Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Thema geschlossen
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 07.11.2008, 21:26
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.09.2008
Ort: Fürstenfeldbruck
Beiträge: 165
Standard Hallo erstmal....

Hallo zusammen,

hiermit stelle ich mich nun vor:

Ich heisse Susanne, bin 23 Jahre alt und komme aus dem Raum München. Bei meiner Mama wurde am 05.04.2007 (1 1/2 Monate nach dem Tod meiner an Krebs gelittenen Oma mütterlicherseits) Darmkrebs im Anfangsstadium festgestellt. Ich kenne mich mit den Fachbegriffen nicht aus und schreibe daher umgangssprachlich. 2 Monate nach der Diagnose wurde Mama schließlich ohne Vorbehandlung operiert. Dort wurde dann festgestellt, dass bereits die Lynphen befallen waren und der Tumor, der anfangs ja noch als "harmlos" und ohne Chemo behandelbar bezeichnet wurde, bereits in der Darmwand eingewachsen. Meiner Mutter blieb zwar dank des kompetenten und erfahrenen Arztes der künstliche Darmausgang erspart, leider aber die Chemo und die Strahlen nicht. 40 cm des Dickdarms wurden entfernt. Es ging ihr sehr schlecht, zumal sie ihre Krebsdiagnose4 und den Tod ihrer Mutter gleichzeitig überwinden musste. Beides hat sie bis heute nicht verkraftet...

Im Januar 2008 ging sie nach harter Chemo, Strahlen und enormen Gewichtsverlustes wieder arbeiten. Allerdings nur 3 Wochen. Sie klagte über unglaubliche Kopfschmerzen. Das CT ergab ein Schatten, der als Nervenentzündung diagnostiziert wurde. Die Medikamente machten die Beschwerden leichter, beseitigten sie aber nicht. Wenige Wochen später konnte sie aufgrund starker Schmerzen im Beckenbereich nicht mehr arbeiten. Hier wurde Arthrose aufgrund der Strahlenbehandlung diagnostiziert. Auch hier verhalfen die Medikamente zur Schmerz-Erträglichkeit. Aber nicht zu Heilung. Dann am 05.04.2008 (1 Jahr nach der Darmkrebs-Diagnose) ein erneutes CT. Diagnose = Knochenmetastasen - unheilbar.

Die Behandlung wurde auf eine Infusion, die den Abbau der Knochen verhindert bzw. verzögert und auf eine erneute Chemotherapie festgelegt.

3 Monate später erneutes CT, nachdem sie mit dem Notarzt nachts aufgrund der Schmerzen ins KH gebracht wurde (übrigens auch wegen eines Darmverschlusses, wobei weitere 20 cm des Darms entfernt wurden): Lebermetastasen.

Behandlung: Weiterhin Chemo.

Seit einem halben Jahr wird meine Mutter (übrigens derzeit 44 Jahre alt) durchgehend mit der Chemo behandelt.

Diagnose 05.11.2008 (vorgestern): Die Chemo hat nicht angeschlagen. Das Gegenteil: Die Metatasen sind schlimmer. Sogar der Magen ist schon befallen.

Geplante Behandlung: stärkere Chemo.

Der Grund, warum ich hierher gekommen bin, ist folgender:

1. Sind bereits 3 nahe Familienmitglieder an verschiedenen Krebsarten gestorben. Ich selbst bin allein deshalb schon gefährdet. Es besteht ein weiterer medizinisch bewiesener Risikofaktor bei mir. Dass heisst, ich habe Angst, auch zu erkranken.

Der zweite Grund ist, dass ich allein bin. Mein Vater ist seit 25 Jahren Alkoholiker, meine Schwester zieht sich zurück, weil sie (denke ich) nicht weiss, wie sie damit umgehen soll. Ich bin völlig allein damit, mit dem immer näher kommenden Tod meiner Mutter (wurde mir durch die Ärtze gesagt), mit meiner Angst vor dem "Danach" und der momentanen Situation, mich völlig allein um die Psyche, die medizinische Versorgung und alle Verwaltungsangelegenheiten meiner Mama zu kümmern. Ich suche hier Kontakte, die meine Situation nachempfinden können.

