Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 12.05.2005, 12:07
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard GIST .... mein Papi hat verloren ...

Hallo,

meinem Papi wurde im Juli 2004 der Magen entfernt. Ein paar Monate ging es einigermassen. Im Dezember 2004 stellte man dann drei winzige Lebermetastasen fest. Er bekam dann Glivec. Leider konnte er nicht mehr essen und wog nur noch 50 kg. Der Professor, der ihn operiert hatte (zweite OP, um totes Gewebe zu entfernen) im Peiner KH, hat meinen armen Papi beleidigt, hat einfach behauptet, er könne sehr wohl essen und liesse sich nur hängen. Er solle sich mehr Mühe geben. So ein Mistkerl!!!

Mein Papi hatte das Vertrauen verloren und wollte auch nicht mehr. Wir haben ihn dann aus dem Peiner KH geholt und einen Tag später nach Celle gebracht. Dort hat man nach drei Tagen festgestellt, dass er absolut nicht essen konnte. Die Passage des Essens war total blockiert, er musste sich darum immer gleich übergeben. Dann hat man in Celle eine dritte OP geplant und wir haben alle, auch mein Papi, gehofft. Die Ärzte hatten zwar immer gesagt, GIST ist eine ziemlich schwere Krankheit, aber dank Glivec in den Griff zu bekommen.

Wir haben das geglaubt und auch gedacht, nach der dritten OP könnte er bestimmt langsam wieder essen. Zwischendurch war er zwei Wochen zuhause und wurde künstlich ernährt und hatte auch ein paar Kilo zugenommen. Und wir haben ihn "mental" auch wieder ein bisschen aufgepäppelt.

Trotzdem hat er zu meiner Mutter gesagt "was erwartest Du denn eigentlich? Ich weiss doch, wie es in mir aussieht." Manchmal hat er auch gesagt "ich kann nicht mehr, ich werde immer schwächer". Dann haben wir ihm gut zugeredet und Mut gemacht. Wir haben viel Zeit mit ihm verbracht und alles getan, was uns möglich war.

Am 26. April haben wir ihn wieder nach Celle gebracht, wo er drei Tage später operiert werden sollte. Am Vorabend sprach der Anästhesist mit ihm und befand, es würde gehen. Am Tag der OP, hat man ihm mittags in den OP-Saal gebracht und eine Stunde später wieder hinaus. Sein Zustand hatte sich über Nacht radikal verschlechtert. Am Nachmittag waren dann meine Mami und Schwester dort und dachten "naja, das ist wohl von den Beruhigungsmitteln, die er vorher schon bekommen hatte". Er hat nur noch wenige Worte herausgebracht und war ziemlich benebelt.

Als ich Samstag mit meiner Mami zu Besuch kam, traf mich der Schlag. Mein lieber Papi lag allein im Zimmer, Sauerstoffstöpsel in der Nase, die Augen starr und irgendwie verdreht. Ich habe sofort einen Arzt geholt und meine Mami bat ihn, offen zu sprechen und fragte "wird mein Mann sterben?". Und er sagte ruhig "ja, das ist so." Ich habe diesen Arzt angestarrt und dachte "Lügner, hör' auf so was zu reden!!!".

Dann kam er auf die Intensiv-Station, drei Ärzte drumherum. Sie wollten ihn nochmal eingehend untersuchen. Uns haben sie erstmal nach Hause geschickt. Zwei Stunden später der Anruf. Wenn Sie sich verabschieden möchten, kommen Sie bitte zu uns.

Diese Nacht auf der Intensiv-Station werde ich nie wieder vergessen. Mein Papi mit zig Schläuchen, geschwollenem Gesicht, Striemen von einer schweren Blutvergiftung unter der Haut. Die Leber hatte sich stark vergrössert, die Speicheldüsen waren entzündet, er hatte Fieber, die Gallenblase war voll, die Prostata vergrössert, Niereninfarkte .... ausserdem neue Herde (wahrscheinlich hatten die Metastasen gestreut?). Ich konnte bald nicht mehr zuhören.

Niemand von diesen Ärzten hatte uns vorher je gesagt "Achtung, es kann auch mal ganz plötzlich alles aussetzen" oder so was in der Art. Wir waren also in keiner Weise gewarnt.

So hockten wir dort acht oder neun Stunden und hielten meinem lieben Papi die Hand. Man war sehr freundlich zu uns und der Pfleger behandelt ihn wirklich mit Würde.

Ich denke, er hat gemerkt, dass wir bei ihm waren. Morgens um 6.00 konnten wir nicht mehr und wollten nur für ein paar Stunden nach Hause .... kaum dort angekommen, rief der Arzt an, mein Vater sei friedlich eingeschlafen. Ich glaube, wenn wir länger geblieben wären, dann hätte es noch länger gedauert.

Wir sind alle sehr traurig und vermissen ihn, aber wir gönnen ihm auch die Ruhe und den Frieden. Er muss nicht mehr leiden und sich quälen. Und er hatte die 70 Jahre zuvor ein wirklich schönes Leben.

Eins habe ich gelernt. Bei so einer Krankheit muss man auf das Schlimmste gefasst sein, so hart es ist. Hätte ich mir nicht alles schön geredet, dann wäre ich nicht so tief und hart auf den Boden der Realität gefallen.

Ich wünsche allen Betroffenen und deren Familien aber viel Glück, sicher kann es auch anders ausgehen als bei meinem Papi.

Viele liebe Grüsse
Ira
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 12.05.2005, 12:18
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard GIST .... mein Papi hat verloren ...

Liebe Ira,

erstmmal mein herzliches beileid.
ich habe meine mama auch am 10.04 verloren und weiss was in der vorgeht jetzt.
es ist so hart einen geliebten menschen zu verlieren,
aber als bei mir der anruf kam das sie eingeschlafen ist war ich auch erleichtert das sie es endlich geschafft hat und nicht mehr leiden muss.
und natürlich hat er gemerkt das ihr da ward,
auch wenn er unter beruhigungsmitteln und evt. morphin gestanden hat.
er hat es gemerkt und das ist auch wichtig das ihr da ward.


ganz viel kraft und liebe grüsse
heike

wenn du möchtest komm doch zu uns ins hinterbliebenen forum,
da sind ganz liebe menschen und wir schreiben uns immer.
da kannst du dir alles von der seele schreiben.
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 12.05.2005, 13:42
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard GIST .... mein Papi hat verloren ...

Liebe Heike,

vielen Dank für Deine tröstenden Worte. Es tut mir auch leid mit Deiner Mama. Aber hier muss man erkennen, wieviele Menschen das gleiche Schicksal haben.

Ich glaube, ich hätte besser in dem Hinterbliebenen-Forum geschrieben (hab's zuerst übersehen), ich wollte keinem Angst machen.

Nochmal lieben Dank und viele Grüsse
aus Peine
Ira
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 12.05.2005, 14:07
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard GIST .... mein Papi hat verloren ...

Hallo ira,

habe eben schonmal geschrieben aber es ist wohl weg.
ist doch egal wo man seine gedanken nieder schreibt, hier sind alle nett.
habe auch noch einige zeit hier geschrieben obwohl meine mama schon nicht mahr da war.
komm doch mal rüber.

heike

unter"Meine Mama"
oder die maryleen hat ein neues aufgemacht" noch nicht lange her"
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 14:43 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55