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  #1  
Alt 05.07.2005, 21:10
Gast
 
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Standard Gehirnblutung

Seit ca 10 Jahren pflege ich meine 80jährige Mutter(Pflegestufe 2), wir wohnen in einem Haus zusammen. Die Ärmste ist eigentlich ihr halbes Leben ständig krank gewesen (3 künstliche Hüften, Polyarthritis usw).Vor 6 Jahren bekam sie dann auch noch Brustkrebs und leidet seit der Bestrahlung und Chemo unter Myelodysplasie, ihr Rückenmark stellt also keine roten Blutkörperchen mehr her, und sie bekommt alle 3 Monate zwei Blutkonserven.Gegen ihre ständigen Schmerzen im ganzen Körper nimmt sie seit 2 Jahren Morphium, andere Schmerzmittel und Antidepressiva.Sie ist auf Gehhilfen und auf den Rollstuhl angewiesen und inkontinent. Letzte Woche hatte sie nun eine Gehirnblutung mit starken Kopfschmerzen, Schwindel und Aphasie.Die Ärzte haben die Vermutung, daß es sich um Gehirnmetastasen handelt.Das soll nun in 3 Wochen, wenn die Schwellung mit Cortison zum Abklingen gebracht wurde,mit erneutem CT geklärt werden. Sollte sich der Verdacht bestätigen, soll meine Mutter daran operiert werden.
Das ist nun die sachliche Seite der Geschichte. Die andere Seite ist die, daß sie am Wochenende nach Hause kommt und ich furchtbare Angst habe, wie alles weitergeht.Ich kann sie ja keine 5 Min. allein lassen. Sie ist furchtbar unruhig , muß ständig zur Toilette, dort schmiert sie rum usw.Mit einem Pflegedienst ist mir ja nicht geholfen, ich habe selber 9 Jahre beim Pflegedienst gearbeitet, die reine Pflege mache ich mit links, es geht mehr um die Zeiten dazwischen. Ich habe auch keine Geschwister, die mir mal helfen könnten, meine Tochter hat ein kleines Baby,mein Mann arbeitet, mein Sohn ist 22 und kümmert sich schon sehr um Oma und die Nachbarn sind auch alle sehr lieb, aber davon kann ich auch keinen nachts neben ihr Bett setzen, damit ich mal in Ruhe schlafen kann.Ich weiß natürlich, daß ich mir mal eine Auszeit nehmen muß, um gesund zu bleiben, aber jetzt im Moment sieht das alles so dramatisch aus, daß ich nicht weg kann. Es tat gut sich das einmal von der Seele zu schreiben, vielleicht hat ja auch jemand mal einen Tipp zur Erleichterung für uns. Und was haltet ihr davon, sie operieren zu lassen? Wird es dann besser?
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  #2  
Alt 05.07.2005, 21:47
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Standard Gehirnblutung

Hallo Emschermaus!

Ich glaub dir, dass es einem sehr gut tut, sich das alles mal von der Seele zu schreiben. Bei meiner Oma ist die Situation zwar noch nicht so schlimm, aber man muss sich auch ständig nach ihr umsehen und sie versorgen. Zur Medizinischen Seite kann ich dir momentan wenig sagen, weil ich das Krankheitsbild ziemlich kompakt finde. Was sagen denn die Ärzte wegen der OP? Wie soll´s danach aussehen? Galt der Brustkrebs als geheilt oder ist er wieder ausgebrochen? Ich denke mal, dass ihr vielleicht bis zum CT abwarten solltet und das Ergebnis dann auch ruhig noch mit anderen Ärzten besprecht. Schließlich habt ihr das Recht auf eine zweite Meinung. Lässt sich halt so schwer was sagen, wenn man den Gesamtzustand nicht sieht und v.a. was die Ärzte mit der Op erreichen wollen.