Ich weiss, dass sich dieser Beitrag sehr abgeschlagen und kalt "anhört" oder "anfühlt". Ich bitte euch, zu verstehen, dass es nicht meine Art ist, sofort mit den Emotionen herauszusprudeln. Dies begründet auch mein Bedürfnis nach einem eher in die Richtung "persönlich" gehenden Kontakts Ich hoffe sehr, dass mein mehr auf Fakten, als auf Ängste und Emotionen basierender Beitrag nicht vor einer Kontaktierung abschreckt. Denn: Ich habe Angst, bin verzweifelt, tieftraurig und fühle mich allein und verlassen.

Danke für eure Zeit, diesen Beitrag zu lesen. Und danke, falls ihr mich kontaktiert.

Viele Grüße


Susanne

Geändert von Susanne85 (05.12.2008 um 10:16 Uhr)
  #2  
Alt 07.11.2008, 21:54
Ronnya Ronnya ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.04.2008
Beiträge: 986
Standard AW: Hallo erstmal....

Liebe Susanne.....

Ich bin eigentlich aus dem "Hinterbliebenen Forum" ,habe aber gerade deinen Beitrag gelesen...
Erst mal ein herzliches Willkommen,auch wenn der Anlass ein trauriger ist......

Ich habe schon aus deinen Zeilen deine Verzweifelung herausgelesen und finde auch nicht, das du dich abgeschlagen oder kalt anhörst.Und wenn es so wäre ,wäre das auch nicht schlimm.Jeder geht anders mit diesen schweren Belastungen um.
Der Schritt das hiermit öffentlich zu machen,war richtig.
Hier gibt es Menschen die dich verstehen und dir auch wirklich gute und brauchbare Ratschläge geben können.Wenn du sie denn brauchst....

Es tut mir leid,das es deiner Mutter so schlecht geht .
Wie geht es ihr denn aktuell? Sie ist ja noch so jung.....Ich hasse diese Krankheit,die alles kaputt machen kann.....

Ich wünsche dir und vor allen Dingen deiner Mama alle Kraft,die ihr jetzt brauchen werdet.Nehmt den Kampf auf,und lasst euch nicht unterkriegen....

Ein lieber Gruß
Regina
__________________
______________________
Erinnerungen ,die nicht verblassen,
bilden ein festes Fundament in unserem Inneren
Mein geliebter Vater - 16.6.2008
Und immer sind da Spuren deines Lebens

Geändert von Ronnya (07.11.2008 um 21:57 Uhr)
  #3  
Alt 07.11.2008, 22:08
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.09.2008
Ort: Fürstenfeldbruck
Beiträge: 165
Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo Regina,

ich bin sehr froh, eine Antwort erhalten zu haben und vor allem, dass du z.B. meinen Beitrag nicht so kalt und abgedroschen empfunden hast. Ich denke, ich vergrabe meine Emotionen meistens aus dem Grund, weil es zu viele wären, wenn sie an die Oberfläche kommen. Ich komme teilweise erst gegen 22 Uhr nach Hause, weil ich einen 50-Std.-Wochen-Job habe und meine Mama aber auch nicht allein lassen will. Und ich bin so allein mit der Versorgung meiner Mama. Alles, was es zutun gibt, mache ich. Und wenn ich mich nicht um meine Mama kümmere, gehe ich der "Leitung" meiner Abteilung im Job oder meinem Haushalt nach. Ich habe kein Privatleben mehr. Und auch wenn mein Stolz diese Erkenntnis nicht gern zugibt: Ich bin überfordert. Ich brauche meine Mama aber auch meinen Job.

