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  #46  
Alt 17.02.2002, 00:49
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Standard Ich stehe am Anfang

Hallo liebe Leute!

Oh...nun weiß ich gar nicht so recht wie ich anfangen soll..ich bin kein großer Redner und über die Gefühle, die Schmerzen und die Angst zu reden, fällt mir erst recht schwer.
Aber ich habe gestern diese Seite entdeckt und bin jetzt in der Hoffnung meinen Kummer mal loswerden zu können. Ich bin ein Mensch der immer recht stark war, bzw. es vorgibt zu sein, aber nun merke ich, wie meine Kräfte schwinden. Meine Mutter (42) ist vor anderthalb Jahren an Gebärmutterkrebs erkrankt. Nach der Wertheimop, Chemo und Bestrahlung hatten wir wieder Hoffnung und meine Ma hatte so gekämpft...der Tumor war damals schon sehr groß und die Ärzte sagten, dass es ein Wunder sei, daß sie überlebt hat. Nun gut, sie bekam die heftigste chemo, die gibt und die Bestrahlung war auch ziemlich schlimm, wofür wir dann auch die Quittung bekamen...Anfang Januar wurde sie ins Krankenhaus eingeliefert, Darmverschlingungen und Bruch...Resultat akute Bauchfellentzündung. Sie lag drei Wochen im Koma und wir dachten schon es wäre vorbei. Aber sie wachte wieder auf und ich war einfach nur glücklich. Jeden kleinen Fortschritt den sie machte, waren für mich die absuluten Glücksmomente. Die Ärzte sagten, dass der Darm kaputtgestrahlt worden ist....Und plötzlich war Blut im Urin....ich weiß nicht, ob ihr mich nun für verrückt haltet, aber ich wußte es die ganze Zeit, das es noch nicht vorbei ist, genauso wie ich vor einem Jahr gemerkt habe, das meine Ma krank ist und ich meinen Job und mein Studium aufgegeben habe. Die Diagnose: bei der Wertheim ist nicht alles entfernt worden und am Scheidenstrang ist der Tumor aggressiv weitergewachsen. In die Blase rein...eine Op kann nicht gemacht werde, da sie keine Kraft mehr hat...(im Januar waren es neun Ops, die Lunge war schon stark angegriffen und sie mußte künstlich beatmet werden)....Die Ärzte gehen davon aus, dass sie schon voll mit Metastasen ist, die man aber nochnicht auf den CTs sehen kann....Naja, der Arzt knallte mir dann vor zwei Wochen an den Kopf, dass sie auf jeden Fall sterben muß, dass sie nicht mehr geheilt werden kann...eine Chemo, in Tablettenform, eine stärkere würde sie nicht durchhalten, soll ihr noch etwas Zeit verschaffen...Nächste Woche hole ich sie nach Hause....und ich habe so eine scheiß Angst....ich könnte, glaube ich nun seitenlang so weiter schreiben, aber es ist so schwer alles in Worte zu fassen. Meine Ma ist ein klasse Mensch und selbst jetzt hat sie immernoch ein Lächeln parat, wobei sie noch viel mehr Angst hat. Sie weiß es auch noch nicht, wie es um sie steht....ich weiß nicht wie ich das schaffen soll und wie ich damit fertig werden soll..........und doch habe ich noch Hoffnung, dass die Ärzte fehldiagnostiziert haben oder das einfach ein Wunder passiert....