Was ich aber viel erschreckender finde, scheint dein Zustand zu sein. Ich kann dich verstehen, dass du die Pflege mit links erledigen kannst, v.a. da du ja auch einige Jahre in dem Beruf tätig warst. Aber du musst auch mal an dich denken und in deinem beitrag kommt ganz deutlich rüber, dass du ziemlich am Ende deine Kraft bist und das auch selbst merkst. Schön, dass dein sohn dich unterstützt, aber letztendlich bist du diejenige, die Tag und Nacht rennen muss! Such dir dringend Hilfe!

Gibt es bei euch am Ort einen Hospizverein? Frag doch da einfach mal nach, ob die dich bei der Betreuung deiner Mutter unterstützen würden. Bei uns machen die auch Nachts Sitzwachen, oder kommen tagsüber, damit du mal aus dem Haus kannst, lesen was vor, unterhalten die Leute oder sitzen auch einfach nur am Bett. Hängt natürlich auch davon ab, wie schwer krank deine Mutter ist. Aber vielleicht können die dir dann auch andere Anlaufstellen nennen? Wenn die Pflege so aufwendig ist und du deine Mutter keine Sekunde aus den Augen lassen kannst, hast du schon mal eine Höherstufung der Pflegestufe beantragt? Grade in ihrem jetzigen Zustand?

Willst du dir nicht vielleicht doch die Hilfe von einem Pflegedienst holen? Soweit das eben auch finanziell möglich ist? Klar, du hast es gelernt und kannst es selbst, aber dir wird so einfach auch ein Stück Arbeit abgenommen und du hast während der Zeit, in der die Schwester da ist, einfach mal ein paar ruhige Minuetn für dich, die du auch dringend brauchst.

Wir haben uns auch für diesen Weg entschieden. Ich arbeite auch bei einer Sozialstation, allerdings nur ein paar Stunden im Monat. Könnte also locker die Betreuung meiner Oma übernehmen. Allerdings muss ja den ganzen Tag jemand nach ihr schauen, und da nehmen wir uns einfach dreimal am Tag die zusätzliche Hilfe, damit wir auch etwas unabhängiger sind und sie trotzdem gut versorgt wissen. Mag egoistisch klingen, aber auf Dauer tun wir uns damit einfach auch einen Gefallen. Ich kenn´s ja von anderen Patienten, wie überfordert da die Angehörigen sind, wenn´s immer länger und aufwendiger mit der Pflege wird. Ansonsten kannst du ja auch mal bei einem Pflegedienst nachfragen, ob sie nicht stundenweise kommen können, damit du mal Besorgungen machen kannst und einfach zur Sicherheit jemand da ist.

Ansonsten lass dich zumindest mal bei einem Pflegedienst beraten, was die noch für Möglichkeiten kennen, damit du unterstützt wirst. Könnte dir halt jetzt nur sagen, was es bei uns gibt. Andere Möglichkeit äwre noch die Krankenkasse, wobei da nicht so begeistert bin, die versuchen eh immer nur möglichst Kosten zu sparen.

Auf alle Fälle musst du auch an dich (zu aller erst!) und dann an den Rest deiner Familie denken (Enkelkind)!!! Sonst dauert es nicht mehr lange und du kannst auch nicht mehr für deine Mutter sorgen. Such dir Hilfe bei den oben genannten Möglichkeiten, gönn dir Ruhepausen und schreib ruhig hier weiter, was dich bewegt. Das hilft auch sehr viel!

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und hoffe, dass du irgendeine Art von Unterstützung findest, um deine Mutter weiterhin daheim versorgen zu können!

Julia
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  #3  
Alt 06.07.2005, 08:46
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Standard Gehirnblutung