Ein kleines Beispiel, dafür, dass ich nicht vollkommen kalt bin: Gestern Abend habe ich mich ins Auto gesetzt, Musik angemacht und bin an einen See gefahren. Es war dunkel. Aber ich war allein und konnte für mich sein. 1 Stunde habe ich mir für mich und meine scheinbar unendlichen Tränen und Schreie der Verzweiflung genommen. In 1 Stunde habe ich einen Teil meines Schmerzes, meiner Angst, meiner Trauer in Form von Schreien und richtigem Weinen rausgelassen. Nach 1 Stunde habe ich mich wieder zusammengerissen und bin nach Hause gefahren. Ich überlebe den Alltag nicht, wenn ich meinen Emotionen ständig freien Lauf lasse. Ich muss Mama Mut machen und möchte ihr nicht zeigen, dass ich genauso verzweifelt bin. Ich sage es ihr oft. Aber ich breche nicht weinend vor ihr zusammen. Ich muss sie doch stützen und stark für sie sein!

Und ich möchte mich gar nicht zu sehr beklagen über mein Befinden, denn ich möchte nicht wissen, wie Mama sich fühlt. Da kann ich mich im Gegensatz zu ihr noch glücklich fühlen.

Meiner Mama geht es sehr schlecht. Sie wiegt nur noch 40 kg auf 165 cm. Sie ist unbeschreiblich depressiv. Seit der ersten Diagnose. Ich versuche alles in meiner Macht stehende, sie aufzupeppeln. Aber es hilft einfach nicht. Auch die Psychotherapie ist nicht so erfolgreich. Vielleicht bin ich aber auch so ungeduldig. Sie hat erst vor ein paar Wochen angefangen.

Ich finde es sehr schön, dass du dir als Hinterbliebene, die noch mehr Schmerz, als ich, ertragen muss, die Zeit für meinen Beitrag genommen hast!
  #4  
Alt 07.11.2008, 22:43
Ronnya Ronnya ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.04.2008
Beiträge: 986
Standard AW: Hallo erstmal....

Ach Susanne......
Ich schaue öfters mal hier bei Euch Angehörigen vorbei und wenn ich das Gefühl habe etwas beitragen zu wollen,dann mache ich das auch.
Dieses Forum hier gibt mir Kraft und lässt mich nicht vollkommen verzweifeln,wenn alles mal wieder tiefschwarz erscheint.....


Also ich sag dir jetzt mal was.
Du bist 23 Jahre alt hast eine 50 Std Woche und die Belastungen mit deiner Mutter ,die du ganz alleine trägst....
Ich ziehe meinen Hut vor dir......Du verdienst den allergrößten Respekt für das, was du da leistest...!!!
Ich weiß nicht ,ob ich das in deinem Alter so geschafft hätte.Höchstwahrscheinlich nicht!!!!

Ich bin jetzt 36 Jahre und als Papa so krank wurde und es ihm immer schlechter ging ,fühlte ich mich oft überfordert,fast unfähig meinen Alltag auf die Reihe zu bekommen.
Es ist nur NORMAL,das du dich so fühlst.
Dein Erlebnis am See kenne ich auch.
Wenn ich aus dem KH kam, habe ich immer im Auto geschrien und geheult und getobt(und das ohne einen Unfall zu bauen....)um dann, wenn ich zu Hause ankam, wieder einigermaßen gefasst zu sein...
Mir hat das auch immer geholfen,und ich mache es auch heute noch manchmal....

Bleib stark und versuche deine Kräfte gut zu dossieren.Du brauch auch mal einen Ausgleich,nimm sie dir,ohne dich gleich schlecht zu fühlen....

Wie sieht es denn mit einem Pflegedienst aus?
Ist da schon was in die Wege geleitet wurden?
Rede mal mit deiner Mama darüber...
Ich wünsch dir eine gute Nacht....
Regina
__________________
______________________
Erinnerungen ,die nicht verblassen,
bilden ein festes Fundament in unserem Inneren
Mein geliebter Vater - 16.6.2008
Und immer sind da Spuren deines Lebens
  #5  
Alt 07.11.2008, 22:53
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.09.2008
Ort: Fürstenfeldbruck
Beiträge: 165
Standard AW: Hallo erstmal....