Einen lieben Gruß, Janine
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  #47  
Alt 17.02.2002, 21:48
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Liebe Josefine.
Irgendwie ist meine letzte Nachricht an Dich auf Seite 3 gerutscht.
In der Zwischenzeit ist viel passiert. Gestern habe ich mit einer verwandten Ärztin gesprochen, die sich wieder mal genau über meine Ma informieren wird. Unter Ärzten wird anders geredet, sie bekommt genauere Info. Inzwischen kam heute mein Bruder vom KH mit einer schlechten Nachricht. Der Tumor ist auf die Größe eines Kindkopfes gewachsen. Die ganze Bestrahlung hat so gut wie nichts gebracht!!!!! Chemo wurde abgebrochen... wir sollen uns in den nächsten 14 Tagen darauf einstellen, daß es zu Ende geht. Sie war heute ganz unruhig!!! Die Schmerzmittel sind an der Maxgrenze. Ich möchte nur noch, daß sie bald ganz ruhig einschlafen kann und nicht mehr leiden muß. Ich habe Angst!!!!!!
Wie soll es weitergehen?? Kann nicht mehr schreiben,
Ich umarme Dich
Gruß Caro
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  #48  
Alt 17.02.2002, 22:20
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Standard Zusehen müssen ist schwer

Hallo Andrea!

Ich danke dir sehr für deinen Rat. Es ist eine grauenhafte Vorstellung, morgen schon könnte
alles vorbei sein und man hat die Chance nicht genutzt über viele unausgesprochene Dinge
doch noch geredet zu haben. Aber es fällt mir unheimlich schwer. Hinzu kommt, daß meine
Mutter oft gar nicht sprechen möchte. Doch ich werde es versuchen und all meine Kraft zu-
sammen nehmen um mit ihr "reinen Tisch" zu machen. Ich weiß, daß dies für sie und für mich
unheimlich wichtig ist.

Alles Gute für dich

Mara
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  #49  
Alt 19.02.2002, 11:02
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Standard Zusehen müssen ist schwer

Hallo, liebe Caro,

diese letzten Tagen und Wochen sind so unsagbar schwer. Ich habe sie als die dunkelsten überhaupt empfunden. Es gab keinen Trost, selbst die Hoffnung war tiefschwarz und ging nur in die Richtung "sie soll nicht mehr lange leiden müssen" und gleichzeitig möchte man festhalten mit aller Kraft. Ich kann mich an diesen Schmerz so gut erinnern, als sei es gestern gewesen.

Du kannst Deiner Mutter diesen Weg nicht abnehmen. Aber Du kannst für sie da sein, ihre Hand halten, sie Deine Liebe spüren lassen und sie so weit es geht, begleiten. Und nichts anderes tust Du ja auch schon seit einer ganzen Weile.

Ich bin übrigens nicht ganz der Meinung von Andrea. Ich glaube nicht, dass es prinzipiell immer sein muss, mit dem sterbenden Menschen über den nahenden Tod zu sprechen. Ich bin mir sicher, dass ein sterbender Mensch weiß, dass der Tod nahe ist und selbst entscheidet, ob und wenn ja mit wem er darüber sprechen möchte. Wenn Deine Mutter mit Dir, ihrem Kind, darüber nicht sprechen möchte, solltest Du das akzeptieren. Sage ihr alles, was Dir wichtig ist, zeige ihr, dass Du gesprächsbereit bist und dann wird sie entscheiden, was für sie gut und richtig ist.

Liebe Caro, ich bin in Gedanken immer bei Euch.

Alles, alles Liebe, Josefine
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  #50  
Alt 19.02.2002, 12:03
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Liebe Caro,

auch ich denke immer wieder darüber nach, ob ich mit meiner Ma "darüber" hätte sprechen sollen - aber ich war ständig im Zwiespalt, weil wir eigentlich immer von der Hoffnung, die es doch immer geben muß, ausgegangen sind ! Über den Tod - und dann noch über ihren eigenen !!! - hätte ich glaube ich nie mit ihr sprechen können, obwohl wir uns in allem so nah waren...

Im nachhinein bin ich einfach nur glücklich, dass ich ganz zum Schluß bei ihr war, ihre Hand gehalten habe, sie noch gestreichelt habe, nur, dass sie einfach nicht allein war. Auch der Arzt gab uns den Tip, nicht direkt darüber zu reden, dass es zu Ende geht, ich glaube, das wäre noch schlimmer gewesen. Das war Ende November und noch jetzt kann ich es nicht fassen, die letzten Stunden bei ihr laufen immer wieder vor mir ab und machen mich unsagbar traurig.........