Liebe Julia, ich danke dir für deine tolle Antwort.
Mit dem Enkelkind, da sagst du was. Wir wollten im September alle zusammen in Urlaub fahren, mein Sohn hätte auf Oma aufgepasst, und jetzt geht das nicht.Ausserdem ziehen sie nächste Woche um, da wollte ich auch den Kleinen nehmen. Im Januar will meine Tochter ihr Biologiestudium zu Ende bringen, da wollte ich auch...
Wenn ich das so lese, denke ich schon selbst, das ich einen Knall habe.
Aber das mt dem Urlaub macht mich futchtbar traurig.Und dann habe ich auch wieder ein schlechtes Gewissen, daß ich da an mich denke, wo doch meine Mutter so schlecht dran ist.
Wir werden auf jeden Fall Hilfe suchen, ich muß nur noch sehen, wie diese aussehen wird.
Ich habe auch noch eine frühere Kollegin , die mir helfen würde. Mein Problem ist nur, daß es mr so unglaublich schwer fällt, Hilfe anzunehmen, immer schon. Ich war immer überall diejenige, die geholfen hat, souverän und ruhig war und alles managte.
So, jetzt warten wir mal die ersten Tage zu Hause ab, irgendwie geht es schon weiter.
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  #4  
Alt 06.07.2005, 09:33
mario1 mario1 ist offline
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Registriert seit: 30.06.2005
Ort: Wels, Österreich
Beiträge: 173
Standard Gehirnblutung

Liebe emschermaus!

Meine allergrösste Hochachtung gilt dir!
Es gehört ne menge dazu seine Mutter, so lange zu pflegen!

Ich selbst bin auch in einem Pflegeberuf tätig und würde mich mit auch aufopfernd um meine Mutter kümmern, wenn es mal so schlimm würde!

Aber du darfst trotzdem dich nicht ganz vergessen in dieser Situation!
Nimm die Hilfe an, die man dir anbietet! Es kann nur eine Erleichterung für dich sein!!!!!!

Viel Kraft, alles Gute und
Liebe Grüsse sendet dir
Mario
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  #5  
Alt 06.07.2005, 12:44
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Standard Gehirnblutung

Liebe Emschermaus,

das, was Du dringend benötigst, ist Zeit für Dich. Ein Pflegedienst macht zwar die Arbeit, die Du selbst wahrscheinlich viel besser erledigen könntest, aber in diesen Momenten verschafft er Dir Zeit. Was ist denn mit einer Nachtwache? So hättest Du zumindest dann Ruhe.

Meine Mutter ist letztes Jahr in ziemlich jungen Jahren gestorben. Seither macht mein Vater (wesentlich älter als sie) sich Gedanken, was passiert, wenn er pflegebedürftig wäre. Er will eine Pflegerin aus Polen ins Haus holen, weil Bekannte von ihm damit sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Eine ständige deutsche Pflegerin kann kaum jemand bezahlen. Die Kosten für eine polnische Kraft halten sich aber anscheinend in Grenzen und auch der persönliche Umgang soll sehr nett und freundlich sein.
Das ist ein schwieriges Thema, das ganz sicher kontrovers gesehen wird. Letztendlich darfst Du aber überhaupt kein schlechtes Gewissen haben, wenn Du Hilfe - wie auch immer - in Anspruch nimmst, um daran nicht selbst zugrunde zu gehen. Denn wenn Du jetzt auch noch krank wärst, wäre niemandem geholfen.

Ganz viel Kraft und liebe Grüße von
Sabine
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  #6  
Alt 07.07.2005, 00:02
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Standard Gehirnblutung

Hallo Emschermaus!

Freut mich, dass du hier schon einige Antworten bekommen hast. Und ich denke, dass du auch merkst, dass die Antworten alle den selben Grundtenor haben, den du ja im Endeffekt auch tief in dir drinnen merkst. Aus eigener Erfahrung wüdre ich dir raten, dich jetzt, solange deine Mutter noch im Krankenhaus ist, um Hilfe zu kümern. jetzt hast du noch zwei Tage Zeit, Informationen einzuholen, Beratungsgespräche wahrzunehmen und Papierkram zu erledigen. Wenn deine Mutter wieder zu Hause ist, wird dir dafür sicher die Zeit und die Kraft fehlen.