Liebe Regina,

vielen Dank für deinen Lob. :-) Für mich sind die täglichen Leistungen standard, denn ich werde ja nicht gefragt, ob ich das will. Ich habe keine Wahl. Ich muss da durch, egal wie. Aber Anerkennung tut natürlich gut

Meine Mama wurde in die Pflege eingestuft. Dafür bekommt sie aber niemanden geschickt, sie lässt sich das Geld dafür ausbezahlen. Womit wir zum nächsten Problem kommen: Da Papa seit 25 Jahren trinkt, sind meine Eltern schwer verschuldet. Für die Behandlungskosten letztes Jahr habe ich einen Kredit aufgenommen. Mama wird nicht von der Zuzahlung befreit, weil die Kasse Papas Einkommen mitzählt - aber ohne Ausgaben. Sein Gehalt ist mit den Fixkosten (inkl. Schuldtilgungen) weg. Mama bekommt nur Arbeitsunfähigkeitsrente vom Staat.

Durch die hohe Überschuldung meiner Eltern sind sie zur Privatinsolvenz gezwungen. Aber für den Anwalt haben sie kein Geld. Da ich bis vor 6 Monaten Rechtsanwaltsfachgestellte war, habe ich meinen Ex-Chef beauftragt, mit der Bitte, so wenig wie möglich bei meinen Eltern abzurechnen. Nun hat mein Ex-Chef den Deal "eine Hand wäscht die andere" vorgeschlagen. D.h.: Ich arbeite (neben meiner 50-Std.-Woche und der Zeit für Mama und meinen Haushalt) kostenfrei für ihn, wenn er mich braucht und er betreut meine Eltern kostenfrei.

Ich könnte das auch ablehnen. Aber was soll ich tun? Es bei meinen Eltern zur Vollstreckung/Pfändung kommen lassen und meiner eh schon kranken Mama noch mehr Sorgen überlassen? Das kann ich nicht tun. Also tue ich auch dies.

Ich würde alles tun, damit es Mama gut geht. Alles.
  #6  
Alt 07.11.2008, 23:00
Lilianera Lilianera ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 28.06.2008
Ort: Landau
Beiträge: 38
Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo Susanne

ich kann gut mitfühlen wie Du dich fühlst.Mein Mann ist schwer krank und es gibt keine Hoffnung mehr.Es ist schwer das ganze zu verkraften.Man braucht viel kraft.Es stimmt man muss stark sein,aber man muss sich auch mal fallen lassen um wieder Kraft zu tanken.Deine Mutter würde bestimmt auch verstehen wenn Du mal weinen würdest.Ich weine auch als in den Armen meines Mannes,danach geht es als sogar besser und ich habe wieder die Energie wo ich brauche.

Fühle Dich von mir Umarmt
Liliane
  #7  
Alt 07.11.2008, 23:06
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.09.2008
Ort: Fürstenfeldbruck
Beiträge: 165
Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo Liliane,

vielen Dank für deine liebe Nachricht. Aber unsere Familie war schon immer sehr kalt. Ich versuche, dies seit Monaten umzuwerfen, weil meine Mama ja genau jetzt Wärme braucht. Nur hat sie mich scheinbar so erzogen, wie sie selbst lebt: Emotionen für sich behalten. Sobald ich mit ihr darüber spreche (vor allem über ihre Emotionen), blockt sie ab. All meine Familienmitglieder sind so. Deshalb bin wohl auch ich so

Deshalb versuche ich ja, mir zumindest hier das entsprechende "Verständnis", weil hier ja eben so viele Menschen mit gleicher Erfahrung sind, einzuholen.

Das mit deinem Mann tut mir sehr sehr leid. Ich hoffe, ihr könnt euch gegenseitig genügend Kraft für diese Zeit geben!