Alles Gute für Dich und Euch,
ich weiß, wie viel Kraft es kostet, die eigene Mutter sterben und leiden zu sehen.

Gruß, Sabine
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  #51  
Alt 20.02.2002, 07:58
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Hallo Ines,
danke für Deine Antwort.
Schön daß Du noch 2 kleine Kinder hast, um die Du Dich kümmern mußt bzw. darfst.
Es stimmt - das lenkt ab und das ist gut so.
Ich hoffe die Bestrahlung am Kopf nützt. Wie verträgt sie Dein Mann? Mein Mann
wurde auch am Kopf bestrahlt. Hat Dein Mann eine Chemopause? Wie wird er
sonst behandelt? Welche Art von Lungenkrebs hat er?
Meinem Mann geht es so einigermaßen. Er bekommt wieder Chemo, die er nicht so
gut verträgt. Er ist im 2. Zyklus. Nach dem 3. wird wieder ein große Untersuchung
gemacht, dann wissen wir auch ob die Chemo greift. Bei meinem Mann wurde der
Krebs im Januar 2000 entdeckt. Er hat schon alles hinter sich Chemo, Bestrahlung,
OP. Letztes Jahr wieder Chemo - dann eine Pause von 3 Monaten und jetzt wieder
Chemo. Im Moment gibt er sich etwas auf.
Ich hoffe bald wieder von Dir zu hören und bis dahin alles Gute... für Dich und Deine
Familie.
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  #52  
Alt 20.02.2002, 09:46
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Liebe Josefine u. Sabine.
Danke für Eure lieben Zeilen.
Gestern ging es meiner Ma mal wieder prächtig. Da zweifelt man dann, ob die schlechte Nachricht von den Ärzten wirklich stimmt!! Doch wenn ich in ihre Augen sehe, weiß ich, daß es bald so weit ist. Ich werde nicht von mir aus das Thema Tod beginnen. Sie hat immer noch Hoffnung, daß sie wieder nach Hause kommt und diese Hoffnung kann und will ich ihr nicht nehmen. Ich bin so oft ich kann bei ihr, obwohl es mir manchmal sehr sehr schwer fällt. Oft denke ich, wenn es nur schon vorbei wäre, sie oft so leiden zu sehen, ist unsagbar schwer. Doch wiederum bin ich um jeden Tag froh, sie noch bei mir zu haben. Heute Mittag fahre ich wieder zu ihr und denke schon jetzt, was wird mich heute erwarten? Ich weiß, daß ich die Kraft habe alles zu überstehen, doch was danach kommt weiß ich nicht. Die Anspannung ist so groß.
Ich danke Euch für Euer Mitgefühl.
Liebe Grüße
Caro
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  #53  
Alt 20.02.2002, 17:21
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Liebe Caro,

heute Mittag wolltest Du zu Deiner Ma. Wie ging es ihr heute? Vielleicht könnt Ihr sie ja tatsächlich noch einmal mit nach Hause nehmen? Gäbe es denn eine Möglichkeit, sie zu Hause zu betreuen???

Ich weiß, dass Deine Anspannung ungeheuerlich ist und jetzt komm' ich auch noch mit so einem Vorschlag. Aber ich weiß, dass Du stark bist und wenn es der große Wunsch Deiner Ma ist, nach Hause zu kommen, würde ich es so schön finden, wenn er ihr erfüllt werden könnte. Was sagen denn die Ärzte? Es bedeutet einigen Organisationsaufwand, aber Vieles kriegt man mit Hilfe von Pflegediensten und Hausarzt ja auch zu Hause hin.

Caro, liebe Caro, ich hoffe, Deine Mutter hat heute wieder einen "guten der schlechten Tage" erwischt und Ihr habt das Zusammensein genießen können.

