

Es war nicht schlimm Martina. Ich war und bin dem Schicksal so unendlich dankbar. Es war mir ein so großer,wichtiger Wunsch beim Sterben meiner Eltern dabei zu sein. Sicher, ich hatte eine große Bereitschaft dazu, aber es gehört auch die Portion "Glück" dazu.

Liebe Martina, ich hab`s schon in "unserem thread" nebenan geschrieben, ich hoffe bald einen Internetanschluß zu haben und melde mich dann wieder.

Halt die Ohren steif. Als Mama und ich vier Wochen auf ihren Tod warteten war September. In dieser Zeit habe ich mich hauptsächlich von Eis ernährt.

Bis bald
Briele
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  #8  
Alt 31.07.2005, 20:32
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Danke, liebe Briele. Ich halt die Ohren steif und ich werde stark sein.
Ich freue michauf das Bis bald
Deine Martina
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  #9  
Alt 31.07.2005, 20:49
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Liebe Martina,

du wirst spüren, wenn es soweit ist. Du kannst deinem Freund auch sagen, das du gerne bei ihm sein möchtest, wenn es soweit ist. Wenn er dann doch alleine geht, weißt du, daß er es so wollte.

Als ich zwanzig war starb meine Oma überraschend in der Nacht in ihrem Haus. Ich bin in dieser Nacht aufgewacht und war hellwach, ich konnte nicht mehr schlafen. Ich habe dann angefangen ein Buch zu lesen, gegen halb vier bekam ich ein beklemmendes Gefühl auf der Brust und muste mich aufsetzen um durchzuatmen. Der Arzt hat das am nächsten Morgen als ungefähren Todeszeitpunkt angegeben. Sie starb an einem Lungenödem. Meine Schwester hat in ihrer Wohnung geschlafen wie ein Stein, aber ihr Freund hat es ebenfals gespürt.

Als meine Mutter dann sechs Jahre später als austherapiert nach Hause kam, war ich mir sicher, das ich ich spüren würde, wenn sie geht, auch wenn ich nicht dabei sein sollte.

Als sie dann starb, waren meine Schwester, mein Vater und ich dabei. Sie hat sehr laute Atemgeräusche gemacht, die ich nur schwer ertragen konnte ist aber trotzdem friedlich gegangen. Mir wurde das so erklärt, das wir bei Bewustsein unsere Atmung kontrollieren um keine Geräusche zu produzieren. Ohne Bewustsein fällt diese Kontrolle weg. Sie starb an Nierenversagen, dabei wird der Körper vergiftet und die Organe versagen. Ich glaube nicht, das sie dabei gelitten hat.

Warum sprichst du nicht mit der Hospitz-Schwester, sie wird viel Erfahrung haben und dir deine Fragen beantworten können.

Es ist völlig in Ordnung, wenn du dir selbst kleine Freuden gönnst, wie mal ein Eis in der Sonne, sonst würdest du nicht durchhalten. Wenn du vor Erschöpfung zusammenbrichst, könntest du ihm auch nicht helfen. Du machst das schon ganz richtig.

Ich wünsche dir viel Kraft.

Lieben Gruß

Tanja
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  #10  
Alt 31.07.2005, 21:06
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Liebe Tanja, auch an Dich ein ganz herzliches Dankeschön. Da hast Du ja auch schon schlimmes durch. Am liebsten würde ich Euch alle mal in den Arm nehmen und fest drücken, aber ich kann es nur virtuell machen. Ich finde es schön, dass mir hier von allen Seiten so geholfen wird.
Weißt Du, wir konnten bisher noch nicht über das Thema sterben sprechen, ich glaube, er hat es noch nicht akzeptiert. Was meinst Du, wie oft am Tag er mich fragt, wann wir endlich fahren, und wenn ich ihn dann frage wohin, sagt er "nach Hause". Sein eigentliches zu Hause ist 100 km von hier. Nur seine Eltern sind schon recht alt und sein Vater hat Bauchspeicheldrüsenkrebs. Wenn ich Wolfgang dann frage, was er zu Hause machen will, sagt er "Radladern", also arbeiten. Das passiert jetzt jeden Tag. Dann soll ich ihm beim Aufstehen helfen und das Gitter wegmachen, damit er aufstehen kann. Das geht aber schon seit 6 Wochen nicht mehr. Weißt du, und da kann ich doch nicht von sterben reden. Ich bringe das nicht fertig.
Danke, liebe Tanja, auch für die Kraftwünsche, die brauche ich ganz besonders
Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend und sende liebe Grüße
Martina
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  #11  
Alt 31.07.2005, 21:50
Ute Brockel Ute Brockel ist offline
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Meine liebe Martina !!!