Viele Grüße


Susanne
  #8  
Alt 13.11.2008, 13:38
Ronnya Ronnya ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.04.2008
Beiträge: 986
Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo Susanne......

Mit Schrecken habe ich deine letzten Beiträge gelesen....
Und möchte dir hiermit meinen allergrößten Respekt aussprechen!

Du bist eine so tapfere junge Frau,die sich leider viel zu früh mit dem schrecklichen Thema Sterben beschäftigen muss....
Ich drücke dich ganz fest und halte deine Hand....

Das, was du da leistest bedarf einer großen Menge an Mut und Kraft und du wirst diese schlimme Zeit zusammen mit deiner Mutter durchstehen.....
Du machst so viel und du machst meiner Meinung nach alles richtig.
Versuche dich nicht mit den Problemen rund um deinen Vater und auch deiner Schwester zu belasten.Du wirst sie wohl kaum ändern ,auch wenn es schön für euch alle wäre.Dein Vater versteckt sich hinter seiner Sucht und deine Schweater scheint ihren "stressigen" Alltag vorzuschieben.
Sie denke sie haben beide große Angst und kommen aus ihrer Haut nicht heraus.
Wie es aussieht ,bist du diejenige die alles aushalten muss und vor allen dingen,sich der Situation stellst.Ich finde das richtig und gut,denn wie du schon sagst: Du hast nur eine Mama.....
Spreche ruhig offen mit deinem Chef.Die meisten Menschen haben großes Verständnis,wenn solche Situationen auftreten...Nur Mut.....

Susanne....es ist so unendlich schwer einen geliebten Menschen dort hin zu begleiten,wo du alleine zurückbleiben musst.
Du wirst deinen Mama loslassen müssen,und es ist und bleibt verdammt hart.
Sei bei ihr und zeig ihr deine Liebe....
Du wirst wachsen an den Aufgaben und reifen...
Diese Zeit wird dich zu einem anderem Menschen machen,und das nur im Positiven.Du bist jetzt schon eine Persönlichkeit für sich ,aber dich wird im Leben nichts mehr so leicht aus der Bahn werfen.
Glaube an dich,an deine Kraft auch wenn du meinst du hättest keine mehr...
Und wenn du dich ausheulen musst ,mach es hier.Du wirst hier verstanden und aufgefangen....
Ich freu mich ,wenn ich wieder von dir lese...
Alles Gute für deine Mama....
Lieber Gruß
Regina
__________________
______________________
Erinnerungen ,die nicht verblassen,
bilden ein festes Fundament in unserem Inneren
Mein geliebter Vater - 16.6.2008
Und immer sind da Spuren deines Lebens
  #9  
Alt 13.11.2008, 13:50
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.09.2008
Ort: Fürstenfeldbruck
Beiträge: 165
Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo liebe Regina,

vielen lieben Dank für deine Worte. Wie gesagt: Durch eure Beiträge habe ich wieder mehr Mut und Kraft. Nur hier kann man das wirkliche Verständnis bekommen, das man braucht, denn hier weiss jeder, wie sich der andere fühlt. Ich habe heute sehr lange mit Mama telefoniert. Und nachdem die Ärztin uns gestern gesagt hat, dass man mit der Chemo nur Zeit schinden kann, haben wir heute über ihren Tod gesprochen. Sie hat mir gesagt, wie sie alles haben möchte. Das tat zwar weh, aber andererseits auch gut. Endlich ist das unausgesprochene ausgesprochen. Ich habe mir geschworen, Mama die Hand zu halten, wenn sie geht. Ich lasse sie nicht alleine. Einige haben gesagt, ich soll das nicht tun, denn ich werde diese Bilder nicht aus dem Kopf bekommen. Aber ich will das so. Mama und ich gehen diesen schweren Weg nun schon 1 1/2 Jahren. Und ich möchte bei ihr sein, wenn sie die Augen für immer schließt und das letzte Mal die Luft dieser Erde einatmet. Ich möchte mit ihr weinen, wenn sie merkt, dass es zu Ende geht und wenn sie Angst hat, rüber zu gehen. Ich möchte sie ganz fest in meinen Armen halten. Sie soll mit den Worten, dass ich sie liebe und für immer vermissen werde, gehen. Meine Familie wird sowieso nicht dabei sein wollen. Aber das stört mich nicht.