Schreib bald wieder, alles Liebe, Josefine
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  #54  
Alt 20.02.2002, 19:28
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Liebe Josefine.
Meiner Ma geht es heute schon wieder schlechter. Es ist immer ein auf und ab.
Sie nach Hause zu nehmen, habe ich auch schon gedacht. Doch die Ärzte sagten, daß dies nicht möglich ist. Bei mir zu Hause habe ich keinen Platz, habe 3 Kinder. Wäre aber mit Absprache meiner Familie bereit gewesen so lange zu meiner Mutter zu gehen. Sie wohnt 22 km entfernt in einem Dorf. Die Hausärztin ist im Nachbardorf und zudem komme ich mit der Ärztin nicht klar,(ist nicht mein Fall). Die Schmerzen kommen so stark, daß ich nicht so schnell reagieren könnte ihr zu helfen. Mit meinem Bruder habe ich auch gesprochen, er meinte es hätte keinen Zweck, und zudem würde ich das nicht lange durchhalten. Würde es aber gerne machen.Doch er hat irgendwie schon recht. Bin nervlich fast am Ende.
Heute habe ich mit einer Schwester gesprochen, sie bestätigte mir, daß es nicht mehr lange dauern wird, bis sie erlöst wird. Ich sehe immer die leeren Augen von meiner Ma vor mir. Sie erinnern mich so sehr an die Augen meines Vaters kurz vor seinem Tod. Kann keine Nacht mehr schlafen und bin total unkonzentriert. Wenn es so weiter geht, kann ich bald nicht mehr alleine ins KH fahren. Dann muß mich eines meiner großen Kinder fahren. Weiß oft nicht wie ich nach Hause gekommen bin. Meine Familie muß z.Z. ganz schön zurückstecken. Manchmal würde ich mich am liebsten in ein Loch verkriechen und einfach meine Ruhe haben wollen. Aber ich bin stark!!!!! Ich werde es schaffen!!!!! das zumindest sage ich mir immer wieder. Bin heute mal wieder fix und fertig.
Bis bald
liebe Grüße
Caro
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  #55  
Alt 22.02.2002, 11:38
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Hallo, liebe Caro,

das Wochenende steht vor der Tür und wirst bestimmt so viel Zeit wie möglich mit Deiner Mutter verbringen. Wahrscheinlich ist am Wochenende auch die Familie da und ich hoffe, Deine Mutter hat noch genug Kraft, das zu genießen.

Und Du musst nicht alleine Auto fahren, das finde ich beruhigend. Mir ging es damals wir Dir, ich hatte auch meist keine Ahnung, wie ich überhaupt nach Hause gekommen bin, geschweige denn, wo ich den Wagen geparkt hatte. Eigentlich solltest Du tatsächlich nicht mehr fahren, aber ich weiß natürlich, dass keine Macht der Welt Dich jetzt davon abhalten könnte, Deine Mutter zu besuchen.

Liebe Caro, ich kann mich erst am Montag wieder melden, da ich von der Agentur aus schreibe. Bleib stark, okay. Und ich wünsche Euch, dass es ein gutes und friedliches Wochenende wird.