Zu der sache mit der polnischen Pflegerin, die Sabine anspricht, kann ich dir auch ein wenig berichten. Ein Arbeitskollege meiner Tante hat auch eine polnische Pflegerin für seine Mutter. Er arbeitet eben und wohnt auch nicht vor Ort. Die Pflegerin lebt sogar mit in der Wohnung und ist immer für seine Mutter da. Eine deutsche Pflegerin könnte er sich nicht leisten, das sind unvorstellbare Kosten. Und er ist absolut zufrieden mit der Frau und weiß seine Mutter gut versorgt. Wenn du magst, kann ich ja mal nachfragen lassen, wie er an die Frau kam. Gibt sicher Agenturen für so etwas. Ansonsten schau wirklich, ob du zumindest jemand für die Nächte bekommst,damit du durchschlafen und kraft schöpfen kannst. Ich weiß ja nicht wie´s finanziell ausschaut, aber wir legen momentan auch fast 2000 € für dreimal täglich Pflegedienst hin. Einstufung ist beantragt, ich hoffe, sie bekommt wenigstens Stufe 2. Hab dir ja oben schon mal geschrieben, was du alles mal probieren solltest, um Hilfe, auch finanzielle zu bekommen. Eine ganz kleine Möglichkeit gibt´s z.B. auch bei eingestuften Patienten, dass mn für selbstgekaufte Einlagen, Handschuhe etc. gegen Nachweis moantlich 31€ bekommt. Lass dich also wirklich gut informieren. Für spezielle Fälle gibt´s auch 460 € im Monat für Betreuung durch Fachkräfte. Kenn mich da aber nicht genau mit den Voraussetzungen aus. Vielleicht kann dir deine alte Chefin da ja weiterhelfen.

Ja, ich kann verstehen, wie dir das auch mit dem Urlaub geht. Meine Eltern waren vor zwei Wochen auch erst im Urlaub, aber eben immer auch mit dem schlechten Gefühl, was daheim passiert. Gut, meine Mutter wusste, dass ich da bin und mich kümmere, aber dann musste die Oma eben doch notfallmäßig ins Krankenhaus. Da hatte sie eben auch keinerlei Entspannung. Und jetzt ist davon eh nichts mehr zu merken. Ich war mit meiner Schwester im Mai eine Woche weg und da es da der Oma halbwegs gut ging, kann man auch wirklich mal abschalten. Aber ich denke, für die wäre es auch sehr gut, wenn du mal rauskommst und deine restliche Familie um dich hast, v.a. dein Enkelkind. Wahrscheinlich machst du dir auch Vorwürfe, dass du deine Tochter jetzt auch nicht so unterstützen kannst, wie du möchtest. Aber wie schaut´s denn mit Kurzzeitpflege für deine Mutter aus, wenn ihr in urlaub fahren wollt? 28 Tage im Jahr zahlt die Kasse doch. und denke dann bitte nicht, dass du deine Mutter abschiebst, damit du dich erholen kannst! DU brauchst diese Zeit wirklich für dich und da kann dir keiner einen Vorwurf machen.

Ich bin auch jemand, der gerne alles organisiert und managt, v.a. weil ich in der Familie auch die einzige mit medizinisch-pflegerischer Erfahrung bin. Allerdings hat meine Chefin vor einigen Wochen auch ein ernstes Wörtchen mit mir geredet und hat ja z.T. auch recht. Aber bei der eigenen Familie macht man´s halt dann doch immer anders, als wenn man jemand "Fremden" vor sich hat. Die Erkrankung meiner Oma wurde ja erst vor einem Vierteljahr festgestellt, ist aber rasant fortgeschritten und sie wird dieses Jahr sicher nicht überleben. Allerdings waren wir seit Januar auch ganz intensiv mit meiner anderen Oma beschäftigt, die jetzt auch ein Pflegefall ist und täglich Hilfe braucht. Und irgendwann kann man einfach nicht mehr. Wir versuchen, was wir können und für den Rest haben wir uns wirklich Hilfe geholt. Und das lege ich dir auch wirklich ans Herz. Sei ruhig mal egoistisch und denk an dich! Du brauchst auch Kraft für dein Leben. So hart es auch klingt.

Tut mir leid, das ich hier so kreuz und quer schreibe, eben so wie´s mir grade in den Sinn kommt. Und du merkst, dass auch mir das Schreiben gut tut.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und freue mich, mal wieder von dir zu hören!

Liebe Grüße

Julia
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