Gestern haben sie gesagt, sie versuchen es nochmal mit der Chemo. Heute bekommen wir das Ergebnis von ihrem CT am Kopf. Und es würde mich nicht wundern, wenn sie die Chemo dann erst gar nicht machen. Ich glaube, es hat keinen Sinn. Und ich will, dass Mama nicht mehr so viel leiden muss die letzten Wochen/Monate. Ich will, dass sie mir sagt, was sie alles noch machen will. Ich will, dass sie die letzte Zeit einigermaßen schmerzfrei erleben darf. Und die Chemo macht sie immer so kaputt. Durch die Chemo hat sie noch viel mehr Schmerzen. Ich werde heute mit ihr und der Ärztin sprechen, wenn das Ergebnis kommt. Wenn sie wirklich Metastasen oder gar einen Gehirntumor hat, werde ich die Ärztin fragen, was die Chemo noch bringen soll. Und ich werde Mama fragen, ob sie die Chemo machen will. Ich schaffe das mit ihr.

Viele liebe Grüße und danke für alles!!

Eure Susanne
  #10  
Alt 13.11.2008, 14:01
Benutzerbild von caitlin
caitlin caitlin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.04.2008
Ort: am Rande des Ruhrpotts
Beiträge: 1.689
Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo Susanne, vielleicht wirst Du die Bilder nicht aus dem Kopf bekommen, aber so blöd es klingt, es kann auch positiv sein und stark machen. Und wenn Du aus Angst, die Bilder nicht loszuwerden, nicht bei ihr wärst, würde Dich etwas viel schlimmeres ein Leben lang begleiten, Selbstvorwürfe und ein schlechtes Gefühl einen Fehler gemacht zu haben, den Du nie wieder gut machen kannst....
Du machst das alles sehr gut. Laß mich ein wenig Deine Hand nehmen...
Alles Liebe
Caitlin
__________________

Alles Liebe
Caitlin
  #11  
Alt 13.11.2008, 16:57
Ronnya Ronnya ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.04.2008
Beiträge: 986
Standard AW: Hallo erstmal....

Hallo Susanne.....

Es ist einfach richtig ,bei ihr zu sein und und zu bleiben ,wenn es soweit sein sollte.....
Ich selber war die letzte Woche ,als sich abzeichnete ,das mein Papa es nicht mehr schaffen wird, immer bei ihm, saß stundenlang an seinem Bett,habe seine Hand gehalten,von früher erzählt,ich habe noch einen Kaffee mit ihm getrunken.Seiner war schon stark verdünnt und ich habe die Schnabeltasse gehalten,er hatte da schon nicht mehr die Kraft dazu.....
Heute denke ich oft an diese letzte Tasse Kaffee ,die wir gemeinsam getrunken haben.Keine 12 Std später war mein geliebter Papa dann auch tot. Leider war ich in seiner Todesstunde nicht bei ihm.Unser Arzt hat Sonntagsabends noch gesagt,sein Puls wäre stabil,und sein Herz wäre auch stark,da habe ich mich um 22Uhr entschlossen,nach Hause zu fahren,um am nächsten Morgen kurz zur Arbeit zu gehen.Ich habe schon Sonntags abends mit meinem Chef gesprochen,das ich alles wichtige bis 10 Uhr erledige,um dann zu meinen Eltern zu fahren.....Um 8.40 kam der Anruf meiner Mutter....
Mir ist vor Schreck das Herz stehengeblieben.....