Ich denke an Euch, bis Montag, liebe Grüße

Josefine
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  #56  
Alt 22.02.2002, 23:47
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Hallo Gaby,die Bestrahlung wurde abgebrochen. Die Ärzte haben meinen Mann aufgegeben!!!
Aber ich kann noch nicht aufgeben. Ich finde auch die Kopfbestrahlung hat etwas gebracht. Er ist, meiner Meinung nach, längst nicht mehr so oft abwesend wie vorher. Die Ärztin sagte mir, daß die Kopfbestrahlung auch von vornherein nicht zur Krebsbekämpfung sondern nur zur Linderung der Beschwerden eingesetzt wurde. Also war es für sie vorher schon alles klar.
Als ich mich am Montag mit der Ärztin unterhalten habe fragte ich sie ob er weiß wie es um ihn steht. Sie meinte ich denke er weiß es. Als ich ihm dann gesagt habe, das alles abgerochen wird, weil sie der Meinung sind, daß es ihn nur weiter schwächt und sowieso nichts bringt war er doch etwas überrascht und wollte daraufhin auch sofort seine Schmerzmittelpumpe nicht mehr haben.Bis heute hat er auch wirklich keine Schmerzen. Die Ärztin sagte es geht möglicherweise sehr schnell. Sie sprach von Tagen und Wochen, aber über Monate hat sie nicht mehr geredet. Wenn ich ihn jedoch sehe, finde ich er sah schon viel schlechter aus. Die Ärztin meinte aucg er hätte von Anfang an nicht wirklich eine Chance gehabt. Er hat ein nichtkleinzelliges LungenCA, und bereits bei der Entdeckung des Krebses mit einer Metastase am Rippenfell und einer im Lympfknoten am SolarPlexus. Später hatte er Wasser um die rechte Lunge drumrum und in dem Wasser waren auch Krebszellen. Vor Weihnachten hatte er dann im Bauchraum Metastasen und im Januar wurden im Kopf welche festgestellt. Am Montag sagte die Ärztin dann auch noch, das nicht nur der rechte Lungenflügel (der ja sowieso schon nicht mehr arbeitet) mit Metastasen durchzugen ist, sondern der Linke auch bereits mehrere große und kleine Met. aufweist. Es ist entsetzlich. Es gab nur Hiobsbotschsften - eine nach der anderen.
Bitte versuch deinen Mann aus dem Loch zu ziehen. Ich habe im chat einen Buchtipp bekommen. "Wieder gesund werden" von Simonton aus dem rororo-Verlag. Inzwischen konnte ich meinen Mann sogar dazu bewegen einige Seiten zu lesen. Ihr habt schon so viel durch es muß doch zu schaffen sein.
Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende und warte auf Post
Liebe Grüße Ines
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  #57  
Alt 24.02.2002, 07:57
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Hallo liebe Ines,
total entsetzt habe ich deine Zeilen gelesen. Wie geht es Dir jetzt? Hast Du außer Deinen
Kindern noch Familie die Dich unterstützt?
Ich kann total nachfühlen, was Du jetzt durchmachst. Ich finde es auch entsetztlich wenn
einem immer wieder Mut gemacht wird, es kurz aufwärts geht und dann fällt man wieder
in ein tiefes Loch, weil die Ärzte wieder eine schlechte Nachricht für einem haben.
Hat man euch am Anfang nicht gesagt, wie es um Deinen Mann steht und welche Chancen
er hat? Ich finde es schrecklich, was wir alles durchmachen müssen und manchmal denke
ich mir, das kann man doch gar nicht aushalten, das Leben kann doch nicht so grausam
sein. Aber leider ist das die Realität. Gut das Du nicht aufgeben willst - gib das Gefühl auch
an Deinen Mann weiter, wie geht es ihm jetzt. Bleibt er in der Klinik, oder kommt er nach
Hause? Was wird für ihn weiter getan. Warum kann man nicht versuchen, durch eine