Du bist und bleibst die stärkste frau,
die ich im moment kenne !!
Umarme Dich ganz doll !!
knuddler für Dich und Wolfgang !!
Deine
Ute
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  #12  
Alt 31.07.2005, 22:12
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Monika Totz Monika Totz ist offline
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Liebe Martina!

Ich kann dir garantieren dass du es spüren wirst, wenn die Zeit gekommen ist. Auch dein Liebster wird es spüren. Es werden in dieser Phase dann dinge passieren du du erst viel viel später realisierst. Aber du spürst es. Bei uns war es so. Es war am Di den 10.5.05 und meinen Papa ging es nicht gut. Er bat uns, ihm in die Klinik zu führen. Bevor die Rettung kam, rauchte er noch eine, ganz in Ruhe und sagte dann: So das war meine letzte. Damals wusste ich noch nicht wie er es gemeint hat. um 11 Uhr waren wir dann in der Klinik. Meine Mama und ich halfen Papa noch beim Ausziehen, dann legte er sich ins Krankenbett und sagte zu mir: Ist das jetzt mein Bett? Ich antwortete ihm: Ja Papa ruhe dich aus. Und Papa schlief an und war nicht mehr ansprechbar, er lag da und hat ganz friedlich geschlafen. Meine Mama und ich waren die ganze Nacht bei ihm. Bis am nächsten Nachmittag um 15.45 seinen letzten Atemzug tat. Ganz ruhig. Wir haben in gestreichelt und geküsst und da ist ihm eine Träne die Wange runtergerollt. Es war sein Zeichen von uns Abschied zu nehmen. Der Verlust meines Papas schmerzt noch immer sehr und wird es noch lange tun, doch der Gedanke das er jetzt erlöst ist und er in einer für ihn besseren Welt lebt tröstet mich. So jetzt bin ich ausgeschweift. tut mir leid.
aber eigentlich wollte ich dir nur sagen, du wirst es spüren wenn es soweit ist, es gibt keine konkreten anzeichen aber du wirst da sein! Glaube mir. Wichtig ist, lerne jetzt schon schrittweise Abschied nehmen von ihm. Ich weiss es klingt hart, aber loslassen zu können ist sowohl für den Angehörigen als auch für den sterbenden enorm wichtig.
Liebe MArtina ich schicke dir all die Kraft dieser Welt für den schweren Weg. Du bist eine ganz tolle und starke Frau und das weiss dein Wolfgang

ganz liebe Umarmung
Monika
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  #13  
Alt 31.07.2005, 22:19
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Hallo Martina!

Meine Mama ist am 17.5.05 an Lungenkrebs verstorben.
Ich habe auch immer Angst gehabt das sie erstickt,aber Gott sei Dank war es dann doch nicht so.
Sie hat am letzten Tag aber sehr starke Schmerzen gehabt,denn sie wollte die letzten 3.Wochen ihres Lebens kein Morphium mehr nehmen.
Sie wollte noch am Leben von uns (Papa,Schwester und ich)teilhaben.
Am Abend (ca.23.00)Uhr hat mein Vater dann die Rettung geholt,und bekam dann gleich Morphium Spritzen.
Mein Vater war noch bei ihr im Spital und sie sagte es ginge ihr schon besser.
Ich bereue es so sehr das ich nicht bei ihr war als sie starb.
Um 4.00 in der Früh ist sie dann im Schlaf gestorben.Und keiner war bei ihr.
Die Schwester vom Hospiz meinte zu mir das die meisten erst dann sterben wenn kein Angehöriger dabei ist,damit der Übergang einfacher geht.
Der letzte Wunsch meiner Mutter war ihr Haus das noch nicht fertiggestellt ist zu sehen.
Das haben wir noch gemacht.Vielleicht will dein Freund einmal noch nachhause,es wäre schön wenn es irgendwie möglich wäre ihm den Wunsch zu erfüllen.

Liebe Grüsse Susi
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  #14  
Alt 31.07.2005, 22:51
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Liebe Martina,

auch ein paar Gedanken von mir: ich glaube nicht,dass es wesentlich ist, dass du mit Wolfgang über das Sterben sprichst.Wenn Wolfgang von dir hört und spürt,dass er mit dir über ALLES reden kann ( und das ist bei euch sicherlich so ), dann wird er auch von den Dingen sprechen,die ihn bewegen, wenn es für ihn stimmig ist. Ich habe es in Büchern gelesen und dann bei meiner Mutter auch so erlebt, dass Sterbende wissen, wann die Zeit angebrochen ist. Oft verwenden sie dafür aber eine symbolische Sprache.Meine Mama sprach plötzlich von einer Reise,einer Kreuzfahrt,die sie so gerne unternehmen würde. Da wurde ich hellhörig,sie ist nie viel verreist und vermisste es auch nicht.Ein paar Tage später starb sie, trotz röchelndem Atmen so ganz friedlich,wie ich es mir nie vorstellen konnte.