Natürlich werde ich den Anblick meines toten Vaters nie wieder vergessen können...
Dieses Bild wird mich mein Leben lang begleiten.Aber es ist kein schreckliches Bild ,das mir erscheint wie ein Alptraum...Susanne eher das Gegenteil ist der Fall....
Ich trage es tief in meinen Herzen und es gibt Tage da schmerzt es wahnsinnig,aber es gibt mittlerweile auch schon Tage,da verspüre ich eine große Dankbarkeit meinen Papa auf diesem seinem letzten Weg begleitet zu haben.Seine Hand gehalten zu haben,so wie er meine Hand gehalten hat,als ich noch ein kleines Mädchen war.....
Ich habe mir so sehr gewünscht,in seiner letzten Stunde bei ihm zu sein.
Heute muss ich akzeptieren,das es einfach nicht hätte sein sollen...

Jetzt habe ich soviel von mir erzählt,aber ich wollte dir damit Mut machen....
Mut den Dingen ins Gesicht zu schauen,und sie anzunehmen....
Genieße jede Sekunde mit deiner Mutter.
Ich wünsche dir und seiner Mama von ganzem Herzen,noch eine schmerzfreie(!!!!!) Zeit ...Zeit um euch noch näherzukommen...
Eine Umarmung schick ich dir....
Regina
__________________
______________________
Erinnerungen ,die nicht verblassen,
bilden ein festes Fundament in unserem Inneren
Mein geliebter Vater - 16.6.2008
Und immer sind da Spuren deines Lebens
  #12  
Alt 14.11.2008, 08:11
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.09.2008
Ort: Fürstenfeldbruck
Beiträge: 165
Standard AW: Hallo erstmal....

Guten Morgen,

gestern war so ein schrecklicher Tag. Mama hat eine Metastase im Kopf. Unter dem Stammhirn. Sie drückt auf den Sehnerv, warum Mama so schlecht sieht. Und auf Nervenzellen, warum Mamas Gesichtshälfte nun taub ist. Das schrecklichste: Sie können sie nicht behandeln! Operieren können sie nicht. Die Chemo schlägt im Kopf sehr schlecht bis gar nicht an. Und Strahlen würden mehr Schaden als Heilung bringen. Das Urteil: Sie hat noch ein paar Wochen. Wenn sie verdammt viel Glück hat, ein paar Monate. Meine Mama wird also bald sterben. Sie hat verloren. Die Ärzte haben gesagt, die Metastase kann auch auf das Atmungszentrum drücken, wenn sie wächst. Mama würde dann ersticken.... Ich habe schon mal von einem solchen Fall gehört. Zitat der Angehörigen "Kein Tier hätte je so leiden müssen". Das hat sie doch nicht verdient. Das hat kein Mensch verdient!! Ich wusste ja schon länger, dass sie es nicht schafft. Aber das es jetzt so schnell geht.... Papa hat es nicht gewusst. Gestern haben sie es ihm gesagt. Abends war ich noch bei ihm. Er hat so viel geweint. Er ist so verzweifelt. Mama hat gestern schon über ihre Beerdigung gesprochen. Sie war sehr gefasst. Ich habe so geweint und ihr gesagt, dass ich nicht will, dass sie geht. Dass ich so Angst habe, dass ich so alleine bin. Sie hat dann gesagt, dass sie immer bei mir sein wird und mich nie alleine lässt.

Ich habe die ganze Nacht nicht schlafen können. Und wenn ich kurz eingeschlafen bin, habe ich von Mama geträumt. Mir ist alles so egal. Ich will nur noch bei ihr sein. Ich habe keine Motivation, in die Arbeit zu gehen. Heute bin ich noch zu Hause. Aber am Montag soll ich arbeiten. Ich will aber nur bei meiner Mama sein. Ich habe mir auch schon überlegt, ob ich mir beim Arzt was zur Beruhigung holen soll. Ich weiss nicht, was ich tun soll. Ich bin so durcheinander.