Chemo die Metastasen am Wachstum zu hindern? Ich weiß Fragen über Fragen, die Du Dir
bestimmt auch stellst. Es freut mich, daß Dein Mann wenigstens keine Schmerzen hat.
Wo lebst Du eigentlich? In welcher Klinik wird Dein Mann behandelt?
In letzter Zeit denke ich sehr viel nach. Eigentlich hört man nie von Lungenkrebspatien,
die es überstanden haben. Man will es zwar nicht wahrhaben, aber ich glaube fast nicht
mehr, daß es möglich ist, die Krankheit zu besiegen. Mein Mann hat auch ein nicht klein-
zelliges CA und der Arzt meinte, dies sei eine besonders hartnäckige Krebsart. Schwer zu
bekämpfen und eigentlich nur auf Zeit nicht auf Heilung.
Wir haben uns vor Beginn der Chemo entschlossen, diese nicht mehr in der Klinik durch-
führen zu lassen. Wir hatten zwar völliges Vertrauen in den Arzt, aber nicht zur Station.
Hier ist im lezten Jahr der Behandlung zu viel schiefgelaufen. Es war einfach unzumutbar.
Jetzt ist mein Mann bei einer niedergelassenen Onkologie in Behandlung. Sie hat immer
für ein Gespräch für uns Zeit. Auch falls mal dringend Hilfe gebraucht wird - ist sie für
uns da. Wir haben Ihre Handy Nummer auf der wir sie immer erreichen können. Zumindest
das ist positiv.
Ich finde einfach grauenvoll - zusehen zu müssen, wie ein geliebter Mensch immer schwächer
wird und man kann nichts dagegen tun. Ich habe auch Angst davor - zusehen zu müssen,
wie er leiden muß.
Ich wünsche euch ganz ganz viel Kraft - vor allem auch Dir - für die nächsten Wochen.
Ich werde ganz viel an Dich denken und vielleicht schreibst Du mir ja weiter? Gaby
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  #58  
Alt 24.02.2002, 13:04
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Hallo Ines,
ich weiß nicht - wie diese e-mail-Adresse hinter meinen Namen gekommen ist. Das ist
nicht meine Adresse. Ich bin wahrscheinlich irgendwo hingekommen. Falls Du meine
e-mail-Adresse möchtest, gib mir Bescheid.
Grüße Gaby
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  #59  
Alt 24.02.2002, 20:07
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Liebe Josefine.
Schön daß du dich gemeldet hast. Jeden Tag nach dem Krankhenhaus, schaue ich ob du geschrieben hast.Das Wochenende ist fast vorbei. Meiner Ma gehts wieder etwas schlechter. Gestern Nacht ist sie aufgestanden und umgefallen. Ihr tut alles weh.Heute sagte sie zu mir, ich soll ihre Beine anschauen, sie würden aussehen wie die ihrer Schwester, bevor sie gestorben ist. Mir blieben fast die Worte im Hals stecken. Aber ich habe meinem Bruder versprochen, daß wir ihr nichts sagen. Vielleicht war es ein erster Versuch von ihr mit mir über den Tod zu reden. Ich konnte nichts sagen. Bei meinem Bruder redet sie von allem nur nicht über Krankheit usw. Ich glaube es geht nicht mehr lange, sie schaut mich an, als wäre es das letzte mal. Bei jedem Telefonanruf schrecke ich hoch, obwohl ich ja jederzeit damit rechnen muß. Mein Kraft ist am Ende.Ich kann nicht mehr schlafen, fast nichts mehr essen. Wenn der Druck noch lange so auf mir lastet, weiß ich nicht was mit mir noch passiert. Meine Ma ist eine sehr gläubige Frau, ich verstehe nur nicht warum er sie dann so leiden läßt! Melde mich vorraussichtlich Dienstag wieder.
Liebe Grüße
Caro
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  #60  
Alt 25.02.2002, 18:34
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Hallo, liebe Caro,