Liebe Martina, hast du Wolfgang mal gefragt, was er sieht, wenn er so auf einen Punkt starrt.Meine Mama hat das auch öfters getan.Sie befand sich die letzten 4 Tage ihres Lebens auch in einem halb komatösen Zustand,aus dem sie immer wieder mal erwachte, dann war sie auch klar und ansprechbar.Als sie ein Mal erwachte und mich sah, sagte sie: "Komisch,ich bin ja noch da ! Dabei habe ich geglaubt,ich bin schon gestorben."Ich fragte sie dann, wie es denn " drüben" so sei und sie sagte lächelnd " einfach nur schön ".Vielleicht ist es ja wirklich so,Martina, dass Sterbende schon zwischen den Welten hin und herwechseln können ?Dass ihr oft nach außen so erschreckender Zustand nicht dem entspricht, was sie gerade selber erleben und wahrnehmen ? Ich bin auch wie viele andere davon überzeugt,dass Sterbende ihren Todeszeitpunkt mitbestimmen können. Wolfgang wird es so machen, wie es "passt" für ihn. Du bist die ganze Zeit über an seiner Seite geblieben, ein kostbarer Wert,den Wolfgang und dir nichts und niemand nehmen kann, unabhängig davon, ob du in den letzten Minuten unmittelbar neben ihm bist oder vielleicht einen Raum weiter.Wolfgang würde dich selbst dann bei sich spüren,das glaube ich.

Liebe Martina,ich will dich nicht beunruhigen oder belasten,aber ich möchte die Frage doch stellen: Ist es wirklich ganz unmöglich, Wolfgang nach Hause zu bringen ?

Martina, ich hatte solche Angst vor dem Sterben meiner Mutter. Es war dann ganz anders als ich befürchtet habe, es war ein Hinübergleiten und Aushauchen.
Ich denke an euch,
Alina
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  #15  
Alt 01.08.2005, 00:15
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Hallo,

ich bin nochmals aufgestanden, weil mir etwas keine Ruhe läßt und ich nicht weiß ob ich in den nächsten Tagen schreiben kann.

Liebe Monika, liebe Tanja, ich bin für Euch froh, daß sich alles gut ausging. So wie ich auch froh bin, daß ich bei meinen Eltern sein konnte. Ich habe weiter oben geschrieben,daß ich mir das sehr gewünscht habe, auch die Bereitschaft dazu hatte, aber mir war immer klar, daß dazu auch ein bißchen Glück gehört. Ich glaube nicht, daß trotz dieser Voraussetzungen man immer spürt wann die Stunde sein wird. Als meine Mama wirklich starb war sie in einem viel besseren Zustand als einige Male zuvor.

Nach Mamas Tod hatte ich es schwer und in meiner Verzweiflung habe ich nicht nur dutzende Bücher über das Thema Tod, Trauer gelesen, ich habe auch einige Seminare besucht.Ich habe so traurige Geschichten gehört, ich werde die Menschen und ihre Geschichten nie vergessen.Auf der einen Seite gab es Trauernde die erzählten wie sie spürten, daß der liebe Mensch sterben wird, wie schön und ruhig alles war. Auf der anderen Seite z.B. eine Frau, die 8 Jahre lang ganz allein ihre völlig gelähmte Mutter pflegte, die dann starb während sie sich duschte. Je mehr die eine Seite beharrte, daß man es spürt, desto mehr sanken die in sich zusammen, bei denen es nicht so war.

Jeder Mensch hat seine Lebensgeschichte, und vielleicht gibt es so etwas wie eine "Sterbensgeschichte". Es ist wie es ist.

Einmal habe ich einen Kurs von einer Hospizbewegung besucht. Die Vortragende erzählte von einem Fall, bei dem eine Hospizdame die ganze Nacht bei einem Sterbenden saß, leicht und locker dessen Hand hielt, so war, wie es heißt, daß es Sterbende wollen. Er war unruhig und als der Morgen kam sagte er ... lassen sie endlich meine Hand los und gehen sie ich will allein sein ....

Ich glaube es gibt alles. Es gibt auch Kranke die sich in einem Krankenhaus besser aufgehoben fühlen, weil man ihnen dort mehr Erleichterung vermitteln kann.

Liebe Martina, wir "kennen" uns nun schon einige Zeit. Ich glaube mehr kann man nicht tun, als Du für Wolfgang tust. Wie es sein wird wenn Wolfgang stirbt, das kann keiner wissen und das ist einfach nicht in unserer Hand.

Ich denk an Dich.
Briele
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