Es ist so unfair. Ich verstehe die Welt nicht mehr... Ich hoffe, dass Mama Weihnachten noch schafft. Aber die Gewissheit, dass es das letzte Weihnachten sein wird, dass Mama vielleicht an meinem 24. Geburtstag nicht mehr da ist, dass sie keine 45 Jahre alt wird, dass sie nicht dabei ist, wenn ich mal heirate oder Kinder bekomme...

Ich weiss nicht, was ich tun soll. Ich weiss nur, dass ich meine Mama nicht hergeben will!!

Eure verzweifelte Susanne
  #13  
Alt 14.11.2008, 09:20
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.09.2008
Ort: Fürstenfeldbruck
Beiträge: 165
Standard AW: Hallo erstmal....

Ich weiss nicht was ich tun soll. Seit 2 Stunden sitze ich hier und weine und weine und weine. Ich weiss nicht, wen ich anrufen soll, mit wem ich reden soll, ob ich zu Mama fahren soll, wenn sie doch sieht, dass ich so verheult bin. Ich bin einfach nur verzweifelt. Ich habe Angst.
__________________


Für meine geliebte Mama
13.06.1964 - 16.12.2008
http://de.youtube.com/watch?v=PP_NQPrbRvM
  #14  
Alt 14.11.2008, 09:48
Tochter1980 Tochter1980 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.04.2008
Beiträge: 89
Standard AW: Hallo erstmal....

Allerliebste Sanne,

Deine Gefhle sind meine Gefühle. Auch bei mir ist die Erkenntnis wie ein Stich ins Herz eingetreten, dass meine Mama mich nie im Hochzeitskleid sehen wird, dass sie nie ihre Enkelkinder kennen lernen darf und das meine Kinder nicht das Glück haben werden mit einer großartigen Oma aufwachsen zu dürfen.

Alle Deine Gedanken, Gefühle, Ängste und Sorgen sind ganz normal.

Und wenn Du nächste Woche nicht zur Arbeit gehen kannst, dann lass Dich krankschreiben. Gehe zu Deinem Hausarzt und schilder ihm die Situation. Kein Arzt wird Dich in dem Zustand zur Arbeit schicken. Warum auch? Arbeiten kannst Du nicht, denn Du bist nicht einsatzfähig. Lass Dich krank schreiben und genieße die Zeit mit Deiner Mama.

Fahr zu Deiner Mama. Sie wird sowieso wissen, dass Du geweint hast und auch Du musst diese Informationen erste einmal verarbeiten. Rede mit Deiner Mama darüber.

Sei ganz lieb umarmt.

Susi
__________________
In Erinnerung an unsere geliebte und starke Frau und Mama
*28.02.1958 +18.10.2008
  #15  
Alt 14.11.2008, 09:51
Benutzerbild von caitlin
caitlin caitlin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 11.04.2008
Ort: am Rande des Ruhrpotts
Beiträge: 1.689
Standard AW: Hallo erstmal....

Liebe Susanne,
leider kann Dir niemand Deine Angst nehmen. Wenn Du zu Deiner Mama fahren möchtest, dann tu es auch, sie weiß sowieso, dass Du Angst hast und weinst. Glaubst Du, sie tut das nicht auch??? Geh zum Arzt, laß Dich erstmal krank schreiben, dann hast du die Arbeit auch zunächst mal aus dem Kopf... Wenn sich alles noch etwas stabilisiert, kannst Du ja die Arbeit wieder aufnehmen und wenn nicht, dann ist es gut, dass Du jetzt Zeit hast, Dich um sie zu kümmern. Tu, was Dein Herz Dir sagt, aber vergrab Dich nicht in Deiner Verzweiflung, dann wird es nur noch schlimmer. Ich selbst nehme Antidepressiva, Dein Arzt weiß vielleicht auch eine Hilfe für Dich.
Fühl Dich ganz fest umarmt.
Alles Liebe
Caitlin
__________________

Alles Liebe
Caitlin
Thema geschlossen

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 23:55 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55