ich konnte mit meiner Mutter auch nicht über den Tod sprechen, aber wie das eben oft ist zwischen Müttern und Töchtern, wir wussten auch ohne viele Worte beide Bescheid. Ein "Gespräch" zwischen uns, einige Wochen vor ihrem Tod, werde ich nie vergessen und so schrecklich es ist, sie verloren zu haben, so froh bin ich über diesen Abschied. Denn ich glaube, wir haben es beide so verstanden. An diesem Tag, mit diesen Worte haben wir zwischen uns alles geklärt.

Wir waren allein und saßen zusammen auf dem Sofa. Meine Mutter war einige Monate vorher noch einmal operiert worden und hat diese Operation damals fast nicht überlebt. Und sie erholte sich auch nie wieder von dieser Operation. Meine Mutter sagte "Mist, ich hab' es geahnt, aber ich blöde Kuh wollte ja unbedingt mein Enkelkind noch sehen." Ich find an zu weinen, kuschelte mich an sie und habe gesagt "Mami, ich hab Dich so lieb". Sie hat mich nur an sich gedrückt und geantwortet "Ich weiß".

Das Sprechen über den Tod ist wohl immer schwierig, aber man hört oft, dass es zwischen Eltern und ihren Kindern besonders schwer ist. Ich glaube nicht, dass immer lange Gespräche nötig sind, manchmal reichen wenige Worte oder eine Umarmung. Deine Mutter hat Dir gegenüber ein paar Worte über den Tod fallen lassen. Vielleicht ist mehr nicht nötig zwischen Euch, vielleicht wird sie noch öfter solche Andeutungen machen, ich weiß es nicht. Aber ich glaube, Du kannst, Du solltest die Maske fallen lassen. Das heißt nicht, dass Du ein langes Gespräch mit ihr führen musst, aber ich glaube, Du solltest nicht so tun, als würde alles wieder gut werden und Du solltest versuchen, ihre Anmerkungen zum Tod nicht einfach zu übergehen oder runterzuspielen.

Wenn Du wüsstest, was für eine Angst ich damals hatte, als ich mit meiner Mutter auf dem Sofa saß. Wir waren das erste Mal seit Wochen allein, sonst waren immer mein Vater, eins der Geschwister oder meine Großtante bei unseren Treffen dabei gewesen. Ich hatte solche Angst davor, dass sie mit mir über ihre Krankheit, die Hoffnungslosigkeit und den möglichen Tod sprechen würde. Genauso unmöglich schien es mir aber auch, einfach irgendwas daher zu plaudern. Am liebsten wäre ich weggelaufen oder hätte mich in irgendwelche Aktivitäten geflüchtet. Irgendeine Stimme in mir befahl mir, mich ruhig zu verhalten und mich meinen Ängsten zu stellen. Denn schließlich musste meine Mutter das auch tun und konnte nicht einfach weglaufen.

Ich bin unendlich froh darüber, dass ich mich nicht in irgendeine Übersprungshandlung "gerettet" und das, was sie sagte nicht runtergespielt habe. Als ich weinte und mich an sie kuschelte, waren wir uns ganz nahe und wir hatten beide verstanden. Auch wenn wir uns hinterher noch viele Male gesehen haben, das war unser Abschied voneinander.

Deine Mutter weiß, dass sie sterben wird. Ich glaube, am Ende einer langen, schweren Kranheit wissen das alle Menschen. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass sie ganz genau weiß, wem sie was "zumuten" kann. Sie weiß, wie sehr Du leidest, wie sehr Du sie liebst und wie sehr Du sie vermissen wirst. Aber sie weiß auch, dass Du stark bist. Vielleicht traut sie das deinem Bruder nicht so zu und hat bei ihm deshalb noch nie Andeutungen über den Tod gemacht?

Bitte, liebe Caro, lass sie nicht im Stich und lauf vor Deiner Angst nicht davon, sie kann es auch nicht. Es müssen keine langen Gespräche sein, nimm sie in den Arm, halt sie fest und sie wird verstehen und weiß, dass Du verstehst. Gib ihr die Chance zu reden, wenn sie reden möchte. Versuch die Stille auszuhalten und nicht jede Gesprächslücke sofort zu füllen, dann kann sie entscheiden, was sie sagt und wie sie es sagt. Denn wenn sie reden möchte, braucht sie Zeit, denn es ist ja nicht irgendein Thema, das ihr am Herzen liegt.

Ich hoffe, ich habe mich jetzt nicht völlig wirr ausgedrückt und ich hoffe auch, dass Du weißt, dass ich Deine riesengroße Angst nur allzu gut verstehe, weil ich sie genauso hatte. Ich wollte nicht, dass meine Mutter denkt, dass wir sie abgeschrieben haben und hätte sie damals auch nur einen Funken von Hoffnung geäußert, hätte ich sie auch darin mit jeder Faser meiner selbst unterstützt.

Aber wo sie sich mit ihren Gedanken befand, konnte ich nur rausfinden, indem ich meine panische Angst überwunden und ihr die Möglichkeit zu reden gegeben habe. Und ich musste feststellen, dass sie längst wusste, was mit ihr passiert und dass sie Beschwichtigungen nicht mehr wollte.

Liebe Caro, Du verstehst mich nicht falsch oder? Sei weiter so stark und tapfer!

Alles Liebe, Josefine
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